Die Debian-Seite ist online

Ich habe heute die Debian-Seite online gestellt. Wie zuvor angekündigt ist es hauptsächlich eine Übersicht und ein Inhaltsverzeichnis, wie man mit Hilfe der Netzinstallation ein angepasstes Debian erstellen kann.
In Kürze erscheinen ein paar Hilfsartikel, die auf die Paketmanager Aptitude und apt-get abzielen, sowie kurz beschreiben, was ich direkt nach der Netzinstallation noch für wichtig halte.
Der weitere Weg sieht dann so aus, dass ich zu einzelnen Fenstermanagern mindestens ein Konfigurationsbeispiel erstelle, dass man nur noch an die richtige Stelle kopieren muss, damit es funktioniert. Die Fenstermanager, die ich mir dieses Jahr mindestens noch anschauen möchte sind Enlightenment, PekWM und i3wm.
Da Netzinstallation nicht gleich immer nur Fenstermanager-Lösung heißen muss, besuche ich dann die Wheezy-Versionen von Gnome 3, KDE, Xfce und LXDE und zeige kurz, was man tun muss, damit man nach der Netzinstallation eine vollständige Desktopumgebung mit Debian hat, ohne dabei zu viel Zeit für opfern zu müssen.
Ich denke für jeden Debianbenutzer werden die meisten Sachen hier schon bekannt sein. Ich denke jedoch gerade für interessierte Umsteiger oder für Leute, die gerne ihren Arbeitsplatz selbst anpassen oder ältere Hardware wieder Leben einhauchen wollen, macht das Ganze Sinn. Außerdem bietet es mir die Möglichkeit neue Konfigurationen auszuprobieren und dauerhaft zu sichern oder wie Linus Torvalds es mal ausgedrückt hat:

"Only wimps use tape backup: real men just upload their important stuff on ftp, and let the rest of the world mirror it ;)"

Ja, ansonsten freue ich mich über jedes Feedback zu dieser Seite. Die Kommentarfunktion ist dort offen. Wenn ihr also konstruktive Vorschläge habt, was da noch stehen sollte oder was man besser weglassen muss, dann seid ihr herzlich eingeladen eure Wünsche und Vorstellungen zu posten.
Carpe diem
Markus

Meine Debian-Aktivitäten im Juni 2012

Ein wenig inspiriert von Raphaël Hertzogs regelmäßigen Posts, was er in den Vergangenheit für Debian unternommen oder entwickelt hat, sind hier meine, zugegeben etwas kleineren, Unternehmungen, ein paar Bugs auszumerzen.
Im letzten Jahr beschäftigten mich noch unter anderem Probleme mit PolicyKit und einem scheinbar raren Problem mit libgcrypt11. Letzteres ist weiterhin nicht gelöst, scheint aber bei anderen Benutzern auch nur selten aufzutreten.
Am spannendsten war dieses Jahr bisher eine Schwäche im OpenArena-Server, die es Angreifern erlaubt hat mittels Spoofing gefälschte UDP-Anfragen an den Server zu schicken, der die Ausgabe, Statusvariablen des Servers, dann an Web- oder Mailserver adressierte, um sie durch eine kombinierte DRDoS-Attacke lahm zu legen. Einen Patch gab es zum Glück schon, nur noch der Paketverwalter musste benachrichtigt werden, der das Problem innerhalb weniger Stunden lösen konnte.
In der selben OpenArena-Version 0.8.5 gibt es noch einen weiteren Bug, der zum Crash des Servers führen kann, wenn Bots und menschliche Spieler auf bestimmten Maps spielen und durch eine scheinbar fehlerhafte Wegepunkt-Logik die Bots den Server zum Absturz bringen. (#664637)
Ich denke in der neuesten Version 0.8.8 taucht er so nicht mehr auf, dafür stürzt der Server nun scheinbar zufällig ab, wenn ausschließlich menschliche Spieler spielen. Das passiert zum Glück recht selten, leider aber immer dann wenn sieben oder sogar 15 Leute gleichzeitig spielen, was natürlich mehr als ein Showstopper ist.
Ich versuche im Moment den Server zu debuggen, wobei mir Simon McVittie die richtige Vorgehensweise gezeigt hat. Man erstellt sich z.B. ein Wrapper-Skript in /usr/local/bin/openarena-server-wrapper mit folgendem Inhalt.

#!/bin/sh
OPENARENA_BACKTRACE=1
export OPENARENA_BACKTRACE
exec > /var/games/openarena-server/.openarena/baseoa/openarena-server.log 2>&1
exec /usr/games/openarena-server "$@"

In /etc/init.d/openarena-server ersetzt man dann den Wert der DAEMON-Variable durch den Pfad zu diesem Wrapper-Skript. Zuvor muss man noch den GNU Debugger (gdb) und die Debug-Symbole für Ioquake3 und für den OpenArena-Server installieren, damit die Ausgabe des Debuggers nützlich und nachvollziehbar ist.
Es scheint so, als ob das Problem nicht debianspezifisch sei und irgendein Fehler in der Spiellogik vorliegt. Wenn etwas Brauchbares dabei herauskommt, frage ich bei Gelegenheit direkt mal im offiziellen OpenArena-Forum um Hilfe nach und komme auf den Fehler zurück.
Durch den Absturz des Servers ist mir dann aufgefallen, dass die PID-Datei des Servers nicht ordnungsgemäß entfernt wird und der Server durch Monit auf Grund einer if-Bedingung im Init-Skript daraufhin den Start verweigert. (#678543) Das Problem hat der Paketverwalter ebenfalls in wenigen Stunden gelöst und schon eine neue Version nach Unstable hochgeladen.
Ansonsten habe ich wie angekündigt einen Wishlist-Bug gegen Qstat (#675838) eingereicht mit der Bitte um ein Paket-Update. Bisher gab es aber noch keine Rückmeldung des Betreuers, weswegen es ein neues Paket nicht mehr nach Wheezy schaffen wird.

Ebenfalls auf der Wunschliste stand die Bitte eine Beispielkonfiguration für das Cube2:Sauerbraten-Paket bereitzustellen (#673808). Ich denke mein Patch fand Anklang, auch wenn sich der Verwalter eine generischere Konfiguration gewünscht hätte. Nachdem ich die nachgeliefert hatte, scheint es aber so, dass er die nächste offizielle Veröffentlichung von Sauerbraten abwarten möchte, weswegen die Lösung dieses Bugs für die Version in Wheezy noch warten muss.
Ansonsten fiel mir noch ein "Serious-Fehler" (#647613) für Boswars, ein Strategiespiel, auf, der mittlerweile aber nur noch "Important" ist. Ich konnte den Fehler bestätigen. Das Problem ist bei Upstream bekannt.
Dass es sich hier um Debianspiele handelte, ist natürlich kein Zufall. Durch das vServer-Projekt bin ich automatisch auf Fehler gestoßen und irgendwo gibt es sie eben immer. Wie die Sache mit der DRDoS-Attacke zeigt, sollte man nicht zögern, das sofort zu melden. Das gleiche Problem gab es nämlich auch im Tremulous-Paket, wodurch nicht nur Debian, sondern auch Fedora betroffen war.
Alles in allem kann die Fehlersuche sogar richtig Spaß machen. Nun bin ich gespannt, was das Debuggen des OpenArena-Servers bringt. 🙂

Netzinstallation mit Debian und Bildern Schritt für Schritt

Im Folgenden beschreibe ich in aller Kürze die Netzinstallation mit Debian. Sie ist die Ausgangsbasis für alle meine Installationen egal ob am Ende ein Server, ein Minimalsystem oder eine grafische Desktopumgebung danach entsteht.

  1. Mit Install geht es los.
  2. Die Sprache auswählen.
  3. In welchem Land befindet ihr euch. Damit wird die Zeitzone und die Systemlokalisierung in der richtigen Sprache gesetzt.
  4. Die richtige Tastaturbelegung auswählen.
  5. Dem Rechner einen Namen geben. Der Name ist im Prinzip egal. Die meisten Menschen scheinen aber dazu zu neigen, ihre Rechner nach einem bestimmten Schema zu benennen. Ich wähle oft Filmcharaktere.
  6. Den richtigen Netzwerknamen setzen. Für ein Heimnetzwerk kann man diesen Eintrag frei lassen.
  7. Ein starkes Passwort für den Systemadministrator "root" setzen.
  8. Zur Sicherheit noch einmal eingeben.
  9. Der vollständige Name des neuen Benutzers.
  10. Eine Kurzbezeichnung für das neue Konto, z.B. der eigene Vorname in Kleinbuchstaben
  11. Ein starkes Passwort für den neuen Benutzer wählen.
  12. Zur Sicherheit noch einmal eingeben.
  13. Die Partitionierung. Wer es einfach haben möchte, wählt die geführte Partitionierung, wobei die vollständige Festplatte verwendet wird. Wer es manuell probieren möchte, sollte mindestens eine Swap-, Root-(/) und Home-Partition anlegen. Wie man eine verschlüsselte Partitionierung manuell vornehmen kann, hatte ich in diesem Beitrag beschrieben.
  14. Die gewünschte Festplatte auswählen.
  15. Eine zusätzliche /home-Partition ist empfehlenswert. Bei einer Neuinstallation kann man /home behalten und muss nur die Daten auf der Root-Partition ersetzen.
  16. Eine solche Aufteilung kann dann so aussehen. Die Größe der Partitionen sind nur Beispielwerte. Es genügt weniger als 1 GB Speicherplatz für eine Minimalinstallation.
  17. In diesem Menüdialog lässt sich das Dateisystem oder der Einbindungspunkt der Partition im Betriebssystem ändern. Ext4 ist eine gute Wahl.
  18. Hat man das Dateisystem und die Einbindungspunkte an seine eigenen Vorstellungen angepasst, werden alle Änderungen auf die Festplatte geschrieben. Alle vorher auf der Festplatte gespeicherten Daten gehen dabei verloren! Deshalb alles Wichtige vorher immer sichern.
  19. Den Paketmanager konfigurieren, indem das Land ausgewählt wird, indem man sich befindet.
  20. Einen Spiegelserver wählen, z.B. ftp.de.debian.org
  21. Wer einen Proxy benötigt um ins Internet zu kommen, kann hier seine Einstellungen eintragen. Ansonsten leer lassen.
  22. Hier kann man freiwillig an der Paketerfassung von Debian teilnehmen. Die Daten werden anonym erhoben und einmal in der Woche eine Auflistung der installierten Pakete an das Debian-Projekt geschickt. Dies hilft den Entwicklern bei der Priorisierung von Aufgaben.
  23. Bei der Softwareauswahl sollte alles abgewählt werden, um ein minimales Debian zu erhalten. Die Standard-Systemwerkzeuge können ausgewählt bleiben.
  24. Der letzte Schritt ist das Installieren des Bootloaders in den Master Boot Record (MBR) der Festplatte. Für eine Einzelinstallation oder wenn Debian parallel installierte Betriebssysteme verwalten soll, ist "JA" hier die richtige Antwort. Wer das Booten von einem anderen System aus steuert, kann hier auf die Installation von GRUB verzichten. Anschließend wird die Installation ausgeführt und nach einem Reboot sollte man auf der Konsole landen, wo man sich mit dem vorher gesetzten Benutzernamen anmelden kann.

Dinge, die da kommen werden

Um es für die Zukunft einfacher zu machen Artikel aufzufinden, werde ich eine Übersichtsseite für Debian und mein vServer-Projekt erstellen, später vielleicht auch für andere Ideen, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Passend dazu erscheinen ein paar ergänzende Artikel und in den nächsten Tagen dann die Hauptseiten, die im Wesentlichen Links zu bereits verfassten Beiträgen beinhalten. Eine Art Inhaltsverzeichnis also.
Die Idee habe ich schon länger, im Prinzip solange das Blog schon existiert. Damals mangelte es einfach an der Auswahl an Beiträgen. Mittlerweile sieht die Welt anders aus.
Mein Vorhaben ist auf die wichtigsten Fragen einzugehen, die bei der Benutzung von Debian auftauchen und gleichzeitig in meiner Art zu versuchen die Installation und Konfiguration dieses Freien Betriebssystems zu erklären. Dabei möchte ich vor allem auf die eigene Gestaltung von minimalen Desktopumgebungen näher eingehen.
Es läuft darauf hinaus, dass die einzelnen Aspekte wie Netzinstallation, Auswahl von nützlichen Werkzeugen und Software und die Vorstellung von einzelnen Fenstermanagern mit Konfiguration vernetzt werden und schnell auffindbar sind. Gedacht ist das vor allem für interessierte Linuxnutzer, die schon grundlegende Erfahrungen haben oder dazu neigen ihr System gerne selbst anpassen zu wollen. Insbesondere interessieren mich momentan Enlightenment und PekWM und einige andere Fenstermanager-Exoten, nicht zu vergessen wurde schon etwas zu DWM, Openbox, Fluxbox, Awesome und IceWM geschrieben.

linuxiuvat.de

Mit meinem vServer-Projekt bin ich gut vorangekommen und es stehen im Großen und Ganzen nur noch folgende Beiträge aus.

  • OpenArena
  • Cube2:Sauerbraten
  • Red Eclipse
  • Teeworlds
  • XPilot-NG
  • TetrinetX
  • Eventuell noch zwei weitere Spiele

Dazu kommt noch eine Vorstellung von Hilfsmitteln wie Tiger und Fwlogwatch und dann denke ich, dass die wesentlichen Inhalte auch in Textform abgearbeitet wären und ich für mich und andere zumindest einen kleinen Leitfaden habe, an was man bei einem eigenen (v)Server-Projekt denken sollte.
Danach brauche ich noch ein paar Bilder für die Gestaltung des Webauftritts, wozu mir Gimp und Inkscape weiterhelfen werden und einige der tollen Tutorials, die im Netz schon existieren. Da Kunst noch nie meine große Stärke war (ich bewundere aber Künstler!) werde ich darüber kaum bis gar nicht schreiben, es sei denn ich fühle mich mutig genug. Mal schaun. 🙂
Und dann werde ich weitere leichtgewichtige Betriebssysteme ausprobieren, die mir von Ikem und anderen z.B in diesem Artikel und über all in diesem Blog verteilt empfohlen wurden und dann schauen wir mal, ob sie eine gute Ergänzung zum bisherigen Zwischenstand sind. 🙂
Ich denke, das genügt erst einmal. 😉

FTP, NcFTP, wput, Midnight Commander: Vier FTP-Alternativen für die Konsole

Freunden, die noch nicht die Segnungen von Linux empfangen haben, empfehle ich meistens Filezilla oder das Firefox-Addon FireFTP. Letzteres ist bei mir seit mindestens zwei Jahren standardmäßig installiert. Es ist einfach zu praktisch aus dem Browser heraus mal schnell sich in den FTP-Account einzuloggen. Meistens muss ich aber nur ein, zwei Dateien herunter- oder hochladen und dazu funktionieren diese Konsolenprogramme hier ausgesprochen gut.

FTP

Eines der Standardprogramme ist ftp. Im Regelfall sollte es deshalb automatisch installiert sein.

ftp 123.123.123.123


Handelt es sich um einen anonymen Server wird man sofort nach einem Namen gefragt. Ein "anonymous" garantiert den Zugriff. Das Passwort kann man auslassen. Sofort fällt aber auf, dass TAB-Vervollständigung nicht funktioniert. Ein getipptes help hilft weiter. Um eine Datei herunterzuladen genügt

get Dateiname


In die andere Richtung geht es mit

put Dateiname

NcFTP

Aaah, TAB-Vervollständigung und eine History-Funktion. 🙂 NcFTP ist ein FTP-Client, der mitdenkt und sich mit dem nachfolgenden Befehl ohne weitere Angaben in den anonymen FTP-Server einloggen würde.

ncftp 123.123.123.123


Genauso wie bei ftp erhält man mit Eingabe von help Hilfe. Ein sehr nützliches Merkmal von NcFTP sind Lesezeichen, die sich mit dem Kommando "bookmark" setzen lassen und später mit "bookmarks" auflisten lassen.

wget und wput

Wget hatte ich schon als einen der Downloadmanager vorgestellt. Unter anderem beherrscht er das FTP-Protokoll. In die andere Richtung geht es mit wput, einem winzigen FTP-Client.

Anonymer Zugang

wput test.txt ftp://ftp.example.com

Mit Passwort

wput test.txt ftp://benutzer:passwort@ftp.example.com


Damit man das Passwort nicht jedes Mal eingeben muss, gibt es zwei Konfigurationsdateien .wputrc und .netrc.

Midnight Commander


Bisher habe ich den Midnight Commander hauptsächlich als FTP-Client und zum Vergleichen von Verzeichnissen benutzt. Für alles andere genügen mir fast immer die Standardwerkzeuge.

Anonymer Zugang

In der Kommandozeile braucht man nur cd ftp://ftp.example.com eingeben. Zum Ausloggen genügt cd.

Mit Passwort

cd ftp://benutzer@ftp.example.com
Dann das Passwort eingeben.
Eine weitere Möglichkeit sich mit einem FTP-Server zu verbinden ist das Links/Rechts-Menü und der dortige Eintrag "FTP-Verbindung".

Fazit

Ich bevorzuge den Midnight Commander oder NcFTP. Beide machen das Hoch- und Herunterladen von Dateien zu einem FTP-Server von der Konsole aus zum Kinderspiel.

http.debian.net: Debians verbesserte Umleitung zu Spiegelservern

Vor wenigen Stunden hat Raphael Geissert auf Debian-Devel-Announce angekündigt, dass mit http.debian.net eine neue Funktion zur Verfügung steht, die es ermöglicht die schnellste und beste Verbindung zu Debians Spiegelservern automatisch zu erkennen. Dieses neue Feature kann ab sofort von interessierten Nutzern und Entwicklern verwendet werden. Zum Ausprobieren des Angebots müssen lediglich die alten Einträge in der /etc/apt/sources.list zu den primären Spiegelserver wie z.B. ftp.de.debian.org durch http.debian.net ersetzt werden.

Bisher konnte man aus der Liste der zahlreichen primären und sekundären Spiegelservern manuell wählen oder die beste Verbindung mit Netselect ermitteln.
Dieses alte Prozedere wird durch http.debian.net nun überflüssig, da anhand der IP-Adresse- und Netzwerkverbindung der beste Spiegel automatisch bestimmt wird. Man sollte sich also http.debian.net als eine fortgeschrittene und überlegenere Lösung gegenüber den alten Primärspiegeln vorstellen.
Wer wissen möchte wie der Mechanismus funktioniert, kann auch einen Blick auf die Demonstration werfen. Je nach Aktualisierungsgrad des Spiegels, Anbindung und eigenem Standort ändert sich das Ergebnis.
Insbesondere für Reisende und die mobile Nutzung von Debian ist http.debian.net bestimmt von Vorteil. Durch das neue System lassen sich ebenfalls Pakete parallel herunterladen und dadurch die Download-Geschwindigkeit erhöhen.

Konfiguration

Bisher sahen die alten Zeilen in der /etc/apt/sources.list z.B. so aus:

deb http://ftp.de.debian.org/debian testing main contrib non-free

Möglich ist nun:

deb http://http.debian.net/debian testing main contrib non-free

Weitere Beispiele:

Backports

http://http.debian.net/debian-backports

Archiv

http://http.debian.net/debian-archive

Sicherheit

http://http.debian.net/debian-security
http://security.debian.org/

Raphael empfiehlt bei den Security-Repos sich nicht nur auf Drittquellen zu verlassen, sondern nach wie vor den Hauptspiegel eingetragen zu lassen.
Aus der Ankündigung war nicht zu erkennen, wann und ob http.debian.net das alte System komplett ersetzen wird. Das Ganze befindet sich somit noch in Arbeit.

Bastion und das Humble Indie Bundle V

Das letzte Bundle war sein Geld auf jeden Fall wert und besänftigte meinen (sehr) leichten Unmut über die vorangegangene Aktion. Nein wirklich, es gab beim Humble Indie Bundle V nicht viel zu meckern. Das sahen wohl auch die meisten Käufer so, denn mit 599.001 verkauften Bundles war es die bisher erfolgreichste Aktion.
Und wer hat nun alle Spiele schon durchgespielt? Die alten auch? Ok, dann hake ich nicht weiter nach. Ich habe mich auf Bastion konzentriert und mir zumindest vorgenommen Psychonauts (ein Spiel von Monkey-Island-Tim-Schafer. Cool.) und Limbo näher anzuschauen. Weiterhin gab es auch noch:

Den Rest hatten wir schon. Bei so vielen Spielen musste ich Prioritäten setzen und nahm mir schließlich Bastion vor. Bei der Installation fiel mir gleich der Nixstaller auf, den ich bis dato noch nicht kannte. Sicherlich eine gute Alternative, wenn man nicht für jedes Unix-artige System ein eigenes Paket schnüren möchte. Die Installation verlief mit Debian Sid problemlos.


Bastion selbst fällt in die Kategorie der Action-Rollenspiele. Wer an Diablo denkt, weiß wovon ich rede. Man schlüpft in die Rolle von "the Kid", eines Jungen, der auf einer Plattform in einer nach einer Katastrophe zerstörten Welt erwacht, die sich als die Bastion herausstellen soll. Begleitet wird man von der englischen "Cowboystimme" des Erzählers Rucks, der jede Aktion von "the Kid" kommentiert.
Die Grafik des Spiels hat mir auf Anhieb gefallen. Alles wirkt handgezeichnet, ist fantasievoll und einfach schön gestaltet. Man spielt das Spiel aus einer isometrischen Draufsicht. Dabei setzt sich der Boden während man in eine Richtung läuft unter den Füßen des Protagonisten zusammen. Die Handlung spielt zuerst auf einer schwebenden Plattform, wo man dem Erzähler zum ersten Mal begegnet. Dieser schickt einen dann auf die Reise zu anderen fliegenden Orten, wo man entweder seine neu entdeckten Waffen in einer Art Parkour ausprobieren kann und als Preis Gegenstände und Fragmente erhält oder gegen missliebige Gegner Hand Hammer anlegen muss.


Die Fragmente sind das Bezahlmittel des Spiels, welches von Gegnern und Kreaturen fallengelassen wird, denen sich "the Kid" entgegenstellt. Hier sind wir dann wieder bei einem typischen Rollenspielelement. Nach jeder Mission erhält man einen Gegenstand, mit dem sich Gebäude errichten lassen, aus denen wiederum Tränke oder weitere Aufwertungen gekauft werden können.
Gut gelungen ist auf jeden Fall das Kampfsystem mit Spezialangriffen, die man planvoll einsetzen muss und die dazu erstellten Animationen. Die Musikuntermalung trägt das Spiel und ist stimmungsvoll. Der Soundtrack ließ sich sogar extra herunterladen und ist sein Geld auf jeden Fall wert. Die Handlung selbst hat mich nicht besonders in den Bann gezogen, aber da jede andere Facette des Spiels bis zur vollständigen Linuxkompatibilität hervorragend umgesetzt wurde, kann ich jedem das Spiel nur ans Herz legen. Insgesamt war es ein wirklich tolles und interessantes Bundle.

Der lange Weg von Wine 1.4 nach Debian Wheezy

Es hat länger gedauert als viele gedacht hätten. Doch nun ist es soweit und Debian hat ein aktuelles und stabiles Wine in Version 1.4 in seinen Repos. Da ich Wine in der Vergangenheit für einige bekannte Spiele wie World of Warcraft oder Starcraft II benutzt habe, hat mich das Schicksal dieses Pakets nicht kalt gelassen und mir später auch einige interessante Einsichten in die Entwicklung von Debian GNU/Linux gebracht.
Es stimmt, nicht jeder hält Wine, eine Zwischenschicht für Windows entwickelte Programme und dem Linuxkernel, für einen Segen. Ich denke jedoch, dass Wine denjenigen hilft, die irgendwo noch dieses eine, scheinbar unersetzbare, Windowsprogramm haben, dass sie vom kompletten Umstieg auf Linux abhält. Ich habe privat mit Windows nichts mehr am Hut, doch mir hat es in der Vergangenheit beim Wechseln auch geholfen, zugegeben bei einer sehr optionalen Sache wie Computerspielen.

Nun machte mich seit zwei Jahren stutzig, warum Debian mit einer vollkommen veralteten Wine-Version ausgeliefert wurde. Im Sommer letzten Jahres erfuhr ich dann, dass Wine einem sogenannten Code-Audit unterzogen wurde und das gesamte Paket so umgebaut werden musste, dass es sich mit den in Debian verfügbaren freien Werkzeugen auch bauen ließ.
Danach passierte lange Zeit nichts. Der Paketverwalter hatte keine Zeit mehr. Einige engagierte Helfer arbeiteten trotzdem weiter, hatten aber nur eingeschränkte Rechte. Sie wurden vom ursprünglichen Paketverwalter nicht als Teammitglieder aufgenommen und hatten deswegen keine Möglichkeit eine neuere Version hochzuladen.

Erst als einer der Helfer, Michael Gilbert, schließlich zum Debianentwickler "befördert" wurde, durfte er sogenannte NMUs von Wine einstellen. Diese Non-Maintainer-Uploads sind in der Regel nur dafür gedacht um ein gravierendes Problem mit einem Paket zu lösen, wenn der ursprüngliche Paketverwalter keine Zeit dafür hat. Jeder Debianentwickler hat das Recht dazu. Die Pakete werden je nach Dringlichkeit in eine Warteschlange gepackt, so dass Zeit bleibt das Paket zu begutachten oder auch wieder zu entfernen, wenn es den Ansprüchen nicht genügen sollte.
Obwohl der Paketverwalter selbst nicht aktiv sein konnte, forderte er jedoch, dass jede einzelne Wine-Version in den letzten zwei Jahren nach und nach hochgeladen werden sollte. Spätestens hier begannen einige dann den Kopf zu schütteln.
Joey Hess brachte es dann auf den Punkt. Der Bug demonstriere Schwächen in prozeduralen und administrativen Bereichen. Anstatt zu versuchen ein perfektes Paket zu bauen, wäre es für die Mehrheit der Benutzer besser gewesen, wenn man einfach ein aktuelles Wine-Paket verfügbar gemacht hätte. Notfalls hätte man sich auch der Ubuntu-Version bedienen können, die nachweislich einwandfrei funktioniere.
Was mich später beeindruckt hat, war das Verhalten von Michael Gilbert, der wiederholt geschrieben hat, dass es ihm besser gefällt auf Zusammenarbeit zu setzen als die Konfrontation mit dem Paketverwalter zu suchen. Optionen wie Wine für sich zu beanspruchen ("Hijacking") schloss er z.B. ausdrücklich aus. Steve Langasek ging soweit zu sagen, dass Hijacking schlicht "asozial" sei und es weitere Prozeduren wie z.B. "Orphaning" oder das Technische Komitee gebe, womit dem Paket ein neuer Paketverwalter zugewiesen werden könne.

Am Ende wurden alle Helfer schließlich zu offiziellen Teammitgliedern des Wine-Pakets gemacht und die Arbeit konnte normal fortgesetzt werden. Der ganze Vorgang hat exemplarisch gezeigt, welche dynamischen Prozesse in einem Projekt wie Debian ablaufen, in dem jeder einzelne Entwickler eine sehr starke Stellung, aber auch viel Verantwortung hat.

Für alle Benutzer gibt es als Ergebnis nun zu vermelden, dass es sowohl möglich sein wird Wine 1.4 (stable) als auch die Entwicklerversion (im Moment 1.5) in Zukunft parallel zu installieren und Dank Multiarch sollte es später ebenfalls möglich sein, sogar 4 verschiedene Wine-Versionen parallel einzurichten. Happy End.

Der Fünf-Cent-pro-Tag-vServer

Im Februar hatte ich mich für das Mieten eines vServers entschieden und im März festgehalten, was mich an einem solchen virtuellen Rechner für mein Spieleprojekt interessierte. Als ich ein paar Wochen zuvor auf der Debian-Devel-Mailingliste auf das Thema OpenVZ- und XEN-vServer gestoßen bin, wusste ich zwar, inwiefern sich die einzelnen Virtualisierungstechnologien unterscheiden, kannte aber das Wettbewerberfeld der VPS-Abieter kaum.
Inzwischen weiß ich mehr und bin zwischenzeitlich ebenso Kunde bei NbIserv geworden und miete dort den VS-Prepaid-Server.

Wenn man die Angebote scannt laufen einem die drei gängigsten freien Virtualisierungstechniken OpenVZ, XEN und KVM regelmäßig über den Weg. Des öfteren findet sich leider auch gar keine Angabe auf der Webseite des Anbieters oder sie ist zumindest gut versteckt.
Ich empfehle bei der Suche nach dem passenden vServer weder den obligatorischen Testseiten noch einem Bericht zu vertrauen. Das klingt übertrieben vorsichtig, aber meiner Meinung nach ist es bei kaum einem anderen Produkt einfacher sich selbst einen ersten Eindruck zu verschaffen. Anfragen zum Testen des vServers wurden bisher bei mir immer positiv beantwortet und selbstverständlich steht euch natürlich auch ein Widerrufsrecht zu, wenn der Server nach den ersten Tagen nicht gefallen sollte.
Einige interessante Ideen zu Testmethoden für vServer habe ich auf Virtualist.de gefunden, einer Seite, die sich ebenfalls vServer-Tests widmet. Zwar gilt auch hier das, was ich ein paar Zeilen zuvor geschrieben habe, ich verlinke sie trotzdem, weil ich bei zwei dort gelisteten Anbietern mittlerweile selbst zufriedener Kunde bin und die Seite ein guter Einstieg ist, wenn man erst einmal nur eine Liste mit Anbietern haben möchte. Den Rest überlasse ich eurer Bewertung.

NbIServ

Dort bin ich auf NbIServ gestoßen, ein Unternehmen aus dem Raum Gera in Thüringen. Der Anbieter wirbt mit einem sogenannten Prepaid-Server. Die Kosten belaufen sich auf 5 Cent pro Tag. Sollte das Guthaben 30 Tage lang unter 0,01 Euro liegen wird der Server gelöscht und der Vertrag beendet. Eine Mindestvertragslaufzeit gibt es nicht. Als Kennwerte liefert der Server 128MB RAM und 2 GB Speicherplatz. Bei den Werten kann man sich die Virtualisierungslösung denken, es ist natürlich OpenVZ. Besonders für dieses Preisniveau ist auch das Anlegen eines Snapshots für Backupzwecke, das problemlos vom FTP-Server heruntergeladen werden kann.
Die Bestellung ist unkompliziert. Typisches Onlineformular und danach den Vertrag plus Kopie des Personalausweises per E-Mail an den Anbieter schicken. Die Bereitstellung des Servers erfolgte innerhalb weniger Stunden.

Das Benutzerszenario

Ich wollte schon länger einen SSH bzw. OpenVPN-Server im Netz haben, zu dem ich mich aus unsicheren Netzen verbinden kann. Außerdem gefiel mir die Idee einem eigenen Mumble/Murmur-Server zur Verfügung zu haben, wofür NbIServ sogar ein spezielles Abbild anbietet. Da von den Ressourcen weiterhin Luft war konnte ich mir auch den schon erwähnten vsftpd-Server für OpenArena leisten. Von der Bandbreite stehen mindestens 100 Mbit laut Produktbeschreibung bereit und 1 TB Traffic sind inklusive. Den Traffic erreiche ich natürlich nicht einmal annähernd, die Bandbreite schwankt nach Tageszeit, war für mein Szenario bisher aber immer ausreichend.
Den Support habe ich bisher als vorbildlich und schnell erlebt. Die "langsamste" Reaktionszeit war drei Stunden. Das Ticket wurde mit Priorität "gering" um Mitternacht abgeschickt und um 3.00 Uhr beantwortet. 😉 Mir wurde ebenso prompt beim Aktivieren des TUN-Device für OpenVPN geholfen. Der einzige Makel, der mir bisher aufgefallen ist, war ein teilweise hoher Serverload zwischen 1-6 Uhr, wo ich die Vermutung hatte, dass die automatischen Backups der Mitkunden dafür verantwortlich waren. Der Support hat den vServer auf einen anderen Master umgezogen, seitdem läuft der Server vollkommen stabil.

oVZManager

NbIServ benutzt den oVZManager als webgestützte Administrationshilfe. Ich finde, er ist übersichtlich strukturiert und bietet alle wichtigen Optionen, die man als Kunde wirklich braucht. Server stoppen und starten, neue Images einspielen, Kontostand abfragen, Traffic überwachen und es gibt sogar die Möglichkeit einen Backupsnapshot anzulegen. Momentan findet ein Upgrade auf Version 2.0 statt.

Was mir in der 128-MB-OpenVZ-Klasse bisher aufgefallen ist

    • Aptitude weigert sich manchmal eine Installation durchzuführen: FATAL -> Failed to fork.

Das Problem ist im Wiki von openvz.org gut erklärt und bedeutet nichts anderes, als dass dem Container bzw. der Applikation nicht genug Ressourcen, in meinem Fall privvmpages, zur Verfügung stehen. Am einfachsten umgeht man das Problem, indem man apt-get in diesem Fall zum Paketmanagement benutzt.

    • Monit Fehlermeldung

'localhost' statistic error -- memory usage gathering failed
May 24 16:58:49 hostname monit[1077]: system statistic error -- cannot get real memory buffers amount

Ein bekannter Bug in Monit, der in Debian Wheezy gefixt worden ist. Ein Upgrade hilft. Außerdem habe ich extrem hohe CPU-Wait-Werte mit Monit gemessen, die so nicht stimmen können. Dem Bug bin ich aber bisher nicht weiter nachgegangen.

    • Allgemeine Ressourcenknappheit und Einschränkungen

128 MB RAM ist natürlich nicht üppig. Man muss/sollte seine Ansprüche dementsprechend anpassen. Mit meinem Benutzerszenario komme ich jedoch auf ca. 600 MB belegten Festplattenspeicher und eine Auslastung von 44 MB RAM bei einem 64bit Debian. Zum Monitoring, für einen Voice-Server oder einen kleinen Webserver reicht das. OpenVZ virtualisiert auf Betriebssystemebene. Man teilt sich den Kernel mit allen anderen Gästen und man hat in der Regel als Kunde keinen Einfluss auf geladene Kernelmodule. Eine freundliche Anfrage beim Support hilft hier oft weiter.

Warum der lange Text?

Hey, das ist ein Blog. 🙂 Ich bin nun seit einem Monat Kunde bei NbIServ und werde mir das Angebot längerfristig anschauen. Wenn sich etwas dramatisch ändert, werde ich auch darüber schreiben. Die Quintessenz des Ganzen ist: Es gibt Angebote für kleine Aufgaben, die nicht unbedingt viel Geld kosten müssen und sie lassen sich spielend leicht testen. Im Prinzip ist es bei dem Produkt "vServer" egal, was man irgendwo liest, solange es möglich ist die "Ware" vorher zu prüfen. Ihr kauft hier kein neues Auto und selbst bei Mindestvertragszeiten von einigen Monaten kann man sich in der Preiskategorie auch einen "Fehlschlag" erlauben. Ich denke 5 Cent pro Tag ist fair.

Noch ein Kandidat

Einen weiteren Blick habe ich auf nhost und dessen Angebot "vServer S" geworfen. Ich halte mich kurz. Das Produkt ist ähnlich zu dem von NbIServ, mich überzeugte aber die Leistung nicht. Zwar steht z.B. 2 TB Traffic nominell zur Verfügung, aber schon beim Einloggen verhielt sich das System weniger reaktionsfreudig. Auch der Festplatten-Benchmark bonnie++ zeigte z.B. schlechtere Werte als bei NbIServ an. Außerdem gab es hier keine Backupmöglichkeit und die Vertragslaufzeit beträgt 12 Monate, obwohl mich das in dieser Preiskategorie nicht abschreckt.
Der Support war freundlich und antwortete schnell. Nhost ist scheinbar noch ein junges Unternehmen, deswegen würde ich auch hier einen eigenen Testserver anfordern und mir die Sache selbst anschauen. Die Bereitstellung über den Support war problemlos möglich.

Serverway und der Spieleserver

Nicht unerwähnt lassen möchte ich an dieser Stelle noch serverway.de, wo mein Spieleprojekt gehostet wird. Ich bin mit dem Anbieter bisher sehr zufrieden. Trotzdem ich das kleinste vServer-Angebot mit XEN benutze ist die Leistung für alle dort laufenden Spieleserver im grünen Bereich. Interessant ist auch, dass Serverway KVM-vServer anbietet, bei denen man Betriebssysteme wie FreeBSD und Linuxkernel beliebig installieren kann. Ich hoffe, die Leistung bleibt einfach so.

E-Mails lesen ist wie Linux

Ich bin gerade drauf und dran Mutt näher kennenzulernen. Dieses Mal ernsthaft. Zuvor hat mich die detailverliebte Konfiguration immer ein wenig von der Entdeckung abgehalten.
Just in diesen Tagen erhielt ich auch den ersten Kommentar zu Alpine, einem weiteren herausragenden E-Mail-Programm für die Konsole. Nach wie vor fühlt sich Alpine für mich wie der "typische" E-Mail-Client an, der nicht nur Mails verwalten (Stichwort: MUA), sondern auch senden, empfangen und filtern kann.
Mutt hingegen bleibt seinen Zielen treu: "Ein Programm für eine Aufgabe". Je nach Bedarf kommen noch Helfer wie msmtp, fetchmail oder procmail hinzu.
Da ich immer noch drei verschiedene E-Mail-Programme benutze und dabei nicht mal den gelegentlichen Zugriff per Webbrowser als Extravariante dazuzähle, frag ich mich manchmal auch, wie viel E-Mail-Clients braucht die Welt und ob ich nicht auch mit einem auskommen könnte. Doch E-Mails lesen ist scheinbar doch wie Linux.
Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr an all meine Entdeckungen erinnern. Nur soviel weiß ich noch, dass ich schon sehr früh einen Webmail-Zugang hatte, Horde sei Dank. Gleichzeitig musste ich mich mit Outlook Express herumschlagen. Zum Glück nicht lange, denn schon kurz nach meinem Einstieg in die Linuxwelt stieß ich auf KMail, dem ich aber, ebenso wie KDE, nicht lange treu geblieben bin.

Evolution


Die Groupware-Suite des Gnome-Desktops übernahm spätestens seit 2006 die Führung, als ich zum ersten Mal Ubuntu ausprobiert hatte. Es war damals wie heute sehr angenehm, dass das E-Mail-Programm perfekt in die Desktopumgebung integriert ist und Kalender- oder Adressbuchinformationen mit anderen Anwendungen geteilt werden. Evolution bestach schon immer durch ein übersichtliches und intuitives Design und die simple Einrichtung von neuen E-Mail-Konten. Bis zum letzten Jahr benutzte ich es durchgehend und entschied mich erst im Zuge des Wechsels zu Debian Testing und der Umgestaltung meines Rechners zum Multiboot-System für einen Umstieg. So fließend die Übergänge und die Integration von Evolution in Gnome ist, einen Nachteil hat das Ganze. Die Verzahnung macht Evolution auch schwerfällig und seine Abhängigkeiten zu Gnome führen dazu, dass er sich als alleinstehendes E-Mail-Programm in einem leichtgewichtigen Fenstermanager-Setup kaum eignet.

Thunderbird alias Icedove


Letztes Jahr entschied ich mich schließlich dazu auf Mozillas Thunderbird oder besser Debians Icedove zu setzen. Die Wahl fiel nicht schwer, da er mir auch in der Windows- und Mac-Welt häufiger begegnet. So gelang es mir zwar nicht meinen Vater komplett zum Umstieg auf Linux zu überreden, aber wenigstens hat er mit Thunderbird nun Gefallen an einem Stück Freier Software gefunden, ohne dass er sich dessen wahrscheinlich wirklich bewusst ist. 😉 Das wirklich Positive an Icedove ist, dass die Einrichtung eines neuen E-Mail-Kontos mit ein paar Klicks ein Kinderspiel ist und wirklich so gemacht ist, dass auch Gelegenheitsnutzer hier durchsteigen können.
Ich persönlich empfinde die Performance gegenüber Evolution, gerade im Umgang mit IMAP-Servern, auf dem gleichen Rechner als besser. Für den letzten Feinschliff gibt es wie bei Mozillas anderem Vorzeigeprojekt, Firefox, Addons, die die Funktionalität des Programms spielend erweitern können. Am besten gefallen mir hier Lightning, der Kalender, und Enigmail, mit dem ich E-Mails mit GnuPG signiere.

Claws-Mail


Hast du einen älteren Desktop-PC oder Laptop, möchtest aber nicht auf Komfort und eine grafische Oberfläche zum E-Mail abrufen verzichten, dann ist möglicherweise Claws-Mail das richtige Programm für dich. Es besticht neben einer exzellenten Performance, schnellen Startzeiten und einer Fülle an Funktionen zum punktgenauen Justieren jeder E-Mail-Einstellung ebenso durch Plugins, die sich bei Debian und Co. leicht über das Paketmanagement installieren lassen. Claws-Mail reagiert ausgesprochen reaktionsfreudig selbst bei Tausenden von Mails (manche sprechen sogar von Zehntausenden) und bietet ebenfalls die Möglichkeit E-Mails mit GnuPG zu verschlüsseln und zu signieren. Claws-Mails große Fülle an Funktionen macht es nicht ganz so schnell zugänglich wie Thunderbird. Seine geringen Anforderungen an die Hardware, wenige Abhängigkeiten mit anderen Paketen und seine Leistungsfähigkeit sind jedoch die perfekte Voraussetzung für jedes leichtgewichtige Desktopsystem. Abgesehen davon ist die Bedienung mit der Tastatur ebenfalls sehr gut gelöst.
Als Alternative bleibt Sylpheed, von dessen Codebasis sich Claws-Mail mittlerweile abgespalten hat. Für alle, die es gerne grafisch mögen und einen sehr leistungsfähigen E-Mail-Client suchen, kann ich Claws-Mail auf jeden Fall sehr empfehlen.

Alpine


Noch ressourcenschonender E-Mails lesen lässt sich mit Alpine und konsolenbasierten E-Mail-Clients. Alpine benutze ich seit 2 Jahren. Es hat den Charm selbst auf den ältesten Computern problemlos zu funktionieren und verhält sich dabei wie man es von einem typischen E-Mail-Client gewohnt ist. Alpine kann sowohl Mails versenden, mehrere POP- und IMAP-Konten abrufen und verwalten und Nachrichten gemäß vorgegebener Rollen filtern und weiterverarbeiten. Viele Konsolenprogramme funktionieren ausgezeichnet in Zusammenhang mit Alpine, darunter z.B auch Antiword, mit dem angehängte Word-Dokumente in Textform dargestellt werden können.
Einziger Wermutstropfen: Die Entwicklung von Alpine wurde 2008 von den Universität von Washington eingestellt. Zwar gibt es das Nachfolgeprojekt re-alpine, doch die ganz großen Veränderungen sind seitdem ausgeblieben. Ich vermisse z.B. eine standardmäßige Integration von GnuPG. Wer jedoch darauf verzichten kann und Englisch als einzig unterstütze Sprache akzeptiert, hat ein leicht zugängliches und gut dokumentiertes Programm für die Konsole, das auch den Ansprüchen fortgeschrittener Nutzer genügt.

Mutt


Nun also noch Mutt. Er hat den Ruf ein Werkzeug für Fortgeschrittene und Profis zu sein und gehört zu den Standardwerkzeugen einer Debianinstallation, was auf die große Verbreitung unter Debianentwicklern zurückzuführen ist. (Vermutlich) ist er der letzte E-Mail-Client, mit dem ich mich näher beschäftigen werde. Im Gegensatz zu den Vorurteilen gelingt der grundlegende Einstieg recht schnell, wenn man eine gute Erklärung findet. Man muss sich daran gewöhnen, dass Mutt strikt nach Aufgaben trennt und eben nur ein MUA ist, also die Oberfläche, die die E-Mails verwaltet und darstellt. Sowohl für das Senden als auch das Filtern von E-Mails werden zusätzliche Werkzeuge benötigt. Mutt entspricht deswegen wie kaum ein anderer E-Mail-Client der modularen UNIX-Philosophie: "Schreibe Computerprogramme so, dass sie nur eine Aufgabe erledigen und diese gut machen".

Schlusswort

Linux wurde in der Vergangenheit oft mit dem Ruf belegt ein Betriebssystem zu sein, das sich ausschließlich nur über die Konsole sinnvoll bedienen lässt. Man hört schnell die Unterstellung heraus, Linux lasse sich eben nur auf eine Art und Weise "richtig" bedienen.
Linux verhält sich genauso wie die Suche nach dem passenden E-Mail-Programm. Zuallererst ist alles eine Geschmacksfrage. Mancher bevorzugt eine konsistente Desktopumgebung wie Gnome, wo jede Applikation mit der anderen ineinandergreift, andere wiederum suchen eine einfache und geradlinige Konfiguration oder ein E-Mail-Programm, das schlicht unabhängig und überall einsetzbar ist.
Es gibt kein Richtig oder Falsch, nur eine Vielzahl an Möglichkeiten. Mir hilft Freie Software etwas Neues zu entdecken, etwas, dass sich meinen Rechnern anpasst, transparent ist, sich kontrollieren lässt und auf meine Wünsche eingeht.
Kurz: E-Mails lesen macht Spaß.