Quo vadis WoW

Ende dieser Woche verabschiede ich mich erstmal von WoW und mache eine Pause bis WotLK. Zur Zeit stören mich zu viele Dinge an World of Warcraft und es fehlt einfach die Motivation dem Spiel treu zu bleiben. Seit dem letzten Post sind 3 Monate vergangen und der lang erwartete Patch 2.4 erschien erst vor zwei Wochen. Dazwischen das übliche Bild. Entweder man ist regelmäßig drei Tage in 25er Raids unterwegs oder man schlägt sich auf den Schlachtfeldern für Ehre für die nächste Generation von PvP Items. Abgerundet wird das durch Arena Spiele um das Set zu vervollständigen. Was bleibt aber vom Spiel, wenn man nicht raidet oder nun erst beginnt im Schlangenschrein Fuß zu fassen? Nun ja, dann gibt es immer noch PvP, heroische Instanzen und tägliche Quests oder?
Während am Anfang die "Abzeichen der Gerechtigkeit", die in heroischen Instanzen droppten noch im Einklang waren mit dem Loot, welches man dafür kaufen konnte, hat sich dieses Verhältnis für heroische Instanzen drastisch verschlechtert. Für die neuesten Items, die mit Patch 2.4 eingeführt wurden, sind sehr viele Abzeichen notwendig. Allein durch heroische Instanzen ist diese Anzahl in angemessener Zeit gar nicht aufzubringen, was diese wenig attraktiv macht, vor allem wenn man sie schon seit einem Jahr kennt. Nun droppen aber seit neuestem von jedem 25er Raidboss 2 Abzeichen, wodurch Blizzard deutlich signalisiert: Du musst in Raids spielen, um deinen Charakter im PvE weiterzuentwickeln. Es gibt keine Alternative. Für Spieler in Endgame Raids ist das ganze sowieso kein Problem, da regelmäßig Abzeichen fallen und der Equipstand T6 und besser ist, also Items für Abzeichen kaum einen Bonus bringen werden und wenn doch leicht zu bekommen sind. Der inflationäre Umgang mit den Abzeichen kommt auch Raidern zu Gute, die erst im Schlangenschrein sind. Für diese bedeuten die neuen Items für Abzeichen einen enormen Bonus, den man durch T4 Content erspielen kann. Kommt dazu noch ein erfolgreicher wöchentlicher Karazhan Run kommen T6/T7 Items in greifbare Nähe. Da sogar die Möglichkeit besteht Abzeichen in PvP Items umzutauschen, ohne das dafür auch nur ein PvP Spiel gemacht werden muss, werden Abzeichen der Gerechtigkeit plötzlich zum universalen Einkaufsmittel für Items und zu einem Massenfarmgut.
Ich sehe diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Zum einen finde ich die Idee gut, Folgecontent nicht mehr so stark davon abhängig zu machen wie weit ich bisher in Raidinstanzen vorangekommen bin. Im klassischen WoW war es undenkbar, dass man mit Molten Core Ausrüstung, BWL, AQ 40 überspringen und gleich in Naxx weitermachen konnte. Auf die heutige Situation übertragen bestünde nun die Möglichkeit sich ausschließlich in MC auszustatten, genügend Spielzeit vorausgesetzt, und dann direkt die nächsten Instanzen zu überspringen. Es ist also nicht mehr auszuschließen, dass jemand ohne die ehemaligen Zugangsquests zum Schwarzen Tempel und Hyjal gemacht zu haben (sprich Lady Vashj und Kael'thas besiegt zu haben) sich mit Items für Abzeichen der Gerechtigkeit ausrüstet und Instanzen überspringt - in der Theorie.
Nun haben wir April, auf www.amazon.de wurde der voraussichtliche Erscheinungtermin für Wrath of the Lich King schon vor ein paar Monaten mit Anfang August angegeben. Mitlerweile wurde dieser Termin von der Homepage wieder entfernt. Es spricht aber viel dafür, dass das Addon im Spätsommer oder spätestens im Herbst erscheinen wird. Einige Indizien deuten darauf hin, dass die Beta in den nächsten Wochen starten könnte. Für die meisten Spieler bleibt also nicht mehr allzuviel Zeit um sich durch die neuen 25er Instanzen zu arbeiten. So schön es ist, dass Content nicht mehr so linear wie früher zu spielen sein muss, einige Sachen stimmen doch nachdenklich.
Offensichtlich betreibt Blizzard Contentrecyling. T4 Instanzen wie Karazhan, die wunderschön gestaltet sind, werden zu T6 Zeiten in Farminstanzen umgewandelt und plötzlich wieder als raidenswert aufgewertet, indem ihnen Abzeichen der Gerechtigkeit hinzugefügt werden. Zwei Dutzend Marken pro Kararun führen dazu, dass man altbekannten Content wieder spielt um seinen Charakter weiterzuentwickeln. Hat man keine Lust alte Instanzen immer von neuem zu spielen wird es schwer seinen Charakter zu verändern. Dazu kommt, dass der neue Verkäufer für Abzeichen erst in Phase 4 auf dem Sonnenbrunnen Plateau erreichbar sein wird. Also voraussichtlich auf den meisten Servern erst in zwei Wochen.
Wenn es möglich ist mit Abzeichen PvP Items zu kaufen, wieso geht es nicht anders herum? Wer schon einmal einen Heilschamanen im 2vs2 oder 3vs3 gespielt hat, kennt die Schwierigkeiten in der Arena. Auf ein 2000er Rating zu spielen erfordert deutlich mehr Können vom Team als Setups mit einem Heildruiden zum Beispiel. Möchte man nun doch gerne Elementarschamane spielen, steht man vor einem Problem. Im Grunde müssen nun alle Heilitems ausgetauscht, eine Arenasaison dafür aufgewendet werden den Charakter umzurüsten, bevor man ernsthaft daran denken kann auf einem höheren Rating zu spielen.
Welche Neuerungen, welche neuen Inhalte hat Blizzard nun wirklich in BC veröffentlicht? Patch 2.1 besserte hauptsächlich Itemstats aus und öffnete die Tore zum Schwarzen Tempel und Hyal, Instanzen von denen man ausgehen kann, dass sie schon vor der Veröffentlichung von BC zum größten Teil fertig waren. Patch 2.2 brachte den Sprachchat, ein kontroveres Feature. Im Grunde genommen eine gute Idee, aber ich kenne kaum jemanden, der es nutzt, da Teamspeak/Ventrilo immer noch eine bessere Sprachqualität bieten und unabhängig von WoW sind. Patch 2.3. brachte dann mit Zul Aman tatsächlich neuen Inhalt als 10er Instanz. 14 Monate nach Release von BC erschien nun das "Sonnenbrunnen Plateau". Mit vielen täglichen Quests kann man hier schrittweise Ruf farmen und neuen Content freischalten. Die neuen täglichen Quests sind meiner Meinung nach Weiterentwicklungen der altbekannten wiederholbaren Quests (Stichwort: Ruf grinden beim Zirkel des Cenarius in Silithus) mit einer deutlich größeren Goldbelohnung. Inflationär wird Gold in das Wirtschaftssystem gepumpt, was wohl hauptsächlich dazu dient Goldkäufern das Argument zu entziehen, es sei schwierig in WoW an Gold zu gelangen. Was fängt man nun mit soviel Gold eigentlich an?
Was unternimmt Blizzard nun tatsächlich effektiv gegen Chinafarmer und Goldkäufer? Da war zum einen der Aufruf auf der offiziellen Blizzard Seite www.wow-europe.com kein Gold zu kaufen, denn dies würde der Spielwirtschaft schaden. Nach drei Jahren WoW ein erstaunliches Statement. Gleichzeitig war zu lesen, dass Blizzard gerichtlich gegen den Entwickler und Verkäufer des populärsten Botprogrammes vorgeht, was sicherlich ein guter Schritt war. Leider merkt man von all dem nichts im Spiel. Im Gegenteil nimmt der Spam im Chat von Tag zu Tag zu. War es zuerst nur ein Anbieter, sind es nun 3-4, die ihr Gold anpreisen. Da wohl alle Probeaccounts nutzen um ihren Spam zu verbreiten, stellt sich die Frage, warum Blizzard nicht alle Chatfunktionen für Probeaccounts deaktiviert? Sicherlich wird dann argumentiert, das betrifft auch die neuen Spieler, die einfach das Spiel nur einmal ausprobieren wollen. Nur gibt es tatsächlich keine Möglichkeit einem neuen Spieler World of Warcraft vorzustellen und gleichzeitig 10 Millionen Kunden vor anhaltendem Spam zu schützen? Wie lange ist nun der letzte groß angekündigte Bann von Chinafarmern her? Beinahe 1 Jahr. Die "Spam melden" Funktion erscheint hier mehr eine Alibifunktion zu haben. Eine Rückmeldung was der einzelne Spieler damit wirklich bewirkt gibt es aber nicht. Durch Goldkäufer und -farmer und den inflationären Einsatz von täglichen Quests mit Goldbelohnungen wird das gesamte Berufs- und Handelssystem in WoW unterhöhlt und im Grunde nutzlos gemacht.
Am meisten vermisse ich aber eine bleibende Errungenschaft im Spiel, etwas was den eigenen Charakter einzigartiger von anderen macht. Das müssen meiner Meinung nach gar keine Items sein, aber Veränderungen am Charakter oder seiner Ausrüstung, an seinen Fähigkeiten. Eine Berufssystem welches es erlaubt tatsächlich einzigartige Items herzustellen, mit unterschiedlich gewichteten Stats, Aussehen, Farbe, Form. Etwas was das Spiel nicht so statisch erscheinen lässt und es bunter und abwechslungsreicher macht. Ob Wrath of the Lich King das mit den Frisuren und dem neuen Beruf Schriftgelehrter bieten kann? Wird WoW tatsächlich wieder zu OpenPvP, offenen Feldschlachten, zurückkehren so wie es mal ganz am Anfang war? Ich lass mich mal überraschen.

4 Replies to “Quo vadis WoW”

  1. Ich habe den Blog erst heute entdeckt und Deine ganzen Blogbeiträge verschlungen und dieser Kommentar gilt stellvertretend für alle anderen Artikel. Dein Kommentar bezüglich der aktuellen Lustlosigkeit kann ich nur unterschreiben, ich habe Raid und Arena weitesgehend runtergeschraubt, mache vielleicht 1-2 Tagesquests, darunter das BG-Quest und pro Woche meine 10 Arenaspiele. Item- und Rufspirale fesseln einfach nicht mehr, weitere Möglichkeiten, seinen Charakter weiterzuentwickeln fehlen > Rüstungsfarben/formen, Charakteraussehen und andere Goodies neben der klassischen Itemweiterentwicklung wären wirklich dringend nötig.
    Aber fehlende Konkurrenz macht es eben möglich, daß Blizzard mit einem minimalen personellen wie finanziellen Einsatz das aktuelle WOW auf einem hohen Abo-Niveau am laufen halten kann.

  2. Erstmal vielen Dank für Deinen Kommentar. In den vergangenen Monaten wurde inhaltlich meiner Meinung nach zu wenig von Blizzard hinzugefügt. Ich denke auch der Releasezyklus für neue Patches ist zu groß. Das ging im alten WoW noch flotter. Lieber mehr kleinere Sachen einführen als wenige Große in ebenso großen Abständen. Die ersten beiden Arena Seasons waren nett. Zuerst war es anspruchsvoll überhaupt mit blauem Equip mithalten zu können als man noch wenig Abhärtung hatte. In der zweiten Saison konnte man dann das neue Equip endlich einsetzen. Aber dann sechs Monate nochmal alles von vorne machen nur wegen etwas besserer Ausrüstung und nun bald ein viertes Mal..irgendwo muss man eben einen Schlußstrich ziehen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Blizzard bis zum Addon ohne weiteren Inhaltspatch durchkommen will, aber bei 10,7 Millionen Kunden, worunter eben auch viele neue dabei sind, kann man sich so etwas eben leisten.

  3. Gut, vielleicht muß man auch eingestehen, daß ein Spiel, daß man drei Jahre spielt, irgendwann seinen Reiz verliert, wenn das bestehende System keine Evolution erfährt. WOW Vanilla war hier natürlich irgendwo spannender, zuerst mußte man Azeroth und Kalimdor erkunden, dutzende Klassen kennen lernen. Mit 60 die ersten großen Instanzen, leuchtend wurde das t0 angekündigt, daß erste mal MoltenCore mit 40 Mitstreitern, daß Ehresystems und der Battlegrounds etc. etc.
    BC hat hier „nur“ die Arena ersonnen, an der nichts episches ist. Der Rest fällt in die Kategorie „altbekanntes mit neuen Texturen“, egal ob Instanzen, Ruf, PVP oder Items.
    Ohne DAoC je gespielt zu haben, finde ich die Berichte der Reichsränge und der ständigen Balgereien um die Städte und Burgen spannend, weil es einen Hauch von „interaktivität“ suggeriert. Ob sowas für WOW je machbar ist, bleib abzuwarten, der Zug mit den ausgeglichenen Parteien ist auf den „alten“ Realms abegefahren. Mein eigener Realm (DSH) beheimatet knapp 12k Allianzer, denen 4k Hordler gegenüberstehen. Man muß kein Hellseher sein, um zu vorauszusehen, daß OpenPVP nach klassischer Blizzardmanier ohne regulierende Buffs oder NPCs für die Gegenseite zum Scheitern verurteilt ist.
    Andererseits hat Blizzard in der Vergangenheit ein Händchen für geschicktes Klauen guter Spielideen bewiesen, vielleicht sorgt Warhammer:Online für den nötigen Druck, daß neue, spannende Spielmodifikationen auch Einzug in World of Warcraft halten. Wünschenswert wäre es ja, im Grunde ist WOW ja durchaus ausgereift und gut. Nur mittlerweile schlicht ausgelutscht.

  4. DAoC war mein erstes MMO, welches ich damals 1 Monat gespielt habe. Die Grafik war schön und auch die Atmosphäre stimmte. Im Vergleich zu WoW später war der größte Unterschied, dass man in DaOC ohne eine Gruppe praktisch nichts unternehmen konnte. Questen Fehlanzeige. In das Spiel reinzufinden dauerte auch deutlich länger. Das aber hingegen ist die Stärke von WoW: einfache Zugänglichkeit, geniales Interface, sehr passende und schöne Charakteranimationen und vor allem jede Klasse hat ihr eigenes Flair und spielt sich komplett anders als die andere.
    Ich glaube nicht, dass WoW in Zukunft die eingeschlagene Richtung in Sachen E-Sport aufgeben wird. WoW möchte gar nicht gegen neue MMOs im Bereich offene Feldschlachten konkurrieren, sondern lediglich für jeden Spielertyp das passende Spielelement anbieten können um eine möglichst große Spielerbasis an sich zu binden. In Warhammer wird OpenPvP der alles bestimmende Aspekt der Spielwelt werden. In WoW wird OpenPvP zumindest in WotLK nur auf eine Zone beschränkt bleiben.
    Besonders schade finde ich einfach, dass es nichts Bleibendes in dem Spiel gibt. Aber ich denke auch, dass es in Zukunft weniger Spiele wie WoW geben wird, die Fortschritt und Stärke einzig und allein nur über Items definieren.
    Sollte WotLK tatsächlich erst am Ende des Jahres erscheinen und bis dahin kein größerer Contentpatch nachgeschoben werden, kann man deutlich sagen, dass Blizzard seine Kunden an der Nase herumführt. Ich denke für alle, die schon seit Anfang an spielen und mal wieder dieses „deja vu“ Gefühl haben, ist jetzt der beste Zeitpunkt für eine Pause. Ich hoffe ja immer noch, dass es vor WotLK noch etwas Neues gibt, denn wenn ich das Spiel total aufgegeben hätte, würde ich nicht darüber schreiben 😉

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