Ein kurzer Leitfaden zur Debian-Netzinstallation auf dem Inspiron 4000

Als Gedankenstütze und Leitfaden, hier die Punkte, die man bei einer Netzinstallation mit Debian speziell für den Inspiron 4000, aber auch allgemein, beachten sollte. Mittlerweile gehe ich zwar oft dazu über mir nur noch Basisinstallationen als Image irgendwo abzuspeichern und wieder hervorzuholen, wenn irgendetwas ausprobiert werden soll.
Dennoch, im Laufe der Zeit vergisst man wieder das ein oder andere Schlagwort oder wo etwas zu finden war. Naturgemäß soll die Aufzählung nicht jedes mögliche Problem abdecken. Server Installationen haben mit Sicherheit andere Schwerpunkte als eine Desktopinstallation und über Vorzüge und Nachteile einzelner Anwendungen kann man mehrere Bücher füllen.
Wer sich gerade mit Linux vertraut macht, sollte sich von dem Leitfaden nicht abschrecken lassen. Viel mehr als eine grobe Merkliste zur Debian-Netzinstallation auf einem bestimmten Laptop Modell ist er nicht. Mit Ubuntu gibt es eine einfachere Möglichkeit Linux kennenzulernen. Für alle die Debian näher kennenlernen wollen.., nur zu. 🙂
Wer sich speziell für den Toshiba Portege 3110CT interessiert und vielleicht gerne mal die PEX Installation ausprobieren möchte, findet hier schon etwas dazu.

Debians Netzinstallation

Die Debian-Netzinstallation:
Für den Inspiron 4000 empfehle ich die inoffizielle Netzinstallations-CD von Squeeze oder die offizielle Lenny-Netzinstallation. Damit umgeht man das Problem fehlender, unfreier Firmware, ohne die man die Netzwerkkarte nicht einrichten kann.
Da ab Squeeze der ausgelieferte Debian-Kernel zu 100% aus freien Komponenten besteht, kann man die fehlende firmware-linux-nonfree aber auch während des Installationsvorgangs z.B. per USB in das Verzeichnis /lib/firmware kopieren. Der Weg über die genannten CDs ist aber hier der einfachere.

Welches Debian darf es sein?

Der nächste Schritt ist das Auswählen der Debian-Version. Dazu genügt es in der Datei /etc/apt/sources.list, bei der angesprochenen Lenny-Installation, das Wort lenny z.B. durch squeeze zu ersetzen, um die zukünftige stabile Debian-Version zu erhalten.
Wer gerne ein "Rolling Release" möchte, um bei einem bekannten Schlagwort zu bleiben, ändert das Wort Lenny z.B. in stable, testing oder unstable/sid um. Der große Vorteil bei dieser Wahl, man brauch sich in Zukunft nicht mehr darum zu kümmern, welche Figur aus Toy Story gerade der neueste Projektname bei Debian ist. Mit der Wahl von stable, alias Lenny im Moment, wird das System permanent in diesem Zustand gehalten. Das heißt, sobald Squeeze fertig und stabil ist, wird es zu "stable" und Lenny zu "old-stable".
Wer experimentierfreudig ist wählt testing oder sogar sid (der Bösewicht von Toy Story, sid=sid is dangerous). Der Vorteil dieser beiden Zweige liegt bei der aktuelleren Software und dem Spass mehr Probleme zu lösen ;). Ich benutze auf dem Inspiron 4000 sid und habe außer bei Midori noch keine Bugs gefunden. Wirklich, sid läuft wirklich gut. Hoffentlich ändert sich das bald. 😈
Testing ist ein guter Mittelweg, Sicherheitslücken werden aber später als bei stable oder sid geschlossen.
Stable steht bei Debian für felsenfest solide, ausführlich getestet und unverwüstlich. Für Nicht-Debianer oft in einem Wort: langweilig. Größere Updates sind selten, Sicherheitsaktualisierung erfolgen schnell, gut auch für ältere Rechner, die schwer an apt zu schaffen haben und nicht so oft Rechenzeit mit Updates verbringen wollen.
Die Entscheidung liegt bei euch. Danach genügt ein

aptitude update
aptitude dist-upgrade

Meine sources.list, die mit # kommentierten Zeilen nur dann auskommentieren, wenn man stable als Version gewählt hat

deb http://ftp.de.debian.org/debian/ sid main contrib non-free
deb-src http://ftp.de.debian.org/debian/ sid main contrib non-free
#deb http://security.debian.org/ stable/updates main
#deb-src http://security.debian.org/ stable/updates main
#deb http://ftp.de.debian.org/debian/ squeeze-updates main contrib

Softwareauswahl Teil I

Was darf es sein? Vollständige Desktopumgebung oder doch lieber Eigenbau?

aptitude install gnome gdm (Gnome mit gdm als Loginmanager)
aptitude install kde-full kdm (KDE komplett mit kdm als Loginmanager)
aptitude install slim lxde (LXDE mit slim als Loginmanager)
aptitude install slim xfce4 (Xfce4 mit slim als Loginmanager)

Leicht zu merken oder? Danach nur noch einmal den Namen des Loginmanagers als root in den Terminal eingeben und voila! Für den Inspiron empfehle ich LXDE, Xfce4, am besten aber den Fenstermanager der Wahl und etwas Handarbeit.
Obwohl mein jetziger Desktop mit Openbox und dem Lxpanel zwei zentrale LXDE-Elemente enthält, wollte ich dennoch den spannenderen Weg gehen und das System weiter anpassen und nicht einfach lxde installieren.

aptitude install slim xorg openbox alsa-base

Der Ausgangspunkt für ein leichtgewichtiges Debian mit Openbox als Fenstermanager.

X-Server richtig konfigurieren

Dieser Punkt ist nur für Besitzer eines Dell Inspiron 4000 gedacht, bei denen die automatische X-Server-Konfiguration versagt. Um es kurz zu machen, hier ist meine xorg.conf. Entpacken und dann nach /etc/X11 kopieren, X Server neustarten und tada :D.

Softwareauswahl Teil II

Ab hier geht es nun erst richtig los mit dem Ausprobieren.
Bei Openbox muss man sich nur wenig merken: Erstens obconf und obmenu installieren. Aussehen von Openbox ändern leicht gemacht.
Zweitens:~/.config/openbox/autostart.sh. Alles was automatisch beim Start von Openbox ausgeführt werden soll, kommt hier herein. Insbesondere feh zum Anzeigen von Hintergrundbildern und das Lxpanel, unspektakulär, leichtgewichtig und alles was man für den Anfang braucht.
Für einen Laptop bevorzuge ich neuerdings den xfce4-power-manager gegenüber dem Gnome-Pendant. Er erfüllt seinen Zweck, hat aber weniger Abhängigkeiten und zusammen mit Thunar bleibt diese Anzahl weiterhin überschaubar.
Achja und Drittens Tipps zu Openbox finden sich im Netz reichlich. Sehr zu empfehlen sind der Openbox Guide von Urukrama und der Wikieintrag bei archlinux.org. Openbox ist selbst gut dokumentiert. Ein Blick in die ~/.config/openbox/rc.xml hilft oft schon weiter.
Ab nun fehlen nur noch ein paar leichtgewichtige Programme.

ESS-Maestro-Soundkarte in Betrieb nehmen

Auch bei der Maestro-Soundkarte ist die Firmware unfrei und muss nachträglich installiert werden. Um dennoch Musik hören zu können, genügt es den Anweisungen im Debian Wiki zu folgen.
Openbox ist ein klasse Fenstermanager mit einer Vielzahl an Konfigurationsmöglichkeiten. Ein anderes Mal mehr dazu. 😉

Einfache Suchmuster mit Aptitude

Mich beschäftigte vor ein paar Tagen die Frage, welche und wie viele unfreie Pakete auf meinem Inspiron 4000 mit Debian und Openbox installiert sind und welche Möglichkeiten es gibt dies schnell herauszufinden.
Unter Gnome erledigt Synaptic meist den Job, wenn es eine grafische Oberfläche mit Suchfeld und Eingabemaske sein soll. Ubuntus neues Software Center bietet eine ähnliche, stärker visuell ausgerichtete, aber grobere Funktionalität.
Da es ein leichtgewichtiges System bleiben sollte, kamen sowohl Synaptic als auch das Software Center nicht in Frage.
Dann kommt aptitude ins Spiel, ein Frontend für Debians und Ubuntus Paketverwaltungssystem. Seit ich mit Debian angefangen habe, ist es für mich der bequemste Weg um schnell ein Paket zu installieren oder wieder zu entfernen.
Aptitude bietet aber noch zahlreiche andere Optionen, um mehr über Programme herauszufinden. Eines seiner Stärken ist die Option search.

aptitude search '(?section(contrib) ?installed)'

Bei Suchmuster mit search gibt es eine Lang- und eine Kurzform. Attribute für Suchmuster beginnen bei der Langform mit einem ? und dem Attribut. Der Suchbegriff folgt meist in Klammern danach.
Die Kurzform beginnt mit dem Tilde Symbol "~". Der Suchbegriff wird direkt an das Attribut angehängt.

aptitude search '(~scontrib ~i)'
oder
aptitude search '(~snon-free ~i)'

Die Suche im Bereich contrib und non-free und nach nur installierten Paketen ergab.

i A b43-fwcutter - Werkzeug zum Entnehmen der Broadcom 43xx Firmware
i firmware-b43-installer - Installer package for firmware for the b43 driver
i vice - The Versatile Commodore Emulator
i dropbox - secure backup, sync and sharing util
i firmware-linux-nonfree - Binary firmware for various drivers in the Linux kernel

Die b43 Pakete sind zwar freie Software, laden aber die unfreie Firmware für meine Linksys-WLAN-Karte herunter.
Dropbox ist als Backup- und Austauschwerkzeug von Dateien mit Mac- oder Windowsnutzern sehr nützlich und ohne firmware-linux-nonfree würde weder meine Maestro-Soundkarte noch das LAN-Kernel-Modul e100 funktionieren.
Der Rest ist Freie Software. 🙂
Wer wissen will, welche freien Spiele mit Debian angeboten werden, kann dies mit einer Suche im Bereich "games" herausfinden und die Suche mit bestimmten Begriffen auch auf die Paketbeschreibung erweitern. Das ! negiert wie in Programmiersprachen gewohnt das Attribut.

aptitude search '(~sgames !~i)'
aptitude search '(~sgames !~i ~dHammer)'

Mit search gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, darunter z.B. auch die Suche nach bestimmten Paketverwaltern und Paketversionen.
Ein guter Einstieg zu den verschiedenen Optionen von Aptitude ist der Aptitude Reference Guide.

ScummVM: Spielspaß mit Piraten, Archäologen und Astronauten

Es gibt schon heute eine breite Vielfalt an Spielen, die man mit Linux spielen kann. Möglich wird das nicht nur durch native Entwicklungen oder Wine, sondern vor allem auch durch eine Vielzahl von Emulatoren wie DosBox oder Vice, die alte Betriebssysteme oder legendäre Plattformen wie den Commodore C-64 wieder zurück in die Neuzeit holen mitsamt einer Reihe kultiger Spiele.
Und dann gibt es auch noch geniale freie Software wie ScummVM.
ScummVM ist kein Emulator, sondern ein Interpreter für diverse Skriptsprachen, die damals zum Programmieren von sogenannten "Point-and-Click-Adventures" benutzt wurden. Darunter befinden sich alle Scumm-Spiele von LucasArts, Sierra-Klassiker wie die Leisure Suit Larry-, Kings Quest-, Police Quest- und Space Quest Reihe, Simon the Sorcerer und viele andere mehr.
Mehr als genug um Tage und Wochen mit dem Lösen witziger Rätsel zu verbringen, den Schwertmeister zum Beleidigungsduell herauszufordern, den Weitspuckwettbewerb zu gewinnen (aber nicht bevor die Grog-Mischung stimmt), mit Indy sich auf die Suche nach dem Schicksal von Atlantis zu begeben oder die geheimnisvolle außerirdische Welt von "The Dig" zu erforschen.
Dabei läuft ScummVM nicht nur unter Linux, sondern auch auf praktisch jedem anderen System, was einem spontan einfällt, z.B. auch auf dem iPhone, Android Smartphones, SymbianOS, Playstation, Wii, GameCube usw. usw.
Neben der großen Portabilität bietet aber ScummVM auch vor allem verbesserte Grafik, ein stark erweitertes Menü zum Abspeichern und Laden der Spielstände und andere Modifikationen, die in den Originalspielen gar nicht auftauchten.
Für die Besitzer älterer Rechner interessant, ScummVM begnügt sich mit relativ wenig Systemressourcen, da wie gesagt, im Gegensatz z.B zu DosBox, nichts emuliert werden muss.
Also werft den alten Laptop wieder an, installiert ScummVM und kauft euch eine der zahlreichen Sammelboxen alter LucasArts oder Sierra Klassiker 😉
Die Bedienung ist sehr einfach. Von den Spielen selbst benötigt man oft nur einige wenige Dateien. Diese kopiert man in einen Ordner und wählt diesen in ScummVM unter dem Punkt "Add/Hinzufügen" aus. In den Vollbildmodus geht es mit ALT+Enter.
Die Untergrenze sehe ich bei Systemkomponenten wie sie mein Toshiba 3110ct mit sich herumschleppt. Auf dem Dell Inspiron 4000 läuft ScummVM mit weniger als 8% CPU Auslastung.
Bleibt schließlich noch zu hoffen, dass es irgendwann mal auch eine filmische Umsetzung von Indiana Jones and the Fate of Atlantis und Steven Spielbergs "The Dig" geben wird.
Und nein, weder Armageddon noch der letzte Indiana Jones Teil kommen auch nur annähernd an die gute Geschichte aus diesen, vielleicht grafisch veralteten aber brilliant erzählten, Spielen heran.

Links

www.scummvm.org - Offizielle ScummVM-Seite der Entwickler mit vielen Informationen

Verschlüsseltes LMDE “the Debian way”

Während das LMDE-Team zwischen den Jahren ein paar Bugs mit der Linux-Mint-Live-DVD ausgebessert hat, habe ich versucht die Idee, Linux Mint Debian schon heute auf einem verschlüsselten Logical Volume zu installieren, in die Tat umzusetzen.
Da die LMDE-Live-DVD Verschlüsselung und die Einrichtung von LVM noch nicht unterstützt, bleibt z.B. der Weg über eine reine Debian-Installation mit anschließendem Upgrade auf die spezifischen Mint Debian Pakete.
Der Vorteil dieser Variante liegt hierbei in der geringen Größe der Netinst- oder Visitenkarten-Edition gegenüber knapp 900 MB Download der LMDE-Live-DVD. Umso kleiner aber die Installations-CD, desto mehr Pakete müssen über das Internet nachinstalliert werden. Eine funktionierende Internetverbindung ist also zwingende Voraussetzung.
Als Testrechner habe ich mich für den Dell Inspiron 4000 entschieden und die Debian Lenny Visitenkarten-Edition zum Installieren benutzt. Wer schon einmal Ubuntu mit der Alternativen CD installiert hat oder regelmäßig Debian nutzt findet sich natürlich sofort zu recht. Wichtig ist es, die geführte Installation mit LVM und Verschlüsselung auszuwählen.
Allen anderen empfehle ich die Debian-Netzinstallation oder youtube.com, wo es einige gute Videos zu diesem Thema gibt und vor allem etwas Durchhaltevermögen, denn die Debian-Installation ist nicht schwer!
Wer bis hierhin furchtlos Debian installiert hat, findet sich nach dem Neustart auf der nackten und kalten Konsole wieder. Aber keine Bange, der Rest ist trivial. Ab sofort meldet man sich als Benutzer "root" an und nimmt folgende Veränderungen an seinem Debian System vor.
Der Inhalt der Datei /etc/apt/sources.list wird komplett durch diese vier Zeilen ersetzt.

deb http://packages.linuxmint.com/ debian main upstream import
deb http://ftp.debian.org/debian testing main contrib non-free
deb http://security.debian.org/ testing/updates main contrib non-free
deb http://www.deb-multimedia.org testing main non-free

Anschließend genügt ein

aptitude update
aptitude install linuxmint-keyring deb-multimedia-keyring
aptitude dist-upgrade

und die aktuellsten Debian Testing Pakete werden installiert.
Nach dem Upgrade hat man aber weder Gnome noch Linux Mint Debian. Deswegen geht es gleich weiter mit

aptitude install gdm3 gnome-core

Debian installiert nun die wesentlichen Pakete der Gnome-Desktopumgebung und den Loginmanager GDM. Sobald der Vorgang abgeschlossen ist, genügt die Eingabe von

gdm3

als Benutzer root um die grafische Desktopumgebung zu starten. Dann kann man sich wie gewohnt mit dem bei der Installation vergebenen Benutzernamen einloggen und man findet folgendes vor.

Beeindruckend ist hierbei der geringe Speicherverbrauch mit weniger als 90 MB RAM mit der Gnome-Core-Version, die aber schon wesentliche Programme wie Browser, Email, Datei- und Systemverwaltungsprogramme mitbringt.

Wo ist mein Mint?

Kein Problem. Terminal öffnen, sich als root anmelden und

aptitude install mint-meta-debian

eingeben.
Dieses schöne Mint-Metapaket installiert alles was man sich von seinem Linux Mint Debian erwartet. Sollte aptitude sich beschweren, dass ein virtuelles Paket namens gstreamer0.10-pitfdll sich nicht installieren lässt, muss man es vorher noch manuell aus dem Internet herunterladen und mit

dpkg -i gstreamer0.10-pitfdll

installieren.
Das war es schon! Nach einem Neustart begrüßt einem der Linux-Mint-Debian-Desktop auf einem komplett verschlüsselten Logical Volume. Der Speicherverbrauch ist für ein Gnome immer noch sehr gering. Um es mit der ursprünglichen Linux-Mint-Debian-Installation oder gar Ubuntu zu vergleichen müssen aber noch einige Pakete nachinstalliert werden.

Compiz fehlt, ebenso Pidgin und Openoffice.org. Ich wage trotzdem die kühne Behauptung, dass man mit dieser Methode sich ein individuelles und sehr leichtes LMDE installieren kann, welches, egal wie man es anstellt, flexibler und ressourcenschonender als die LMDE-Live-DVD und ebenso die Linux Mint Main Edition oder Ubuntu ist.

Noch ein paar Gedanken

Auch nach dieser erneuten Gnome-Installation auf dem Inspiron 4000, bemerkt man doch die Unterschiede zu einer reinen Fenstermanagerlösung. Gnome lässt sich ohne Frage bedienen, aber auf dem älteren Laptop ist dies nicht der Königsweg.
Um es deutlich zu sagen, das liegt nicht an Debian oder Linux Mint. 256 RAM sind für Gnome wirklich nur der Anfang, was ich schon vor knapp 2,5 Jahren feststellen musste. Auf jedem neueren Rechner wird man mit Sicherheit die verbesserte Reaktionsfreudigkeit feststellen.
Was mir bei der Aktion in den Sinn kam, ist die Frage, ab wann man eigentlich von einer eigenständigen Distribution sprechen kann. Ich denke Linux Mint Debian ist deswegen so interessant, weil es viele proprietäre Formate "out of the box" anbieten möchte, womit sich insbesondere das Installieren von WLAN-Karten, Video- und Grafiktreibern vereinfachen lässt.
Die momentane Linux-Mint-Live-DVD steckt leider noch in den Kinderschuhen, weswegen man bei der Installation hiervon noch nicht von solchen Vorteilen profitieren kann. Ich hoffe aber weiterhin, dass im weiteren Voranschreiten des Projekts das bald anders sein wird.
Ketzerisch betrachtet ist Linux Mint aber ein Debian-Meta-Paket. Manche sagen ich habe Linux Mint Debian installiert, ein langjähriger Debiannutzer würde vielleicht behaupten, er habe sich mit aptitude Debian Testing mit Gnome- und Mint-Geschmack gezogen.

Rolling release, was ist das eigentlich?

LMDE benutzt für seine Installation die Debian-Spiegel und nutzt demnach zu 100% auch Debian-Software. Für meinen Geschmack sollten die Entwickler stärker darauf hinweisen, dass in Debian die sogenannten Testing- und Unstable/Sid-Zweige einzig und allein dazu dienen eine stabile Debian-Version zu produzieren.
Obwohl Testing und selbst Sid eine hohe Stabilität aufweisen, geht dennoch mal von Zeit zu Zeit etwas schief. LMDE profitiert derzeit verstärkt von dem eingefrorenen Zustand des Testing-Zweiges, der wahrscheinlich im ersten Quartal 2011 dann als "Squeeze" die nächste stabile Debian 6.0 Version werden wird.
Ob damit das momentane Testing ein echtes "Rolling Release" ist wage ich deswegen zu bezweifeln. Das kann dann in einigen Monaten wieder anders aussehen. Wenn man Rolling Release mit "neueste Software zu jedem Zeitpunkt" gleichsetzt, müsste LMDE auf Sid basieren.
So wie der Begriff "Rolling Release" zur Zeit benutzt wird, klingt es mehr wie ein Werbeslogan. Was würden ArchLinux-Nutzer dazu eigentlich sagen?
Aber mal ehrlich. Solche Wortklaubereien sind mir egal. Linux Mint Debian macht Debian bekannter. Linux Mint Debian entwickelt neue Software um Linux insgesamt besser zu machen. Linux Mint Debian interessiert mehr Menschen für Freie Software. Darauf kommt es schließlich an.

Linux Mint Debian die Weihnachtsausgabe 2010

Pünktlich zu Weihnachten erschien ein neues DVD-ISO des im Oktober 2010 gestarteten Linux-Mint-Debian-Projektes. Wochen zuvor hatte ich mir schon mit Rtorrent die erste ISO-Version heruntergeladen und in VirtualBox installiert und war nun gespannt, ob die Installationsroutine zum Erstling verbessert worden ist und mit welchen weiteren Neuerungen das Entwicklerteam aufzuwarten hatte.
Ab sofort ist Linux Mint Debian nun als 32bit- und 64bit-Version verfügbar. Für meine Zwecke reichte die 32bit-Variante und momentan sehe ich immer noch keine Vorteile um auf 64bit zu wechseln. Bei einem "Rolling Release" ist der Download einer neueren Version normalerweise ziemlich sinnlos, da sich die komplette Software nach der Installation bequem über den Paketmanager erneuern lässt.
Gespannt war ich aber, ob das Installationsprogramm der LMDE-Live-DVD mittlerweile die Partitionierung mit lvm und eine Verschlüsselung mit cryptsetup unterstützt. Leider war das nicht der Fall. Nach wie vor muss man die Festplatte manuell mit gparted partitionieren und eine Root-Partition auswählen, wonach der Installationsprozess weiterlaufen kann. Für Linux-Anfänger könnte hier schon die erste Hürde liegen.
Ich bin mir sicher, dass das LMDE-Team in den nächsten Monaten den debian-installer, der bei Debian und Ubuntu zum Einsatz kommt, ebenfalls auch für LMDE verwenden wird. Die Einrichtung einer verschlüsselten Festplatte bei der Installation sollte also bei Linux Mint Debian nur eine Frage der Zeit sein.
Um schon heute eine verschlüsselte Festplatte einzurichten, wäre es am einfachsten, eine Debian-Minimalinstallation mit der Debian-Netinstall- oder Businesscard-Edition durchzuführen und danach in der /etc/apt/sources.list die Linux-Mint-Debian-Paketquellen nachzutragen. Schließlich macht man noch ein simples aptitude dist-upgrade und Linux Mint Debian ist auf einer komplett verschlüsselten Festplatte installiert. Um der Debian-Installation dann das Mint-Aussehen zu verpassen, muss man danach nur noch die spezifischen LMDE-Pakete installieren.
Update:
Wie es geht habe ich hier beschrieben.
Die weitere Installation ist intuitiv und stellt keine Probleme dar. Lediglich bei der Auswahl der Sprachunterstützung sollte man sicher gehen die richtige Deutsch-Variante gewählt zu haben. Germany (low) ist witzigerweise Niederländisch, doch ein paar Zeilen tiefer findet sich das richtige "German, Deutschland". Danach kann man sich zurücklehnen und die weitere Installation beobachten.
Bei Linux Mint bin ich mir immer noch nicht sicher wie ich diese Distribution einordnen soll. Laut distrowatch.com ist Linux Mint eine der populärsten Linux-Distributionen. Bisher musste ich mir noch nicht die Frage stellen, ob ich mein Ubuntu 10.10 deinstallieren sollte, um Linux Mint 10 zu installieren. Ich gebe zu bisher noch kein reines Linux Mint irgendwo installiert zu haben, doch meine Vorurteile lassen sich so zusammenfassen: Linux Mint ist ein grünes Ubuntu. Warum sollte eine Distribution, die auf Ubuntu basiert, die wiederum auf Debian basiert, nennenswerte Vorteile haben?
Meine Aufmerksamkeit erregte Linux Mint deshalb erst mit der Ankündigung einer Linux-Mint-Debian-Edition, die zu 100 % kompatibel mit Debian ist, aber gleichzeitig Annehmlichkeiten wie bei Ubuntu versprach. Allen voran die Installation proprietärer Grafikkartentreiber, Wlan-Treiber und Videocodecs "out of the box".
Des Weiteren bietet die LMDE-Version ein neues Anwendungsmenü, welches sich deutlich vom Standard-Gnome-Desktop unterscheidet, aber dennoch deutliche Ähnlichkeiten mit der SuSe-Linux-Distribution aufweist. Ich persönlich finde dieses Menü nützlich und auch übersichtlich, es ist aber nichts, weswegen ich unbedingt einen Wechsel zu einer Distribution empfehlen würde. Als Unterschied zu einer Standard-Ubuntu-Installation nahm ich Giver und einen Uploadmanager wahr. Thunderbird ist anstatt Evolution als E-Mail-Client voreingestellt und F-Spot ist bei LMDE gegenüber Shotwell als Fotoverwaltungsprogramm noch immer erste Wahl.
Unnötig fand ich die gleichzeitige Installation von drei verschiedenen Multimediaplayern wie Mplayer, VLC oder Totem. Bei einer Aktualisierung der aktuellen Pakete wird ebenfalls Evolution nachinstalliert. Natürlich ist es wie bei Debian gewohnt möglich diese neuen Pakete wieder zu entfernen. Idealerweise hätte ich aber erwartet, dass Linux Mint Debian eine solche Mehrfachinstallation von ähnlichen Programmen verhindert und eine klare Auswahl trifft.
Auch wenn sich dieser erste Eindruck nicht besonders euphorisch liest, halte ich Linux Mint Debian dennoch für eine gute Alternative zu anderen Standard Gnome Distributionen. Im Gegensatz zu Ubuntu fällt sofort der geringe Speicherverbrauch mit nur ca. 145 MB auf!
Die nächsten Monate werden zeigen inwiefern LMDE in der Lage ist die Verbesserungen der ursprünglichen Linux Mint Version in LMDE zu integrieren. Momentan warte ich noch gespannt, wie sich Ubuntu mit dem neuen Unity-Desktop gegenüber Gnome 3 entwickeln wird und inwiefern Linux Mint hier Akzente gegenüber Ubuntu setzen kann.
Im Moment schaut es für mich danach aus, dass eine Debian-Testing-Installation und geringe Anpassungen das gleiche Ergebnis wie ein Linux Mint Debian liefern können. Die Zeit wird weiteres zeigen.

Rotierende Hintergrundbilder mit feh

Wer gerne reine Fenstermanager nutzt, stößt mitunter auf das Problem: "Wie lässt sich das Hintergrundbild einrichten?"
Hierzu gibt es unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten. Eine Variante ist z.B. einen Terminal-Emulator wie eterm zu benutzen, eine Variante, die sich bei meinen ersten Schritten mit Fluxbox recht unkompliziert einrichten ließ.
Andererseits lassen sich auch schnelle Dateimanager wie Rox oder PCManFM zum Setzen des Wallpapers bewegen. Nicht zu vergessen erledigt das Gnome-Pendant Nautilus genau diese Aufgabe, ist auf Grund der vielen Abhängigkeiten mit der Gnome-Desktopumgebung aber nicht immer die erste Wahl für eine leichtgewichtige Linuxumgebung.
Und dann wäre da noch feh. Feh ist kleines, aber mächtiges Kommandozeilen-Programm, welches Bilder blitzschnell anzeigen und auch manipulieren kann. Dabei lässt es sich über die Tastatur steuern, bietet aber ebenfalls die Möglichkeit mit der Maus Optionen auszuführen.
Seine Stärken spielt es auch in grafischen Dateimanagern wie Thunar oder Feedreadern wie canto aus, wo ich es als Bildbetrachter voreingestellt habe.

Einzelnes Hintergrundbild

Um das Hintergrundbild zu zeichnen, erstellt man eine versteckte Textdatei namens .fehbg im Homeverzeichnis und fügt diesen Code dort ein:

feh --bg-scale '~/Bilder/mein-hintergrund-bild.jpg'

Damit das Hintergrundbild automatisch beim Start von X gezeichnet wird, ist es notwendig diesen Befehl entweder durch einen Eintrag in der Datei .xinitrc auszuführen oder wie z.B. beim Fenstermanager Openbox von der Datei autostart.sh auf .fehbg zu verweisen, die sich bei Debian in ~/.config/openbox/ befindet.
Neben anderen nützlichen Programmen zum Starten eines Panels oder Energieverwaltungsprogramms, sieht danach meine autostart.sh z.B. so aus:

sh ~/.fehbg
lxpanel&
xfce4-power-manager&

Rotierende Hintergrundbilder

Um mehrere Hintergrundbilder in einem Bilderverzeichnis nacheinander in einem Intervall von 15 Minuten anzuzeigen, kann man sich ein kleines Skript namens wallpaper anlegen und als versteckte Datei in Home abspeichern. Die Idee hierzu habe ich im englischen Archwiki gefunden.
Eine Do-While-Schleife durchsucht das Bilderverzeichnis nach Bildern mit der Dateiendung *.jpg und *.png. Nur die erste Zeile dieser Suche wird an xargs übergeben und man erhält den gleichen Befehl wie zuvor in .fehbg. Das Zeitintervall von 15 Minuten lässt sich natürlich genauso wie das Bilderverzeichnis frei anpassen.

#!/bin/sh
while true;
   do
   find $HOME/Bilder -type f -name '*.jpg' -o -name '*.png' | shuf -n 1 | xargs feh --bg-scale
   sleep 15m
done &

Indem man in der autostart.sh anstatt

sh ~/.fehbg

sh ~/.wallpaper

schreibt, hat man nun mehr Abwechslung auf seinem Desktop, z.B. mit den tollen Naturbildern von Ubuntu 10.10.

Wie alles begann

Irgendwann im Jahre 2001 brachte der berühmte Tropfen das Fass zum Überlaufen. Ich war bis dahin stolzer Besitzer eines typischen Komplett-PCs von der Stange mit einer für damalige Verhältnisse superschnellen GeForce-2-Grafikkarte, die man heute nicht mal mehr als Briefbeschwerer nutzen würde.
Ebenfalls typisch für die Zeit war das Betriebssystem Windows 98, mein erster Schritt in das große Internetzeitalter. Ich glaube damals war es noch normal, dass man mindestens ein halbes Dutzend verschiedener Programme zum Registry säubern, Viren vernichten und Adware entfernen installiert hatte. Irgendwo auf der Festplatte gab es einen Ort, wo man regelmäßig die neuesten Versionen diverser Freeware- und Sharewareprogramme aus dem Netz sammelte und einen Extra-Ordner nur für Videocodecpacks angelegt hatte.
Es war die Zeit als ein Browser namens Netscape dem Internet Explorer verstärkt Konkurrenz machte. Es war die Zeit des Bluescreens. Besonders immer dann, wenn man gerade bei CS 1.3 einen 10:0 Lauf hatte...
Nachdem die Entropie des Chaos beinahe stündlich auf meinem PC zuzunehmen schien, kam in mir die verzweifelte Frage auf: "War das alles, gibt es keine Alternative?"
Irgendjemand hatte mal von einem anderen Betriebssystem namens Linux gesprochen. Dies sei kostenlos und Open Source, so mit grafischer Oberfläche und Programmen wie bei Windows. "Aha, und wo kann man das herunterladen?" "Da gibt es verschiedene Distributionen von" "Distrib...wie bitte?"
Mit ziemlicher Sicherheit suchte ich damals unter anderem mit Suchbegriffen wie "Was ist die beste Linux-Distribution". Ich war ziemlich ahnungslos, wo nun die Vor- und Nachteile zu suchen waren. Jeder hatte eine andere Meinung, also musste ich zwangsläufig alle ausprobieren.
Die Suche nach Informationen zu Linux setzte sich bis in das Jahr 2002 fort. Meine ersten Distributionen waren RedHat Linux (heute Fedora), SuSe Linux, Mandrake (heute Mandriva) und Debian GNU/Linux. Am meisten lernte ich zuerst von RedHat und SuSe. Bis heute setzen beide auf das RPM-Format zum Installieren von Programmen. Dass sich plötzlich alles zentral über einen Paketmanager verwalten ließ, war ein Quantensprung.
RedHat konzentrierte sich damals auf die Gnome-Desktopumgebung während SuSe KDE bevorzugte. An Gnome mochte ich die Übersichtlichkeit, da aber zu dieser Zeit viele Programme noch mit GTK1-Bibliothek existierten, war das Erscheinungsbild gewöhnungsbedürftig. Lediglich bei Mandrake hatte ich immer das Gefühl, dass hier am besten mit der Konfiguration von Schriften und Aussehen umgegangen wurde.
Deswegen war ich auch anfangs bekennender Fan von KDE, das damals einfach besser aussah und auch viele nützliche Programme hatte, die ich in dieser Form bei Gnome vermisste. Dies änderte sich später mit Debian und Ubuntu wieder und heute ist meine Rundum-Sorglos-Desktopumgebung wieder Gnome, obwohl Xfce und vor allem die reinen Fenstermanager Openbox, Fluxbox und Awesome auf älterer Hardware klar vorne liegen.
Wie schon erwähnt setzte SuSe auf KDE, weshalb ich anfangs viel mit dieser Distribution experimentierte. Das zentrale Konfigurationswerkzeug YAST stach bei SuSe sofort ins Auge. Als Newbie wusste man bei SuSe sofort, wenn man etwas ändern möchte, muss man YAST benutzen. Da aber nie auf Anhieb alles klappte und viele Anleitungen im Netz immer vorschlugen irgendetwas an der Textdatei xy zu ändern, war man bei YAST aufgeschmissen, wenn mal etwas nicht funktionierte.
Zur damaligen Zeit wurden die meisten Infos zu Linux auf privaten Heimseiten und in Foren gesammelt und wissenswerte Informationen gab es meistens nur in Englisch. Auch in dieser Hinsicht punktete SuSe, denn die Kaufversion enthielt eine gute Dokumentation, die viele Fragen beantwortete.
Jep, ich kaufte mir SuSe Linux. Auch heute bin ich der Überzeugung, dass es kein Widerspruch ist für freie Software Geld auszugeben und die Ausgabe war es sicher wert. Und wenn wir gerade von Geld ausgeben sprechen, auch einen dicken Wälzer zu Linux kaufte ich mir. Michael Koflers Linux-Bibel steht bei mir noch heute in der 6. Auflage im Schrank. Als Nachschlagewerk würde ich es selbst heute noch empfehlen, auch wenn viele Informationen natürlich nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind. Sicher gibt es mittlerweile aber schon eine viel aktuellere Auflage.
Dann kam irgendwann der Tag, an dem ich auf einer Netzwerkparty in die Geheimnisse von Debian GNU/Linux eingeweiht worden bin. *epische Musik im Hintergrund*
Anfangs konnte ich mit Debian wenig anfangen, da insbesondere das Installationsprogramm dselect Guru-Kenntnisse voraussetzte und die Bedienung im Gegensatz zu anderen Linux-Distributionen wenig intuitiv war. Heutzutage hat sich das Bild vollkommen gewandelt, der debian-installer ist logisch und leicht zu bedienen und ist einer der vielen Stärken von Debian geworden.
Auf der LAN-Party lernte ich dann mit apt umzugehen inklusive dist-upgrade auf sid und wie man den Kernel selbst baut. Alles andere war ja langweilig 🙂
Entscheidender war, dass ich mit Debian zum ersten Mal eine Distribution gefunden hatte, wo man nach einiger Zeit sofort wusste, an welcher Stelle man suchen musste, wenn etwas nicht so funktionierte, wie man es erwartete. Mit apt wurde das Ausprobieren neuer Software zum Kinderspiel und wenn Debian läuft vergisst man schnell, warum es früher notwendig war den PC zig mal neuzustarten nur um ein Update aufzuspielen.
Heute würde ich jedem Linux-Neugierigen Ubuntu als Einstieg empfehlen und danach Debian zum Vertiefen. Vor allem gibt es mittlerweile viele gute Wikis und Informationen, die den Umstieg auf Linux einfach machen.
Danach sollte man sich auf jeden Fall einmal umschauen, was es sonst noch so gibt, denn es gibt noch ca 300-400 Distributionen zum Ausprobieren 😉
Momentan ist Ubuntu auf meinem Intel Core Duo Rechner installiert. Mit Debian experimentiere ich zur Zeit am meisten. Aber insbesondere kleine Distributionen wie z.B. Slitaz, die selbst noch einen alten Toshiba 220 CS zum Laufen bewegen, werden für mich immer interessanter. Dazu später mehr.
Achja und last but not least, LinuxMintDebian wird derzeit in Virtualbox getestet. Je nach dem wie sich Ubuntu mit der nächsten Version entwickelt, wage ich den Umstieg auf LMDE. Wer rastet, der rostet 🙂

Federleicht Musik hören mit cmus

Vor einiger Zeit habe ich ein paar leichtgewichtige Linuxanwendungen vorgestellt. Ganz in Vergessenheit geriet dabei cmus, ein schnelles und flexibles Musikprogramm für die Konsole.
Cmus spielt alle wichtigen Formate ab, darunter natürlich mp3, ogg, flac und wav und eignet sich dabei auch um Radiostreams aus dem Internet anzuhören.
Besonders in letzter Zeit fiel mir auf, wie reaktionsfreudig cmus bei der Verwaltung der Musikbibliothek umgeht und Musikdateien auch über langsame Netzwerkverbindungen mit sehr geringer CPU und RAM Auslastung abspielt.


Cmus lässt sich als Konsolenprogramm ausschließlich über die Tastatur steuern. Vor allem die Suche nach Musikstücken ist an das Programm vi angelehnt, wie auch andere Eigenschaften dieses meistgehassten - oder geliebten Editors (je nach dem wen man fragt). Nein, so schlimm ist es wirklich nicht. Cmus bietet hier viel mehr die Möglichkeit Befehle entweder im vi Stil auszuführen oder eben auch wie von anderen Musikprogrammen gewohnt Tastenkürzel festzulegen. Diese lassen sich, ebenso wie diverse weitere Optionen und das Aussehen des Clients, unter Einstellungen (Taste 7) festlegen.
Für den Anfang sollte man unter Einstellungen auf jeden Fall nachschauen, ob die Option output_plugin auf "alsa" gesetzt wurde, mixer.alsa.channel auf "PCM" oder "MASTER" und mixer.alsa.device auf "default".
Die Bedienung von cmus ist übersichtlich und simpel. Mit den Tasten 1-7 wählt man zwischen verschiedenen Ansichten. Am besten man beginnt mit der Browser Ansicht (Taste 5) und steuert den Musikordner an. Mit den Pfeiltasten lassen sich Dateien und Ordner auswählen und mit der Taste "a" werden diese zur Bibliothek hinzugefügt. In der Ansicht Bibliothek (Taste 2) kann man dann wieder mit den Pfeiltasten Musikstücke auswählen und mit "y" zur Playlist (Taste 3) oder mit "e" zur Warteschlange (Taste 4) hinzufügen.
Die Baumansicht (Taste 1) bietet hingegen die Möglichkeit die Künstler direkt auszuwählen und mit der Space-Taste die dazugehörigen Alben anzuzeigen. Mit "TAB" wechselt man in dieser Ansicht dann zwischen Alben und Liedern hin und her.
Wie schon erwähnt funktioniert die Suchfunktion genauso wie in vi. Mit "/" und dem Suchbegriff wird nach Mustern gesucht. Drückt man danach "ENTER", lässt sich mit der Taste "n" nach weiteren Begriffen suchen, die dem Muster entsprechen.
Natürlich hat cmus auch eine Option für Shuffle "s" und Repeat "r". Mit "ENTER" bzw "x" spielt man Lieder ab und "c" pausiert den aktuellen Track.
Cmus hat eine gute man Seite und auch im Internet findet sich eine Bedienungsanleitung in Englisch.
Die Tastaturkürzel sind gewöhnungsbedürftig. Warum "p" Lieder nach unten und "P" nach oben verschiebt, kommt einem nicht sofort in den Sinn. Aber dafür lässt sich dies schnell unter Einstellungen ändern.
Das Beste von allem aber ist der wirklich winzige Ressourcenverbrauch von cmus.

Effizient und schnell: rtorrent, screen und elinks

Heute möchte ich rtorrent, einen kleinen und sehr effizienten Bittorrent Client vorstellen und wie man ihn bequem aus der Ferne mit ssh kontrollieren kann. Im Zusammenspiel mit dem Terminal Multiplexer screen sind rtorrent und der Textbrowser elinks eine komfortable Lösung, um einen Bittorrent Client fernzusteuern, schnell und einfach neue Torrents hinzuzufügen und gleichzeitig äußerst effizient mit Systemressourcen umzugehen.
Durch die geringen Anforderungen an die Hardware eignet sich rtorrent auch für ältere Rechner und für Lösungen ohne grafische Desktopumgebung und lässt sich insbesondere für einen dedizierten Server, eine sogenannte Seedbox, nutzen.
Rtorrent ist eine auf ncurses basierende Oberfläche der Bittorrent Bibliothek libtorrent und ist derzeit bei Debian und Ubuntu in der Version 0.8.6 (rtorrent) und 0.12.6 (libtorrent) verfügbar. Zentrale Konfigurationsdatei bei rtorrent ist die im Home Ordner versteckte Datei .rtorrent.rc.

1. Schritt: Programme installieren

aptitude install ssh rtorrent elinks screen

2. Schritt: Konfiguration

Eine Beispieldatei der .rtorrent.rc gibt es auf der offiziellen Homepage. Hier findet man unter anderem die üblichen Einstellungen zur minimalen und maximalen Anzahl von peers pro Torrent, Anzahl der gleichzeitigen Verbindungen beim Upload und eine Option für die Beschränkung der Upload/Download Rate.
Ein interessantes Feature von rtorrent ist das Überwachen von Ordnern auf neue Torrents. Diese werden dann automatisch in rtorrent gestartet und nach erfolgreichem Download in einen anderen Ordner verschoben. Um ein solches Szenario einzurichten, geht man einfach so vor:
Im Home Verzeichnis einen Ordner Downloads erstellen und in diesem dann z.B. die Unterverzeichnisse watch, session, todo, fertig anlegen. In der .rtorrent.rc müssen danach nur noch folgende Angaben gemacht werden:

directory = ~/Downloads/todo
session = ~/Downloads/session
schedule = watch_directory,10,10,"load_start=~/Downloads/watch/*.torrent,d.set_custom1=~/Downloads/fertig/"
schedule = tied_directory,10,10,start_tied=
schedule = untied_directory,10,10,stop_untied=
system.method.set_key=event.download.finished,move_complete,"d.set_directory=$d.get_custom1=;execute=mv, -u,$d.get_base_path=,$d.get_custom1="

Die letzte Zeile sieht zwar etwas kryptisch aus, bewirkt aber, dass nach der Fertigstellung des Downloads dieser vom Ordner todo nach fertig verschoben wird. Um die Torrent Datei automatisch aus dem watch Ordner zu entfernen und somit das Seeden bei einem Verhältnis von 1:1 zu beenden, muss noch dieser Code eingefügt werden.

ratio.enable=
ratio.min.set=100
ratio.max.set=120
ratio.upload.set=20M
system.method.set = group.seeding.ratio.command, d.close=, d.erase=

Verschlüsselung des Datenverkehrs erreicht man in rtorrent durch den Eintrag folgender Zeile in die .rtorrent.rc

encryption = allow_incoming, try_outgoing, require, require_RC4

3. Bedienung

Nachdem man sich mit ssh auf dem Rechner eingeloggt hat, startet man zunächst mit dem Befehl screen den Terminal Multiplexer. In screen gestartete Programme laufen auch nach dem Ausloggen mit ssh weiter. Diese können gleichzeitig in unterschiedlichen Fenstern laufen und auch nebeneinander in der Konsole dargestellt werden. Hat man rtorrent ausgeführt, kann man mit der Tastenkombination STRG+A und dann SHIFT+S die Darstellung horizontal teilen. Mit STRG+A und TAB wechselt man zur nächsten Hälfte und kann dort mit STRG+A und c eine neue Konsole öffnen. Hier startet man elinks, mit welchem man nach neuen Torrents suchen kann. Im Optionsmenü lässt sich als Standard Ordner für Downloads dann auf den watch Ordner verweisen. Heruntergeladene Torrents landen also direkt bei rtorrent!
Indem man eine Torrent Datei aus dem watch Ordner löscht, lässt sich das Herunterladen oder Verteilen beenden. Mit dem Kommando STRG+A und d verlässt man screen und schickt es in den Hintergrund. Mit dem Befehl screen -r kann man sich erneut zu seiner Session und aller darin laufenden Programme verbinden. Für weitere nützliche Kommandos innerhalb von screen einfach STRG+A und ? eingeben. Das vertikale Teilen von screen funktioniert bei Debian mit der Kombination STRG+A und |. Mehr Screenshots und weitere Informationen zu screen gibt es hier.

Wie lässt sich rtorrent bedienen?

Rtorrent lässt sich komplett über die Tastatur steuern. Mit den Pfeiltasten bewegt man sich zwischen Torrents und den Menüoptionen. Mit der Pfeiltaste nach Rechts kommt man in ein Untermenü, wo man mehr über die heruntergeladenen Dateien, Peers und Tracker erfährt. In rtorrent gibt es mehrere Ansichten, die sich über die Tasten 1-9 erreichen lassen. Das Upload Verhältnis lässt sich mit a/s/d erhöhen und mit y/x/c reduzieren. Für das Download Verhältnis ist es entsprechend A/S/D und Y/X/C. Möchte man, dass rtorrent für ein bestimmtes Torrent die globalen Einstellungen ignoriert muss man SHIFT+i drücken. Drückt man einmal STRG+d stoppt der Up-und Download des ausgewählten Torrents, ein weiteres STRG+d entfernt das Torrent. Schließlich kann man rtorrent mit STRG+q beenden.

4. Fazit

Diese Erklärung sollte nur einen kurzen Eindruck vermitteln, was man mit drei Konsolenprogrammen erreichen kann. Transmission ist sicherlich mit einer grafischen Oberfläche intuitiver zu bedienen. Wer sich jedoch von der Konfiguration einer Textdatei und der Tastensteuerung nicht abschrecken lässt, erhält einen hocheffizienten Bittorrent Client und eine hervorragende Lösung sowohl für Low als auch High End Rechner.

5. Links

Offizielle Projektseite mit umfangreicher Dokumentation für rtorrent und libtorrent

Nützliche Mplayer Optionen für altersschwache Rechner

Mplayer spielt so ziemlich alles ab, was die Multimediawelt zu bieten hat. Selbst fehlerhafte Videos lassen sich mit einigen Optionen noch zum Abspielen bewegen. Vor allem mit älterer Hardware endet das Anschauen von HD Videos oft in Geruckel und stotternder Audiovergabe. Mit einer kleinen Auswahl aus den Myriaden an Mplayer Optionen lässt sich so manches h264 Video auch noch auf einem Dell Inspiron 4000 mit 800 MHz Pentium III CPU anschauen.

Hier nun meine kleine Liste mit einigen nützlichen Mplayer Optionen. Die Werte vor dem | lassen sich direkt in der Kommandozeile an mplayer übergeben, die Werte danach können in dieser Form in der Konfigurationsdatei .mplayer/config stehen.

  • -quiet / -really-quiet | quiet="1"

Die Ausgabe von Meldungen in der Konsole werden weniger, was bei manchen Terminalemulatoren zu deutlich weniger Speicherverbrauch führt.

  • -vo xv | vo=xv

Setzt die Videoausgabe auf den Standard X11 Treiber, der für ältere Rechner die beste Performance verspricht. Wer spezielle Grafikkarten nutzt, sollte hier auch mal die anderen Werte von vo ausprobieren.

  • -vf scale=400:300 | vf="scale=400:300"

Damit lässt sich die Höhe und Breite der Wiedergabe festlegen und verkleinern. Bei einem Bildschirm mit einer maximalen Auflösung von 800x600 Pixeln, würde bei dieser Einstellung das Video also 1/4 des Bildschirms einnehmen.

  • - framedrop | framedrop="1"

Verwirft einige Frames ohne sie anzuzeigen. Dadurch kann eventuell ein Problem mit der Audio/Video Synchronisation behoben werden.

  • -cache 8192 | cache="8192"

Erhöht den Zwischenspeicher auf 8 MB. Gerade bei langsamen Netzwerkverbindungen können dadurch Ruckler und Aussetzer vermieden werden.

  • -vfm ffmpeg -lavdopts lowres=1:fast:skiploopfilter=all

Mit dieser magischen Zeile lassen sich selbst h264 Videos auf älteren Kisten anschauen. Der Performancegewinn kann aber zu Lasten der Bildqualität gehen. Auf meinem Dell Inspiron 4000 fiel das aber nicht auf. Mit -vfm ffmpeg wird der libavcodec ausgewählt, der Rest bewirkt, dass beim Dekodieren manche Frames nicht mehr in Abhängigkeit zu anderen Frames ausgewertet werden und somit weniger Informationen berechnet werden müssen. Außerdem bewirkt die Option lowres=1, dass das Video nur mit der Hälfte der normalen Auflösung dargestellt wird.

Die Option skipframe=all geht sogar noch weiter und lässt alle Frames beim Dekodieren aus. Letzteres hat aber meist eine sehr schlechte Wiedergabequalität zur Folge.

Noch ein paar nützliche Tips in Englisch gibt es z.B. im Wiki auf multimedia.cx.