In den Weiten des Internets gibt es viele interessante Seiten, die sich mit Linux und dem Thema, wie man alten Computern wieder neues Leben einhauchen kann, beschäftigen. Ohne das Altbekannte erneut zu erzählen, möchte ich ein paar Gedanken zu dem Thema einwerfen und danach drei sehr gute Webseiten vorstellen, die sich auch mit dem Thema befassen.
Doch warum sich überhaupt damit beschäftigen? In den letzten 10 Jahren haben sich einige "alte" Computer bei mir angesammelt und bisher habe ich es nie übers Herz gebracht funktionierende Hardware einfach wegzuwerfen. Ein geschenktes Motherboard mit Intel Celeron 1,5GHz CPU bekam ein Gehäuse, Netzteil und Festplatte verpasst und dient seit Jahren als Testrechner und Server.
Speedy fristete die letzten Jahre bei einem Freund als Windows98-Jukebox, bevor es nun mit Hilfe von Debian einige neue Tricks kennengelernt hat und dank USB-WLAN-Stick auch zum ersten Mal richtig mobil sein darf. Ein Dell Inspiron 4000 Notebook benutze ich zum Surfen, Mailen und Programmieren von Webseiten.
Die Reihe ließe sich fortsetzen. Über die Jahre hinweg habe ich mit diesen Computern einiges über GNU/Linux gelernt. Verwaisten Rechnern ein neues zu Hause geben, damit das Konfliktpotential im eigenen Heim zu erhöhen und es langfristig unbewohnbar zu machen ist eine andere Geschichte.
Warum veralten Rechner eigentlich so schnell?
Es scheint ein ehernes Gesetz zu sein, dass Computer alle zwei Jahre neu gekauft werden müssen. Das Textverarbeitungsprogramm benötigt einen neuen 3D Beschleuniger und mehr Grafikspeicher, der Klang der mp3 Dateien wird mit der Zeit kratzig und stumpf und Emails lassen sich nur noch mit Quad Core CPU abrufen. Das neue Betriebssystem aus Redmond mit dem strahlend neuen DirectX, welches es auch nur für diese neue Version gibt, hätte gerne 500 MB RAM besser 1 GB.
Natürlich entwickelt sich auch die Technologie weiter und Multimedia mit hochauflösenden Videos und Compositing-Effekte treibt die Entwicklung vorwärts. Womit auch der ausschlaggebende Grund angesprochen ist, weshalb Computer regelmäßig ersetzt werden "müssen" - zusätzlicher grafischer Augenschmaus, PC-Spiele und eine oft nicht vorhandene Kompatibilität zwischen älterer und neuerer proprietärer Software.
Wenn es gewollt wäre, könnten auch aktuelle proprietäre Betriebssysteme so anpassbar sein, dass sie weiterhin auch auf älterer Hardware lauffähig bleiben würden. Doch wer möchte das?
Meiner Annahme nach beruht die starke Marktstellung von Windows bei Privatanwendern darauf, dass es praktisch automatisch jedem neu gekauften Computer als Betriebssystem beiliegt. Oder wie mir ein Mitarbeiter des "Ich-bin-doch-nicht-blöd-Markts" einmal glaubhaft versichern konnte, sei es Windows zu verdanken, dass Computer so günstig angeboten werden können. Der andere entscheidende Faktor ist die Entwicklung von PC Spielen und dies mit erster Priorität für Microsofts API DirectX.
Manche mögen es bestreiten, aber der PC wurde noch nie ausschließlich für reine Büroarbeit benutzt. Fotorealistische Grafik, authentische physikalische Effekte, spiegelnde Wasseroberflächen und hochauflösende Texturen sind gefordert. Und wenn das Lieblingsspiel nur unter Windows läuft und dieses Betriebssystem mit dem neuen Rechner verkauft wird, überlegt man nicht lange und wägt die Alternativen ab. Außerdem werden Computer dadurch günstiger!
Gerade der letzte Punkt ist ein Grund, warum ich die Thematik Spielen mit Linux ebenfalls aufgegriffen habe und die freien Alternativen zeigen möchte.
Das passende Betriebssystem für al(l)te Computer
Man kann das Ganze aus zwei Richtungen sehen - der Praktischen und der Philosophischen.
- Die Praktische: Jedes Betriebssystem ist geeignet, welches diese alte Kiste wieder zum Laufen bekommt. Namen sind Schall und Rauch. Windows, MacOS, Linux, BSD, OpenSolaris, OS2/Warp (wer kennt das noch?) Hauptsache es funktioniert! Unter diesem Gesichtspunkt muss man leider schnell feststellen, dass Windows3.11, Win95 und Win98 nicht mehr von Microsoft unterstützt werden, obwohl sie für diese Art Hardware einmal entwickelt worden sind. Treiber für aktuelle Peripheriegeräte zu finden, gestaltet sich mitunter äußerst schwierig bis unmöglich. Dazu kommt die notorische Instabilität und der Bluescreen des Todes, was für mich schließlich nicht der letzte Grund war vor 10 Jahren nach Alternativen Ausschau zu halten. Des weiteren gibt es viele aktuelle Windowsprogramme, die nur noch für aktuelle Systeme entwickelt werden und für ältere Windowsversionen nicht zur Verfügung stehen. Im Gegensatz dazu ist GNU/Linux frei, äußerst flexibel an die jeweiligen Bedürfnisse anpassbar und vollkommen kostenlos.
- Die Philosophische: Sollte Information immer durch freie und quelloffene Standards und Software zugänglich sein oder ist es legitim, wenn Standards von einzelnen Unternehmen festgelegt werden und der Austausch von Informationen mit Konkurrenzprodukten eingeschränkt wird? Sollte jeder die Freiheit haben Software für jeden Zweck zu benutzen, die Freiheit verstehen zu dürfen wie das Programm funktioniert, die Freiheit haben Kopien davon weiter zu verbreiten und die Freiheit den Code zu verbessern und der Öffentlichkeit verfügbar zu machen? Wenn wir in einer Wissensgesellschaft leben wollen, wie möchten wir sicherstellen, dass jeder Zugang zu diesem Wissen erlangen kann, gleichberechtigt und frei?
Für mich steht daher fest, dass freie Software wie z.B GNU/Linux am besten geeignet ist um auf Computern installiert zu werden, denn sie schneidet unter beiden Gesichtspunkten am besten ab. Aber für all diejenigen, die bis hierher gelesen haben, war das sowieso klar oder etwa nicht? 😉
Immer wieder kommt auch die Diskussion auf, welche Linux Distribution die geeignetste oder sogar beste sei um alte Rechner wieder flott zu machen. Ich denke, man sollte die Distribution wählen, mit der man am besten zurecht kommt. Eine der schönsten Facetten von Linux ist die Tatsache, dass man die Wahl hat. Irgendwann bin ich an Debian hängen geblieben, weil mich sowohl die Qualität der Debian Distribution als auch die Philosophie, die dahinter steht, überzeugt haben und nicht zu vergessen das phänomenale apt.
Natürlich gibt es zahlreiche andere Distributionen, jede hat andere Stärken, setzt andere Schwerpunkte. Als besonders leichtgewichtige Distributionen gelten nach eigener Aussage Damn Small Linux, DeliLinux und PuppyLinux. Sie haben sich auf die Fahnen geschrieben besonders für ältere Rechner besser geeignet zu sein als große Distributionen wie z.B. Fedora, Mandriva, SuSeLinux oder Ubuntu.
Bisher beschränken sich meine Experimente nur auf Damn Small Linux (DSL), was wirklich mit sehr geringen Anforderungen an die Hardware daherkommt und auf Debian basiert, aber auch den Nachteil hat nicht den gleichen Softwareumfang wie Debian zu bieten und auch weniger in der täglichen Praxis getestet wird. K.Mandla hat weitere Distributionen für "langsame" Rechner unter die Lupe genommen mit nicht ganz überraschendem Ausgang 🙂
Bevor ich mich auf eine andere Distribution stürze, versuche ich deshalb zuerst einmal ein funktionierendes Debian Grundsystem zu installieren. Hat man das geschafft, lässt sich von hier aus das System individuell gestalten. Der Vorteil einer Debian Installation liegt in der Vielzahl an vorkompilierten Software Paketen (mittlerweile mehr als 25000 Stück). Außerdem versuche ich immer einen aktuellen 2.6 Kernel zum Laufen zu bekommen, da dieser auch aktuelle Hardware erkennen kann und fortlaufend neue Features hinzu erhält.
Sollte es Probleme geben, steht einem immer noch der 2.4 Linux Kernel zur Verfügung. Schließlich erhält man so einen neuen, zwölf Jahre alten Rechner, der mit leichtgewichtiger Software aus dem Jahre 2010 ausgerüstet ist und einen Kernel, der auch aktuelle Peripheriegeräte erkennen kann.
Empfehlenswerte Lektüre
Ich könnte an dieser Stelle nun fortfahren, was es alles für Verwendungszwecke für einen alten Computer geben könnte. Zum Glück hat sich K.Mandlas Linux Blog schon ausführlich mit solchen Fragen beschäftigt. Das Blog ist äußerst umfangreich und wird praktisch jeden Tag um einen weiteren guten Artikel bereichert. Mit Sicherheit eines der besten Blogs zum Thema Linux. Einfach mal vorbeischaun und lesen!
Auf GuNNiX Webseite gibt es keine wortreichen Blogeinträge, dafür aber alles was zählt. Eine Aufzählung mit leichtgewichtigen Linuxanwendungen und wie man ein minimales Debian System installiert. Seine Ausführungen sind deutlich umfangreicher als bei meinem Beitrag zu Toshiba Portégé 3110CT mit Debian und Fluxbox. Ich bleibe aber dabei, dass eine Debian Netzinstallation und die Pakete slim, xorg, alsa-base und der Fenstermanager der Wahl eine einfach zu merkende Alternative sind um ein minimales grafisches Debian zu installieren.
Schließlich gibt es noch Urukramas Blog. Darauf gestoßen bin ich nach der Suche nach Informationen zum Fenstermanager Openbox. Urukrama bietet hierzu einen vollständigen englischen Openbox Guide und ist meiner Meinung nach damit auch die Referenz im Netz. Weiterhin liegt ein Schwerpunkt seines Blogs auf der Gestaltung seines Desktops mit verschiedenen Fenstermanagern.
Wer ein paar wirklich gut aussehende Screenshots und eine Idee bekommen möchte, wie man eine schnelle, ressourcenschonende und gleichzeitig stilvolle Desktopumgebung mit Linux erhalten kann, sollte mehr als nur einen Blick auf dieses Blog werfen. Einige seiner Kreationen finden sich übrigens auch auf www.box-look.org wieder.
Eigentlich könnte man nach dieser Aufzählung fast schon alle anderen Artikel zu Linuxerfahrungen einstampfen. Auf der anderen Seite gibt es auch noch genug Facetten, die noch nicht abgedeckt worden sind und genauso individuell wie diese Beiträge ist GNU/Linux selbst. Ich nehme mir deshalb auch den Vorschlag von K.Mandla zu Herzen und versuche über meine eigenen Erfahrungen mit der Thematik zu erzählen. Es schadet sicher nichts die ein oder andere Information zu wiederholen oder aus einem anderen Blickwinkel zu erzählen.