Es kann ziemlich viel Spaß machen für ein Debianpaket selbst verantwortlich zu sein. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass Wbar nicht das komplexeste Paket ist und es da noch ein paar Steigerungsmöglichkeiten gibt bis man schließlich Paketverwalter des Apache- oder X-Servers ist oder gar das Linuxkernel-Paket betreut.
Nachdem ich damit begonnen hatte ein aktuelles Paket für Wbar auf Basis der Version 2.3.0 aus dem SVN-Repo zu bauen, schrieb ich ein paar Patches, die ein paar Rechtschreib- und Grammatikfehler und den Originalautor korrigierten, die Desktop-Datei modifizierten und die standardmäßige Symbolgröße auf 64 erhöhten. Schon zwei Tage später hatte Rodolfo Granata alle Patches berücksichtigt und eine neue Version 2.3.1 veröffentlicht, die nun keine unfreien Symbole mehr enthält.
Leider enthielt diese Version nun gar keine Icons mehr, was mich vor ein Problem stellte. Wie sollte ich eine Schnellstartleiste ohne Icons als "cool eye-candy" vermarkten? 😯
Debian besitzt einige Pakete, die ausschließlich aus Icons bestehen und die Themen für Desktopumgebungen wie LXDE, Gnome und KDE liefern. Der alte Paketverwalter von Wbar hatte noch auf die gnome-extra-icons zurückgegriffen. Diese sehen aber nach mehr als 10 Jahren im Archiv etwas altbacken aus. Außerdem liegen sie nur in einer geringen Auflösung vor, wodurch man beim Skalieren jeden Pixel sehen kann.
Danach habe ich mir noch kde-icons-crystal, kde-icons-nuvola und schließlich gnome-colors-common angesehen. Dabei fiel mir auf, dass in diesem Paket nahezu alle Icons aus der alten Wbar-Version 2.3.0 enthalten waren. Hier kamen sie also her.
Ich denke es war richtig die Icons zuvor zu entfernen, solange man ihre Lizenz nicht kennt. Da ich nun weiß, dass sie alle unter der GPL2 verfügbar sind, die gleiche Lizenz, die übrigens auch Wbar benutzt, sollte die Aufnahme in das Paket kein Problem darstellen. Ich dachte auch zuerst daran es einfach beim Installieren zu empfehlen, jedoch liegen die hochauflösenden Symbole als SVG-Dateien vor, die Wbar nicht darstellen kann.
Im Prinzip muss ich also jetzt die Copyright-Datei von Debian auf den neusten Stand bringen und die Autoren von gnome-colors-common ordentlich darin aufführen. Als Schrift werde ich fonts-liberation empfehlen, womit Wbar aus dem Stand funktionieren sollte.
Persönlich könnte ich auch ohne vorinstallierte Icons leben, denn mit wbar-config geht das Hinzufügen neuer Symbole im Handumdrehen. Auf der anderen Seite ist der erste Eindruck entscheidend und erfahrene Anwender installieren Wbar sowieso mit
aptitude install wbar -R
Jetzt muss ich nur noch den Entwickler überzeugen die alten Icons wieder in Wbar aufzunehmen. 🙄
P.S.: Ich warte immer noch darauf, dass jemand den ITP für das faenza-icon-theme durchzieht. Also wer sich berufen fühlt... 😉
Wbar: Bericht von der Entwicklung einer neuen Debian-Version der leichten Schnellstartleiste
Irgendwie hat mich in den letzten Wochen die Lust am Paketeerstellen für Debian gepackt. Während MediathekView gut vorankommt und ich noch auf das Feedback eines Debianentwicklers warte, der sich das Paket gerade ansieht, sitze ich hier an Version 2.3.0. der "Warlock Bar", auch kurz Wbar genannt.
Die Frage, die man sich nicht nur bei Debian manchmal stellt: "Wie findet man den richtigen Einstieg?". Ich wendete mich schnell der FAQ der Debian-Mentoren zu. Entgegen allen Gerüchten ist Debian gar kein ganz so elitärer Haufen, der sich gerne gegenüber der Außenwelt abschottet. Für Newbies im Paketeerstellen gibt es Freiwillige, die sich den Fragen angehender Paketverwalter stellen, sei es auf der Mailingliste debian-mentors oder im gleichnamigen IRC-Channel #debian-mentors im OFTC.net.
Von dort gelangte ich auf die Übersichtsseite der Arbeit-bedürfenden und voraussichtlichen Pakete, in Englisch kurz wnpp genannt.
Schnell sieht man hier, dass ca. 600 Pakete auf einen Nachfolger als Paketverwalter warten und die Mehrzahl davon sogar verwaist ist. Hier kümmert sich außer dem QA-Team niemand mehr darum. Irgendwann blieb mein Blick dann an wbar kleben, da mir der Name bekannt vorkam. Im Jahr 2009 bin ich zum ersten Mal auf diese leichtgewichtige Anwendung gestoßen und habe sie dann 2010 als Schnellstartleiste für Fluxbox auf dem Toshiba Portégé 3110CT installiert.
Wieder zwei Jahre später schließt sich der Kreis. Denn genau diese Version, die ich damals benutzt habe, ist auch heute noch die aktuellste. Leider. Zum einen gab es erst wieder 2011 ein paar Neuerungen des neuen Entwicklers zu vermelden, der das Projekt übernommen hatte und schließlich fehlte dem Paketverwalter die Zeit, um das Paket weiter zu betreuen. Wir schreiben Juni 2012 und wbar wird als "verwaist" markiert.
Also dachte ich, wäre es eine coole Idee ein leichtgewichtiges Programm zu betreuen, dass immer noch auf einem der älteren Laptops läuft, aber von niemandem mehr gewartet wird!
Wbar 2.3.0 - Neuigkeiten aus dem Changelog
Da Details zur Paketerstellung erfahrungsgemäß keine Begeisterungsstürme unter den Lesern dieses Blogs entfachen, fasse ich mich kurz, verweise auf das Changelog im Quellpaket, dass ich gleich verlinke und lasse später einfach Bilder sprechen.
- Es gibt eine neue Veröffentlichung! Version 2.3.0 ausgecheckt aus dem Subversion-Repo am 16.08.2012 ist meine aktuelle Arbeitsversion.
- Die Konfiguration findet nun ordnungsgemäß global unter /etc statt und nicht mehr unter /usr/share/wbar. Die Bearbeitung von ~/.wbar ist weiterhin für den lokalen Benutzer möglich.
- Es gibt ein neues grafisches Programm namens wbar-config, das die Konfiguration und Gestaltung von wbar sehr vereinfacht, aber vollkommen optional ist.
- Das Paket wird mit LDFLAGS=Wl, --as-needed gebaut, wodurch überflüssige Abhängigkeiten wegfallen, was sicher nicht nur Fans von leichtgewichtigen Desktops freuen dürfte.
- Das Paket ist gehärtet.
- Alle empfohlenen Abhängigkeiten sind jetzt nur noch vorgeschlagen. Auch das hält den Rechner schlank. Ob es dabei bleibt, hängt aber von einer Lizenzfrage ab.
- Des Weiteren habe ich noch einige Tippfehler und Sprachunebenheiten ausgebessert (und mich dabei hoffentlich nicht selbst in die Nesseln gesetzt *schluck*).
Offene Baustellen sind momentan keine technischen Probleme, sondern ausschließlich Lizenzfragen. Aufmerksamen Menschen fällt der Zusatz "+dfsg2" am offiziellen Debianpaket auf. Das bedeutet, dass das Quellpaket der Entwickler schon zwei Mal "umgepackt" werden musste, um den Richtlinien für Debian und für Freie Software zu genügen. Konkret geht es darum, dass damals offensichtlich Icons aus dem bekannten MacOS-Dock für Wbar benutzt worden sind. Da diese aber unfrei sind, können sie mit Debian nicht vertrieben werden.
Ich stehe nun vor ähnlichen Problem. Zum einen liegt dem Quellpaket eine COPYRIGHT-Datei bei, worin die GPL-3-Lizenz enthalten ist. Die Projektseite genauso wie das alte Paket stellen jedoch klar, dass der Code unter GPL-2 steht. Im Prinzip kein Problem, da es maximal zwei Entwickler gibt, die frei entscheiden können, ob sie neuere Versionen nun unter GPL-3 oder weiterhin GPL-2 verfügbar machen. Welche von beiden es aber ist bleibt unklar.
Die zweite Sache sind die Icons. Das alte Verzeichnis mit den "Mac"-Icons gibt es mittlerweile nur noch im SVN. Neu hinzugekommen sind die Icons im "pixmaps"-Ordner. Eine gute Gelegenheit mal ein Bildschirmfoto von der aktuellen wbar-Version zu zeigen, so wie sie auf meinem angepassten Lubuntu läuft.
Mal von links nach rechts betrachtet: Das erste Symbol ist für wbar-config gedacht und ich ordne es optimistischerweise den Entwicklern zu. Dann kommt Pidgin und Anjuta. Anjuta steht unter der GPL-2, Pidgin ist ebenfalls ein freies Programm. Das nächste Symbol sieht lustig aus, ist aber nicht das offizielle Logo von Bluefish, dem Editor. Woher kommt es? Ok, den Gimp hat sicherlich jeder erkannt. OpenOffice, oha. "Bitte beachten Sie, dass das Logo nicht unter einer freien Lizenz steht. Und zum Schluss stehen da noch Synaptic und ein typisches Terminal-Symbol. Keine Ahnung, wer sie erstellt hat.
Also wenn es gut läuft, kann ich bis auf zwei Symbole alle zuordnen und die passende Lizenz finden und den ursprünglichen Rechteinhaber ausfindig machen. Da die Entwickler aber jederzeit diese Symbole auch wieder ersetzen können, fahre ich fast besser damit, einfach wieder das Paket gnome-extra-icons zu empfehlen, dass nachweislich nur freie Symbole enthält.
Beim Schreiben des Artikels ist mir dieser alte Screenshot von 2009 aufgefallen. Hier sieht man noch die Version von Wbar mit den unfreien Symbolen, bevor diese vom damaligen Paketverwalter entfernt worden sind. Das ist übrigens Fluxbox und Conky.
Das zweite Bild zeigt wiederum die aktuellen Symbole in der Version 1.3.3 von Wbar.
Ich habe die Entwickler angeschrieben und bin mal gespannt, ob es eine Antwort geben wird. Wie gesagt, es gibt Alternativen bei dem Lizenzproblem und technisch scheint das Paket gut zu funktionieren. Wer es ausprobieren will....ihr kennt den Spruch.
Update 28.09.2012:
- Neue Version 2.3.4 online
Update 10.01.2013
Ein offizieller Upload scheint nicht mehr weit entfernt. Die Downloadlinks werden deshalb in nächster Zeit ins Leere führen. Bitte benutzt dann die offizielle Version.
Quellpaket 2.3.4
dget -x ftp://46.182.19.209/debian/pool/main/w/wbar/wbar_2.3.4-1.dsc
Binärpaket wbar-2.3.4
i386
wget ftp://46.182.19.209/debian/pool/main/w/wbar/wbar_2.3.4-1_i386.deb
amd64
wget ftp://46.182.19.209/debian/pool/main/w/wbar/wbar_2.3.4-1_amd64.deb
Binärpaket wbar-config-2.3.4
i386
wget ftp://46.182.19.209/debian/pool/main/w/wbar/wbar-config_2.3.4-1_i386.deb
amd64
wget ftp://46.182.19.209/debian/pool/main/w/wbar/wbar-config_2.3.4-1_amd64.deb
Hier ist der aktuelle ITA-Bug von Wbar, #678865, der den aktuellen Stand dokumentiert.
Und noch ein erster Eindruck von wbar-config.
Die Rätselfrage wie gewohnt zum Schluss: Welche Schriftdatei ist standardmäßig in jeder Debianinstallation enthalten, damit ich von Wbar darauf verweisen kann, ohne Gefahr laufen zu müssen, dass sie doch nicht existiert? 😉
Ich weiß, was du diesen Sommer getan hast: Fujitsu Siemens Lifebook E8020
Nur zur Beruhigung ich musste niemanden überfahren, um in den Besitz dieses Notebooks aus dem Jahr 2005 zu gelangen. Wie es der Zufall so will, habe ich letzte Woche etwas Urlaubsvertretung für einen Freund gespielt, nach dem Rechten geschaut und IT-Probleme gelöst. Also genau das, was ich sonst auch tue.
Neben allerlei Schlüsseln gab es auch dieses nützliche Fujitsu Siemens Lifebook E8020 gratis dazu. Leider nur für eine Woche. 🙁
Natürlich brauchte ich noch Kontaktdaten, Telefonnummern, E-Mail-Adressen und vor allem Passwörter. Anstatt die gesamte Firmendatenbank auf einen meiner Laptops zu überspielen, kamen wir auf die brillante Idee alles Notwendige auf den E8020 zu kopieren, wo die Daten Dank Festplattenverschlüsselung sicher verwahrt waren. Mit welchem Betriebssystem wir das bewerkstelligt haben?
Debian Squeeze mit Gnome 2
Keine wirkliche Überraschung oder? 😉 Die schnellste Lösung war ein Standard-Squeeze mit Gnome 2 zu installieren, auf dem die wichtigsten Programme liefen, die man für eine solche Sommeraufgabe gebrauchen konnte.
Zum einen war da Iceweasel, was zur Internetrecherche wie gerufen kam und mit dem sich auch E-Mails mit Hilfe der Open-Source-Webmail-Software Roundcube abrufen ließ. Wandle die eingehenden Anrufe in Voice-Mails mit MP3-Anhang um und sende sie an den Webmail-Account und schon ist man über alle Katastrophen sofort im Bilde, sofern die Nachricht z.B. mit Totem akustisch entschlüsselt wird.
Kontaktdaten und Adressen sind in Datenbanken gespeichert, deren wichtigste Informationen sich auch in Textdateien speichern lassen. Benutze Nautilus, Texteditor der Wahl oder greife direkt auf das Gnome-Terminal zurück und in Windeseile sind alle wichtigen Stichpunkte und Ereignisse niedergeschrieben.
Die Standardpalette an Gnome-Anwendungen war ausreichend, um die Woche zu überbrücken, auch wenn ich keine Root-Rechte hatte und gerne noch den ein oder anderen Favoriten installiert hätte.
Fujitsu Siemens Lifebook E8020
Als ich den Laptop hier so rumstehen hatte, kam mir die Idee, die Gunst der Stunde zu nutzen und kurz die wichtigsten Kennwerte dieses leicht ergrauten Laptops vorzustellen.
Gut gefiel mir
- Der helle, matte und große Bildschirm mit XGA-Auflösung.
- Die vielen USB-Anschlüsse.
Nicht so toll war
- Die Tastatur. Für meinen Geschmack zu "weich". Es gab keinen richtigen Druckpunkt. Überhaupt nicht mit dem Thinkpad 600 oder dem Dell Inspiron 4000 zu vergleichen, womit sich einfach gut tippen lässt.
Wie zu erwarten war, lag die theoretische Performance deutlich über meinen ansonsten so wertgeschätzten Oldies.
Kennwerte
lspci -vv sagt:
- Host bridge: Intel Corporation Mobile 915GM/PM/GMS/910GML Express Processor to DRAM Controller (rev 03) | Kernel driver: agpgart-intel
- VGA compatible controller: Intel Corporation Mobile 915GM/GMS/910GML Express Graphics Controller (rev 03) (prog-if 00 [VGA controller]) | Kernel driver: i915
- Audio device: Intel Corporation 82801FB/FBM/FR/FW/FRW (ICH6 Family) High Definition Audio Controller (rev 04) | Kernel driver: hda-intel
- PCI bridge: Intel Corporation 82801FB/FBM/FR/FW/FRW (ICH6 Family) PCI Express Port 1 (rev 04) (prog-if 00 [Normal decode]) | Kernel driver: pcieport
- USB Controller: Intel Corporation 82801FB/FBM/FR/FW/FRW (ICH6 Family) USB UHCI #1 (rev 04) (prog-if 00 [UHCI]) | Kernel driver: uhci_hcd
- USB Controller: Intel Corporation 82801FB/FBM/FR/FW/FRW (ICH6 Family) USB2 EHCI Controller (rev 04) (prog-if 20 [EHCI]) | Kernel driver: ehci_hcd
- IDE interface: Intel Corporation 82801FB/FBM/FR/FW/FRW (ICH6 Family) IDE Controller (rev 04) (prog-if 8a [Master SecP PriP]) | Kernel driver: ata_piix
- SATA controller: Intel Corporation 82801FBM (ICH6M) SATA Controller (rev 04) (prog-if 01 [AHCI 1.0]) | Kernel driver: ahci
- SMBus: Intel Corporation 82801FB/FBM/FR/FW/FRW (ICH6 Family) SMBus Controller (rev 04) | Kernel driver: i801_smbus
- Ethernet controller: Broadcom Corporation NetXtreme BCM5751M Gigabit Ethernet PCI Express (rev 11) | Kernel driver: tg3
- CardBus bridge: O2 Micro, Inc. OZ711MP1/MS1 MemoryCardBus Controller (rev 20) | Kernel driver: yenta_cardbus
- SD Host controller: O2 Micro, Inc. Integrated MMC/SD Controller Subsystem: Fujitsu Limited. Device 131e | Kernel driver: sdhci-pci
- Network controller: Intel Corporation PRO/Wireless 2200BG [Calexico2] Network Connection (rev 05) | Kernel driver: ipw2200
- FireWire (IEEE 1394): Texas Instruments TSB43AB21 IEEE-1394a-2000 Controller (PHY/Link) (prog-if 10 [OHCI]) | Kernel driver: firewire_ohci
Wie man sieht, das Notebook wird sehr gut durch Linux unterstützt. Mit insgesamt 1 GB RAM, einer 40 GB Festplatte und einer Intel-Pentium-M-760-CPU mit 1,86 GHz getaktet, konnte absolut nichts schiefgehen. Dazu hielt der Akku noch weit über 4 Stunden. Nicht schlecht.
Insgesamt also ein solider Laptop für unterwegs, der zwar nicht ganz leicht ist (ca. 3kg), dafür aber gerade dann punktet, wenn man einen mobilen Rechenknecht sucht, den nichts so leicht aus der Bahn wirft und der Dank seiner vielen Anschlüsse sich immer noch für Präsentationen oder als "Hub" für diverse USB-Festplatten eignet. 🙂
Nvidia-Treiber und das Spielesystem: Zurück zu Debian Stable
In den vergangenen Monaten habe ich einige leidvolle Erfahrungen mit dem Nvidia-Treiber gemacht und dieses schlimme Unbill unter dem Schlagwort Nvidia in diesem Blog kundgetan. Nun mischten sich unter den Ärger mit den proprietären Grafikkartentreibern anderweitige Hardwareprobleme mit meinem Mainboard und es war nicht immer einfach das auseinanderzuhalten. Zu Nvidias Ehrenrettung muss ich noch hinzufügen, dass es für einen Grafikkartenhersteller auch nicht immer ganz einfach ist, das gesamte Sortiment an Modellen fortwährend mit aktuellen Linuxtreibern zu versorgen, wenn die ABI des X-Servers scheinbar monatlich wechselt. Das mag aber auch meine laienhafte Sicht der Dinge sein und am Ende hat immer derjenige die Torte im Gesicht, der unfreie Treiber anbietet und den Quellcode unter Verschluss hält oder?
Tatsache ist, dass ich seit der Version 1.10 des X-Servers und dem Nvidia-Treiber 275.36 kein vernünftiges X plus Treiberpaar mehr auf meinem Rechner benutzen konnte. Alles was danach kam war schlicht unbrauchbar. In meinem /var/log/Xorg.0.log war dann z.B.
Increasing EQ size to 512 to prevent dropped events
oder
EQ overflow continuing. 100 events have been dropped
zu lesen. Aktuell hängt bei mir jedes Mal das gesamte System, wenn ich z.B den Webbrowser oder ein Spiel wie OpenArena schließe. Wenn ich Glück habe hört es irgendwann von alleine auf, wenn ich Pech habe friert der Computer ein. Keine wirklich guten Voraussetzungen für eine dauerhafte Beziehung, weswegen ich auf einem zuerst reinen Debian Sid mittlerweile den alten X-Server und Nvidia-Treiber aus den Backports von Squeeze beziehe und auf Hold gesetzt habe.
Nicht wirklich überraschend holte mich der gleiche Fluch auch mit Ubuntu 12.04 ein. Meine kleine Sammlung von Tipps zum Lösen der Nvidia-Probleme ist, man glaubt es kaum, seit der Veröffentlichung einer der meistgelesenen Artikel dieses Blogs. Ich denke, es klingt zu Unrecht etwas gehässig, aber ich bin froh, dass ich da draußen nicht alleine mit meinem Nvidia-Ärger bin. 😛
Nach wie vor halte ich es so, dass ich zuerst die freien Nouveau-Treiber installiere. Auf den älteren Laptops sind natürlich noch ganz andere Grafikkarten verbaut (Stichwort Neomagic). Überall dort wo ich ein paar Mails abrufe, im Netz surfe oder einen Film anschaue, reicht das aber ohne Probleme aus.
Das Spielesystem
Gleiches kann ich von einem Spielesystem nicht mehr behaupten. Hier ist 3D-Performance schlicht ein Muss. Um jeden Fehler meinerseits auszuschließen, habe ich nochmal versucht ein sauberes Wheezy mit allen momentan zur Verfügung stehenden Treibern zum Laufen zu bringen. Leider Fehlanzeige. Sowohl 295 aus den Backports, 302 in Wheezy oder sogar der brandneue 304 aus Experimental, immer das gleiche niederschmetternde Ergebnis. Und dabei sollte doch schon mit Version 295.59 meine 9600GT wieder zu den Gewinnern zählen.
Man sieht daran aber auch, es liegt nicht an Debian Sid. Als ich vor einem Jahr das Multiboot-System aufgesetzt habe, wollte ich auch herausfinden wie sinnvoll ein solches System für Spieler ist. Heute bin ich mir sicher: Ja, man kann Debian Unstable benutzen, aber was nützt die marginale Performance-Verbesserung des Treibers, wenn er nicht funktioniert?
Ich habe ein altes Backup eingespielt und in der sources.list die Quellen von Sid auf Wheezy geändert. Da ich außer den Spielen und dem Grafikkartentreiber keine neuere Version der Software vermisst und ich diese Versionen fast ausschließlich auch über die Backports bekommen hätte, bleibt als Fazit nur zu sagen:
Zurück zu Debian Stable
Jessie ist der neue Codename für Debian 8.0
Vor wenigen Stunden hat Adam D. Barrat auf der Mailingliste debian-devel-announce diese Ankündigung öffentlich gemacht.
Wie viele sicher wissen besteht in Debian die Tradition, die Codenamen für die nächste stabile Veröffentlichung von Charakteren aus dem Film "Toy Story" abzuleiten.
Das hier ist Jessie.
Neben Bo ist sie der zweite weibliche Charakter, der aus dem Film als Codename für Debian verwendet wird. In Wikipedia wird sie als mutig, athletisch aber auch leicht reizbar beschrieben. Wie der Name für Debian 9.0 heißen könnte, lässt sich durch ein Lesen dieser Liste erfahren.
Ich bin schon jetzt gespannt, welche Ziele sich Debian für die übernächste Veröffentlichung der Distribution setzen wird. Doch bevor es soweit ist, müssen noch für Wheezy eine ganze Menge Bugs gefixt werden. Da ich mich persönlich mehr und mehr für die Entwicklung von Debian interessiere, sind hier mal ein paar Links wie und wo man helfen kann, damit Wheezy so schnell wie möglich veröffentlicht werden kann.
Debians offizielle Multimedia-Pakete kontra deb-multimedia.org
Erst kürzlich ist mir aufgefallen, dass ein Namenswechsel stattgefunden und debian-multimedia.org sich in deb-multimedia.org umbenannt hat. Christian Marillat, langjähriger Debianentwickler und Verantwortlicher dieses inoffiziellen Debian-Repos für Multimedia-Software, tat dies aber nicht freiwillig. Am 5. Mai 2012 wurde Christian von Stefano Zacchiroli, seines Zeichens zum dritten Mal wiedergewählter Anführer des Debianprojekts, aufgefordert auf die Differenzen zwischen ihm und dem Debian-Multimedia-Team einzugehen oder sich ausdrücklich von dem Namen Debian in seinem Webauftritt zu distanzieren.
Er zog Letzteres vor und benannte die bekannte Domain debian-multimedia.org in deb-multimedia.org um. Zur Zeit gibt es noch eine Umleitung und auch die alten Einträge in der sources.list funktionieren noch. Das wird sich in ein paar Monaten aber ändern.
Die Geschichte
Was war passiert? Nun zum einen achtet Debian seit einiger Zeit verstärkt darauf, dass Domains, die in ihrer Bezeichnung den Namen Debian tragen, von offiziellen Debianentwicklern geführt werden, weswegen meine Anfrage für debiangames.de auch zum Scheitern verurteilt war. Nun war mir von vorne herein bewusst, dass meine Chancen schlecht standen, debian-multimedia.org gab es aber schon seit zehn Jahren und so ziemlich jeder, der mit Debian in Berührung kommt, stößt irgendwann auf Christian Marillats inoffizielles Multimedia-Archiv.
Das Problem lässt sich leicht erklären. Die Chemie stimmt zwischen dem offiziellen Multimedia-Team und Christian Marillat nicht mehr. Nachzulesen unter anderem in der FAQ von Debian-Multimedia oder diesem Beitrag auf der Mailingliste der Debian-Entwickler, dessen Betreff, "debian-multimedia.org considered harmful", für sich spricht. Die Zusammenarbeit, wenn man davon überhaupt sprechen kann, ist so zerrüttet, dass keine Absprachen zwischen dem offiziellen Team und Christian Marillat mehr stattfinden.
Durch die eigenwillige Benennung seiner Debianpakete werden diese selbst dann installiert, wenn sie in Debian in einer neueren Version vorliegen sollten. Durch das Mischen unterschiedlicher Versionen kommt es jedoch bei manchen Nutzern zu Bugs und Abstürzen. Da manche debian-multimedia.org für eine offizielle Debian-Domain gehalten haben, wurden Fehlerberichte eben auch für Debian verfasst, womit die Paketverwalter aber nichts anfangen konnten und genervt die Fehlerberichte wieder geschlossen haben. Der Konflikt war also vorprogrammiert.
Debian-Multimedia.org ist deswegen so bekannt, weil es seit zehn Jahren die wohl einzige externe Quelle war, wo man problematische Multimedia-Software für Debian ohne Umstände herunterladen konnte. Wobei "problematisch" mit Patenten behaftet und nicht DFSG-konform bedeutet. Hier konnte man schon sehr früh die Software finden, mit der es möglich ist DVDs auf dem heimischen PC abzuspielen oder erste Debianpakete von Mplayer bewundern.
Die Multimedia-Situation hat sich nach und nach in Debian gebessert. Zum einen hat das Multimedia-Team gute Arbeit geleistet und wichtige Codecs und Software DFSG-konform nach Debian bringen können. Dazu musste die Software oft aufwendig analysiert und unfreie Komponenten entfernt werden. Natürlich kostet das mehr Zeit als einfach alles so zu belassen und dem Nutzer ein unfreies Paket vorzusetzen.
Zum Anderen gab es letztes Jahr einen Lichtblick in der Patenthölle. Zusammen mit Rechtsanwälten des Software Freedom Law Center und dem Debian-Projekt wurde eine FAQ zum Thema Patentrichtlinie erstellt. Hierin werden Entwicklern von Freier Software Wege und Verhaltensweisen aufgezeigt, um sich im Einklang mit bestehendem Recht zu bewegen.
Dabei wurde deutlich, dass es durchaus rechtmäßig sein kann patentbehaftete Software in einer Distribution wie Debian zu vertreiben, wenn man gewisse Punkte beachtet. Interessanterweise scheint es (in den USA) umso unwahrscheinlicher zu sein, wegen willentlicher Patentrechtsverletzung angeklagt zu werden, je weniger man von dem eigentlichen Patent weiß und je geringer der kommerzielle Nutzen ist, den man aus dem Patent für sich selbst zieht. Wer jetzt die Augenbraue hebt, sollte sich den ganzen Text mal selbst durchlesen. 🙂
Das eröffnet Problempaketen wie Avidemux die Chance, das übrigens seit neun Jahren auf die Aufnahme in Debian wartet, tatsächlich in Debian zu erscheinen. Es sei denn natürlich die technischen Probleme lassen sich lösen...Ein interessanter Fehlerbericht mit Sprüngen von teilweise 2 Jahren zwischen einzelnen Posts. 😉
Doch genau solche Pakete wie Avidemux gibt es eben schon seit einer Ewigkeit bei deb-multimedia.org. Ein Grund warum Linux Mint Debian diese externe Quelle standardmäßig freischaltet und mit verbesserten Multimediafähigkeiten wirbt, dabei aber unter den Teppich kehrt, dass Softwarefreiheit nicht ganz so ernst genommen wird.
Die Alternativen
- Probiert immer zuerst die Multimedia-Software in Debian selbst aus. In den meisten Fällen ist die offizielle Software nämlich ausreichend, um Videos und Musik anschauen und hören zu können.
- Treten tatsächlich einmal Probleme mit dem Abspielen auf und weder Totem mit Gstreamer, Mplayer oder VLC können weiterhelfen, dann greift auf die Backports zurück. Denn wahrscheinlich benutzt ihr Debian Stable und benötigt lediglich eine neuere Version eurer Software.
- Wenn alles versagt und sozusagen als letztes Mittel: Schaltet deb-multimedia.org frei und installiert euch die w32codecs, libdvdcss2 und Avidemux, wenn ihr sie denn tatsächlich brauchen solltet. Ich hatte persönlich noch nie größere Probleme mit Christian Marillats Software. Ich gebe aber zu, dass ich ziemlich enttäuscht bin, wie er auf die öffentliche Aufforderung von Stefano Zacchiroli reagiert hat.
Apt-Pinning
Um mehr Kontrolle über Drittquellen wie deb-multimedia.org zu haben, könnt ihr diesen Paketen eine niedrige Pin-Priorität zuweisen und mit Apt-Pinning arbeiten. Ersetzt einfach "testing" mit eurem bevorzugten Debian-Repo. Die Datei /etc/apt/preferences sieht z.B. so aus.
Package: * Pin: release o=Debian, a=testing Pin-Priority: 990 Package: * Pin: origin www.deb-multimedia.org Pin-Priority: 101
Zusätzlich muss noch diese Zeile in /etc/apt/sources.list nachgetragen werden.
deb http://www.deb-multimedia.org testing main non-free
Jetzt solltet ihr aber keine Fehlerberichte mehr an den Bugtracker von Debian schicken. 😈
Debian Wheezy, KDE 4.8 und die Netzinstallation
Wenn man das letzte Jahr Revue passieren lässt, kommt man fast gar nicht auf den Gedanken, dass es neben Gnome 3 noch eine andere große Desktopumgebung für freie Betriebssysteme gibt und die heißt KDE. Erstmals 1996 ins Leben gerufen ist es weiterhin deren Ziel eine einheitliche Softwaresammlung anzubieten und ein konsistentes Desktoperlebnis zu erschaffen.
Im Gegensatz zu Gnomes GTK-Bibliothek wird zur Darstellung der grafischen Oberfläche jedoch QT verwendet. Sowohl GTK- als auch QT-Programme lassen sich bei Debian parallel installieren und optisch so konfigurieren, dass sie sich in die jeweilige Desktopumgebung einfügen, was im Jahr 2012 keine größeren Probleme mehr bereitet.
Im folgenden beschreibe ich als Teil meiner Debian-Anleitung, wie man in wenigen Schritten von einer Netzinstallation zu einer vollständigen Desktopumgebung mit Debian und KDE 4.8 kommt.
Installation von KDE
Ebenso wie bei der Installation mit Gnome 3 erleichtern sogenannte Metapakete die Einrichtung der Desktopumgebung. Leider ist die Benennung bei Gnome, KDE, Xfce und LXDE nicht einheitlich. Alle vier Desktopumgebungen haben unterschiedliche Vorstellungen, was Kernkomponenten oder Sonderausstattung ist.
Möglichkeit 1
aptitude install kdm kde-plasma-desktop
aptitude install kdm kde-plasma-netbook
Die Pakete kde-plasma-desktop und kde-plasma-netbook, welches speziell für den Einsatz auf Netbooks abgestimmt ist, stellen die minimale Auswahl an Basisanwendungen zur Verfügung, die die Entwickler und die Debianverwalter für sinnvoll und notwendig erachten um die KDE-Desktopumgebung zu betreiben.
Möglichkeit 2
aptitude install kdm kde-standard
Das Paket kde-standard enthält alle Anwendungen aus dem Metapaket kde-plasma-desktop und einige zusätzliche Programme, die in jeder Standardinstallation anzutreffen sind.
Möglichkeit 3
aptitude install kdm kde-full
Das Metapaket kde-full bietet schließlich den kompletten Rundumblick und enthält alle offiziellen Module der KDE-Desktopumgebung und weitere Anwendungen, die für einen Desktopbenutzer hilfreich sind.
Ich persönlich wähle gerne Alternative Nr. 2, wenn ich KDE ausprobiere. Erfahrene Anwender können mit einer Einzelinstallation von KDE-Paketen sicherlich ein noch schlankeres KDE installieren. Ich denke jedoch, dass weder Gnome noch KDE die Zielgruppe von "PowerUsern" sind und vielmehr die Konsistenz der miteinander interagierenden Programme und ein einheitliches Erscheinungsbild im Vordergrund stehen. Um die deutsche Lokalisierung zu installieren genügt ein
aptitude install kde-l10n-de
Eine Rundreise mit KDE
Für welches Metapaket man sich auch immer entscheidet, am Ende landet man beim Login-Bildschirm des Display-Managers KDM.
Nach Eingabe von Benutzernamen und Passwort wird der KDE-Plasma-Desktop aufgerufen. Dessen standardmäßiges Aussehen zeichnet sich vor allem durch das klassische Panel am unteren Bildschirmrand und einige optische Hingucker in Form von kleinen Miniprogrammen alias Widgets aus, die über den Knopf am oberen rechten Bildschirmrand frei auf der Arbeitsfläche positioniert werden können. Zur Verfügung stehen unter anderem eine Binäruhr oder die Möglichkeit Prozessorleistung und Speicherauslastung in einer Kugel darzustellen, viele weitere Widgets mit fortgeschrittenen Funktionen lassen sich direkt aus dem Netz herunterladen. Insgesamt geht das Einbinden leicht von der Hand und auch das Hinzufügen und Entfernen neuer Panel ist kein Problem.
Im Gegensatz zu Gnome 3 bieten sich mehr Einstellungsmöglichkeiten den Desktop an die eigenen Vorstellungen anzupassen, was man nicht nur an dem Menüpunkt "Systemeinstellungen", sondern auch an den vielen KDE-Anwendungen selbst erkennt (sieht man einmal vom Dragon Player ab).
Es gibt zahlreiche auf den KDE-Desktop zugeschnittene Anwendungen, die man nicht alle in einem einzigen Blogbeitrag vorstellen kann. Meine Lieblingsanwendungen von früher sind Amarok und K3b. Erwähnenswert sind sicherlich auch Konqueror, ein Webbrowser, der sowohl die KHTML als auch WebKit-Engine benutzen kann, der Dateimanager Dolphin und KMail, eine funktionsreiche E-Mail-Anwendung, die Bestandteil des persönlichen Informationsverwalters Kontact ist.
Wie auch schon für Gnome bekannt, existiert für KDE mit kde-look.org ein spezieller Webauftritt, der sich ausschließlich der Gestaltung und Anpassung der Arbeitsfläche widmet.
Mein persönliches Fazit
KDE hat nicht den Ruf eine minimalistische Desktopumgebung zu sein und beansprucht bei meiner Testinstallation in Virtualbox für die i386-Architektur ca. 320 MB Arbeitsspeicher nach dem Login. Die Effekte passen sich zwar je nach Hardware an, für die Verwendung auf einer älteren Maschine gibt es jedoch schlankere und damit effizientere Alternativen. Ich persönlich benötige die vielen grafischen Spielereien und Überblendungen nicht und auch die Benachrichtigungen könnten dezenter sein. Insgesamt zieht es mich seit längerem mehr zu schlichterer und genügsamerer Software. Es macht jedoch Spaß dieses andere Konzept kennenzulernen.
KDE ist eine absolut vollwertige Desktopumgebung, die man entdecken kann und auch sollte. Das geschieht nicht an einem Tag, eher in Wochen, vielleicht sogar Monaten. Egal wie das Ergebnis dieser Entdeckungsreise aussieht, am Ende steht die Erkenntnis, dass es da noch ein ganzes Universum an Möglichkeiten gibt, wie man einen Computer benutzen und kontrollieren kann. Mit Debian und der Netzinstallation ist es jedenfalls kein Problem einen Blick über den Tellerrand zu riskieren.
Debian Wheezy, Xfce 4.8 und die Netzinstallation
Dies ist der zweite Beitrag zur Debian-Anleitung und zu den vier Desktopumgebungen und wie man mit Debians Netzinstallation in wenigen Schritten einen funktionsfähigen Arbeitsplatz installiert. Heute dreht sich alles um Xfce 4.8.
Xfce hat mich vor vier Jahren zum ersten Mal begeistert, als ich eine ressourcenschonende Desktopumgebung für den Dell Inspiron 4000 suchte. Ich hatte mich damals für Debian Etch und Xfce entschieden, weil es sich auf dem älteren Laptop spürbar reaktionsfreudiger als Gnome verhalten hatte und es insbesondere für Rechner mit wenig RAM eine gute grafische Alternative bot.
Zielgruppe
In den letzten vier Jahren bin ich dann zu reinen Fenstermanager-Lösungen geschwenkt, die noch anpassungsfähiger, leichtgewichtiger und somit auch performanter sind. Dennoch kann ich Xfce weiterhin allen empfehlen, die mit wenig Aufwand eine komplette Desktopumgebung installieren möchten, die sich sehr ähnlich zum alten Gnome 2 verhält, dabei aber klare Performancevorteile hat. Als Gesamtpaket ist Xfce gerade für alle, die von Gnome 3 enttäuscht sind, eine gute Alternative. Weiterhin benutze ich auch einige der Komponenten von Xfce bei meinen Fenstermager-Lösungen, darunter meinen Favoriten Thunar und für Laptops nicht uninteressant, den xfce4-power-manager. Gute Gründe Xfce weiterzuverfolgen.
Installation
aptitude install lightdm xfce4
Das Metapaket "xfce4" installiert alle essentiellen Komponenten der Desktopumgebung, die ausreichend sind, um nach einem Neustart sofort loslegen zu können. In dem Artikel zu Gnome 3 und der Netzinstallation sprach ich noch vom alten "Space-Design", seit ein paar Tagen sieht der Bootsplash von Wheezy nun so aus.
Direkt nach dem Login mit Hilfe von Lightdm liegt der Speicherverbrauch bei rund 75 MB (i386-Architektur). Viele Helferprogramme und nützliche Erweiterungen zu Xfce 4.8 fehlen dann zwar noch, die restliche Anpassung des Systems gelingt jedoch über das Installieren von Metapaketen oder die Einzelinstallation mit Aptitude.
Gestaltung
aptitude install xfce4-goodies
Im Metapaket xfce4-goodies befinden sich viele nützliche Plugins für das Panel und alleinstehende Programme wie Squeeze zur Archivverwaltung, der Bildbetrachter Ristretto und ein Brennprogramm wie Xfburn. Zur Druckerunterstützung gibt es das Paket xfprint4.
Danach fehlt nur noch der vom Xfce-Projekt offiziell unterstützte Webbrowser Midori und ein gutes E-Mail-Programm wie Claws-Mail und die ein oder andere leichtgewichtige Softwarealternative, und ihr seid durch.
Natürlich sind das alles Bilder nach einer Standardinstallation mit Debian. Mit etwas Geschick und Interesse lässt sich der gesamte Desktop individuell anpassen. Ein paar sehenswerte Screenshots gibt es auf der offiziellen Seite und auf xfce-look.org.
Virtualbox
Zum Schluss noch ein Hinweis für alle, die Software gerne in einer VM wie Virtualbox ausprobieren. Im Gegensatz zu Gnome 3 ist Xfce 4.8 relativ anspruchslos, was Grafikeffekte angeht. Deswegen musste ich hier lediglich das Virtualbox-Guest-Additions-ISO einhängen und das Linuxskript ausführen, um die virtuelle Maschine mit angepasster Skalierung im Vollbild betrachten zu können.
Thinkpad 600: Doppelter RAM und neues Netzteil
Seitdem das Originalnetzteil auf dem Weihnachtsmarkt abgeraucht war, hantierte ich mit einem dieser Universalnetzteile für Laptops, die man auf den bekannten Onlineplattformen problemlos kaufen kann. Der Stecker passte leider nie zu 100%. Letztlich kam ich irgendwie damit zurecht. Bis in den letzten Wochen ab und an der Strom komplett wegblieb, wenn ich den Laptop benutzen wollte.
Zum Glück kenne ich einen lokalen Hardwaredealer. 😈 In dessen HQ wurde ich fündig und erhielt ein neues Originalnetzteil von IBM. Überflüssig zu erwähnen, dass der Strombedarf wieder gesichert ist. 🙂
Versteckt in einer Ersatzteilschublade befanden sich außerdem noch zwei 128-MB-SDRAM-Bausteine. Ich wehrte mich zwar nach besten Kräften, konnte die Aufrüstung aber nicht ernsthaft verhindern. 😯
Nach dem Neustart zeigt der Thinkpad nun 280 MB RAM an. Nicht schlecht. War da etwa irgendwo ein RAM-Baustein von Werk fest verlötet worden?
Performancetechnisch habe ich mit der Debian-Installation noch keine großen Sprünge festgestellt, was die Theorie von KMandla bestätigt, dass Aufrüstungen den Rechner manchmal eben doch nicht schneller machen. Meiner Meinung nach ist hier der Flaschenhals auch ganz klar die 4 GB HDD. Da die Konsolenprogramme aber sowieso schnell starten und wenig Speicher benötigen, war das bisher auch nie das große Problem.
Mit dem zusätzlichen RAM lassen sich aber nun auch Distributionen wie Puppy Linux im Live-Betrieb ohne Verbiegen anschauen. Ich denke selbst der Lubuntu-Test auf dem Thinkpad 600 würde nun anders ausschauen. Ich bin auf jeden Fall zufrieden und sage Danke. 🙂
Übrigens, so sehen die USB-Sticks aus, mit denen hier praktisch alle Live-USB-Tests vollzogen werden. Auf dem 128-MB-Stick ist nach wie vor Tiny Core Linux und auf dem 4GB Slitaz installiert. (mal schaun, was ich mit den restlichen 3,8 GB noch anstelle)
Anonymes Surfen mit Midori, Tor und Privoxy als Slitaz-Flavor 4.0
Letztes Jahr um diese Zeit hatte ich eine neue Geschmacksrichtung für Slitaz gebastelt und mir mit Firefox, Tor und Privoxy eine eigene Live-CD zum anonymen Surfen erstellt.
Für Slitaz 4.0 habe ich diese kleine Aktion mit Midori wiederholt. Auf die Idee gebracht hat mich der alte Kommentar von Heinz, dessen Vorschlag ich in die Tat umgesetzt habe.
Das Flavor konfigurieren
Ihr könnt der alten Anleitung weiterhin folgen, ich musste lediglich Folgendes ändern.
- Ich habe Privoxy und Dropbear in /etc/rcS.conf als DAEMONS eingetragen.
- In /etc/init.d/local.sh steht jetzt tor&, um den Dienst automatisch beim Booten zu starten.
- Midori selbst wird im privaten Modus gestartet, wodurch weder Cookies noch die Historie aufgezeichnet und sensible Daten nicht preisgegeben werden.
- In Midori unter Bearbeiten -> Einstellungen -> Netzwerk habe ich folgende Werte gesetzt.Proxy-Server: HTTP-Zwischenrechner
Rechnername: 127.0.0.1
Port: 8118
Ausgeben als: Internet Explorer
Live-CD erstellen
Schließlich muss alles wieder zu einer Live-CD zusammengestellt werden.
tazlito writeiso lzma slitaz-4-tor
Bei mir zeigte der Torcheck erneut grün an. Hier ist der Beweis.
Das Image lässt sich problemlos in Virtualbox testen, womit sich in einer virtuellen Maschine auch anonym surfen lässt. 🙂 Falls ihr darauf aufbauen möchtet oder nur einen Blick riskieren wollt, biete ich die neue Geschmacksrichtung hier zum Herunterladen an.
Für eine fortgeschrittene und ausgeklügelte Lösung mit Debian empfehle ich weiterhin Tails, das in diesem Blog schon Erwähnung fand.