Ich streichle meinen Pinguin

Ich lese gerade eines der wenigen Printmedien, welches trotz scheinbar unbegrenzter Informationsfülle aus dem Internet schon seit Jahren einen festen Platz bei mir erobert hat. Die Rede ist vom Magazin für Computer Technik oder kurz der c't.
Auf der ersten Seite der Ausgabe 6/2011 hat Christof Windeck seine Gedanken zur entfachten Popularität von Linux in Googles Android Betriebssystem niedergeschrieben. Er geht dabei kritisch auf Googles Eigenart ein, dass wichtige Systemkomponenten nur dann ihre volle Wirkung entfalten, wenn man auch ein Google Konto sein eigen nennen darf, sieht aber in Android ein wirkungsvolles Beispiel wie Linux populärer und für die Mehrheit der Menschen beliebter gemacht werden kann.
Auf der anderen Seite sieht er bei den normalen "echten" Linuxvarianten die Gefahr, dass zu viel von der Perspektive der Programmierer aus entwickelt wird und die Anwender, vor allem Laien, vernachlässigt werden. Sein Fazit ist, wenn Linux aus der Nerd Ecke herauskommen wolle, müsse es die bessere, coolere, schönere Alternative zu Windows werden.
Ich kann ihm in vielen Punkten nur zustimmen. Woran liegt es, dass Android scheinbar jeder kennt, Linux aber ein Nischendasein fristet?
Ich bin mir nur nicht sicher, ob die Kausalkette stimmt. Meiner Meinung nach ist Linux heute schon besser, cooler und schöner als Windows. Das Problem scheint viel mehr zu sein, dass nicht jeder weiß, wie man sein Lieblingslinux gestalten und anpassen kann.
Ist es wirklich so, dass sich die Leute für Android entscheiden, weil Google das benutzerfreundlichere Betriebssystem entwickelt hat? Wie viele Leute wissen eigentlich, dass Android auf Linux basiert? Und wie vielen ist dies überhaupt wichtig? Wer entscheidet sich gezielt für Open Source?
Woran liegt es, dass Android scheinbar so weit vorne liegt? Ist der Vergleich mit einer desktopbasierten Linuxdistribution überhaupt zulässig?
Ich glaube, die meisten Konsumenten interessieren sich nicht für Unterscheidungen wie Open Source und Proprietäre Software. Wenn ich mich für ein HTC Smartphone entscheide, wie viel Gedanken verschwende ich darauf, dass die zu Grunde liegende Software Open Source ist? Was sind die wirklichen Kaufgründe?
Oft ist es aber so, dass nicht die Software sondern zu erst einmal der Name, die Hardware und Form und nicht zu vergessen der Preis beim Kauf ausschlaggebend sind.
Ich denke Linux will gar nicht zwangsläufig das populärste Betriebssystem werden, denn dazu müsste Linux zuerst einmal einen allgemeinen Willen entwickeln, der ein solches Ziel anstrebt.
Linux ist für mich ein Gesamtkonzept zusammengetragen von den unterschiedlichsten Menschen. Je nach Bedarf entsteht so ein Betriebssystem für verschiedene Ansprüche. Davon profitieren alle und somit auch Googles Android.
Ist es nicht eigentlich egal, welchen Namen ein offenes Betriebssystem hat? Ist es nicht viel wichtiger, dass die Verbreitung von Informationen frei ist und bleibt, dass es Standards gibt, die sagen, egal ob du ein Smartphone OS entwickelst oder 10 Jahre alte Hardware weiterhin betreust, es gibt Open Source, um das zu ermöglichen?
Natürlich denke ich auch, dass Linux präsenter in der Öffentlichkeit auftreten könnte. Aber es ist wie mit der unabhängigen Band, die man schon seit den ersten Tagen hört. Sie ist immer nur dann cool, solange sie nicht erfolgreich und massentauglich ist.
In diesem Sinne hoffe ich, dass Linux weiterhin alles ist. Ein Betriebssystem für Nerds und gleichzeitig der Startpunkt für interessante kommerzielle Entwicklungen. Die Informationen müssen frei sein, egal welchen Namen das angesagte Produkt gerade trägt.

Bei speedy nichts Neues

Ich habe schon lange nichts mehr über speedy geschrieben. Das liegt vor allem daran, dass alles läuft und er genau das tut, was er tun soll. Aber warum immer nur über Computerprobleme bloggen?
Der gute Toshiba Portégé 3110 CT steht nun seit einigen Monaten auf meinem Schreibtisch direkt neben dem TFT-Monitor des DualCore-Rechenknechts. Die meiste Zeit ist das Display eingeklappt und er dient mir so als kleiner Server.
Er verbraucht in diesem Zustand maximal 16-20 Watt. Gegenüber einem SheevaPlug ist das zwar immer noch relativ viel Energie, zumindest wenn man den Energieaufwand zur Herstellung des Plugs ausblendet, dafür ist er vielseitiger und lässt sich neben dem Serverdienst als Jukebox und natürlich auch als portables Netbook nutzen.
Seit meiner Debian-Squeeze-Installation letzten Sommer habe ich das Betriebssystem nicht mehr gewechselt. Kurz gesagt, ich bin total zufrieden wie alles momentan funktioniert. Deswegen habe ich gar kein Interesse ein neues Betriebssystem auszuprobieren. Hinzu kommt, dass es ein Problem mit dem externen CD-ROM Laufwerk zu geben scheint, was dazu führen würde, dass ich entweder auf das Floppy-Laufwerk oder die PEX-Installation zurückgreifen müsste.
Zwölf Jahre alt, nur 64 MB RAM und dennoch habe ich nicht das Gefühl, dass ein moderner Laptop hier einen grundlegenden Unterschied machen würde. Um diverse Distributionen herunterzuladen nutze ich speedy mit meinem Rtorrent-Setup und habe nun ein externes USB-Laufwerk mit jeder Menge Software, die ich demnächst ausprobieren möchte und dann natürlich hier auch kurz vorstelle.
Ansonsten habe ich mir schon oft die Frage gestellt, warum es notwendig sein sollte den Dual Core anzuschalten, nur um ein paar Flac-Dateien anhören zu wollen. Das kann speedy natürlich auch, so dass ich hier meine ursprünglich für Ubuntu eingerichtete Konfiguration für den Music Player Daemon nutze. Noch externe Boxen angeschlossen, die für die Beschallung der Wohnung ausreichen und fertig ist die Laptop-Jukebox.
Gesteuert wird alles über SSH und eine Screen-Session und für mpd hat sich ncmpc als Client ausgezeichnet.
Da Squeeze mit großer Sicherheit für die nächsten drei Jahre weitergepflegt wird, wird es hier also keine großen Veränderungen mehr geben. Bleiben aber noch diverse Anwendungen übrig, die mit speedy eine gute Testplattform gefunden haben.
Was ich aber auf gar keinen Fall machen werde, ist diesen Laptop zu einer Wetteruhr umbauen. Aber sollten sich irgendwo noch weitere alte Laptops finden lassen...vielleicht. 😈

Canto ein Feedreader für die Konsole

Wer einen modernen, grafischen Browser benutzt, muss selten nach externen Programmen zum Lesen von RSS- oder ATOM-Feeds Ausschau halten.
Firefox bietet die Unterstützung von Haus aus an und in letzter Zeit gefällt mir das sogenannte Feed-Applet des AWN-Docks ebenfalls sehr gut.
Richtig interessant wird es erst, wenn man auch auf älteren Rechnern schnellen Zugriff auf Nachrichten haben möchte. Firefox Startzeit ist dort meistens nicht berauschend und Spielereien wie das AWN-Dock machen den Rechner auch nicht schneller.
Für solche Fälle nutze ich seit längerem den Feedreader Canto.
Canto ist in Python geschrieben und benutzt zur Darstellung der Nachrichten die Ncurses-Bibliothek. Als Konsolenprogramm läuft er natürlich auch ohne X. Er ist schnell, bunt und übersichtlich.


Nach dem Start wird eine Liste mit allen Nachrichten angezeigt. Mit der Taste "c" lassen sich die einzelnen Feeds auf- und zuklappen. Mit "Space" gibt es eine Voransicht zu einzelnen Einträgen. Links werden in Canto farbig dargestellt, wobei diese bei mir mit grün eine HTML-Seite und mit blau ein Bild signalisieren.
Die Taste "g" steht für goto und durch Eingabe der Zahlenangabe neben den Links wird der voreingestellte Browser oder der Bildbetrachter geöffnet und der Link dort angezeigt.
Cantos Konfigurationsdatei befindet sich in ~/.canto/conf.py und sieht bei mir so aus.

from canto.extra import *
import os
# Handlers when in Linux console or xterm
if os.getenv("TERM") == "linux":
    link_handler("elinks "%u"", text=True)
    image_handler("feh "%u"", text=True, fetch=True)
else:
    link_handler("midori "%u"")
    image_handler("feh "%u"", fetch=True)
    link_handler("mplayer "%u"", ext="mp3")
    link_handler("mplayer "%u"", ext="mp4")
#add("http://rss.slashdot.org/slashdot/Slashdot")
#add("http://reddit.com/.rss")
#add("http://kerneltrap.org/node/feed")
add("http://www.tagesschau.de/xml/rss2")
add("http://www.heise.de/newsticker/heise.rdf")
add("http://codezen.org/canto/feeds/latest")

Die If-Bedingung prüft, ob man sich auf der Konsole oder in einer X-Umgebung befindet. Je nach Ergebnis wird dann entweder Elinks oder Midori ausgeführt, wann immer eine HTML-Seite geöffnet werden soll.
Feh ist als Bildbetrachter voreingestellt und Mplayer soll ausgeführt werden, wenn die Dateiendung des Links auf .mp3 oder .mp4 lautet.
Schließlich werden mit der add Anweisung noch die Feeds eingetragen und mit dem Befehl
canto -u
Canto gestartet und die Feeds aktualisiert.
Als Alternative bietet sich auch Newsbeuter an.

abcde – ein Kurztipp zum Archivieren von Audio-CDs

Es gibt viele Wege seine Audio-CDs mit Linux auf die PC-Festplatte zu archivieren und in ein passendes Format zu konvertieren oder alles auf einen portablen MP3-Player zu überspielen. Ich selbst war vor Jahren schon zufrieden mit Soundjuicer oder den Funktionen, die man in Rhythmbox findet.
Seit fast zwei Jahren bin ich nun auf der Suche nach alternativen Programmen für die Konsole und nutze nun am liebsten abcde, A Better CD Encoder, für diese Art von Aufgaben.
Abcde ist ein starkes Kommandozeilenprogramm, welches ganz in UNIX-Manier die Fähigkeiten anderer Programme nutzt, um den kompletten Vorgang des Archivierens in einem simplen Kommando zu vereinen.
Dabei kommen unter anderem cdparanoia zum Auslesen der Audio-CDs, wget und cd-discid zum Abgleichen mit CDDB und verschiedene Encoder wie flac, lame oder vorbis zum Einsatz.
Bei Audioqualität bin ich kompromisslos und nutze das Flac-Format, welches sich auch auf MP3-Playern genießen lässt, sofern man Rockbox aufgespielt hat. 😉
Wenn man möchte, kann man später immer noch die Flac-Dateien umwandeln oder abcde gleich anweisen die Audiospur in mehrere verschiedene Formate umzuwandeln.
Das Beste an all dem ist aber, es hat keine umfangreichen Abhängigkeiten mit irgendwelchen Grafikbibliotheken und es ist sehr, sehr elegant zu bedienen.

Installieren mit
aptitude install abcde

Eine Audio CD in flac umwandeln
abcde -o flac

Eine Audio CD in flac, mp3 und ogg umwandeln
abcde -o flac,mp3,vorbis

Einfacher geht es nicht, weswegen abcde ein Paradebeispiel ist, wieso Konsolenprogramme auch auf Hochleistungsrechnern und nicht nur Uralt-Laptops Sinn machen. 🙂

Bash-Magie und ein paar For-Schleifen

Ich stand kürzlich vor der Aufgabe mehrere DV-, WMV- und Mov-Videodateien in ein freies Format umwandeln zu wollen. Dazu wollte ich unbedingt Theora als Videocodec und Vorbis als Audiocodec verwenden.
Um nicht jede Datei einzeln umwandeln zu müssen, gibt es unter Linux eine schnelle und bequeme Möglichkeit - die bash. Grml Fans würden natürlich nach der zsh schreien. 😉
Mehrere Videos mit ffmpeg von WMV- in das MKV-Containerformat mit Theora und Vorbis konvertieren

for i in *.wmv; do ffmpeg -i "$i" -vcodec libtheora -acodec libvorbis "${i%.*}".mkv; done

Mehrere Videos mit ffmpeg2theora von Mov- in das Ogv-Containerformat mit Theora und Vorbis konvertieren, Abtastrate 32000 Hz, 64 kb/s Audiobitrate

for i in *.mov; do ffmpeg2theora -H 32000 -A 64 "$i"; done

Das Schema ist immer das Gleiche. Eine for Schleife durchläuft alle Dateien in einem Ordner, in diesem Fall mit den Endungen .wmv oder .mov. Dabei wird dann entweder das Programm ffmpeg oder ffmpeg2theora ausgeführt und der Dateiname "$i" übergeben. Die Anführungsstriche sind bei Sonderzeichen sinnvoll.
Bei ffmpeg wird duch die Konstruktion "${i%.*}".mkv, die Dateiendung .wmv durch .mkv substituiert. Bei ffmpeg2theora ist das nicht nötig.
Bei beiden Programmen gibt es sehr viele Optionen, um den Output zu beeinflussen. Beide scheinen auch unterschiedlich effizient bei der Umwandlung in das freie Format Theora zu sein.
Prinzipiell muss man bei schon stark komprimierten Dateien damit rechnen, dass bei einer weiteren Umwandlung die Qualitätsverluste zunehmen. Am besten ist es, immer mit einer nur gering komprimierten DV-Datei zu arbeiten.
Zu den vielfältigen Möglichkeiten der Konvertierung sollte man sich die Handbuchseite der Programme näher anschauen. Die Option -v 7 sorgt z.B. dafür, dass die Qualität der Videowiedergabe besser wird, die Dateigröße aber ungefähr verdoppelt wird. Die Standardeinstellung ist -v 5. Es gibt auch bequeme Voreinstellungen bei ffmpeg2theora, z.B. die Option -p pro.

Zu guter Letzt hier noch eine schnelle Möglichkeit um viele TGA-Bilder in PNG zu konvertieren, für alle, die vielleicht noch ein paar alte World-of-Warcraft-Screenshots auf der Festplatte haben. 😉
Das Programm convert befindet sich im ImageMagick Paket jeder Linuxdistribution.

for i in *.tga; do convert "$i" "${i%.*}".png; done

Ein einfach zu bedienendes GUI für ffmpeg existiert auch und nennt sich WinFF.


Viel Spass beim Umwandeln in freie Formate. 🙂

Debian auf dem Toshiba Satellite 220 CS

Der neue 2.6.30 Debian-Kernel war erstellt worden und funktionierte in Qemu, nun musste alles noch auf den Toshiba-Laptop übertragen werden.
Ich hatte zwei Versionen zum Testen, einmal ein minimales Debian Squeeze und die Lenny-Sandbox-Version von KMandla, die schon gute Konsolenprogramme enthielt, nachweislich mit 32 MB RAM zurechtkommt und mir die Zeit erspart ein Debian Lenny in Qemu neu zu installieren.
Für Debian Squeeze war leider nach GRUB und dem Versuch /dev einzubinden Schluss. Da Squeeze eine andere Art benutzt um ein Device anzulegen als das noch bei Lenny der Fall war, müssen offenbar noch ein paar Optionen im neuen "Slitaz" 2.6.30 Kernel aktiviert werden, damit diese Funktionalität auch unterstützt wird.
Welche das genau sind und ob ich damit überhaupt richtig liege, entzieht sich momentan meiner Kenntnis. Der Verdacht liegt jedenfalls nahe, denn in einem emulierten System mit Qemu erhalte ich keine Fehlermeldung und alles scheint zu funktionieren.
Nun da war ja noch Lenny. Das 1 GB große Image wurde wieder mit dd auf die Toshiba Festplatte geschrieben und wie erhofft bootete das ganze System.
Da ich schon in Qemu die Wlan-Karte eingerichtet hatte, konnte ich sofort mit dem Ausprobieren beginnen. Die meisten Programme reagierten einzeln genauso wie dies bei Slitaz der Fall war.
Zum ersten Mal haarig wurde es bei dem Versuch mehrere Programme parallel über eine SSH-Verbindung zu nutzen. Der voreingestellte OpenSSH-Server und -Client und die gestarteten Programme reagierten für meinen Geschmack zu träge.
Vielleicht hilft das Austauschen des SSH-Servers mit Dropbear, dachte ich. Also versuchen wir einmal aptitude update.
Eine Stunde später war die Apt-Datenbank aktualisiert. 🙄 Ich entfernte den SSH-Server und installierte Dropbear und wieder dauerte es eine Stunde bis dieser Vorgang abgeschlossen war.
Ich bin zwar bei sehr alter Hardware geduldig, aber zwei Stunden Wartezeit um ein Programm zu installieren und zu entfernen, ist noch nicht der Weisheit letzter Schluss.
Hieran erkennt man, was für ein großer Unterschied ein paar MB RAM und ein schnellerer Prozessor ausmachen können. Die gleiche Operation dauert auf dem vier Jahre jüngeren Toshiba Portégé 3110 CT höchstens 2-3 Minuten und das ist für einen zwölf Jahre alten Laptop eine sehr akzeptable Zeit.
Dropbear reagierte tatsächlich besser, aber dies änderte nichts daran, dass die anderen Konsolenprogramme schwer zu kämpfen hatten. Danach trat das gleiche Problem auf, welches ich schon mit der Slitaz-Minimalinstallation hatte.
Versucht man ein netzwerklastiges Programm wie z.B. Rtorrent oder Moc über SSHfs zu betreiben, friert der Laptop irgendwann ein. Wlan plus WPA-Verschlüsselung und zusätzlich noch starker Netzwerkverkehr überfordern ihn einfach.
Nichts Neues also und auch bei den Systemspezifikationen keine wirkliche Überraschung.
Am Ende muss ich feststellen, dass Slitaz Installationsmethode für so alte Rechner einfach sinnvoller und ressourcenschonender ist, in Sachen Abhängigkeiten auflösen und Mächtigkeit der Anwendung hinter Apt aber zurückfällt.
Das Kompilieren des Debian-Kernels mit der Slitaz-Config hat aber eines gezeigt. Es ist möglich auch Debian auf dem Toshiba Satellite 220 CS zu installieren, wenn der Kernel an 16 MB RAM angepasst ist.
Einen eigenen Debian Kernel mit Hilfe von Slitaz zu bauen war nicht schwer. Ab hier würde aber nun die wirkliche Bastelarbeit beginnen, indem man Kerneloptionen findet, die das System noch weiter optimieren.
Einfacher geht das alles indem man Slitaz direkt installiert. Zumindest bei so wenig RAM spart Slitaz einem eine Menge Ärger. Die Option Squeeze zu installieren wird zumindest auf diesem Modell keinen Vorteil bringen.
Halten wir mal fest: 1:0 für Slitaz, noch einige Möglichkeiten sind offen und in Sachen Kernelkompilierung wurde Wissen wieder aufgefrischt. 😉

Den eigenen Debian-Kernel bauen

Es kommt nicht oft vor, dass ich den Linuxkernel selbst übersetzen muss. In der Regel bietet der generische Debian- oder Ubuntukernel alle Treiber, die man braucht und da die Module nur dann geladen werden, wenn sie tatsächlich benötigt werden, ist der Performancegewinn eines eigenen Kernel für mich auf neuer Hardware kaum spürbar.
Natürlich gibt es aber auch gute Gründe, warum ein eigener Kernel sinnvoll sein kann. Sei es nur um das letzte bisschen Leistung herauszukitzeln, ein neues Kernelfeature zu aktivieren oder unnötige zu deaktivieren.
Der Standardkernel 2.6.32 von Squeeze und auch der 2.6.26 von Lenny funktionieren beide nicht auf meinem Toshiba Satellite 220cs Laptop. Bei nur 16 MB RAM regt sich nach GRUB für gewöhnlich nichts mehr. Meine Versuche mit Slitaz hingegen waren sehr erfolgreich. Sowohl das Betriebssystem als auch der Kernel sind so angepasst, dass selbst 16 Jahre alte Hardware mit aktueller Software funktioniert.
Als Debian-Fan wollte ich unbedingt den Kernel anpassen, um auszuprobieren wie sich Debian auf dem alten Laptop schlägt. Natürlich stand ich wieder mal vor dem Problem, wie ging das eigentlich bei Debian mit dem Kernelkompilieren.
Debians Kernel Handbook zeigt schon die wichtigsten Schritte auf, doch am einfachsten und nachvollziehbarsten werden sie auf www.adminlife.net beschrieben.
Debian bringt nämlich schon ein Werkzeug mit, welches alle wichtigen Schritte der Kernelkompilierung übernimmt und den angepassten Kernel auch gleich in ein .deb Paket umwandelt, welches sich über Debians Apt dann problemlos verwalten lässt.
Die wichtigsten Schritte sind:

  • Notwendige Programme zum Kompilieren installieren
    aptitude install kernel-package build-essential
  • Gewünschte Kernel Quellen installieren. Entweder die Debian Kernel Sourcen nehmen oder direkt von www.kernel.org herunterladen und in /usr/src entpacken. Z.B.
    aptitude install linux-source-2.6.30
  • Symlink anlegen
    ln -s /usr/src/linux-2.6.30 /usr/src/linux
  • Kernelconfig kopieren. Für den Anfang genügt es die aktuelle config aus /boot zu nehmen. Allgemein geht auch zcat /proc/config.gz > kernel.cfg
    cp /boot/config-`uname -r` /usr/src/linux/.config
  • Kernel an die eigenen Bedürfnisse anpassen
    cd /usr/src/linux
    make oldconfig
    make menuconfig
    
  • Den Kernel kompilieren und ein .deb Paket erstellen
    make-kpkg kernel_image --revision 20110217 --initrd

Ich musste auf meinem im letzten Post vorgestellten Debian-Minimalsystem mit debootstrap noch das Paket lzma installieren, damit das Kompilieren erfolgreich war.
Als Kernelconfig hatte ich die Slitaz 2.6.30-loram config ausgewählt. Beim Übersetzen wurde zuerst ein Fehler mit dem Kernelmodul lguest gemeldet, dass ich danach aus der config gestrichen habe.
Erfreulicherweise lief danach die Kernelkompilierung erfolgreich durch. Das entstandene .deb Paket lässt sich bequem mit dpkg -i installieren.
Mit diesem Kernel ließ sich wie erhofft problemlos sowohl ein Squeeze als auch ein Lenny in Qemu booten. Möglichkeiten zum Optimieren gibt es noch einige. Z.B. benötige ich nicht wirklich das ReiserFS-Dateisystem und gefühlte 100 weitere Module auch nicht.
Vielleicht werde ich deswegen auch in Zukunft die Kernelconfig soweit anpassen, dass tatsächlich nur noch die absolut notwendigen Pakete übrig bleiben. Für den Anfang ist "the Debian way ™" und ein Minidebian in Ubuntu eine bequeme Möglichkeit um weiter herum zu experimentieren.
Wie sich der neue Kernel auf dem Toshiba 220cs geschlagen hat, dazu demnächst mehr.

Debian in Ubuntu installieren mit debootstrap

Neben der Netzinstallation von Debian existiert noch eine weitere Möglichkeit ein minimales Debian-System zu installieren. Diese Methode nennt sich debootstrap.
Damit lässt sich Debian von einem anderen Betriebssystem und sogar einer anderen Systemarchitektur aus einrichten. Es ist also möglich sich Debian aus einem laufenden Gentoo auf eine freie Partition zu installieren und danach in ein Dual-Boot-System zu starten.
Ganz so viel erwartete ich gar nicht als ich mir überlegt hatte, wie ich am einfachsten einen Debian-Kernel auf dem Dual-Core-Rechner kompilieren könnte, ohne dabei meine bestehende Ubuntu-Installation in irgendeiner Weise zu beeinträchtigen.
Ich entschied mich also mittels debootstrap Debian Squeeze in ein Verzeichnis namens debian in meinem Home-Ordner zu installieren. Alle Tests, Kernelkompilierungen und Veränderungen sollten in einer Chroot-Umgebung stattfinden.
Die ersten Schritte sind mit Ubuntu schnell erledigt:

aptitude install debootstrap
mkdir ~/debian
sudo debootstrap squeeze ~/debian http://ftp.de.debian.org/debian

Debootstrap ist im Prinzip nur ein besonders ausgereiftes Skript, welches beliebige Debian- oder Ubuntu-Versionen von einem Spiegelserver der Wahl installieren kann. Es werden hierbei nur die elementarsten Softwarepakete heruntergeladen.
Im Gegensatz zur Netzinstallation mit Debian müssen danach von Hand noch einige Konfigurationseinstellungen vorgenommen werden. Gut beschrieben wird das z.B. auf den folgenden Seiten:

Da mein Minidebian gar nicht bootfähig sein sollte und ich nur eine Testumgebung brauchte, waren aus dem Amateur Guide nur folgende Schritte notwendig:

mount –t proc none ~/debian/proc
mount –o bind /dev ~/debian/dev

In der ~/debian/etc/apt/sources.list noch die Quellen für die Sicherheitsupdates und die Sourcen eintragen und mit dem folgenden Befehl in die Chroot-Umgebung wechseln.
sudo chroot ~/debian
Danach wird Debian durch die Installation weiterer Pakete angepasst.

aptitude update
aptitude install locales
dpkg-reconfigure locales
aptitude install console-data
dpkg-reconfigure console-data
aptitude install linux-source-2.6.30

Das Ziel ist es mit Hilfe dieser Debootstrap-Installation einen Debian Kernel neu zu übersetzen und dafür die Kernel-Config der Slitaz-Loram-3.0-CD zu nehmen. Wenn alles glatt läuft, sollte sich damit irgendwann ein Debian auf dem Toshiba Satellite 220cs installieren und booten lassen.
Hoffentlich ist es auch in der Praxis so einfach wie in der Theorie. 😉

Debian 6.0 Squeeze veröffentlicht

Heute wurde Debian 6.0 "Squeeze" veröffentlicht!
Mehr als 29.000 kompilierte Binärpakete stehen in dieser Version zur Verfügung.
Wichtige Links:

Debian Squeeze ist das erste Debian mit vollständig freiem Kernel. Wie schon früher geschrieben, kann das bei der Installation vor allem bei Netzwerkkarten mit propritärer Firmware zu Problemen führen.
Dafür hat es Debian als erste Linuxdistribution geschafft ein vollkommen freies Betriebssystem zu erschaffen, dass vielen anderen Distributionen nun als Basis dient.
Für die Firmwareproblematik gibt es zwei einfache Lösungen. Der oben genannte Link empfiehlt den Tarball mit der unfreien Firmware herunterzuladen, auf einen USB-Stick zu kopieren und bei der Installation dann auf diese Datei zu verweisen.
Debian bietet aber auch eine inoffizielle Squeeze-Netinstall-CD an, auf der die unfreien Firmwaretreiber schon integriert sind.
Jeder kann also selbst entscheiden, was für welchen Einsatzzweck sinnvoller ist.
So und nun alle fleißig das neue Debian 6.0 seeden. 😉

Tron ist zurück

Es begab sich letzte Woche, dass ein paar alte Menschen sich für einen Kinofilm namens Tron Legacy verabreden wollten. Ab einem gewissen Alter wird man bei einer solchen Verabredung vor gewisse Probleme gestellt.
Während früher oder daaamals ja sowieso alles besser war und eine Terminfindung in etwa so ablief:
"Wir gehen morgen ins Kino."
"Ok!",
muss es heute erstens langfristig vorher geplant sein und zweitens natürlich über ein elektronisches Medium erfolgen.
Nachdem wir zwei Dutzend Emails an den globalen "An-Alle"-Verteiler geschickt hatten und jemand schon auf die geniale Idee mit doodle.com gekommen war, mussten wir erschreckt feststellen, dass es einen unter uns gab, der vorher noch nie von Tron gehört hatte!
Wir spielten zwar alle noch mit der Rassel als der Ur-Tron in die Kinos kam, aber bitte, noch nie von Tron gehört?
Nachdem wir uns wieder mit vielen Mails daran abgearbeitet hatten (haha), kam postwendend eine Mail mit diesem Link. Nichtlustig dachte ich noch, doch damit die Würfel endlich fallen, antwortete ich (natürlich an alle),
aptitude search tron
aptitude install xtron ktron gltron armagetronad
worauf auch prompt von anderer Seite zurück kam,

$:dpkg -l *tron*
un armagetron (keine Beschreibung vorhanden)
ii gltron 0.70final-9 3D lightcycle game
ii xtron 1.1a-14 Tron game for X11

Da behaupte mal einer wir kämen vom Nerdpol :P. Wer sich noch unschlüssig ist, ob er Tron Legacy im Kino eine Chance geben sollte, hier kurz das Fazit ohne Spoiler.
Im Radio fasste die Moderatorin den Film mit den Worten zusammen, es gebe keine Handlung, die Optik sei beeindruckend und der Sound für einen Oscar nominiert. Nunja "keine Handlung" ist oft ein subjektiver Begriff, denke ich, aber auf Tron Legacy trifft er ziemlich gut zu. 😉
Immerhin haben wir nun alle auch für 11 Euro eine 3D Brille dazu bekommen, die man aber nicht! als Sonnenbrille verwenden darf. 🙁
Wer immer noch unsicher ist, ob er ins Kino gehen sollte, dem seien für etwas Nostalgie die Tron Spiele empfohlen. Was man von Tron Legacy lernen kann ist, dass neu nicht immer auch besser heißen muss.

Also bis in 30 Jahre dann, zu Tron Reloaded!
- Ende der Kommunikation -