Freie Klänge und Audacity: Erschaffe deine eigenen Spielesounds

Vor ein paar Wochen war es endlich soweit und ich betätigte mich zum ersten Mal als Spieleentwickler oder besser Ersetzer-von-unfreien-Spieleinhalten. Mein Ansporn war ein rundenbasiertes Strategiespiel namens LGeneral, dessen Vorbild die "ältere" Generation vielleicht noch als Panzer General kennt. Das Spiel hat mich dazu gebracht diverse Leute zu kontaktieren, eine Reise in die Vergangenheit anzutreten und LGeneral für Debian schließlich wiederzubeleben.
Das Spiel ist sicher einen Extraartikel wert, deswegen wollte ich heute nur zeigen wie man ein häufig auftretendes Problem bei freien Spielen lösen kann. Das Ersetzen von unfreien Inhalten durch eben freie.
LGenerals Spielengine ist in C programmiert und unter der GPL-2 lizenziert, der Spielinhalt selbst wird jedoch aus dem kommerziellen Spiel "Panzer General" in das native Format von LGeneral mittels eines Konverters umgewandelt, so dass die alten Kampagnen und Szenarios spielbar bleiben. Die Community geht davon aus, dass der Publisher von Panzer General mittlerweile das Interesse an dem Spiel verloren hat und es nun als "Abandonware" verfügbar ist, also ungefähr so wie vom Laster gefallen.
Wie ihr euch sicher denken könnt, sieht das Debian etwas anders, weswegen das Spiel bis heute nur in der contrib-Sektion verfügbar ist und der Spielinhalt es nicht einmal nach non-free schafft. Als ich mich dem Spiel angenommen habe, schwor ich mir zumindest die Spielengine zukunftssicher zu machen und die dort verwendeten Sounds und Bilder aus Panzer General zu ersetzen und zu verändern.
Eine mögliche Quelle für freie Klänge und Geräusche findet sich z.B. bei freesound.org.
Freie Klänge bei freesound.org suchen
Ich musste eine Reihe von Geräuschen ersetzen, die alle selten länger als 2-3 Sekunden andauerten. Darunter waren die Propeller- und Turbinengeräusche eines Flugzeugs, ein fahrendes Auto und das typische Heranschwappen von Wellen.
Wenn man bei freesound.org z.B. den Suchbegriff "sea" eingibt, findet man als ersten Treffer eine hervorragende und kristallklare Aufnahme von Wellengeräuschen, oceanwavecrushing.wav, die an einem dänischen Fjord aufgenommen worden ist. Es brach mir fast das Herz diese Aufnahme zu zerstückeln und in die gleiche Soundqualität wie bei LGeneral zu überführen, aber das Ergebnis kam dem Original sehr nahe und war dennoch eigenständig und verschieden.

Audacity

Für eine solche Aufgabe bietet sich das freie Audiobearbeitungsprogramm Audacity an. Damit lassen sich nicht nur Teile einer Musikaufnahme "ausschneiden", sondern auch diverse Effekte auf diese Probe anwenden und schließlich in ein eigenständiges Stück abspeichern. Nachdem man die verlustfreie .wav-Datei mit Audacity geöffnet hat, kann man mit Hilfe der gedrückten linken Maustaste und der Entf-Taste das passende Stück aus dem Sample ausschneiden und dann weiterbearbeiten. Mit Strg+1 oder mit der Option "Einzoomen" unter Ansicht könnt ihr den Ausschnitt auf die Millisekunde genau bearbeiten.

Audacity zurechtschneiden
Hat man die richtige Stelle gefunden, kann man nun diverse Effekte darauf anwenden. Damit der Klang nicht zu abrupt beginnt und endet gibt es z.B. die Effekte Ein- und Ausblenden. Dreht noch etwas an der Tonhöhe und dem Tempo und schon habt ihr den Sound für ein Spiel. Der ganze Rest ist Ausprobieren und Experimentieren. Die fertige Datei lässt sich in alle populären Musikformate exportieren, darunter *.mp3, *.ogg und *.flac.
Audacity-Effekte
Das fertige Stück klang dann so:
sea.wav

Weitere Beispiele

air.wav

Original: http://www.freesound.org/people/daveincamas/sounds/43807/
air2.wav

Original: http://www.freesound.org/people/digifishmusic/sounds/47347/
battle.wav

Original: http://www.freesound.org/people/Omar%20Alvarado/sounds/93741/

Richard Stallman wettert gegen Ubuntu Spyware

Es gibt einige universelle Konstanten im Universum: Lichtgeschwindigkeit, Plancksches Wirkungsquantum, die 42 und natürlich Richard Stallman. Sucht man nach einer klar definierten und polarisierenden Meinung zum Thema Freie Software, findet man sie mit traumwandlerischer Sicherheit bei ihm. Genau das Richtige für einen kleinen Aufreißer bei Sonnenschein und Schnee am Wochenende.
Gestern veröffentlichte RMS, wie er von vielen liebevoll abgekürzt wird, in seinem Blog den Artikel Ubuntu Spyware: What to do?
Er stellt darin die These auf, dass Freie Software die Nutzer vor schädlicher, gar boshafter Software beschütze und Ubuntu dieses Paradigma mit der Einführung seiner Shopping-Funktionen bei Amazon nun grob verletzt habe, indem Benutzerdaten standardmäßig an die Server von Canonical, dem Unternehmen hinter Ubuntu, übermittelt werden.
Selbst wenn dieses Feature nach der Installation ausgeschaltet wäre, bestünde immer noch die Gefahr für die Benutzer, dass deren Daten jederzeit wieder transferiert werden können. Zwar könne jede Einzelne diese Funktion abschalten, jedoch würde das bedeuten, dass die Abgrenzung zwischen proprietärer Software und freier Software verwischen würde und das Argument "Freie Software spioniert nicht" nicht mehr gelte. Wer schon ein paar andere Artikel von Richard Stallman kennt erahnt, was sein Fazit war.
Hört auf Ubuntu zu benutzen und es anderen weiterzuempfehlen!
Wenn man seinen Artikel zu Amazon gelesen hat und weiß, dass selbst Debian auf der Liste der Distributionen steht, die von der Free Software Foundation nicht empfohlen werden, kommt diese Aussage nicht vollkommen überraschend.
Diese Schwarz-Weiß-Ansichten sind einfach formuliert und egal was man von ihnen hält, man weiß immer genau für was der Andere steht oder eben nicht. Ob die Welt aus zahlreichen Grautönen besteht oder gar bunt ist, interessiert da nicht. Die Frage, die ich mir gestellt habe war, welche Möglichkeiten hat eigentlich ein Unternehmen, dass mit Freier Software arbeitet und handelt, Gewinne zu machen? Wie kann ich Menschen für ein Produkt begeistern und maßgeschneiderte Lösungen anbieten, ohne dass ich dafür etwas über sie wissen muss?
Das scheint ein ganz schön vertracktes Problem zu sein, nichts speichern, nichts wissen, aber dennoch Informationen in Echtzeit via Internet anbieten. Klar, Canonical könnte auch den Versandkatalog von Amazon auf DVD an alle seine Nutzer verschicken, die ihn dann lokal installieren. Möglichkeiten neue Arbeitsplätze zu schaffen, gibt es viele.
Vielleicht ist Stallmans Vorschlag, lokale und entfernte Suche strikt zu trennen und nur mit expliziter Einwilligung der Nutzer zu handeln, gar nicht so verkehrt und die einzige Möglichkeit alle datenschutzrechtlichen Bedenken auszuräumen. Doch ist es realistisch anzunehmen, dass jeder Nutzer zwei getrennte Schnittstellen benutzen würde, wenn es sie denn gäbe? Wer denkt bei der ganzen Diskussion eigentlich an die kleinen Buchläden und Einzelhändler, die von so einer Funktion so oder so nicht profitieren?
Im Moment weiß ich nur, dass ich kein Patentrezept habe. Mehr Transparenz bei all diesen "Shopping-Features" wäre sicherlich nicht verkehrt und dann bitte schön auch mit größerer Auswahl. Aufrufe zum Boykott halte ich jedoch für falsch, solange es die Möglichkeit gibt die betreffende Funktion einfach bei Nichtgefallen zu deaktivieren.
sudo apt-get remove unity-lens-shopping

Wenn du nicht bloggst, was machst du dann?

Dann arbeite ich z.B. an einem Debianpaket. Ich habe in den vergangenen drei Monaten großen Spaß daran gefunden mich noch detaillierter mit Paketbau zu beschäftigen und das ein oder andere Debianpaket wieder in Schuss zu bringen. Darunter hat kurzfristig sichtbar der Ausstoß an Blogartikeln gelitten, langfristig, so hoffe ich zumindest, wird das jedoch dazu führen, dass ich neue und alte Software (wieder)entdecke und sie hier vorstelle, ein paar Kniffe weitergebe und ich mir und allen dir hier immer wieder vorbeischaun neue Einblicke zu Debian und Freier Software im Allgemeinen bieten kann.
So viel zum Plan. Wer genauer wissen möchte, mit welchen Paketen ich mich in der letzten Zeit näher beschäftigt habe, darf gerne einen Blick auf meine QA-Seite bei Debian werfen, wo es eine Übersicht gibt, welche Pakete schon nach Debian hochgeladen worden sind und welche es hoffentlich irgendwann noch werden.
Meine Paketübersicht
Nachdem ich beschlossen hatte mich an MediathekView zu versuchen, ging es direkt danach weiter mit Wbar. In der Zwischenzeit erhielt ich schon die erste Supportanfrage, ob ich MediathekView auf einem Mac wieder zum Laufen bekommen könnte. Verwechselt dieses Blog bitte nicht mit der offiziellen Homepage von MediathekView und mich nicht mit dem eigentlichen Entwickler von MediathekView. Ich friemel wirklich nur an dem Paket für Debian. 🙂
Letzte Woche erhielt ich dann die freundliche Anfrage, ob ich Interesse daran hätte Maintainer für Wbar bei Siduction zu sein. Das ist die Distribution, die ein fortlaufend aktuelles Debian auf Basis von Sid anbietet und viele Mitglieder aus dem deutschsprachigen Bereich hat. Ich bin mir zwar nicht sicher, was es bedeutet Paketbetreuer bei Siduction zu sein, aber so lange Wbar 2.3.4. noch nicht offiziell bei Debian im Archiv gelandet ist, geht das sicher in Ordnung.
Ansonsten habe ich mir folgende Ziele gesetzt. Ich möchte nicht blindlings Pakete betreuen, sondern vornehmlich diejenigen, über die ich auch in diesem Blog schreibe, also ressourcenschonende Software und alles was ich selbst hier benutze und natürlich auch Spiele. Für letztere bin ich dem Debian Games Team beigetreten und versuche mich dort nun längerfristig einzubringen. Ob mir das tatsächlich gelingt, sehen wir dann in ein paar Monaten. 😉

Hilfe zur Selbsthilfe – Erkenne die Probleme deines Lieblingspakets

Genug mit dem Blogurlaub. Bevor ich das Schreiben ganz verlerne, mache ich meine Antwort zu einer E-Mail kurzerhand öffentlich und versuche ein paar nützliche Links und Hilfsmittel anzuschneiden, mit denen ihr erkennen könnt, ob etwas mit eurem Lieblingspaket nicht stimmt und wie ihr vielleicht sogar dabei helfen könnt, damit sich die Lage wieder etwas aufhellt.
Vor kurzem erhielt ich per Mail die Anfrage, wie ich es mit Xarchiver halten würde. Vor einigen Jahren, einige erinnern sich sicherlich noch, war das immerhin das Standardprogramm von Xfce, wenn es um das Archivieren bzw. Komprimieren von Dateien und Verzeichnissen ging, auch wenn es eine Zeitlang mit Squeeze konkurrierte.
Beide Programme sind ein wenig in der Versenkung verschwunden, weil sie schon seit längerem von Xfce nicht mehr beworben werden. Xarchiver steckt seit 2009 in einer Art Winterschlaf und solange niemand die Entwicklung erneut aufnimmt, wird dies auch weiterhin so bleiben. Jedoch ist es im Grunde genommen gar nicht so schlecht um dieses Programm bestellt und es erfreut sich nach wie vor einer großen Anzahl von Nutzern.

Die Diagnose

Wie bei den meisten Programmen gibt es auch bei Xarchiver ein paar Bugs. Das stellt sich z.B. so dar, dass man mitunter eine böse Überraschung erlebt, wenn man versucht 7z-Archive zu öffnen und das Programm dabei abstürzt. Die Bugs #665642 und #551468 erzählen davon und auch auf Launchpad sammeln sich die Fehlerberichte.
In Ubuntu liefert die Paketübersicht den ersten Hinweis darauf, wie es um das Paket bestellt ist. Neben dem Link zu den Fehlerberichten ist vor allem interessant zu wissen, dass Xarchiver von den Ubuntu MOTU (Master of the Universe ;)) Entwicklern betreut wird, jedoch wie die meisten Ubuntu-Pakete ursprünglich vom Debian-Projekt stammt und dort einen Maintainer besitzt, der sich in der Regel auch darum kümmert.
Für Debian gibt es eine ganz ähnliche Paketübersicht wie bei Ubuntu, jedoch mit einem besonderen Bonus, Debians Package Tracking System (PTS). In dieser Übersicht erkennt man oft schon mit einem Blick wie es um das Paket bestellt ist.
Bei Xarchiver fällt auf, dass der letzte Upload vor mehr als drei Jahren stattfand, was man unter der Rubrik News schnell erkennen kann. Auf der linken Seite befinden sich die allgemeinen Angaben zum Paket, den Versionen und wer der aktuelle Betreuer ist. Rechts wiederum ist die Kurzübersicht zu den Fehlern unterteilt nach Schweregrad. Viele nützliche Links befinden sich darunter. Insbesondere der Bericht von Lintian über festgestellte Paketfehler macht oft deutlich wie es um die inneren Werte des Pakets steht.
Als Indikator für die Popularität des Pakets dient hingegen der sogenannte Popcon-Wert. Debian bietet hier gegenüber der Ubuntu-Variante ein paar nette Graphen, die Aufschluss über die Benutzerentwicklung geben. Der Trend bei Xarchiver zeigt klar nach oben und mit mehr als 6000 installierten Anwendungen, das sind immerhin 5% aller eingereichten Berichte, ist Xarchiver für eine optionale Anwendung ziemlich begehrt.
Wäre das Paket "verwaist" oder würde der Betreuer nach einem Nachfolger suchen, gäbe es unter Todo einen weiteren Link, der auf den entsprechenden Fehlerbericht zeigen würde. Da dies nicht der Fall ist, kann man nur zum Schluss kommen, dass das Paket aktuell nicht betreut wird, jedoch auch kein Nachfolger gesucht wird, Fehler aufweist, von denen sich einige beseitigen lassen und das ganze Paket ziemlich populär ist. Auf der anderen Seite stagniert die Entwicklung seit mehr als drei Jahren, weswegen der Paketbetreuer auf jeden Fall auf Mithilfe angewiesen ist, wenn er nicht gleich selbst der neue Entwickler von Xarchiver werden möchte.
In so einem Fall würde ich also den Patch für den 7z-Bug, den es tatsächlich schon gibt, an den Fehlerbericht anhängen und freundlich anfragen, ob das Paket weiterhin noch betreut wird. In der Regel sollte man danach:

  • Zwei Wochen warten, dann noch einmal nachfragen.
  • Nach einem Monat einen Blick auf diese Seite werfen und den Links zur Debian-Mailingliste für Qualitätssicherung und dem hauseigenen IRC-Channel folgen und das Problem dort ansprechen.

In der Regel wird das Paket spätestens dann für neue interessierte Betreuer freigegeben. Der Vorgang könnte meiner Meinung nach etwas einfacher sein und zur Zeit gibt es tatsächlich eine aktive Diskussion darüber diesen Prozess durch einen Fehlerbericht einzuleiten. Dieser kann dann von jedem Nutzer eingereicht werden, jedoch nur von Debianentwicklern bestätigt werden, wonach das Paket für einen Nachfolger freigegeben wird. Das Ganze ist noch nicht spruchreif, wird aber mit etwas Glück in den nächsten Monaten vorgestellt werden.

Fazit

Oft spielen wie immer mehrere Faktoren zusammen. Die Entwicklung des Programms ist eingeschlafen, der Paketbetreuer scheint in Urlaub zu sein und am eigenen PC fragt man sich nur, woran hängt es eigentlich. Das Paketverfolgungssystem von Debian bietet die wichtigsten Infos auf einen Blick und danach kann man dann entscheiden, ob man Zeit in die Fehlerbeseitigung investieren möchte oder doch lieber zu einer Alternative greift.

Du willst ein Spiel in Debian und Ubuntu sehen? So gehts!

Mich erreichte vor drei Wochen eine nette E-Mail und schnell kamen wir auf das Thema Freie Software und Spiele bei Debian zu sprechen. Unter anderem erhielt ich auch ein paar Vorschläge, welche Spiele es in die nächste Veröffentlichung von Debian schaffen sollten, was mich zu der Idee brachte diesen Artikel zu schreiben.

Du willst ein Spiel in Debian und Ubuntu sehen? So gehts!

FreeOrion

  • Gehe auf die Suche. Es gibt tatsächlich viele Spiele, die als Freie Software entwickelt werden, aber von denen noch kaum jemand gehört hat. Berusky2 in der Linuxversion gibt es zwar schon mehr als ein Jahr, von einem Paket in Ubuntu oder Debian fehlt jedoch noch jede Spur. FreeOrion ist ein rundenbasiertes, intergalaktisches Weltraumeroberungsspiel in der Tradition der Master-of-Orion-Serie. Lips of Suna ist ein ironisch gemeintes Action-Rollenspiel. Leider existiert für all diese Spiele noch kein Debianpaket. Weitere Ideen zu Linuxspielen findest du z.B. bei holarse-linuxgaming.de, der Linux Game Database, Penguspy, Linuxgames.com und bei vielen weiteren Links.
  • Mache sie bekannt. Es nützt nichts, wenn du die Einzige bist, die all diese Spiele kennt. Mache sie bekannt! Das Games Team von Debian pflegt ein paar Seiten im Debian-Wiki. Unter anderem sind das Games/Suggested und Games/Unsuitable. Erstellt euch einen Account für das Wiki und tragt eure Ideen unter "Suggested" ein. Haltet euch an die alphabetische Sortierung und beschreibt, um was es bei dem Spiel geht, unter welcher Lizenz man es verbreiten darf, in welcher Programmiersprache es geschrieben wurde und was euch ansonsten noch für Besonderheiten aufgefallen sind.
  • Erstellt einen RFP- oder ITP-Fehlerbericht. RFP steht für request for package und ITP für intent to package. Falls ihr das Spiel selbst nach Debian bringen wollt, ist ITP natürlich die erste Wahl, in den meisten Fällen genügt es jedoch schon Aufmerksamkeit zu erzeugen, indem ihr einen RFP-Fehlerbericht verfasst.
    Am einfachsten benutzt ihr reportbug.
    reportbug wnpp
    Mit diesem Befehl erstellt ihr einen Fehlerbericht gegen das sogenannte Pseudo-Paket "wnpp", Work-Needing-and-Prospective-Packages. Folgt ihr den Menüoptionen zum Thema RFP, könnt ihr ein Paket vorschlagen, welches ihr für geeignet haltet, um irgendwann in Debian oder Ubuntu zu erscheinen.
  • Nutzt das richtige Forum. Spieleentwicklung geschieht häufig auf bestimmten Mailinglisten, im IRC, aber auch Foren und jede andere Kommunikationsform sind denkbar. Debian hat eine eigene Mailingliste für die Entwicklung von Spielen, bei Ubuntu gibt es ebenfalls ein eigenes GamingTeam! Wenn ihr eine gute Idee habt, sprecht sie an, stellt sie vor, verwirklicht sie! Umso mehr Informationen ihr zur Verfügung stellt, desto besser können sich Interessierte eine Meinung darüber bilden, ob sie das Spiel als Paket einbringen wollen. Lasst euch jedoch auch von Rückschlägen nicht entmutigen.
  • Tu es selbst. Ihr habt euch die Mühe gemacht und alle Informationen zusammengetragen, sie öffentlich gemacht, aber so richtig will keiner anbeißen. Warum? Freie Software zu entwickeln ist für viele nur ein Nebenjob. Ihr erntet also nur Missmut und gar Unverständnis, wenn ihr erwartet, dass irgendjemand ein Spiel für euch paketieren soll. Macht es einfach selbst. Die Chancen steigen exponentiell, wenn ihr euch selbst als zukünftiger Paketverwalter anbietet.
    Wenn gute Gründe gegen die Karriere als Paketverwalterin sprechen, macht euch den Spaß und tragt so viele Informationen zusammen wie nur möglich, haltet sie am besten auf einer eigenen Wiki-Seite fest und stellt sie vor. Die meiste Arbeit bei der Erstellung eines Pakets ist nicht selten nur die reine Technik, sondern oft das Sichten der Lizenzen. Stimmt es tatsächlich, wenn die Entwickler ein reines "Open-Source-Spiel" versprechen? Oft offenbart z.B.
    grep -ri "All rights reserved" /Pfad-zum-Spiel
    die ein oder andere Überraschung. Ihr helft der zukünftigen Aufnahme des Spiels in Debian und Ubuntu ungemein, wenn ihr solche "Show-stopper" frühzeitig erkennt und problematische Dateien und Code öffentlich dokumentiert.

Ich erwähnte es sicherlich schon an der ein oder anderen Stelle. Freie Software bietet einem alle Freiheiten, ist manchmal auch anstrengend, macht jedoch auch immer wieder Spaß.
Mach mit!

Mehr als ein Feiertag: Mediathekview 3.0.0 ist in Debian Sid

MediathekView
Vorgestern war in zweifacher Hinsicht ein besonderer Tag. Es war Tag der Deutschen Einheit und mein erstes "richtiges" Debianpaket, MediathekView, wurde in das offizielle Archiv hochgeladen und befindet sich nun in Debian Unstable alias Sid. Wer meine MediathekView-Pakete bisher von diesem Blog aus bezogen hat, braucht sich nicht groß umstellen, bis auf ein paar interne Details hat sich zur Version 3.0.0 nicht viel geändert.
Ich werde nun einen sogenannten "Unblock"-Fehlerbericht verfassen, damit MediathekView 3.0.0 noch die Chance hat nach Wheezy zu migrieren und die nächste bzw. erste stabile Version in Debian wird. Die Chancen stehen leider nicht besonders gut, da sich gegenüber der alten Version viel verändert hat. Wenn das Release-Team den Daumen senkt, gibt es eben keine Version für Debian Wheezy. Liegt leider außerhalb meines Machtbereichs. Sorry.
Ansonsten wurden noch meine drei "RC-NMUs" (Abkürzungen sind toll) ebenfalls gestern hochgeladen. Die Sache mit der invaliden E-Mail-Adresse. Zugegeben das waren triviale Änderungen, aber ein Debianentwickler dachte sich scheinbar: "Egal. Es fixt drei veröffentlichungskritische Bugs". Also wer immer schon mal Lust hatte Debian oder Freier Software im Allgemeinen zu helfen, dann zögert nicht und beseitigt RC-Bugs!
Der Vollständigkeit halber muss ich noch erwähnen, dass Bart Martens, ebenfalls Debian-Entwickler, die Sache leicht anders gesehen hat. Seine Aussage: Wenn ein Paketverwalter es nicht einmal für nötig halte seine Kontaktdaten aktuell zu halten, solle man das Paket gleich verwaisen lassen - sprich einen neuen Maintainer suchen.
Bart hat Recht. Ich denke, es ist vollkommen normal, wenn man irgendwann an einen Punkt gelangt und keine Zeit oder Lust mehr für Debian hat und weiterziehen möchte. Fairerweise sollte man jedoch das auch öffentlich machen und Leute dazu auffordern die eigenen Pakete zu übernehmen. Viele verschwinden jedoch und zurück bleibt Software, die keiner mehr betreut. Aus falscher Rücksichtnahme auf den Maintainer passiert dann auch schon einmal Monate lang gar nichts.
Ich denke hier hilft einfach gesunder Menschenverstand weiter. Wenn ein Paket tatsächlich in einem miserablen Zustand ist, erstellt einfach einen Patch oder ein neues, besseres Paket. Mit Sicherheit wird sich dann jemand finden, der es in Debian einstellt.

MediathekView 3.0 und Wbar 2.3.4 auf dem Weg nach Debian!?

Bevor es hier gleich mit einem anderen Zwischenfazit weitergeht, wie steht es um MediathekView und Wbar?
Entwicklung braucht Zeit. Einen Sponsor zu finden, der die Sache ins Archiv hochlädt, ist ein Geduldsspiel. Es gibt an die 30000 Pakete in Debian aber nur ca. 1000 Debian-Entwickler, die die Berechtigung besitzen Pakete überhaupt in das Archiv zu befördern, wo die FTP-Master mit Argusaugen über jeden Neuzugang wachen.
Tausend Leute, das klingt eigentlich gar nicht so schlecht. Manche davon kümmern sich jedoch um 100 verschiedene Pakete gleichzeitig und Debian ist nicht nur Softwareentwicklung. Es gibt Teams, die sich um die Übersetzung der Software und die Gestaltung und Aufrechterhaltung der Webpräsenz und von Mailinglisten kümmern. Und dann soll man auch noch die Verantwortung für unbekannte Neuentwickler übernehmen, sie anleiten und deren Pakete auf Korrektheit überprüfen? Wenn so ein Neuer Schaden anrichtet und man hat es vorher nicht gesehen...
Klingt nicht nach der dankbarsten Aufgabe, aber es gibt Freiwillige, die sich darum kümmern. Vor wenigen Tagen habe ich nach genau so einem Sponsor oder Mentor für Wbar gesucht (#688310). Mittlerweile ist sogar Version 2.3.4. erschienen und meine eingesandten Patches wurden freundlicherweise berücksichtigt. Etwas überrascht war ich dann doch als Bart Martens, seines Zeichens Debian-Entwickler und sehr aktiv bei den Mentoren Bug #575087 auf Schweregrad "Grave" hochgesetzt hat und mich gebeten hat diesen für Wheezy zu fixen.
Nun würde Version 2.3.4 von Wbar das Problem lösen, aber aus der kurzen Nachricht von Bart konnte ich nur entnehmen, dass ich wohl einen gezielten Fix für das aktuelle Paket in Wheezy einspielen soll. Wer sich nun fragt, warum Wbar plötzlich unbrauchbar wurde, der findet die Lösung vielleicht, wenn er versucht Wbar ohne empfohlene Pakete zu installieren. Die Schnellstartleiste verweigert ihren Dienst, weil der Pfad zu den Icons und/oder der Schrift dann den Rückgabewert NULL liefert. Kurzum das Ding startet nicht.
Also meine bescheidene Meinung ist: Wer Schellstartleisten ohne den korrekten Pfad zu den Symbolen startet, muss mindestens zweimal von e^(i*pi)+1 bis Unendlich zählen. Jedoch ganz abwegig ist der Fehlerbericht natürlich nicht und ja in Version 2.3.4. darf man auch den falschen Pfad zu seinen Symbolen und der Schrift angeben und das (transparente) Hintergrundbild von Wbar ist trotzdem zu sehen. 🙂
Ich denke jedoch, dass das kein veröffentlichungskritischer Fehler ist und werde das so auch noch einmal in den Fehlerbericht schreiben. Ist natürlich ein doofer Einstieg in Debian, wenn man erst einmal anderer Meinung als der Debianentwickler ist. 😐
MediathekView ist meiner Meinung nach in einem vorzeigbaren Zustand und wartet darauf einmal gründlich analysiert zu werden. Mittlerweile haben sogar zwei DDs Interesse daran bekundet. Der Witz daran ist, dass es bisher dabei geblieben ist. Die ganze Geschichte lässt sich in Fehlerbericht #681680 nachlesen. Ich bin aber weiterhin guter Hoffnung und ja 2.6.1 wurde aufgegeben, entweder schafft es 3.0.0 nach Wheezy oder gar nichts.
Ich habe die Downloadlinks von Mediathekview und Wbar aktualisiert. Wer also die Zeit verkürzen möchte, findet dort die entsprechenden Debianpakete. Danke auch an das bisherige Feedback zu MediathekView. Ich habe den Pfad zum flv.sh-Skript angepasst. Auch die Idee mit dem Shellskript halte ich weiterhin für gut. Vielleicht lässt sich damit in der Zukunft tatsächlich die Mediathek komplett ohne den Umweg über Java auf die Konsole holen. 😉

ganbatte kudasai: Das Open-Source-Blog-Netzwerk

Open-Source-Blog-Netzwerk
Seit letzter Woche bin ich Mitglied im Open-Source-Blog-Netzwerk (OSBN). Mit einem dezenten Button auf der rechten Seite, habe ich das seit heute auch deutlicher gemacht. In was für eine Sekte hat es ihn nun verschlagen? Nun das Ganze muss man sich als einen losen Zusammenschluss von Weblogs vorstellen, die hautpsächlich über das Thema Open Source und Freie Software bloggen und deren Feeds an einer zentralen Stelle aggregiert werden. Also genau das, was z.B. der Planet von ubuntuusers.de auch macht. Wo liegt also der große Unterschied?
Zum einen macht es ein loser und unabhängiger Bund etwas einfacher eigene Schwerpunkte zu setzen. Manche fühlen sich vielleicht auch weniger durch Vorgaben wie beim Planeten eingeschränkt, wobei mich die Regeln dort in keinster Weise stören. Grundsätzlich sind dort Themen über Freie Software sehr willkommen, ohne dass jeder Artikel speziell Ubuntu thematisieren müsste. Und mal ganz ehrlich: Mich würde es auch stören, wenn jemand nur über seinen Hamster oder die politischen Weltanschauungen schreiben würde.
Ich sehe das OSBN daher mehr wie eine zusätzliche Ergänzung, ein Experiment und etwas, was man weiterentwickeln kann, ohne dass einer der Teilnehmer hier irgendwelchen Zwängen unterworfen wäre. Zugegeben die Aufrechterhaltung der Infrastruktur, die Pflege der Startseite und des Forums machen Arbeit. Der Grundgedanke ist, dass eine Plattform geschaffen wird, wo sich Blogger und Leser gleichermaßen austauschen können und man neue interessante Artikel, Informationen und Menschen finden kann, z.B. wenn man den OSBN-Feed liest.
OSBN wurde durch Valentin von picomol.de ins Leben gerufen. Das Open-Source-Blog-Netzwerk ist dabei eine Art Weiterentwicklung seines weiteren Projekts ubuntunews.de, das Newsfeeds aus der Ubuntu-verwandten Sphäre zusammenführt. Mich persönlich interessiert auch die dahinter steckende Technik. Alles ist mit PHP, HTML5, CSS und Simple Pie verwirklicht worden.
Die Hoffnungen für das Netzwerk gehen dahin, dass es Leser einfacher haben interessante Themen und Artikel zu entdecken und wir Blogger, nun ja, Leser gewinnen, die unsere bedruckten T-Shirts und Kaffeetassen kaufen. Außerdem mag ich kleine und unbekannte Netzwerke, die (noch) niemand kennt.
Warum ich bei OSBN bin und nicht einmal einen Button für Facebook, Twitter und Google+ in meinem Blog untergebracht habe? Der Grund ist,...kommt noch. 🙂

Ein Blick in den Abgrund

Ein ziemlich Aufmerksamkeit erheischender Titel, jedoch stammt er nicht von mir, sondern aus Benjamin Ottes Blog und wurde dort als "staring into the abyss" veröffentlicht. Anhand der Kommentare zum Artikel kann man erkennen, dass der Beitrag sicherlich durch einige prominente Newsseiten gewandert ist. Beinahe typisch für mich, stieß ich beim Durchstöbern der verwaisten Debianpakete auf ein Programm namens Byzanz, das eben von jenem Benjamin Otte entwickelt worden ist.
Schon wenig später entdeckte ich bei der Suche nach Informationen hierzu diesen Blogeintrag, der mich ein wenig zum Nachdenken brachte.
Das ist nicht der typische "Ich-sehe-alles-Schwarz-Post" irgendeines Bloggers, sondern er kommt immerhin von einem der Core-Entwickler von Gnome. Er kritisiert zum einen, dass Gnome unterbesetzt sei und hauptsächlich durch Entwickler von Red Hat getragen werde. Seine wichtigsten Kritikpunkte sind aber, dass es dem gesamten Gnome-Projekt an einem Ziel oder einer Vision mangele und dass wichtige Distributionen oder Anwendungen sich von Gnome abwenden oder abspalten (Unity und Cinnamon) anstatt mit Gnome zusammenzuarbeiten.
Mein Highlight aus diesem Post war jedoch die Aussage, dass Benjamin Otte der einzige Vollzeit-Entwickler für GTK ist. Also immerhin die Bibliothek, die für die Darstellung aller Anwendungen bei Gnome, Cinnamon und Unity verantwortlich ist.
In Zahlen: 1
Aber genau diese Tatsache, dass GTK ein Teil von Gnome ist und andere Projekte trägt, geht in seinem Post auch ein wenig unter. Wann ist der Punkt erreicht, wenn andere Projekte hier aushelfen werden und wie viele Freiwillige leisten zwar nur einen kleinen, jedoch entscheidenden Beitrag.
Der Artikel sollte auf jeden Fall aufrütteln und auch ein wenig Dampf ablassen. Man kann nicht bestreiten, dass seit der Veröffentlichung von Gnome 3 ein Bruch im ohnehin winzigen Markt des Linuxdesktops eingetreten ist. Wie können wir es uns eigentlich bei einer so kleinen Community leisten mit Gnome 3, KDE, Xfce, LXDE, Cinnamon und Unity sechs verschiedene Desktopumgebungen anzubieten? MATE und über vierzig verschiedene Fenstermanager nicht mitgezählt.
Fakt ist auch, dass man Vollzeit-Entwickler bezahlen muss, wenn man qualitativ hochwertige Software unterhalten möchte. Freie Software ist nicht kostenlos. Es macht einen Unterschied, ob ich den zwanzigsten Musikplayer oder grundlegende Systembibliotheken zu Standardanwendungen entwickle.
Ich denke, wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir versuchen jedes Benutzerszenario immer und überall erfüllen zu wollen. Jedoch glaube ich auch fest daran, dass sich das System von selbst reguliert. Sowohl Ubuntu als auch Linux Mint profitieren von Gnome-Technologien. Sollte also Gnome eines fernen Tages abgewickelt werden, stehen besagte Distributionen ziemlich im Regen. Ist das ein realistisches Szenario? Eher nein.
Auch im September 2012 hat sich bei Debian nicht viel geändert. Spannend bleibt höchstens ob Gnome 3.4 oder Xfce der neue Standarddesktop wird. Es gab aber schon größere Probleme.
Cinnamon wartet immer noch auf seine Aufnahme. Von MATE ist weit und breit nichts zu sehen. Möglicherweise wird aber Fedora 18 MATE in die Distribution aufnehmen.
Ein Blick in den Abgrund, Gnome 3 strauchelt. Möglicherweise ist es jedoch gar nicht so schlimm, es verfehlt die spitzen Speere und wird von DWM gefressen. 😈

Wbar 2.3.1 mit lxde-icon-theme und fonts-liberation

Ich bin einen großen Schritt weitergekommen und das Einzige was mich davon abhält, Wbar einem Sponsor für Debian anzutragen, ist die fehlende Veröffentlichung von Version 2.3.2. Zur Zeit sind die Veränderungen nur in Subversion sichtbar, aber zum ersten Mal seit drei Jahren sind Code und Inhalt wieder mit Debians Gesellschaftsvertrag kompatibel.
Das Problem mit den Icons habe ich durch das Empfehlen des Pakets lxde-icon-theme gelöst. Als Standardschrift verwende ich fonts-liberation. Sowohl Icons als auch Schrift lassen sich beliebig ersetzen.
Zwar hatte ich in der Zwischenzeit herausgefunden, dass viele der alten Pixmaps unter der GPL2-Lizenz standen, dennoch war es einfacher und langfristig wohl auch sinnvoller sich unabhängig von einem spezifischen Set von Icons zu machen.
Wbar 2.3.1
Die Leiste macht einen guten Eindruck unter Lubuntu und Wbar ist generell eine gute Alternative für Fenstermanger. Nur bei älteren Rechnern wie dem Toshiba Portégé 3110CT, sollte man damit rechnen, dass die CPU bei der Animation der Icons ins Schwitzen gerät. Meist hilft hier aber schon eine geringere Auflösung bei den verwendeten Symbolen.
Einen Downloadlink gibt es weiterhin im alten Beitrag zur Entwicklung von WBar.