Humblebundle 3: Physikalische Rätsel und Retro Jump and Run

Das Humble Indie Bundle Nr.3 wird seit ein paar Tagen schon wieder fleißig beworben. Ehrlich gesagt war ich etwas überrascht, dass nur drei Monate nach dem Frozenbyte Humblebundle nun schon der Nachfolger vorgestellt worden ist. An dem bewährten und kundenfreundlichen Konzept hat sich nichts geändert. Es gibt fünf sechs 11 Indie Spiele, die nativ für Linux, MacOS und Windows zur Verfügung stehen und dazu die Möglichkeit bieten den Kaufbetrag selbst festzulegen und einen Teil des Geldes oder sogar alles einem wohltätigen Zweck zu spenden.
Der einzige Wermutstropfen diesmal: Der Schwerpunkt liegt "nur" auf physikalischen Spielen...zumindest war das mein erster Gedanke. Auf der anderen Seite muss ein unterhaltsames Spiel nicht immer gleich ein 3D-Feuerwerk abbrennen um Spielspaß zu bieten. Vielmehr sollte man sich bei den Spielen des Humblebundles darauf einstellen im wahrsten Sinne des Wortes Kopf zu stehen.

  • And Yet it moves. Hier dreht sich nicht nur der Kopf sondern gleich die gesamte Spielumgebung. Spielfigur und Welt vermitteln das Gefühl wie aus der Zeitung ausgeschnitten zu sein. Spätestens am Ende des ersten Gangs kommt man mit klassischer Jump n' Run Kunst nicht mehr weiter und muss die Pfeiltasten zum Drehen der Welt benutzen. Wenn man danach wie ich zum wiederholten Male in den Abgrund gefallen ist, wird man mit diesem Feature vorsichtiger umgehen.
  • VVVVVV. Liebe auf den ersten Blick. Sofort fühlte ich mich wieder in die gute, alte Zeit des C64 zurückversetzt. 🙂 Die Chiptune-Musik zum Spiel passt perfekt. Auch hier wird die Physik auf den Kopf gestellt. Um vorwärts zu kommen, muss man die Gravitation ändern, womit der Protagonist plötzlich kopfüber dasteht. Ab hier beginnen dann die Probleme, indem man herausfinden muss wie man von der Decke nach unten springen muss um nicht im Feuer zu landen. 😯
  • Crayon Physics Deluxe. Wer wollte früher nicht immer schon einmal mit Buntstiften auf den Bildschirm malen, ohne sich dabei ein paar heiße Ohren von den Eltern einfangen zu müssen? CPD bietet diese witzige Malbuchgrafik mit dazu passender Physik um Allerlei Rätsel zu lösen. Ähnlich wie der Zauberer in Trine im letzten Bundle, muss man Objekte malen, um einem Kreis (Kugel,Ball?) den Weg zum Ziel zu ebnen. Die ersten Level erklären noch das Spielprinzip, danach wird es knackig.
  • Cogs. Ist ein dreidimensionales Puzzlespiel, mit dem verschiedene Arten von Maschinenteilen so angeordnet werden müssen, dass die abgebildete Konstruktion tatsächlich eines Tages mal funktionieren wird. Der Schwierigkeitsgrad nimmt mit der Anzahl der Dimensionen und der Zahl verschiedenartiger Bauteile zu. Man kämpft sowohl mit dem Kopf als auch gegen die Zeit und erhält Bonuspunkte, um so weniger Züge man zum Vollenden seines Da Vincischen (hartes Wort für Hessen) Meisterwerks benötigt.
  • Hammerfight. Nach den ersten Minuten im Spiel dachte ich: "So und nun hast du endlich den Grund um dir eine neue Maus zu kaufen." Nur um Missverständnissen vorzubeugen, Hammerfight kann nichts dafür, dass meine alte optische Maus den Geist aufgegeben hat und ich nun die Zeit bis zur neuen mit der dampfbetriebenen Rollenmaus von anno dazumal überbrücke. Bei Hammerfight fallen solche technischen Schwierigkeiten aber sofort auf, da sich das Spielgerät, eine Flugmaschine mit furchteinflößender Waffe, einzig und allein mit der Maus steuern lässt. Die Idee mit der Steuerung ist wirklich gut umgesetzt. Mit kreisenden Bewegungen der Maus beginnt die am Fluggerät pendelnde Waffe an Momentum zu gewinnen und mit etwas Glück trifft sie die Gegner bevor sie dich treffen.

Update 03.08.2011: Als zusätzlichen Bonus gibt es nun sogar ein weiteres Spiel dazu. Steel Storm: Burning Retribution Im Gegensatz zu den anderen löst man beim Arkade Shooter Steel Storm Probleme eher auf die brachiale Art.
Update 04.08.2011: Man soll es nicht für möglich halten, nun gibt es noch das alte Humble Indie Bundle 2 gratis dazu, wenn man mehr als der Durchschnitt (momentan $5,26) bezahlt. Möglicherweise die einfachste Möglichkeit um etwas für Spielen mit Linux zu tun und gleichzeitig an fünf weitere Titel zu gelangen. Zusätzlich sind das Braid, Cortex Command, Machinarium, Osmos und Revenge of the Titans.
Alle Spiele bis auf And Yet it Moves, welches sogar als 32-bit- und 64-bit-Deb-Paket verfügbar ist, besitzen einen eigenständigen Installer, der mit chmod a+x ausführbar gemacht werden muss. Bei der Installation kann es sein, dass nach weiteren Abhängigkeiten gefragt wird, die sich mit aptitude schnell nachinstallieren lassen, z.B.

aptitude install libogg0 libtheora0 libvorbis0a libvorbisfile3 libopenal1 libsdl-image1.2

Ich hätte nicht gedacht, dass ein paar physikalische Spiele so fesseln können. Wer es nicht glaubt einfach selbst ausprobieren. Das neue Humblebundle gibt es noch weitere neun Tage. Hier gehts lang.

Starcraft II und Wine: Zeratul Missionen wieder spielbar

Ich hatte einige Zeit vergeblich versucht die Zeratul Missionen in Starcraft II zu spielen. Immer dann, wenn ich auf den grünen Kristall im Labor klickte, stürzte das Spiel ab. Nachdem ich in der Anwendungsdatenbank zu Wine und in den Kommentaren zu Starcraft II einen passenden Thread zum Problem entdeckte, versuchte ich mich an der Kompilierung des stabilen Wine 1.2.3. Damit hatte ich die letzte Wine Version wieder, mit der ich erfolgreich mit Ubuntu 10.04 die Missionen spielen konnte.
Leider brachte das aber keinen Erfolg und erst in dieser Woche konnte mir dieser Bugreport und die Antwort auf meine Fehlerbeschreibung helfen. Danke!
Das Problem lässt sich ganz einfach mit winetricks und der Installation zweier Laufzeitbibliotheken lösen.

winetricks corefonts
winetricks vcrun2005

Für Crossover Games geht das ebenso leicht mit dem grafischen cxinstaller. Hier musste das Paket corefonts und Microsoft Visual C++ 2005 Redistributable installiert werden.
Winetricks rettete also mal wieder den Tag. Scheinbar tritt dieser Fehler nicht bei allen Spielern auf und wahrscheinlich hatte ich nur vergessen, dass ich die beiden Anwendungen mit Ubuntu 10.04 schon einmal installiert hatte.
Mein Starcraft II Howto habe ich mit der Problemlösung auf den neusten Stand gebracht.

Multiarch ist Debians wegweisendes Ziel für wheezy

Seit Mai hatte ich immer wieder den Begriff Multiarch im Hinterkopf als ich zum ersten Mal in einem Interview mit Steve Langasek, Debians ehemaliger Release Manager für Sarge und Etch und treibende Kraft hinter Multiarch, darüber gelesen habe. Vor einem Monat bin ich dann erneut darauf gestoßen als ich am eigenen Computer erfahren durfte, was Steve Langasek als "a fair bit of breakage" mit der Einführung von Multiarch ankündigte.
In meiner minimalen Debianinstallation für Spiele waren nach einem Upgrade die Pfade zu einigen Bibliotheken nicht mehr richtig gesetzt, was dazu führte, dass die 3D-Beschleunigung mit den Nvidia Treibern flach fiel. Für ein reinrassiges Spielesystem ein eher suboptimaler Zustand. Nach kurzer Suche in Debians Fehlerdatenbank konnte ich das Problem lokalisieren und hatte die Wahl ein Downgrade auf eine frühere Version der Nvidia Pakete zu machen oder darauf zu warten bis der fleißige Paketverwalter den Fehler korrigiert hatte. Da ich zu dieser Zeit das Spielesystem höchstens sporadisch nutzte, beließ ich es dabei und wartete auf die Lösung, die anderthalb Wochen später per Systemupdate verfügbar war.
Vor wenigen Tagen, am 26. Juli, wurde dann auch ganz offiziell bei debian.org Multiarch als Entwicklungsziel für das sehr wahrscheinlich im Jahr 2013 erscheinende Debian 7 alias wheezy ausgerufen. Hierbei handelt es sich laut der Meldung um eine radikale Neugestaltung der Dateisystemhierarchie, in dem Sinne das Bibliothekspfade so angepasst werden, damit es in Zukunft möglich sein wird Programme und Bibliotheken verschiedener Rechnerarchitekturen parallel auf dem gleichen System zu installieren.
Konkret heißt das, dass es zukünftig mit Hilfe von apt und dpkg möglich sein wird, 32-Bit-Anwendungen parallel auf einem 64bit-System aufspielen zu können. Heutzutage muss diese Art von Applikationen zuerst als neues AMD64-Paket gepackt werden, um überhaupt von dpkg, Debians Paketmanager, richtig erkannt und installiert werden zu können. Zusätzlich werden erforderliche Bibliotheken im Paket ia32-libs zur Verfügung gestellt, welches im Grunde nur eine Schnittmenge aus bestehenden 32-Bit-Bibliotheken ist und die für AMD64 gepatcht wurden. Das alles kostet viel Platz in den Archiven und erfordert zusätzlichen Entwicklungsaufwand, der an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden könnte.
Zu Multiarch gibt es schon ein paar gute Beiträge zu lesen. Vor allem Debians Wiki ist hier hervorzuheben. Nun ist i386 und amd64 bei Debian nicht alles. Multiarch wird später für alle unterstützten Architekturen gelten. Neben der Fähigkeit 32-Bit-Anwendungen auf 64-bit-Systemen parallel zu installieren, wird auch Cross-Compiling wesentlich vereinfacht werden.
Wie Steve Langasek im Ubuntu-Wiki ausführlich darlegt, wird es mit Multiarch später möglich sein Abhängigkeiten und Pakete z.B. für die ARM-Architektur auf ein leistungsfähigeres Desktopsystem zu installieren, diese dort mit einem Cross-Compiler zu übersetzen und dann sofort mit Hilfe von Qemu auszuprobieren. Beispiele für bekannte Produkte, die auf ARM basieren und mit Debian funktionieren, sind das Slug, das SheevaPlug oder das Nokia-900-Smartphone. In der letzten Phase des Übergangs zu Multiarch wird es dann sogar möglich sein ein i386-System auf amd64 upzugraden, sofern natürlich der Rechner die Architektur überhaupt unterstützt.
Der Übergang zu Multiarch wird mit Sicherheit aufwändig werden. Wenn dieser Prozess aber erst einmal abgeschlossen ist, wird dadurch ein technischer Standard geschaffen, der auch für zukünftige und heute unbekannte Rechnerarchitekturen gelten wird. Debian schafft dadurch vielleicht auf den ersten Blick kein besonders werbewirksames Tool, aber erneut ein Stück technische Exzellenz um den Anspruch des universellen Betriebssystems gerecht zu werden.

FBI kann auch ohne X X-Files öffnen

Steckst du gerade in der Konsole und möchtest keinen X-Server aufsetzen nur um ein paar Bilder anzuschauen? Vielleicht rettet dann ja fbi, der Framebuffer Imageviewer, den Tag und spart dir eine Menge Zeit. Solange du das Linux Framebuffer Device auf deinem Rechner zum Laufen bekommst, kannst du auch ohne X Bilder und sogar PDF-Dateien auf der Konsole anschauen.
Im heutigen Zeitalter, wo es eine gefühlte Fantastilliarde an Bildbetrachtern gibt, ist das nicht immer sofort als eine weitere Bereicherung wahrzunehmen. ABER..vielleicht hast du einen sehr alten Laptop noch bei dir zu Hause stehen, so etwas wie den Toshiba Satellite 220 CS, und dir fällt rein gar nichts ein, was du damit noch anstellen kannst, dann könnte die Installation von fbi hier unter Umständen aus einer scheinbar nutzlosen Kiste so etwas wie einen elektronischen Fotorahmen machen. Und wenn du sogar noch die alte ISA-Soundkarte in Betrieb nehmen kannst, voilà, ein elektronischer Fotorahmen, der zu den Urlaubsfotos aus der Karibik noch den passenden Reggaesound abspielen kann.
FBI ist schnell erklärt.
Ein Bild anzeigen

fbi mein_bild.jpg

Eine Slideshow mit Endlosschleife im Fotoordner abspielen und nach 15 Sekunden zum nächsten Bild wechseln

fbi * -t 15

Deine Fotosammlung zufällig anschauen, nach 15 Sekunden zum nächsten Bild wechseln und nach dem ersten Durchlauf abbrechen

fbi * -t 15 -u -1


Mit Fbi kannst du auch alle grundlegenden Funktionen eines unter X laufenden Bildprogramms ausführen. Bilder lassen sich um 90 Grad drehen, man kann hinein- und herauszoomen und auch Kommentare zu den Bildern sind darstellbar. Alle gängigen Formate werden unterstützt und falls etwas nicht auf Anhieb funktionieren sollte, hilft die Installation von Imagemagick weiter, womit automatisch die Bilder beim Betrachten in das passende Format konvertiert werden.
Zum Betrachten von PDF-Dateien gibt es das Programm fbgs, was sich im gleichen Paket wie fbi befindet.
Wenn der elektronische Fotorahmen noch nicht die zündende Idee war, lassen sich aber sicher noch ein paar andere Dinge finden, die man mit alten Computern machen kann. 🙂

Rechtschreibprüfung mit aspell

Aspell ist ein Werkzeug, dass ich lange Zeit ignoriert habe, obwohl ich oft mit reinen Textdateien arbeite, denn im Prinzip ist jeder Blogeintrag nichts weiter als eine Ansammlung von Zeichen.
In der Regel schreibe ich alles in einer Textdatei vor. Auch Tags für Listenelemente, Links, Fettgedrucktes, Kursives usw. lassen sich deutlich schneller eintippen, ohne dass ich dafür einen Browser bemühen müsste um das WordPress Backend aufzurufen.
Bei den meisten Einträgen hilft mir dann auch charm zum Bloggen. Im Prinzip brauche ich auch nichts anderes, um einen Post abzuschicken. Lediglich bei Beiträgen mit sehr vielen Links oder Bildern muss ich nacharbeiten.
Mit dem kleinen Pythonprogramm lässt sich auch aspell einbinden und mit der Taste "v" aufrufen, wofür ich bei Debian noch das Paket aspell-de installieren musste. Aspell macht genau das, was man sich von einer Rechtschreibprüfung erwarten kann. Es findet Fehler, kann diese ersetzen oder ignorieren und auch Worte zu seiner Datenbank hinzufügen.
Außerhalb von charm lässt sich mit aspell jede Datei mit dem simplen Kommando

aspell check meine_Textdatei.txt

überprüfen.
In Kombination mit dem Wörterbuch dict lassen sich damit schnell die gröbsten Schnitzer ausbügeln. Aspell ist vielleicht nicht übermäßig bekannt, verrichtet aber zuverlässig seinen Dienst und ist dabei auch noch anspruchslos an die Hardware.

Wer suchet der findet

Irgendwie bin ich froh, dass es mit dem Zeitgeist-Rahmenwerk in Zukunft selbstverständlich werden wird nach Informationen wie "Das Foto, dass ich mir vor zwei Tagen angeschaut habe" suchen zu können. Ich denke das kommt allen zu Gute, die unaufgeräumte Schreibtische und Räume gerne mit dem Spruch "Das Genie beherrscht das Chaos" versuchen zu relativieren. 8)
Auf der anderen Seite, so groß war meine Nachfrage nach Suchprogrammen noch nie. Das Schöne an Linux und insbesondere an Debian ist, es gibt ein klares Schema. Konfigurationsdateien kommen nach /etc, Logdateien sind in /var/log/ und wenn es sonst noch etwas Wichtiges gibt ist es meistens in /usr. Doch die wirklich wichtigen Sachen sind sowieso in /home. Von daher: Wozu die ganze Sucherei?
Wenn ich tatsächlich vergessen habe, wo ich eine Datei abgelegt habe, kommen mir eigentlich immer nur zwei Anwendungen in den Sinn: find und locate.
Praktisch jedes grafische Programm greift auf die beiden zurück. Im Gegensatz zu find benutzt locate eine Datenbank um die Suche auszuführen, was das Ganze erheblich beschleunigt. Bei Debian empfehle ich das entsprechende Paket mlocate. Als root werden die Daten in die Datenbank eingelesen und erneuert, was sich mit dem Befehl

updatedb

einfach erreichen lässt. Als Normalbenutzer genügt danach eine Suche mit

locate "Suchbegriff"

Ungelogen es ist schon Jahre her, dass ich locate benutzt habe. Für die meisten Fälle reicht mir einfach find.
Find besitzt eine Reihe von Optionen. Mit ihnen ist es nicht nur möglich nach Dateinamen, sondern auch nach Groß- und Kleinschreibung, Datum oder Typ der Datei, der Tiefe in einem Verzeichnisbaum oder der Mitgliedschaft in einer Gruppe zu suchen.

find /home/user -name *.ogg | sort > meine_playlist

Das find Kommando lässt sich z.B. durch sort schleusen und alle gefundenen Treffer sortieren und in eine Datei namens meine_playlist schreiben. Danach noch mplayer mit

mplayer -playlist meine_playlist

aufrufen und die gefundenen ogg Dateien lassen sich der Reihe nach mit mplayer anhören.
Viele weitere Beispiele gibt es auch mit man find . Selbst wenn man vergesslich sein sollte, Linux bietet viele Möglichkeiten die Habe wiederzufinden, auch ohne den neusten Hexa-Core-Rechner und problemlos von der Konsole.

Systemmonitore für die Konsole

Ich erinnerte mich gerade wieder an ein Problem, was manchmal auftaucht, wenn man neue Wege in der Desktopgestaltung beschreitet. Die Rede ist von Ubuntu 11.04 und der (vorläufigen) Entscheidung keine Applets mehr in Unity zu verwenden, so wie man das noch aus Gnome-2-Zeiten gewohnt war. Im Mai hatte ich schon ein paar grafische Alternativen vorgestellt. Möglicherweise gibt es nun schon viel mehr Projekte, die sich um das Programmieren neuer Systemmonitore für Unity kümmern.
Doch warum in die Ferne schweifen, wenn es auch schneller geht. Ich habe mir angewöhnt immer ein Terminalfenster offen zu haben, egal mit welchem Linux ich gerade arbeite oder in welcher Desktopumgebung ich mich befinde. Es gibt gerade zur Ermittlung von Systeminformationen viele, sehr viele Konsolenanwendungen, die genau die Übersicht und Information liefern, die man braucht und dabei unbemerkt auch im Hintergrund laufen können, weil sie durch ihren geringen Speicherverbrauch keinen wirklich stören. Deshalb hier in Kürze, ein paar Vorschläge um seinen Wissensdurst überall, auf jedem System stillen zu können. Die Screenshots stammen alle aus Ubuntu 11.04. Ich denke solange es sich um ein auf Debian basierendes System handelt, werden sich die gleichen Programme auch dort finden lassen.

    1. htop. Eine deutliche Verbesserung zum Standardprogramm top. Zeigt alle Prozesse interaktiv an, lässt es zu alles nach Threads zu gruppieren, kann unter anderem nach CPU- oder RAM-Auslastung sortieren und auch amoklaufende Programme mit wenigen Schritten auf der Tastatur beenden. Die Farben von htop lassen sich über verschiedenen Themen anpassen. Mit der kleinen Anwendung lässt sich ebenfalls der NICE-Wert von Programmen spielend leicht ändern. Sollte auf keinem System fehlen.

    1. slurm. Verdient es eigentlich schon nur wegen der Referenz an Futurama installiert zu werden. Slurm ist ein Netzwerkmonitor und stellt IP-Verkehr visuell dar. Auf der rechten Seite finden sich die Angaben für den Upload, links für den Download. Slurm lässt sich als normaler Nutzer ausführen und lauscht mit dem Befehl slurm -i eth0 z.B. auf dem Interface eth0.

    1. iftop. Wie Slurm ein Netzwerkmonitor, aber mit ausführlicheren Informationen. Lässt sich zwar nur als Superuser starten, bietet dafür aber einen besseren Überblick, wohin genau der ganze Traffic fließt.

    1. iotop. Ziemlich nützlich, wenn man wissen möchte, welcher Prozess gerade soviel I/O-Last erzeugt, dass scheinbar das ganze System zum Stillstand kommt. Lässt sich als normaler Nutzer starten und sieht ähnlich wie top aus.

Das sind meine vier Konsolenfavoriten, wenn es um Netzwerk- und Systemmonitore geht. Ich will nicht verschweigen, dass es noch viele, sehr viele mehr gibt. (Ich wiederhole mich. 😉 ) An dieser Stelle lege ich allen Interessierten auch einmal KMandlas Wiki ans Herz. Ja, der gute Mann hat am Anfang des Jahres zusätzlich zu seinem Blog noch ein Wiki aufgesetzt und dort angefangen alle Konsolenanwendungen zu sammeln und zu katalogisieren.
Für die ganz schnelle Information muss es sogar oft nicht mal eine installierte Anwendung sein. Ein Befehl im Terminal reicht oft schon aus.

  1. free. Zeigt den freien und benutzten Speicher an.
  2. lshw. Listet die im Rechner verbaute Hardware auf.
  3. lspci. Zeigt alle PCI Geräte an.
  4. lsusb. Zeigt alle USB Geräte an.
  5. uptime. Wie lange läuft die Kiste schon wieder?
  6. vmstat 1. Visualisierung der I/O Ausgabe ähnlich wie bei iotop.
  7. netstat. Zeigt Netzwerkverbindungen an und teilt mit, mit wem man eigentlich gerade Daten austauscht.

Schließlich bleibt auch noch der direkte Zugriff auf das virtuelle /proc Dateisystem. Z.B.
cat /proc/meminfo
cat /proc/cpuinfo
Je nach dem wie die Frage lautet, beantwortet das eigene Linuxsystem diese offen, problemlos und in Sekundenschnelle. Mit Hilfe von screen lassen sich die ganzen Apps auch wunderbar in den Hintergrund verfrachten, wo sie keinen stören und können mit screen -r wieder hervorgeholt werden, sollte man sie erneut brauchen.
Da ist sie wieder die Wahl der Qual. Gerade bei der Suche nach Systeminformationen bin ich aber mit Konsolenanwendungen vollauf zufrieden.

Most ist mehr als less ist mehr als more

Es gibt so ein paar Programme, die einen kaum hinter dem Ofen hervorlocken können. Ihnen fehlt es einfach an der nötigen Coolness und Freshness, sind darüber hinaus sogar schon teilweise mehr als zwei Dekaden alt, haben keine grafische Oberfläche und können auch nicht mit dir reden. Trotzdem wirst du sie zum (Über)Leben auf der Konsole brauchen.
Möchte man z.B. die Nachrichten beim Booten nochmal durchlesen, kann man sich bei vielen Distributionen des kleinen Werkzeugs dmesg bedienen. Leider muss man schon mindestens Erster im Schnelllesewettbewerb der Integrierten Gesamtschulen gewesen sein, damit man all die Informationen rechtzeitig aufnehmen kann, während sie in Höchstgeschwindigkeit im Terminal vorbeiziehen.
Hier kommt ein Pager wie less, more oder sogar most ins Spiel. More befindet sich standardmäßig in jedem Debian System, less auch sofern man nicht alle Pakete bei der Netzinstallation abgewählt hat und most muss ggf. nachinstalliert werden.

dmesg | most

Damit wird die komplette Ausgabe von dmesg durch most "gepipt", womit man sich nun alles Seite für Seite betrachten kann, indem man die Space-Taste betätigt oder mit den Pfeiltasten scrollt. Ein flashiges Feature von most ist das horizontale Scrollen mit <> oder TAB und die Unterteilung der Ausgabe in weitere Fenster, die sich mit STRG-X 2 z.B. unterteilen lässt. Mit STRG-X o springst du zum nächsten Fenster und kannst es mit l sperren. Ein * zeigt diesen Zustand an. Sind beide Fenster so gesperrt scrollen sie ab sofort zusammen. Das kann in einigen Situationen beim Lesen helfen, obwohl ich es nicht wirklich oft brauche. Mit / lässt sich wie bei vi gewohnt nach Begriffen suchen.
Bei dem gegebenen Beispiel geht es aber meist mit

dmesg | grep "Suchbegriff"

schneller. Das wäre es auch fast mit den faszinierenden Optionen eines Pagers. Der allgemeine Konsens scheint zu sein, dass most > less > more ist. Ja, etwas verwirrend. Ich habe jahrelang less eingesetzt, weil less auch rückwärts scrollen konnte und benutze nun most, wegen der oben beschriebenen Eigenschaften aber vor allem, weil es man-Seiten farbig anzeigen kann. 🙄
Es gab schon spannendere Geschichten, aber das Leben (auf der Konsole) ist hart und dieses ist mit Sicherheit eines der härtesten. Und so sieht most in Aktion aus.

Claws Mail mit Plugins erweitern

Zum Lesen und Schreiben von Emails benutze ich auf dem Inspiron 4000 seit längerer Zeit Claws-Mail. Beim Ausprobieren einiger Linuxdistributionen habe ich festgestellt, dass diese oft auf einen klassischen E-Mail Client zu Gunsten der Browseralternativen verzichten, halte das aber bei älteren Rechnern nicht für die beste Alternative.
Auch wenn es traditionell und vielleicht mittlerweile sogar schon wieder altmodisch erscheinen mag, ich möchte auf einen klassischen E-Mail Client nicht verzichten. Claws bietet dabei alle Funktionen, die ich von Icedove/Thunderbird auch gewohnt bin und ist dabei gleichzeitig außerordentlich schnell. Außerdem funktioniert der schlanke E-Mail-Betrachter unabhängig von speicherhungrigen Webbrowsern oder Technologien wie Mozillas Prism, welche z.B. PeppermintOS extensiv einsetzt.
Claws-Mail lässt sich mit ein paar Handgriffen ohne weiteres auch für Googlemail optimieren. Besonders schätze ich seine Fähigkeit Funktionen modular mit Hilfe von Plugins nachzurüsten. Von Haus aus vermisse ich kaum etwas. Zusätzlich habe ich aber gerne noch das GPG Plugin zum Signieren und Verschlüsseln von E-Mails, das TrayIcon zum Signalisieren neuer Post und schließlich noch Fancy, mit dem sich auch HTML-E-Mails mit Hilfe der WebKit-Engine innerhalb von Claws darstellen lassen.
99% meiner Mails sind Textmails und das ist auch gut so. Trotzdem kommt es ab und an vor, dass manche Absender gerne ihren Inhalt in viel HTML-Pomp und Bilder verpacken und man gezwungen ist sie zu lesen oder sie vielleicht auch manchmal gerne lesen möchte.
Die Suche nach Plugins gestaltet sich bei Debian und Co mit aptitude search claws recht einfach. Die Auswahl ist gut und je nach Geschmack kann man Claws-Mail so Schritt für Schritt erweitern und später die Plugins unter Konfiguration->Plugins aktivieren.
Der folgende Screenshot zeigt z.B. Fancy bei der Darstellung eines Newsletters von Runes of Magic, dass ich letztes Jahr einmal mit Ubuntu ausprobiert habe und über das ich mich nun weiterhin auf dem Laufenden halte. Im Tint2 Panel unten befindet sich das TrayIcon, mit dem man schnellen Zugriff auf wichtige Funktionen von Claws hat und über ankommende Post benachrichtigt wird und links unten lässt sich das Nachladen der Bilder oder Aktivieren von Javascript steuern.

Alles in allem: Wer einen genügsamen, schnellen und grafischen E-Mail Client sucht sollte sich auf jeden Fall einmal Claws Mail oder seinen parallel entwickelten Vorgänger Sylpheed anschauen.

Wie steht es um Gnome 3 in Debian?

Seitdem ich im April diesen Jahres mir das erste Mal Gnome 3 mit der Fedora Live-CD angeschaut habe, hat sich bei Debian im experimentellen Zweig zwar schon einiges getan, aber für eine direkte Installation aus Unstable oder gar Testing ist es weiterhin noch zu früh.
Raphael Hertzog hatte zusätzlich in seinem Blog schon am 16. Juni mitgeteilt, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass wir jemals Gnome 3 in Stable alias Squeeze sehen werden, da der Aufwand für die Backports einfach zu groß wäre. Im gleichen Post stellte er aber eine ergänzte und erneuerte Anleitung vor, wie man Gnome 3 aus Experimental auch in Testing installieren kann.
Da ich feststelle, dass viele sich auf der Suche nach Gnome 3 in Debian hierher verirren, wollte ich nur kurz folgendes anmerken für alle, die die Entwickler schon wieder wegen ihrer Langsamkeit verfluchen. 😉
Update: Seit dem 08.11.2011 befindet sich Gnome 3 in Debian Testing.
Im Gegensatz zu Distributionen wie Fedora,OpenSuSe oder Ubuntu hat Debian den Anspruch "ein universelles Betriebssystem" sein zu wollen. Das klingt zuerst vielleicht etwas hochtrabend, doch der Grund, warum es bei Debian oft länger dauert, liegt vor allem darin, dass Debian ein Dutzend verschiedener Prozessorarchitekturen unterstützt und nicht nur i386 oder amd64. Der Aufwand Gnome 3 in Debian zur Verfügung zu stellen ist also ungleich größer als das bei anderen Distributionen der Fall ist.
Für den normalen Desktopbenutzer ist das erst einmal frustrierend. Um sich vor Augen zu führen, welchen Anspruch Debian z.B. an Testing stellt, muss man sich nur einmal den Abschnitt "Wie Testing arbeitet" durchlesen. Insbesondere der Punkt mit den veröffentlichungskritischen Fehlern macht deutlich, dass bevor Gnome 3 dort erscheint zuerst einmal sichergestellt werden muss, dass keine anderen schon bestehenden Pakete dadurch beeinträchtigt werden. Auch Iceweasel hat z.B. mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Viele Pakete funktionieren im Zusammenhang mit einem Update auf xulrunner-2.0 nicht mehr, weshalb ein Erscheinen von Iceweasel, welches xulrunner nutzt, gleichzeitig zu kaputten Softwarepaketen in Unstable führen würde.
Nun ist Iceweasel nur eine Applikation, Gnome 3 hingegen eine komplette Desktopumgebung, die den Vorgänger Gnome 2 unwiderruflich ersetzen wird.
Wer wissen will, welchen Aufwand es bedeutet einen Entwicklungsprozess mit Menschen auf der gesamten Welt, in verschiedenen Zeitzonen, zu koordinieren, sollte sich auch mal die Gnome 3 Mailingliste anschauen, wo ein Thread sich über zwei Monate erstreckt und der Übergang von Gnome 2 zu Gnome 3 besprochen wird.
Nach wie vor bietet http://www.0d.be/debian/debian-gnome-3.0-status.html den besten Überblick über den aktuellen Stand von Gnome 3 in Debian. Hier wird auch deutlich, dass die Gnome-Shell für weitere 5 Prozessorarchitekturen übersetzt werden muss und das heißt nocht lange nicht, dass das Paket für die anderen Architekturen bugfrei ist.
Wie diese Seite zeigt, gibt es auch jede Menge Bugs für das Gnome-Shell Paket in Ubuntu, welches sich über ein PPA schon installieren lässt.
Momentan denke ich, dass es gut sein kann, dass wir Gnome 3.0 in Debian erst sehen werden, wenn 3.2 im Herbst veröffentlicht wurde. Mich persönlich stört das nicht besonders. Zum einen kann ich nach fast zehn Jahren mit Gnome 2 auch noch ein paar Monate auf Gnome 3 warten und zum anderen ist Debian genau deshalb meine Lieblingsdistribution, weil sie eben nicht immer zu den ersten gehören will, dafür aber qualitativ hochwertige Software produziert, wovon wiederum alle auf Debian basierenden Distributionen langfristig profitieren.