Grml 2010.12

"Gebrüder Grml" ist der Codename für eine im Dezember 2010 erschienene und auf Debian basierende Live-CD und ganz augenscheinlich ein Wortspiel der österreichischen Entwickler auf die Gebrüder Grimm.
Abseits davon, dass Grml ein einprägsamer Name für eine Distribution ist (zumindest für mich *grummel*), gefiel mir die Aussage, dass man das Rad nicht neu erfinden wolle und deshalb Debian als Basis nutze.
Die Zielgruppen des primär als Live-CD konzipierten Debian-Derivats sind nach eigener Aussage Fortgeschrittene und Experten, Systemadministratoren und Liebhaber von Textprogrammen.
Grml lässt sich in drei verschiedenen Ausführungen herunterladen, einer Standardversion mit X (700 MB, 2,3 GB entpackt!) , Grml Small ohne X und nur den wichtigsten Werkzeugen (110 MB) und Grml Medium mit X und zusätzlichen nützlichen Programmen (220 MB). Dazu ist der Linuxkernel 2.6.36 installiert und Debian Sid wird als Systemunterbau verwendet.

Grml mit Fluxbox
... ein paar Shells

Grml besitzt vielfältige Bootoptionen und ein optisch übersichtliches Bootmenü, darunter auch die Möglichkeit die gesamte Distribution im RAM laufen zu lassen. Die deutsche Spracheinstellung wird mit einem Tastendruck ausgeführt oder kann später auch direkt auf der Konsole mit grml-lang de jederzeit umgestellt werden. Dazu bietet die Live Version die gleichen "Cheatcodes" wie die Knoppix Live-CD. Wer also schon einmal Knoppix benutzt hat, wird sich bei der Übergabe der Startparameter nicht viel umstellen müssen.
Nach der Erkennung der Hardware kann man sich mit einem weiteren Tastendruck dafür entscheiden, ob man lieber in eine grafische Desktopumgebung mit Fluxbox, i3, wmii, Openbox oder Awesome einsteigen möchte oder gleich auf der Konsole Platz nimmt.
Grml bietet für die Arbeit auf der Konsole eine Reihe gut vorkonfigurierter Programme an. Insbesondere fällt hier auf, dass sich die Entwickler auch Gedanken über Schriften und Farben zur besseren Lesbarkeit gemacht haben. Alle bekannten Editoren und Shells sind standardmäßig verfügbar, die Konfigurationsdateien sind gut kommentiert.

Grml mit Konsole

Das Steckenpferd von Grml ist eindeutig die Zsh-Shell. An vielen Stellen kann man sich innerhalb der Live-CD oder auf der offiziellen Homepage über die Vorzüge von zsh informieren. Die mächtige Autovervollständigung, selbst bei Variablen oder Programmoptionen ist schon sehr beeindruckend.
Mögliche Verwendungszwecke für Grml sehen die Entwickler z.B. als Rettungs-CD, zur forensischen Analyse von Daten und um eine Debian Live-CD mit allen wichtigen Werkzeugen für Systemadministratoren sofort griffbereit zu haben.
Da Grml für fortgeschrittene Anwender geschaffen wurde, sollte man nicht erwarten, dass man von grafischen Programmen Schritt für Schritt bei jeder Aufgabe unterstützt wird. Es wird vorausgesetzt, dass man weiß, welche Programme für eine Sicherung oder Rettungsaktion notwendig sind und wozu ein Programm wie ophcrack sinnvoll ist. Dafür gibt es auf der Homepage zumindest einen kurzen, aber guten Überblick, wie man mit ein paar Kommandos verschiedene Aufgaben lösen kann.
Besonders die Konfigurationsdateien für die verschiedenen Konsolenprogramme sind interessant, weshalb sich das Anschauen von Grml schon deshalb gelohnt hat. Ich denke insbesondere die vimrc, screenrc und die zsh Shell werde ich mir noch öfter genauer ansehen.
Grml hat eine klare Ausrichtung auf erfahrene Anwender und bestimmte Einsatzszenarien. Deswegen ist es auch einleuchtend, warum Programme wie Openoffice oder große Desktopumgebungen wie Gnome und KDE nicht zum Einsatz kommen. Dafür blieb mehr Platz für Adminwerkzeuge.
Wer eine wirklich kleine, schnelle, grafische Live-CD haben möchte wird mit Slitaz eher glücklich oder sollte für eine komplette Desktopumgebung besser Knoppix bevorzugen. Auch gibt es schon Live CDs, die sich in ähnlicher Weise wie Grml spezialisiert haben. Ophcrack wird sogar als Einzelprogramm mit einer Live-CD ausgeliefert und Distributionen wie Clonezilla oder PartedMagic sind meiner Meinung nach für eine Backuplösung einfacher zu bedienen.
Grml bietet dafür mehr Konsolenanwendungen und gut vorkonfigurierte Textprogramme und ist ideal, wenn man sich über die Stärken von zsh, vim, emacs, screen und Co informieren will. Deswegen werde zumindest ich, sie mir noch etwas näher anschauen 😉

Prinzipien, Ideale und was eine gute Distribution ausmacht

Jeder hat seine Lieblingsdistribution. Meine ist Debian. In den letzten zehn Jahren hat sich in dieser Hinsicht nicht viel getan. Lediglich Ubuntu konnte sich bisher dazwischen drängen und mich 2006 von ihren Zielen überzeugen.
Das bedeutet nicht, dass mich andere Ideen nicht interessieren oder ich fundamentalistisch an einer Distribution festhalten muss. Im Gegenteil: Ich kann zwar nicht versprechen Debian komplett zu vergessen, aber ich bin mir sicher, dass es da noch viele coole Ideen gibt und sei es nur eine Config Datei, die ich für ein Debian System nutzen kann.
Warum aber die Distribution wechseln?
Irgendeinen Grund muss es geben, dass es dort draußen so viele verschiedene Linuxdistributionen gibt, von denen laut distrowatch.com immerhin 129 Stück auf Debian basieren, mit großem Abstand folgen Fedora, Slackware oder Gentoo basierte.
Debian versucht seit neuestem mit einem Zensus mehr Feedback von diesen vielen Derivaten zu erhalten, um Änderungen und Verbesserungen besser in das Hauptprojekt einfließen lassen zu können.
Worin besteht nun der Unterschied zwischen einem Derivat, einer Linuxdistribution oder sogar einem Blend wie Debian Projekte wie Skolelinux, Debian Multimedia oder Debian Science bezeichnet.
Ein Blend oder Flavor ist nichts anderes als eine neue Mischung, eine Untermenge aus allen verfügbaren Softwarepaketen einer Distribution, nur zum Zweck geschaffen eine bestimmte Aufgabe für eine Nutzergruppe möglichst einfach "out-of-the-box" zu erfüllen. Oft sind sie als sogenanntes Metapaket verfügbar.
Derivate sind von einer Distribution abgeleitete Projekte, die im Kern immer noch auf einer wichtigen Komponente des Originals basieren, z.B. der Paketmanager. In anderen Bereichen unterscheiden sie sich aber mehr oder weniger stark von der Originaldistribution. Veröffentlichungen können regelmäßiger oder unregelmäßiger stattfinden, das Erscheinungsbild der Desktopoberfläche ist standardmäßig anders und besonders wichtig, neue Funktionen, Verbesserungen oder Programme, die im Original nicht existieren, wurden hinzugefügt.
Eine Linuxdistribution ist nach Wikipedia eine Zusammenstellung des Linux Kernels mit diverser Software, um hieraus ein Betriebssystem zu bilden.
Im Grunde genommen ist eine Distribution also auch der allgemeine Übergriff, unter dem sich alle anderen aufgezählten Begriffe summieren. Was macht nun aber eine gute Distribution aus?
Für mich persönlich stehen folgende Punkte im Vordergrund:

  • Mehrwert: Eine gute Distribution sollte dem Anwender einen großen zusätzlichen Nutzen bieten. Die Software ließe sich zwar auch manuell Paket für Paket installieren oder kompilieren, doch ein Blend übernimmt diese Aufgabe mit einem Kommando oder Mausklick. Bessere Sprachunterstützung, barrierefreie Bedienung, ein Derivat bietet eine benutzerfreundlichere Installation, vereinfachte Konfiguration oder im Gegenteil eine weiter fortgeschrittene, detailliertere Justierung, kurzum mehr Kontrolle. Auch die Vorinstallation einer bestimmten Desktopumgebung mit darauf ausgerichteter Software und angepassten Einstellungen wäre ein gutes Argument für eine Distribution. Umso mehr Mehrwert desto besser.
  • Klare Ausrichtung: Eine gute Distribution wurde mit einem bestimmten Ziel geschaffen. Linux bekannter und einsteigerfreundlicher machen (Ubuntu), ein universelles, stabiles, von einer Gemeinschaft entwickeltes Betriebssystem schaffen (Debian), eine extrem leichtgewichtige LiveCD kreieren (z.B. Slitaz) oder jede Kompilierungseinstellung selbst steuern können (Gentoo). Gibt es eine Philosophie, ein besonderes Merkmal oder CI um aus der Masse herauszustechen?
  • Tue eine Sache, die aber richtig: Eine gute Distribution schließt eine bisherige Anwendungslücke, ist für einen bestimmten Zweck oder eine Plattform besonders geeignet oder genau das, wonach sich die Welt schon immer gesehnt hat. Egal ob Live Distribution, Server-, Desktop- oder Gaming-Version, wird die Distribution ihren eigenen Anforderungen gerecht und stellt alles andere bisher Dagewesene in den Schatten, führt kein Weg mehr daran vorbei. Kann sie darüber hinaus alles auf hohem Niveau gleichzeitig, dann nenne man sie ab sofort Deb...ähm hervorragende Distribution.
  • Support und Community: Jede Distribution hat mal klein angefangen, meistens typisch in irgendeiner Garage 🙄 . Welche Möglichkeiten bietet sie aus diesem Anfangsstadium herauszukommen? Gibt es eine Website, ein Forum, ein Wiki, eine Newsgroup oder gar Handbücher? Wie verhält sich die Gemeinschaft gegenüber "Newbies", welche Maßnahmen wurden ergriffen um die Qualität und Weiterentwicklung positiv zu gewährleisten? Wie werden Entscheidungen über die Distribution getroffen und wie nachhaltig sind diese?
  • Freie Software versus Proprietäre: Unfreie Software darf niemals freie Software einschränken. Eine gute Distribution überlässt dem Anwender die Entscheidung, welche Software er verwenden will und welche nicht und schafft dafür die Voraussetzungen. Freie, perfekte, fehlerlose Software für jeden Anwendungsfall ist das Ideal. Doch in der unvollkommenen, realen Welt müssen manche Menschen von Einnahmen leben. Kommerzielle Dienstleistungen, die auf freien Standards aufsetzen und dem Nutzer einen Mehrwert bieten, sollten nicht nur toleriert sondern auch gefördert werden.

In den nächsten Monaten werde ich einige neue Distributionen ausprobieren und schauen, wer Debian vom Thron stoßen kann.
Mal sehen, ob sich auch meine Prinzipien ändern werden. 😉

Unverhofft kommt oft

Manchmal ist es wie verhext. Man glaubt nichts anderes als beim letzten Mal gemacht zu haben und doch verhält sich das System anders als erwartet.
Da der Toshiba 220 CS wegen KolibriOS eine neue FAT32-Partition erhalten sollte, dachte ich, eine komplette Neuinstallation mit allen vorher entdeckten Optimierungen wäre eine gute Sache.
Also wurde wieder Qemu und das 8 MB große Slitaz-Base-ISO bemüht und alles in ein 300 MB großes Raw-Image geschrieben. Dieses Mal wählte ich Ext2 als Dateisystem, was auf solchen Oldies "gefühlt" schneller arbeitet als Ext3, ohne dass ich dafür irgendwelche Zahlen nennen könnte.
Auch im Hinblick auf den 16 MB großen RAM Speicher hielt ich es für sinnvoll mich auf ein Dateisystem zu konzentrieren.
Das vorgefertigte Muster-Slitaz musste nur noch mit dd auf die Festplatte geschrieben und der restliche verfügbare Speicherplatz mit fdisk zugewiesen werden.
So hatte ich schließlich eine Swap-, Root-, Dos- und Home-Partition und bis auf Dos waren alle mit Ext2 formatiert.
Nach einigen Neustarts, zuvor waren nur 3-4 Standardprogramme installiert worden, hing sich das System nach dem Neustart schon auf, so dass ein Kaltstart die letzte Lösung war.
Merkwürdigerweise passiert mir so etwas immer nur bei Ext2-Dateisystemen, die danach natürlich Fehler melden und in diesem Fall leider auch einen unreparierbaren Schaden.
Anscheinend war eine System- oder Gerätedatei beschädigt,auf jeden Fall gab es als fortlaufende Fehlermeldung "/dev/tty2 could not be opened". Der Fehler ließ sich reproduzieren und trat nur dann auf, wenn ich den restlichen Festplattenspeicher partitionierte.
Dank des vorher angefertigten Backups mit DD ist nun alles wieder beim alten inklusive Ext3 Root-Partition. Solche Fehler sind unheimlich schwer nachzuvollziehen und sind auch nichts, was ich tiefer untersuchen möchte.
Das Ende: Ich verkleinerte die Root-Partition mit resize2fs und habe nun eine ca. 200 MB große Partition für KolibriOS.
Auch wenn man am liebsten schreiben möchte, dass man Ubuntu auf einem 15 Jahre alten Rechner zum Laufen bekommen hat und dort gerade Youtube-Videos mit Flash (pfui) ansieht, während gleichzeitig der mit Blender erzeugte neue Zeichentrickfilm gerendert wird...es läuft nicht immer alles auf Anhieb rund.
Auch der USB-Port scheint nicht zu den zuverlässigsten zu gehören. Mal lässt sich auf den USB-Stick schreiben, dann wieder nicht. Dateisystem wechseln hilft nicht und an anderen Laptops funktioniert er einwandfrei.
Momentan kann ich dafür Slitaz nicht verantwortlich machen, da vieles mehr auf die Hardware zurückzuführen scheint als auf das Betriebssystem. Mal sehen was Debian sagt, sofern ich es schaffe einen Kernel zu erstellen, der mit 16 MB RAM umgehen kann. 😉

Aufgaben für 2011

Es gibt noch ein paar Dinge, die ich dieses Jahr ausprobieren möchte. Dazu gehören sicherlich noch mehr als ein Dutzend verschiedener Konsolenprogramme, die versprechen alles Wichtige vom grafischen Desktop dorthin zurück zu holen, wo es hingehört, in die Shell.
Man sollte sich nur einmal die man Seite von surfraw durchlesen. 😛
Da gibt es zum einen Programme wie screen, elinks, rtorrent, charm, mplayer oder canto, die ich mittlerweile regelmäßig benutze und über die ich teilweise schon geschrieben habe und andere sehr gute Anwendungen, die mir gelegentlich aushelfen.
Das Ziel ist es mehr über die ressourcenschonenden Möglichkeiten der vielen Konsolenprogramme zu lernen, mit denen auch alte Rechner wieder mit Lichtgeschwindigkeit funktionieren. Das Ganze bekommt eine eigene Kategorie "Leben auf der Konsole".
Obwohl nicht alles neu war, habe ich doch erst durch K.Mandlas Blog Lust bekommen, mich mehr mit diesem Thema zu beschäftigen. Da er vier Jahre Vorsprung hat mit dieser Thematik, dürfte es schwer werden irgend etwas vollkommen Neues hinzuzufügen. Es sollte aber machbar sein innerhalb eines Jahres zumindest aufzuschließen 😉
Wer auch gerne zum "Maximalisten" werden will, sollte sofort einen Blick riskieren und die Seite aufrufen. Insbesondere der Softwareabschnitt liefert gute Ideen.
Wer ein vorkonfiguriertes Debian Lenny mit essentiellen Konsolenanwendungen sucht, dem sei auch K.Mandlas Sandbox-Version empfohlen. Der Torrent-Link befindet sich auf seiner Blogseite oder direkt bei linuxtracker.org herunterladen und in Qemu starten, leichter kann man sich nicht über seine Arbeitsumgebung informieren.
An Linux-Distributionen mangelt es ebenfalls nicht da draußen. Zumindest alle, die behaupten leichtgewichtig zu sein, wollte ich bis Jahresfrist ausprobieren. Insbesondere interessieren mich Distros, die eigene Akzente setzen und nicht nur die Desktopumgebung eines bekannten anderen Projektes austauschen.
Schließlich soll auch noch der ein oder andere Artikel über Spielen unter Linux erscheinen. Wer schon heute den komplette Überblick haben möchte, dem sei holarse-linuxgaming.de empfohlen.

KolibriOS auf einer Floppy

Ich hatte vor kurzem die Gelegenheit mir KolibriOS in der aktuellen Version 0.7.7.0 etwas näher anzuschauen. KolibriOS hat genau genommen nichts mit dem Linuxkernel zu tun, ist aber Freie Software und, für mich besonders bemerkenswert, komplett in Assembler programmiert.

Das Erstaunliche: Das komplette grafische Betriebssysten passt auf eine einzige 1,44 MB Floppy, lässt sich aber auch von einem USB-Stick oder einer CD booten und direkt mit Hilfe von GRUB und memdisk von jedem Linuxsystem aus starten.
Mein erster Gedanke war, wie schlägt sich KolibriOS auf dem antiken Toshiba Satellite 220cs mit nur 16 MB RAM.
Slitaz ist dort mittlerweile in der Minimalinstallation installiert, Sound funktioniert, ein paar wesentliche Systemeinstellungen wurden auch schon justiert, was nun noch fehlte war eine moderne grafische Oberfläche, die auch angemessen schnell reagiert.
Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass eine komplette GUI überhaupt notwendig ist. Slitaz bringt auf der Kommandozeile schon genug nützliche Programme mit.
Bis ich dieses Problem gelöst habe, gibt es nun KolibriOS. Eine Dual-Boot-Installation mit GRUB Legacy ist äußerst einfach und um es vorweg zu nehmen, der Satellite 220cs kommt gut damit zurecht.
Es genügt das Paket syslinux zu installieren und dann den Bootloader memdisk von /usr/lib/syslinux z.B. in das Boot-Verzeichnis oder eine separate Partition zu kopieren. Anschließend muss die Datei kolibri.img der Diskettenversion ebenfalls in dieses Verzeichnis/Partition kopiert werden.
Um KolibriOS beim Start von GRUB auswählen zu können, wird die /boot/grub/menu.lst editiert. Liegen memdisk und kolibri.img auf der boot Partition hda1 sieht das so aus.

title KolibriOS
root (hd0,0)
kernel /memdisk
initrd /kolibri.img

Auch für GRUB2 ist die Installation schnell erledigt. Unterschied ist die neue Syntax und die geänderte Zählweise bei Partitionsnummern. Die sauberste Lösung ist bei Debian das Editieren der Datei /etc/grub.d/40_custom. Danach nur noch den Befehl grub-mkconfig -o /boot/grub/grub.cfg als root ausführen.

menuentry "KolibriOS" {
set root='(hd0,1)'
linux16 /memdisk
initrd16 /kolibri.img
}

Memdisk war leider nicht im Syslinux-Paket von Slitaz enthalten, weswegen ich Memdisk von einer Debianinstallation benutzt habe und das auch problemlos funktionierte.
Nach dem Neustart lässt sich nun bequem zwischen KolibriOS und der alten Linuxdistribution wählen.
KolibriOS überraschte mich mit einem kompletten grafischen Desktop und einer Unmenge an Programmen, Gimmicks und Spielen. Außerdem funktionierte die Internetverbindung auf dem Inspiron 4000 dank Unterstützung für den Intel-Chipsatz. Das schaffte nicht einmal Debian Squeeze out-of-the-box. (oder besser wollte nicht schaffen) 😉
Ein komplettes SDK zur Programmierung von Anwendungen in Assembler ist integriert. Der Hintergrund und die Icons lassen sich ändern, Touchpad und Maus funktionieren und auch der kleine quäkende PC Speaker gibt Töne von sich 😉
Es gibt einen IRC-Client, einen HTML-Viewer, Telnet und FTP-Clients, man kann Internet-Schach spielen. Da sind ein Taschenrechner, ein kleines Malprogramm, Texteditor, Shell, ein CD-Player und auch ein Dateimanager und und und.
Mehr als genug Programme um behaupten zu können, ein komplettes Betriebssystem vor sich zu haben. Sicher ist aber auch, dass trotzdem nicht von heute auf morgen jeder Privathaushalt und jedes Unternehmen auf KolibriOS umstellen wird. Die Hardwareerkennung ist natürlich sehr eingeschränkt. Wer also PCMCIA und USB-Wlan-Sticks zum Surfen braucht hat Pech gehabt.
KolibriOS ist so winzig, dass der Begriff "leichtgewichtig" schon wieder zu schwer ist. KolibriOS zum Maßstab aller leichtgewichtigen Linuxdistributionen zu machen ist aber genauso ungerecht wie zu erwarten, dass ein kompletter Firefox in Assembler irgendwo zwischen den 1,44 MB schlummert oder OpenOffice sich wundersamerweise hinter einem der zahlreichen Programmmenüs verbirgt.
Ebenfalls beachten sollte man, dass KolibriOS nur auf FAT-Partitionen schreiben kann und von ext2/ext3 nur liest. Deswegen werde ich die Programme auch mal näher vorstellen, sobald ich eine FAT-Partition auf einem der Laptops eingerichtet habe. Die Screenshots stammen deshalb noch aus Qemu.
Ich denke KolibriOS ist ein starker Gegenbeweis zu manch Gigabyte großer Installation und zeigt was theoretisch machbar wäre.
Ich ziehe auf jeden Fall meinen Hut vor den Entwicklern.

Reif fürs Museum

Als ich gerade den RSS-Feed durchgesehen habe, bin ich auf diesen bedrückenden Beitrag auf Tagesschau.de gestoßen.
In Berlin eröffnet ein Computerspiele-Museum seine Pforten. Nach dem Beitrag musste ich sofort die grauen Haare im Spiegel zählen und verfiel in tiefe Depressionen. Ist das nun schon wieder so lange her, dass ich Lemminge auf dem AMIGA 500 gespielt habe?
00:20 ...Computerspiele und die Technik veralten sehr schnell.......
[deprimierend].
00:26...es ist wichtig, dass man sich um die Spieler von damals institutionell kümmert....
[holt mich, hier bin ich]
00:31 ...diese Spiele müssen der heutigen Generation zugänglich gemacht werden....
[vergesst den alten Kram, neu ist toll und immer besser]
00:40...heute sind Computerspiele Alltag...
[soso]
00:58 ...es wurde früher über Computerspiele gesprochen, aber oft nur in Bezug auf Gewalt, wir zeigen das hier auch...
[sehr differenzierte Aussage, aber gerade nochmal die Kurve gekriegt, ansonsten hätte morgen wieder in der Zeitung gestanden "Museum verharmlost brutale Computerspielegewalt"]
01:15...es ist schwer vorstellbar, aber diese kleinen Pixelwesen waren Kult...
[sind, sind!!]
Tja, wo sind die letzten 20 Jahre nur geblieben? Zum Glück bleibt die Technik nicht stehen und neue, innovative Spielkonzepte finden Einlass in die Populärkultur. Meine Schwester machte mich letztens auf dieses kewle Ääpp für das iPhone aufmerksam. Es kam mir sofort in den Sinn nachdem ich den Beitrag gesehen hatte.
Angry Birds auf youtube.com
00:20 ...paid version it's 99 cent...
[yeah, plus 200€ für das iphone + 50 € monatlich für den 24 monatigen Knebelvertrag bei einem größeren deutschen Kommunikationsunternehmen, aber dann gehts los, klingt fair]
00:50
[Wow, man kann die Hintergrundmusik abstellen...]
01:15
[Es hat Level, die man freispielen muss und es wird immer schwieriger? No way!]
01:45
[....pigs....destroy...castle?? Wenn das eine Burg ist, dann.... ach egal]
01:54
[Hat er gerade "kill" gesagt? Ich habe jede Hoffnung für die heutige Jugend verloren...]
Jetzt mal im Ernst, für wen klingen die Vögel exakt genauso wie die Lemminge aus dem Computerspiele-Museum?
So viel zum Thema Innovationen und kommt mir nicht, das kann man mit den Händen spielen! Wer spielt denn noch Spiele mit den Händen, haha.
Ich denke es wird nun Zeit für eine Runde Pingus. Als man noch Leben rettete und nicht tötete!

Obwohl ich auch mal wieder Lust auf ein Killerapp hätte.

Achja, schnell den Beitrag auf Tagesschau.de ansehen, bevor er depubliziert wird 🙄

Qemu spart Zeit und Geld

Qemu ist Freie Software, ein Emulator für verschiedene Prozessorarchitekturen und auch ein Virtualisierer und dabei in der Lage die komplette Hardware eines Computers zu emulieren. Insbesondere nützlich um Live-CDs und Betriebssysteme in dieser virtuellen Maschine auszuführen, die Installationen in eine Imagedatei zu schreiben und danach mit dd auf eine externe Festplatte zu übertragen.
Qemu löst für mich damit eine Menge Probleme. Ich kann verschiedene Software und Betriebssysteme spielend leicht testen, ohne dafür jedes mal ein neues Installationsmedium zu brennen oder gar jede Linux-Neuentdeckung auf einem separaten Computer installieren zu müssen.
Es gibt eine neue RC-Version des Debian-Installers und man möchte ihn sofort testen? Man wollte immer schon die neueste Anwendung für das Mobiltelefon mit ARM-Prozessorarchitektur ausprobieren, hat aber das entsprechende Gerät nicht parat. Mit Qemu auf jedem i386 PC möglich.
Welches Betriebssystem ist nun wirklich leichtgewichtig und ab wann beginnen die Probleme? Mit Qemu und der Option -m lässt sich bequem festlegen wie viel Arbeitsspeicher der virtuellen Maschine zugewiesen werden soll. Womit ich der Antwort auf meine Frage, wie viel RAM der Debian-Installer nun tatsächlich benötigt, etwas näher gekommen bin.
Nur um zu zeigen mit wie wenig Aufwand das geht, hier zwei Zeilen.

qemu-img create test.img 1G
qemu -hda test.img -cdrom debian-testing-i386-netinst.iso -boot d -m 32

Der erste Befehl erschafft ein Image namens test.img im Raw-Format mit der Größe 1 Gigabyte. Der zweite Befehl führt Qemu aus und definiert das Image als virtuelle Festplatte und das mit Rtorrent heruntergeladene Debian-Netinstall-ISO als CD-ROM-Laufwerk, von dem beim Start gebootet wird. Mit nur 32 MB Arbeitsspeicher gibt der Debian-Installer folgende Antwort.

Ich wusste das 64 MB RAM ausreichen um Debian Squeeze auf meinem Toshiba Portégé 3110 CT zu installieren und das 16 MB für den anderen Oldie zu wenig waren. Mit 32 MB RAM kommt man zumindest schon einmal in den "low memory"-Modus, die erste Hardwareerkennung und das Mounten der virtuellen CD-ROM funktioniert, doch dann gibt es eine Kernel Panic bei der Einrichtung der Netzwerkkarte, womit hier vorerst Schluss ist.
Interessanterweise ist die Warnung des Debian-Installers bitte mindestens 43 MB RAM zu installieren wirklich nur als absolutes Minimum zu verstehen. Denn auch mit soviel Arbeitsspeicher wird die virtuelle Netzwerkkarte in Qemu nicht automatisch erkannt und nach einer externen Treiber CD gefragt 🙄
Bei 64 MB RAM funktioniert alles einwandfrei und bei 16 MB RAM....

qemu: fatal: Trying to execute code outside RAM or ROM at 0x01449f40

beendet sich Qemu mit einer Fehlermeldung. Immerhin bestätigt das die Erfahrungen mit den anderen beiden Laptops. Was nun den Bereich zwischen 32 MB und 64 MB mit dem Debian-Installer angeht. Hier scheint zumindest etwas Glück gefragt zu sein, vielleicht sieht das ja bei "echter" Hardware wieder anders aus. 😛 Zumindest behauptet K.Mandla in seinem Blog eine Debian-Installation mit 32 MB RAM erfolgreich geschafft zu haben 😉

Warum Ubuntu nicht braun sein muss

Bekanntlich sagen Bilder mehr als tausend Worte und nicht immer ist man in der Stimmung langatmige (Blog)-Texte zu lesen, nur um über die Unterschiede im Aussehen von Linux Distribution X zu Distribution Y informiert zu werden. Auf der anderen Seite lässt sich unter Linux jeder Desktop vielfältig konfigurieren, anpassen, umwandeln und auch austauschen.
Spricht man über das Aussehen von Ubuntu, ist damit oft implizit die Gnome-Desktopumgebung gemeint. Dass man bei Ubuntu und anderen Distributionen Desktopumgebungen wechseln und Fenstermanager wie Gnomes Metacity z.B. mit Openbox austauschen kann, taucht oft in der Beschreibung nicht auf. Ganz kurios wurde es, wenn man früher in Foren las, dass Ubuntu zu braun sei, das dem persönlichen Geschmack nicht entspreche und man es deswegen nicht installieren werde.
Anderen ist vielleicht Linux Mint zu grün oder RedHat zu rot. Bei all den Diskussionen um das Aussehen von Linux, kann man es nicht oft genug betonen. Das Äußere ist Geschmackssache und solange Linux im Inneren drin steckt, wird es immer möglich sein, sich sein eigenes Desktopideal zu gestalten.
Gnome steht allgemein für leichte und komfortable Bedienbarkeit, intuitive und einfache Gestaltung. Ideal für alle, die ein Desktop-Linux kennenlernen aber auch sofort damit produktiv sein wollen.
Xfce, LXDE oder gar nur einzelne Fenstermanager zielen mehr auf Geschwindigkeit und wenig Ballast mit externen Softwarebibliotheken, die das ganze System verlangsamen aber nur wenig zur Produktivität beitragen.
Doch was der eine an Gnome gut findet, missfällt dem anderen. Bevor nun gleich alles wieder deinstalliert wird, warum nicht einfach noch mal die Synaptic-Paketverwaltung nutzen oder das Terminal öffnen und

aptitude install kde-full openbox fluxbox xfce4 lxde

eingeben, installieren, ausloggen und beim Login aus weiteren fünf Alternativen wählen, alles testen, ausprobieren, Hintergrund und Themen ändern, Icons austauschen und und und.
Den schnellen Überblick über ein Standardthema einer Distribution und die vielen Möglichkeiten seinen Desktop zu ändern, bieten die folgenden Seiten.

  • thecodingstudio.com bietet eine komplette Übersicht mit Screenshots zu den Standardinstallationen der jeweiligen Distributionen. Wer also schnell wissen will wie sein Linux direkt nach der Installation aussieht, findet hier alles was er braucht.
  • Wie macht man aus seinem "braunen" Ubuntu ein knall pinkes mit gelber Schrift? Wo kommen all die verschiedenen Schriften, Icons, Hintergrundbilder, Transparenzeffekte und Desktopthemen her, die man auf anderen Linuxdesktops sieht? Höchstwahrscheinlich von hier: gnome-look.org, kde-look.org, xfce-look.org ,box-look.org, deviantart.com.

Demnächst mehr schockierende Einblicke in meinen Ubuntudesktop. Stay tuned. 😉

Squeeze nicht mehr allzu fern

Das Debian Projekt hat heute die Veröffentlichung eines ersten Release Candidates des Debian-Installers bekanntgegeben.
Klingt zuerst einmal nicht spannend, deutet aber daraufhin, dass Debian 6.0 alias "Squeeze" nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Nur zur Erinnerung "Lenny" erschien am 14.02.2009. Da würde eine Veröffentlichung im Februar doch ganz gut ins Bild passen. 🙂
Neben diversen Verbesserungen gegenüber dem Lenny-Installer ist vor allem die Liste mit den bekannten Problemen interessant. Wer glaubte, das fehlende Firmware beim Installieren eher eine Nachlässigkeit oder ein Fehler war, erfährt hier, dass das Problem bekannt sei und alles wie beabsichtigt funktioniert.
Obwohl das natürlich für viele ein Grund sein kann sich die Debian-Distribution nicht näher anzuschauen, halte ich die Entscheidung ein 100 % freies Betriebssystem zu entwickeln und dabei Debians eigene Richtlinien und Philosophie nicht aufzuweichen für den richtigen Weg.
Es geht dabei auch nicht darum, dass Debian generell unfreie Software für Debian ablehnt, sondern vielmehr darum, dass das gesamte System niemals von einer unfreien Komponente abhängig sein soll.
Vermutlich wird dadurch neuen Linuxanwendern der Zugang zu Debian erschwert. Auf der anderen Seite ist diese klare Ausrichtung, das Bekenntnis zu Freier Software und die Qualität von Debian der wesentliche Grund, warum die Hälfte aller Linuxdistributionen mittlerweile auf Debian basiert. Quelle: distrowatch.com
Eine gute Hilfe bietet bei solchen Firmwareproblemen die offizielle Installationsanleitung.

Baobab ist auch ein Baum

Die 1 Millionen-Euro-Frage. Alle Joker sind weg. Nennen Sie ein Programm, mit dem es möglich ist, unter Ubuntu die Festplattenbelegung zu analysieren. Ist es Boabob, Boabab, Baobab oder doch Boaboa?
Wer hätte es gewusst? Ohne auf den Titel zu schielen... 😛 Und da hatte man dieses mal extra alle Deutschen Briefmarken auswendig gelernt und dann das. Was lernt man daraus? Briefmarken sind out und Ubuntu macht glücklich. 🙄
Ok, die Fragestellung des Moderators war auch ziemlich unfair. Baobab ist kein Ubuntu-Eigengewächs sondern gehört zur Gnome-Desktopumgebung, genauer gesagt den gnome-utils. Doch warum erzähl ich das eigentlich?
Es gibt Programme, die ich ziemlich selten benutze und Baobab ist so ein Kandidat. Baobab scannt die Festplatte oder einzelne Verzeichnisse, ermittelt den Speicherbedarf der Dateien und erstellt einen hübschen Ringgraphen, der Aufschluss über die Verteilung derselben gibt. Also nicht gerade das, was man jeden Tag drei Stunden an seinem PC macht.
Festplattenbelegung analysieren
Arbeitet man nun an einem anderen Rechner, auf dem zufälligerweise kein Gnome installiert ist, muss eine andere Lösung her. Man könnte natürlich baobab installieren...wenn da nicht so ein verrückter Kerl mit 5cm dicken Brillengläsern wäre, der einen mit dem Ausdruck verrückten Entsetzens anstarren würde, wenn man das Wort Gnome in den Mund nimmt.
*Notiz für Osmo, Spiegel an anderer Stelle aufhängen*
Natürlich das Terminal!

du -s -h /home/apo/* | sort -h

Mit du und sort, zwei Basisprogrammen, die auf jedem guten Linuxsystem zu finden sind, erhält man eine sortierte Liste mit den Verzeichnissen, die am meisten Platz im Home Ordner wegnehmen.
Möchte man auch die versteckten Verzeichnisse mit einbeziehen, geht das so.

du -s -h /home/apo/* /home/apo/.* | sort -h

Die Option -s bewirkt, dass Unterverzeichnisse nicht extra aufgeführt werden, sondern der Platzverbrauch insgesamt für die Hauptverzeichnisse in Home ermittelt werden und -h sorgt dafür, dass die ermittelten Zahlen leichter zu lesen sind.
Das ganze wird noch an sort übergeben und nach Platzverbrauch sortiert. Die größten Verschwender stehen ganz unten.
Lässt man die -s Option bei du weg, werden sogar die Unterverzeichnisse mit einbezogen. Noch mehr Infos.
Man kann auch ganz leicht Verzeichnisse wie z.B. /proc von der Festplattenbelegungsanalyse ausnehmen.

du -h / --exclude=/proc | sort -h

Was fehlt ist natürlich nun der Ringgraph, aber mal ehrlich, für mich ist damit die Frage beantwortet, wer den meisten Platz wegnimmt. Natürlich mein Dropbox-Ordner und der versteckte Cache-Ordner. Auch nicht vergessen ab und zu mal aptitude clean und aptitude autoclean einzugeben. 😉
Was bleibt sind eine schöne grafische Lösung und eine, die auf jedem Rechner funktioniert.
Baobab ist auch ein Baum. Wahre Geschichte. 🙂