Paketerstellung mit Debian: Weitere nützliche Quellen

Es ist mitunter gar nicht so einfach den besten Weg zum Erstellen eines Debianpakets zu finden, da über die Jahre die Werkzeuge zur Paketerstellung immer ausgefeilter und zahlreicher in Debian geworden sind.
Wenn man aber sieht, dass tausende von Freiwilligen ihren Beitrag zu Debian und Ubuntu leisten, kann es nicht anders sein, als dass es Standards und Prozeduren gibt, um die Qualität des gesamten Projekts zu gewährleisten.
Lucas Nussbaum hat z.B. ein Packaging Tutorial erstellt, was eine gute Übersicht über den gesamten Paketerstellungsprozess bietet. Es lässt sich unter dem angegebenen Link direkt als PDF-Dokument herunterladen und befindet sich auch als Deb-Paket in Unstable.

aptitude install packaging-tutorial

Dort gibt es zusätzlich zu dem PDF-Dokument drei Praxisbeispiele aus dem Entwickleralltag, die sich Schritt für Schritt nachvollziehen lassen.
Vor ein paar Wochen hatte ich ein paar Methoden vorgestellt, wie man seine eigenen Debian Pakete erstellen kann. Nimmt man diesen Merkzettel, das Packaging Tutorial und folgt den Links zur offiziellen Dokumentation, sollte einer Karriere als Debianentwickler nichts mehr entgegen stehen.
Es kann sicher nichts schaden, deshalb hier noch einmal die Linkliste zur offiziellen Dokumentation.

Offizielle Dokumentation

Extras

Gutes Video Tutorial zum Paketbau in Deutsch (AdvPackaging.ogv)

Das Ende einer Ära: Leb wohl PC

Dieser Tage wird das Ende einer Ära zelebriert. Heute vor 30 Jahren erblickte der IBM 5150 Personal Computer das Licht der Welt. Geboren mit 16KB Arbeitsspeicher und einer 16bit 8088 CPU getaktet mit 4,77 MHz hast du seit dem die Welt grundlegend verändert. Dein Design war maßgeblich für kommende Generationen und nie werde ich deine schlapprigen 5,25 Zoll Disketten oder die 10 MB große Festplatte vergessen, mit der wir das gesammelte Wissen der Menschheit gesichert haben.

Moment mal, Auszeit! Mein erster Computer war der Commodore C-64! Mit meinem Brotkasten und seinen 64KB RAM habe ich meinen ersten Taschenrechner in BASIC programmiert und ansonsten den ganzen Tag Giana Sisters gespielt.
Wie die BBC aber treffend berichtet, kommt die Ära des PC nun zu einem Ende. Das klassische Konzept mit Extra-Tastatur, Maus, Bildschirm und Rechner ist nur noch ein Kapitel im Buch der Geschichte. Wer heute etwas auf sich hält, hat sowieso mehrere Personal Computer. Da ist ein Tablet PC genauso ein PC wie das neuste Smartphone oder ein modernes Netbook.
Ach was soll all der Terz. Es ist vorbei. Dreißig Jahre sind ja auch mehr als genug. Wollen wir ewig in der Vergangenheit leben? Wir brauchen mehr Tablet PCs, mehr Smartphones, mehr Bandbreite, mehr Technologie, mehr Strom, mehr Macht, mehr seltene Erden!
Also ihr da draußen, kauft mehr, senkt eure Sparquote, konsumiert endlich! Der Trend geht zum Dritt-Smartphone. Sorry IBM 5150, du dachtest das wäre ein Post über deine vormalige Glorie? Ja, damals warst du toll. Aber heute strebt die Menschheit nach technischer Ubiquity und da passt so ein grauer schwerer Kasten wie du einfach nicht mehr ins Bild. Leb wohl PC. Nichts ist langweiliger als über Uralt-Hardware zu schreiben!
....
Schweißgebadet wachte ich aus einem Alptraum auf. Mein altes Laptop- und PC-Arsenal stand weiterhin einträchtig im Wohnzimmer. Das Ende einer Ära? Das ich nicht lache. Erst einmal E-Mails mit dem ollen Inspiron 4000 checken, bevor ich eine Runde VVVVVV zocke. Außerdem, ich bin ein Homo Oeconomicus. Keine Schulden, weniger Konsumieren und das angesparte Geld in griechische Staatsanleihen investieren ist genau der richtige Weg...ok, na gut, vielleicht ist Ökonomie doch etwas differenzierter. 😉

Auf dem Laufenden bleiben mit Mailinglisten

Wenn man auf der Suche nach Neuigkeiten oder Informationen zu Linux ist, landet man zwangsläufig irgendwann in einem dieser hilfsbereiten Foren, wo man nach der ersten Frage von einem altgedienten Mitglied erfährt, man möge doch bitte erst einmal mit Google nach einer Lösung suchen. Ironischerweise kommt man gerade von dort, womit sich der Kreis erneut schließt.
Beherzigt man dann die obligatorische Empfehlung "lmgtfy" und durchstreift erneut das Internet, stößt man mitunter auf diese persönlich eingefärbten Blogs, die zu jeder Neuigkeit ihren eigenen Senf dazugeben müssen. Gerade immer dann, wenn man nur an harten Fakten interessiert ist!
Die beste Lösung ist, sofort einer oder mehrerer Mailinglisten beizutreten, wo es Informationen aus erster Hand direkt von den Entwicklern gibt.
Bei Debian ist das nicht weiter schwer. Das Thema Mailingliste ist gut dokumentiert. Man muss nur noch aus der Vielzahl an Listen wählen und kann sich dann direkt mit der eigenen E-Mailadresse über ein Onlineformular registrieren. Es gibt sowohl Listen für Benutzer als auch Entwickler. Wenn man gerne zu seinem Lieblingsthema auf dem Laufenden sein möchte sind die öffentlichen Entwicklerlisten am interessantesten.
Für Ubuntu und jede andere gute Distribution gibt es ein solches Kommunikationsmedium natürlich auch.
Mit einem modernen E-Mail-Client bleiben auch hochfrequentierte Mailingslisten weiterhin überschaubar. Claws Mail bietet z.B. unter der Rubrik "Nachrichten" die Möglichkeit sich auch direkt von einer Mailingliste an- oder abzumelden. Mit Hilfe von Filtern lassen sich dann gezielt Informationen finden.
Der große Vorteil von Mailinglisten ist, man muss nicht permanent ein Forum auf Neuigkeiten überwachen. Die brennendsten Themen kommen immer direkt per Mail auf den Schirm. Auf jeden Fall ist es eine gute Möglichkeit über Trends und Meinungen informiert zu werden oder selbst ein Stück dazu beizutragen, damit die eigene Linuxdistribution besser wird. Schließlich lebt FOSS hauptsächlich von einer Sache - Mitmachen.

Freud und Leid mit der Mattscheibe

Es folgt ein Geständnis oder Bekenntnis, womöglich gar ein Outing. Ich schaue kein Fernsehen mehr, zumindest nicht auf die traditionelle Art. Was hat das mit Linux zu tun? Nun wahrscheinlich fast gar nichts und doch ein wenig. Um zu erklären, warum ich die konventionellen Pfade verlassen habe, muss ich etwas ausholen.
Mein erster Kontakt mit dem Medium Fernsehen war irgendwann in den 80iger Jahren. Damals konnten wir bei uns zu Hause genau vier Programme empfangen. Nein, wir lebten nicht im Wald, ernährten uns von Beeren und betrieben den Fernseher mit einem Fahrraddynamo. Es gab einfach noch keine privaten Sender geschweige denn PayTV, dass in Deutschland sowieso seit jeher ein Schattendasein fristet. Das war die Zeit des Öffentlich-Rechtlichen-Fernsehens als alles Schaubare auf ARD, ZDF und den Dritten Programmen lief und sogar das legendäre A-Team zur besten Sendezeit bei ARD über den Bildschirm flimmerte.
Die Zeit verging und irgendwann kamen dank Kabel die ersten privaten Sender dazu. Zuerst sei da natürlich RTL erwähnt, wo ich zum ersten Mal Knight Rider, der Inbegriff der 80iger Jahre Serien, sehen konnte. Schon damals zeichnete sich RTL durch einen eher ungewöhnlichen Programmmix aus, den man aus heutiger Sicht vielleicht als Vorbote für die kommenden Jahre sehen mag.
Erinnert sich noch jemand an Pronto Salvatore? Wer hätte auch auf Rot getippt?

Ohne Flachs lief der Hütchen- und Kartenspieler Salvatore zur besten Sendezeit zwischen zwei Spielfilmen oder direkt vor den Nachrichten im privaten Fernsehen. Wäre das heute eigentlich noch "politisch korrekt"? Ich weiß es nicht. Fest steht nur, dass danach das Angebot im deutschen Fernsehen weiter zunahm und als Kind war ich natürlich später glühender Fan von Tele 5 und seinen diversen Animesendungen.
In nur zehn Jahren vervielfachte sich dann das Fernsehprogramm. Leider nahm die Qualität nicht im gleichen Maße wie die Quantität zu. Bis zum Ende der 90iger gehörten noch Sender wie VIVA Zwei und dessen alternative Formate wie "Fast Forward" zu meinen persönlichen Favoriten. Auch das endete leider mit der Abschaltung von VIVA Zwei und des späteren Programmwechsels von Musikinhalten zu "Reality TV".
Anfang des neuen Jahrtausends wurde ich dann zunehmend desillusionierter. War es erst ein Sender, der eine Talkshow nach amerikanischen Vorbild sendete, steigerte sich die Zahl später auf mehr als ein halbes Dutzend. Seelenstriptease vor laufender Kamera und niveaulose Unterhaltung auf Kosten anderer als Geist der Zeiten. Als "Richterin Babara Salesch" schließlich für ihre "Verdienste" 2002 sogar noch den Deutschen Fernsehpreis zuerkannt bekam, waren meine Erwartungen an Fernsehen auf einen Tiefpunkt gesunken. Selbst Oliver Kalkofe konnte mich mit seinem beißenden Sarkasmus nicht vor dem weiteren Abstumpfen bewahren.
Schließlich verlagerte sich mein Medienkonsum vom klassischen Fernseher immer mehr ins Internet. Heute beziehe ich fast alle meine Informationen nur noch hieraus. Dienste wie Youtube oder Vimeo und das immer weiter verbreitete Streaming auch bei Nachrichtensendungen ersetzen den Fernseher. Linux spielt hier als Betriebssystem natürlich eine wichtige Rolle. Neben den bekannten Streamingdiensten nutze ich z.B. das in Java programmierte Mediathekview, um mir Sendungen des öffentlich rechtlichen Fernsehens auf dem PC anschauen zu können. Das Ganze lässt sich ohne Schwierigkeiten auch auf betagteren Laptops ausführen.
Wie der Name des Programms schon andeutet, greift die Anwendung auf die Mediathek der einzelnen Sender zu.


Innerhalb von Mediathekview lässt sich nach Suchbegriffen filtern. Die einzelnen Sendungen lassen sich dann mit Hilfe von VLC, Mplayer oder flvstreamer entweder direkt anschauen oder auch zuerst auf die Festplatte herunterladen. Der Mplayer Knopf fehlt standardmäßig, lässt sich aber in sekundenschnelle selbst erstellen. Hierzu müsst ihr nur zu Einstellungen->Button->Einrichten wechseln, den bestehenden Eintrag für den VLC-Button duplizieren und das Wort vlc in den Formularfeldern durch Mplayer ersetzen. Fertig.

Einziger Makel an der Mediathek ist die unsägliche Depublizierung der Medieninhalte nach zumeist sieben Tagen. Wenn man sich ein staatliches und durch GEZ-Gebühren finanziertes Fernsehen leistet, sollte man dessen erarbeitete Inhalte auch öffentlich zeigen dürfen. Entweder man schafft das Öffentlich-Rechtliche-Fernsehen zu Gunsten der privaten Sender ganz ab oder man liefert den Kunden und Gebührenzahlern die Ware, für die sie bezahlt haben.
Ansonsten leistet mir gerade für Youtube Minitube gute Dienste, wenn ich nicht per Browser vorbeischaue oder gezielt und ressourcensparend mit der elinks,youtube-dl und mplayer Methode auf Videos zugreife.
Ich kann es nicht genauer erklären, aber klassisches Fernsehen ruft bei mir keine Entzugserscheinungen hervor. Ich halte das Zusammenstellen und die Suche nach Informationen im Internet auch nicht für besonders schwierig oder gar anstrengend. Wenn in den kommenden Jahren die Bandbreite weiter ansteigen wird, können auch Medieninhalte in weit höherer Qualität gestreamt werden, weshalb ich nicht glaube, dass diese Methode für mich in den nächsten Jahren an Attraktivität verlieren wird.

Qualitätssicherung in Debian Testing: Warum ist nach dem Update Paket XY verschwunden?

Nachdem ich gestern ein normales Update gemacht hatte, funktionierte plötzlich das AWN-Dock nicht mehr richtig. Genauer gesagt waren meine zusätzlich installierten Applets für den schnellen Zugriff auf Nautilus und der Ausschaltknopf verschwunden. Als ich gründlicher nachforschte stellte ich fest, dass zwar das Kernpaket avant-window-navigator erneuert worden war, die Pakete mit den Extraapplets aber veraltet waren und nicht mehr funktionierten.
Um dem Problem auf die Spur zu kommen, hilft hier meistens eine Suche mit dem Webfrontend bei debian.org zur Beantwortung der Frage weiter: "Warum ist Paket X noch nicht in Testing?" Gibt man im Suchfeld den Namen des betreffenden Pakets ein, erscheint im Falle von awn-applets-c-extras:

  • binary package awn-applets-c-extras is part of source package awn-extras-applets
    • awn-extras-applets has no old version in testing (trying to add, not update)
    • Ignoring medium urgency setting for NEW package
    • awn-extras-applets (source) has new bugs!
  • Dependency analysis (including build-depends; i386 only):
    • awn-extras-applets depends on vala-awn which is not available in testing
    • vala-awn is not available in Debian

Schaut man sich danach die gemeldeten Bugs im Quellpaket von awn-extras-applets an, findet man dort einen sogenannten "failed to build from source"-Bug (FTBFS), was nichts anderes bedeutet, als dass das Paket mit den momentanen Abhängigkeiten sich nicht fehlerfrei kompilieren lässt und ein schwerwiegender Fehler vorliegt. Deswegen wurde der Fehlerbericht an den Entwickler des Pakets (Upstream) weitergeleitet, der sich zuerst um die Lösung kümmern muss, bevor die Extraapplets wieder in Testing installierbar sein werden.
In diesem Fall greift automatisch die Qualitätssicherung von Debian. Debian Testing lässt nur Pakete ohne FTBFS-Bugs aus Unstable einfließen. Da von dem Bug die Hauptanwendung avant-window-navigator aber nicht betroffen ist, lässt sie sich weiterhin benutzen.
Einen sehr guten Überblick über alle Abhängigkeitsprobleme bietet auch Debians Webseite zur Qualitätssicherung.
Für mich war damit die Frage beantwortet, warum plötzlich die Applets nicht mehr alle funktionierten. Deswegen muss ich nun wieder über das Gnome-2-Menü oder Tastenkürzel Nautilus aufrufen und den Rechner herunterfahren. Ja, das Leben kann so hart sein. 🙄 Aber besser so als dafür Qualität und Zuverlässigkeit zu opfern.

Multiarch ist Debians wegweisendes Ziel für wheezy

Seit Mai hatte ich immer wieder den Begriff Multiarch im Hinterkopf als ich zum ersten Mal in einem Interview mit Steve Langasek, Debians ehemaliger Release Manager für Sarge und Etch und treibende Kraft hinter Multiarch, darüber gelesen habe. Vor einem Monat bin ich dann erneut darauf gestoßen als ich am eigenen Computer erfahren durfte, was Steve Langasek als "a fair bit of breakage" mit der Einführung von Multiarch ankündigte.
In meiner minimalen Debianinstallation für Spiele waren nach einem Upgrade die Pfade zu einigen Bibliotheken nicht mehr richtig gesetzt, was dazu führte, dass die 3D-Beschleunigung mit den Nvidia Treibern flach fiel. Für ein reinrassiges Spielesystem ein eher suboptimaler Zustand. Nach kurzer Suche in Debians Fehlerdatenbank konnte ich das Problem lokalisieren und hatte die Wahl ein Downgrade auf eine frühere Version der Nvidia Pakete zu machen oder darauf zu warten bis der fleißige Paketverwalter den Fehler korrigiert hatte. Da ich zu dieser Zeit das Spielesystem höchstens sporadisch nutzte, beließ ich es dabei und wartete auf die Lösung, die anderthalb Wochen später per Systemupdate verfügbar war.
Vor wenigen Tagen, am 26. Juli, wurde dann auch ganz offiziell bei debian.org Multiarch als Entwicklungsziel für das sehr wahrscheinlich im Jahr 2013 erscheinende Debian 7 alias wheezy ausgerufen. Hierbei handelt es sich laut der Meldung um eine radikale Neugestaltung der Dateisystemhierarchie, in dem Sinne das Bibliothekspfade so angepasst werden, damit es in Zukunft möglich sein wird Programme und Bibliotheken verschiedener Rechnerarchitekturen parallel auf dem gleichen System zu installieren.
Konkret heißt das, dass es zukünftig mit Hilfe von apt und dpkg möglich sein wird, 32-Bit-Anwendungen parallel auf einem 64bit-System aufspielen zu können. Heutzutage muss diese Art von Applikationen zuerst als neues AMD64-Paket gepackt werden, um überhaupt von dpkg, Debians Paketmanager, richtig erkannt und installiert werden zu können. Zusätzlich werden erforderliche Bibliotheken im Paket ia32-libs zur Verfügung gestellt, welches im Grunde nur eine Schnittmenge aus bestehenden 32-Bit-Bibliotheken ist und die für AMD64 gepatcht wurden. Das alles kostet viel Platz in den Archiven und erfordert zusätzlichen Entwicklungsaufwand, der an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden könnte.
Zu Multiarch gibt es schon ein paar gute Beiträge zu lesen. Vor allem Debians Wiki ist hier hervorzuheben. Nun ist i386 und amd64 bei Debian nicht alles. Multiarch wird später für alle unterstützten Architekturen gelten. Neben der Fähigkeit 32-Bit-Anwendungen auf 64-bit-Systemen parallel zu installieren, wird auch Cross-Compiling wesentlich vereinfacht werden.
Wie Steve Langasek im Ubuntu-Wiki ausführlich darlegt, wird es mit Multiarch später möglich sein Abhängigkeiten und Pakete z.B. für die ARM-Architektur auf ein leistungsfähigeres Desktopsystem zu installieren, diese dort mit einem Cross-Compiler zu übersetzen und dann sofort mit Hilfe von Qemu auszuprobieren. Beispiele für bekannte Produkte, die auf ARM basieren und mit Debian funktionieren, sind das Slug, das SheevaPlug oder das Nokia-900-Smartphone. In der letzten Phase des Übergangs zu Multiarch wird es dann sogar möglich sein ein i386-System auf amd64 upzugraden, sofern natürlich der Rechner die Architektur überhaupt unterstützt.
Der Übergang zu Multiarch wird mit Sicherheit aufwändig werden. Wenn dieser Prozess aber erst einmal abgeschlossen ist, wird dadurch ein technischer Standard geschaffen, der auch für zukünftige und heute unbekannte Rechnerarchitekturen gelten wird. Debian schafft dadurch vielleicht auf den ersten Blick kein besonders werbewirksames Tool, aber erneut ein Stück technische Exzellenz um den Anspruch des universellen Betriebssystems gerecht zu werden.

Anonymes Surfen mit Firefox und Tor als Slitaz Flavor

Ich habe mich am Wochenende noch etwas mehr mit der gestern vorgestellten Methode von Slitaz beschäftigt, mit Hilfe von Tazlito die Distribution zu einem neuen Flavor zusammenzustellen.
Im Prinzip lässt sich mit Tazlito eine eigene Distribution für Spiele, eine Multimediaedition wie bei Ubuntustudio und vielleicht auch etwas ähnliches wie Tails für anonymes Surfen erstellen.
Ich habe mich mal an letzterem versucht und ein neues ISO mit Firefox, Tor und Privoxy zusammengestellt und alles so konfiguriert, dass man mit Firefox anonym im Netz surfen kann. Gleich vorneweg: Tor ist experimentelle Software und genauso experimentell ist mein Setup mit Slitaz. Es gibt diverse Fallstricke und durch unbedachte Aktionen ist die Anonymität mit Tor auch schnell wieder futsch. Seht es also mehr als Idee um Tor kennenzulernen oder um mehr über sicheres Surfen zu erfahren und nicht als Ultima Ratio. Ok, genug gewarnt, los gehts. 😉
Ich habe mich entschieden Slitaz 3.0 (stable) mit der Live-CD zu starten und es dann aus der Liveumgebung heraus sofort mit TazUSB auf einen USB Stick zu schreiben. Der Stick sollte vorher mit ext3 formatiert worden sein.
Ich hatte zuerst versucht alles live zu konfigurieren und mit Tazlito und dem Kommando "writeiso" auf den Stick zu schreiben, was aber beim Booten eine Kernelpanic ausgelöst hat. Möglicherweise liegt es an Tazlito oder TazUSB, möglicherweise aber auch am USB-Stick. Auf jeden Fall funktionierte es besser, wenn man direkt vom USB-Stick aus beginnt zu arbeiten.

Installation

tazpkg recharge
tazpkg get-install firefox
tazpkg get-install tor
tazpkg get-install privoxy
tazpkg clean-cache

Zuerst sollte die Paketliste aktualisiert werden und die drei notwendigen Anwendungen Firefox (Browser), Tor (Zugang zum anonymen Netzwerk) und Privoxy (Proxy) installiert werden. Mit clean-cache werden die heruntergeladenen Pakete gelöscht und so Speicherplatz gespart.
Ich habe Slitaz Firefox 3.5.7 Version benutzt. Das Ganze lässt sich aber auch mit der aktuellen Firefox-5-Version umsetzen. Navigiert zu mozilla.com, ladet das generische Tar.bz2-Paket herunter, entpackt es mit tar xvjf firefox-version.tar.bz2 und startet Firefox aus dem Firefox-Ordner mit ./firefox.

Konfiguration

  1. Editiert die Datei /etc/privoxy/config und fügt den lokalen Port hinzu, durch den Firefox später mit Hilfe von privoxy Daten durch das Tor-Netzwerk schleusen kann.
    forward-socks4a   /	127.0.0.1:9050      .

    Ich wurde darauf hingewiesen, dass der Punkt am Ende der Zeile unbedingt notwendig ist, so dass die Konfiguration von privoxy gelesen werden kann.

  2. Privoxy starten mit /etc/init.d/privoxy start
  3. Tor starten mit tor&
  4. Ruft Firefox auf und installiert folgende Addons:
  5. Passt die Einstellungen von Torbutton wie auf dem folgenden Screenshot zu sehen an
  6. Ändert eure Startseite zu https://www.startpage.com und installiert am besten gleich das dazugehörige Suchplugin für Firefox mit.
  7. Startet Firefox neu.
  8. Wenn alles richtig eingestellt wurde, sollte die Seite http://check.torproject.org eine positive Rückmeldung geben.

Das war es auch schon. Meldet man sich von seinem System ab oder startet alles neu, hat man mit Slitaz die Möglichkeit alle Veränderungen auf den USB-Stick zu schreiben. Markiert alles wie auf dem Screenshot und euer Firefox-Tor-Setup sollte für das nächste Mal gespeichert werden.

Die Idee ließe sich noch ausbauen, indem man anfängt diverse Anwendungen ebenfalls für Tor zu konfigurieren. Ich denke als Beispiel zum weiteren Ausprobieren reicht das erst einmal.
Zum Setup bleibt nur zu sagen, dass Startpage.com einen sicheren Zugriff auf die Suchmaschine bietet und keine Cookies gespeichert werden. Dazu gibt es die Suchergebnisse von Google. No-Script und Adblock-Plus sind für mich absolute Must-Have-Addons für Firefox.
Die Möglichkeiten sein eigenes Slitaz Flavor zu erstellen sind beinahe grenzenlos. Viel Spass dabei.

Slitaz: Mit Tazlito in wenigen Minuten seine eigene Live-CD erstellen

Vielleicht habt ihr euch schon mal gefragt, wie man eigentlich seine eigene Linux-Live-CD erstellen kann. Bei Debian gibt es z.B. das Debian-Live-Projekt oder bei Arch Linux heißt es ArchIso oder larch.
Slitaz stellt ein Werkzeug namens Tazlito zur Verfügung, welches mit der denkbar einfachsten Methode eine Live-CD erschaffen kann - einem Mausklick.
Da das stabile Slitaz 3.0 schon als Live-CD konzipiert worden ist, genügt es die CD oder den USB-Stick einzuwerfen und in die Liveumgebung zu starten. Mindestens 256 MB RAM sollten es für die Erstellung der eigenen Live-CD aber schon sein.

Tazlito bietet mehrere Möglichkeiten.

  • Writeiso. Am schnellsten geht es, indem ihr das Livesystem euren Wünschen anpasst. Installiert oder deinstalliert Anwendungen mit tazpkg. Konfiguriert das Betriebssystem nach eurem Belieben und falls ihr Slitaz von USB startet, könnt ihr auch all eure permanenten Daten in /home bearbeiten und schließlich mit Tazlito ein neues ISO-Abbild von eurem gesamten System erzeugen.
    Und mehr ist es nicht. Anschließend muss man in der Tazlito-Box im Reiter Writeiso nur noch lzma als Kompressionsmethode auswählen und auf WriteIso klicken. Der Rest geschieht automatisch. Das fertige ISO befindet sich danach in /home/slitaz/distro.
  • Live Flavor. Hier werden nur die installierten Pakete und die im Ordner /home/slitaz/distro/addfiles hinzugefügten Dateien zum ISO zusammengestellt.
  • Flavors List. Natürlich gibt es schon ein paar vorgefertigte Slitaz Flavors. Im Prinzip besteht das Betriebssystem aus einer Anzahl von Paketen und ein paar Extrainformationen, weshalb Slitaz diese Erkenntnis in drei Dateien festgehalten hat, die sich nach dem Klick auf Get Flavor im Home-Ordner von tux befinden.
    Mit dem Core Flavor lässt sich eine grafische Desktopumgebung z.B. von Grund auf erstellen. In der Datei distro-packages.list müssen nur die Paketnamen entfernt oder hinzugefügt werden. Bei mir gab es ein Problem mit get-wifi-firmware, weshalb die einfachste Lösung war das Paket aus der Textdatei zu löschen. Die Wifi Firmware lässt sich einzeln auch von einem Slitaz Mirror installieren.
  • Gen Flavor. Es geht auch anders herum. Sobald die perfekte Live-CD erstellt worden ist, kann man daraus eine Flavor-Datei erstellen und wenn man möchte an die Entwickler schicken.
  • Meta. Meta funktioniert wie eine Matroschka-Puppe. Mehrere ISOs lassen sich gemeinsam auf eine CD schreiben und je nach dem wie viel RAM dem System zur Verfügung steht wird eine davon geladen. Die Voraussetzungen lassen sich im Reiter Meta festlegen.
  • Low Ram. Schließlich lässt sich eine ISO-Datei ebenfalls mit nur einem Klick in ein Low-RAM-Format umwandeln, mit dem auch ältere Rechner mit ca. 128 MB und weniger funktionieren.

Seine eigene Live-CD mit Slitaz zu erstellen macht eine Menge Spass. Viel einfacher geht es nicht. Um nicht jedes Mal nach einer neuen Kreation eine CD verbrennen zu müssen, kann das ISO auch mit der Tazusb-Box auf einen USB-Stick geschrieben werden. Wer sich einmal an einem absoluten Minilinux mit Slitaz probieren will, sollte auch einen Blick auf Tiny Slitaz werfen.

Claws Mail mit Plugins erweitern

Zum Lesen und Schreiben von Emails benutze ich auf dem Inspiron 4000 seit längerer Zeit Claws-Mail. Beim Ausprobieren einiger Linuxdistributionen habe ich festgestellt, dass diese oft auf einen klassischen E-Mail Client zu Gunsten der Browseralternativen verzichten, halte das aber bei älteren Rechnern nicht für die beste Alternative.
Auch wenn es traditionell und vielleicht mittlerweile sogar schon wieder altmodisch erscheinen mag, ich möchte auf einen klassischen E-Mail Client nicht verzichten. Claws bietet dabei alle Funktionen, die ich von Icedove/Thunderbird auch gewohnt bin und ist dabei gleichzeitig außerordentlich schnell. Außerdem funktioniert der schlanke E-Mail-Betrachter unabhängig von speicherhungrigen Webbrowsern oder Technologien wie Mozillas Prism, welche z.B. PeppermintOS extensiv einsetzt.
Claws-Mail lässt sich mit ein paar Handgriffen ohne weiteres auch für Googlemail optimieren. Besonders schätze ich seine Fähigkeit Funktionen modular mit Hilfe von Plugins nachzurüsten. Von Haus aus vermisse ich kaum etwas. Zusätzlich habe ich aber gerne noch das GPG Plugin zum Signieren und Verschlüsseln von E-Mails, das TrayIcon zum Signalisieren neuer Post und schließlich noch Fancy, mit dem sich auch HTML-E-Mails mit Hilfe der WebKit-Engine innerhalb von Claws darstellen lassen.
99% meiner Mails sind Textmails und das ist auch gut so. Trotzdem kommt es ab und an vor, dass manche Absender gerne ihren Inhalt in viel HTML-Pomp und Bilder verpacken und man gezwungen ist sie zu lesen oder sie vielleicht auch manchmal gerne lesen möchte.
Die Suche nach Plugins gestaltet sich bei Debian und Co mit aptitude search claws recht einfach. Die Auswahl ist gut und je nach Geschmack kann man Claws-Mail so Schritt für Schritt erweitern und später die Plugins unter Konfiguration->Plugins aktivieren.
Der folgende Screenshot zeigt z.B. Fancy bei der Darstellung eines Newsletters von Runes of Magic, dass ich letztes Jahr einmal mit Ubuntu ausprobiert habe und über das ich mich nun weiterhin auf dem Laufenden halte. Im Tint2 Panel unten befindet sich das TrayIcon, mit dem man schnellen Zugriff auf wichtige Funktionen von Claws hat und über ankommende Post benachrichtigt wird und links unten lässt sich das Nachladen der Bilder oder Aktivieren von Javascript steuern.

Alles in allem: Wer einen genügsamen, schnellen und grafischen E-Mail Client sucht sollte sich auf jeden Fall einmal Claws Mail oder seinen parallel entwickelten Vorgänger Sylpheed anschauen.

Wie steht es um Gnome 3 in Debian?

Seitdem ich im April diesen Jahres mir das erste Mal Gnome 3 mit der Fedora Live-CD angeschaut habe, hat sich bei Debian im experimentellen Zweig zwar schon einiges getan, aber für eine direkte Installation aus Unstable oder gar Testing ist es weiterhin noch zu früh.
Raphael Hertzog hatte zusätzlich in seinem Blog schon am 16. Juni mitgeteilt, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass wir jemals Gnome 3 in Stable alias Squeeze sehen werden, da der Aufwand für die Backports einfach zu groß wäre. Im gleichen Post stellte er aber eine ergänzte und erneuerte Anleitung vor, wie man Gnome 3 aus Experimental auch in Testing installieren kann.
Da ich feststelle, dass viele sich auf der Suche nach Gnome 3 in Debian hierher verirren, wollte ich nur kurz folgendes anmerken für alle, die die Entwickler schon wieder wegen ihrer Langsamkeit verfluchen. 😉
Update: Seit dem 08.11.2011 befindet sich Gnome 3 in Debian Testing.
Im Gegensatz zu Distributionen wie Fedora,OpenSuSe oder Ubuntu hat Debian den Anspruch "ein universelles Betriebssystem" sein zu wollen. Das klingt zuerst vielleicht etwas hochtrabend, doch der Grund, warum es bei Debian oft länger dauert, liegt vor allem darin, dass Debian ein Dutzend verschiedener Prozessorarchitekturen unterstützt und nicht nur i386 oder amd64. Der Aufwand Gnome 3 in Debian zur Verfügung zu stellen ist also ungleich größer als das bei anderen Distributionen der Fall ist.
Für den normalen Desktopbenutzer ist das erst einmal frustrierend. Um sich vor Augen zu führen, welchen Anspruch Debian z.B. an Testing stellt, muss man sich nur einmal den Abschnitt "Wie Testing arbeitet" durchlesen. Insbesondere der Punkt mit den veröffentlichungskritischen Fehlern macht deutlich, dass bevor Gnome 3 dort erscheint zuerst einmal sichergestellt werden muss, dass keine anderen schon bestehenden Pakete dadurch beeinträchtigt werden. Auch Iceweasel hat z.B. mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Viele Pakete funktionieren im Zusammenhang mit einem Update auf xulrunner-2.0 nicht mehr, weshalb ein Erscheinen von Iceweasel, welches xulrunner nutzt, gleichzeitig zu kaputten Softwarepaketen in Unstable führen würde.
Nun ist Iceweasel nur eine Applikation, Gnome 3 hingegen eine komplette Desktopumgebung, die den Vorgänger Gnome 2 unwiderruflich ersetzen wird.
Wer wissen will, welchen Aufwand es bedeutet einen Entwicklungsprozess mit Menschen auf der gesamten Welt, in verschiedenen Zeitzonen, zu koordinieren, sollte sich auch mal die Gnome 3 Mailingliste anschauen, wo ein Thread sich über zwei Monate erstreckt und der Übergang von Gnome 2 zu Gnome 3 besprochen wird.
Nach wie vor bietet http://www.0d.be/debian/debian-gnome-3.0-status.html den besten Überblick über den aktuellen Stand von Gnome 3 in Debian. Hier wird auch deutlich, dass die Gnome-Shell für weitere 5 Prozessorarchitekturen übersetzt werden muss und das heißt nocht lange nicht, dass das Paket für die anderen Architekturen bugfrei ist.
Wie diese Seite zeigt, gibt es auch jede Menge Bugs für das Gnome-Shell Paket in Ubuntu, welches sich über ein PPA schon installieren lässt.
Momentan denke ich, dass es gut sein kann, dass wir Gnome 3.0 in Debian erst sehen werden, wenn 3.2 im Herbst veröffentlicht wurde. Mich persönlich stört das nicht besonders. Zum einen kann ich nach fast zehn Jahren mit Gnome 2 auch noch ein paar Monate auf Gnome 3 warten und zum anderen ist Debian genau deshalb meine Lieblingsdistribution, weil sie eben nicht immer zu den ersten gehören will, dafür aber qualitativ hochwertige Software produziert, wovon wiederum alle auf Debian basierenden Distributionen langfristig profitieren.