Der Energieverbrauch alter und neuer Computer

Schon seit langem hat mich die Antwort auf die Frage interessiert, ob ältere oder neuere Rechner die größeren Energieverbraucher sind. Seltsamerweise liest man immer wieder, dass durch den technischen Fortschritt insbesondere CPU und Grafikkarten immer leistungshungriger werden und deswegen der Energieverbrauch weiter zunimmt. Auf der anderen Seite wird gerade älteren PC unterstellt, dass sie große Energieverschwender und ineffizient seien.
Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, habe ich die Leistungsaufnahme meiner Heim-Rechner mit einem Strommessgerät gemessen.

ComputeridleVolllast
Toshiba Portégé 3110CT19 Watt24 Watt (aptitude)
Dell Inspiron 400022 Watt, 16 Watt mit verdunkeltem Display29 Watt (aptitude), 39 Watt (Film)
AMD Athlon XP 1800+125 Watt142 Watt (Boinc)
Intel Celeron 1500 MHz54 Watt94 Watt (Boinc)
Intel Core 2 Duo E740076 Watt102 Watt (Boinc), 115 Watt (Starcraft 2)

Die ersten beiden Computer sind meine älteren Laptops, ein Toshiba Portégé 3110CT aus dem Jahr 1999 und der Dell Inspiron 4000 vermutlich aus 2001. Den Rest habe ich anhand der eingebauten CPU klassifiziert. Wichtig ist natürlich zu wissen, was steckte ansonsten noch in den Rechnern, womit wir auch schon bei der Erklärungssuche für diese Zahlen sind.
Gemessen wurde immer die Leistungsaufnahme in Watt direkt nach dem Einloggen in das Betriebssystem und bei Volllast. Zum Einsatz kam bei meinem Intel Core 2 Duo System Ubuntu und bei allen anderen Debian.

AMD Athlon XP 1800+

Der vor Jahren selbst zusammengebastelte Rechner fällt sowohl durch die höchste Leistungsaufnahme im Ruhezustand als auch bei Volllast auf. Verbaut wurden neben der AMD-CPU, ein Asus-A7V-333-Mainboard, zwei Samsung Festplatten (80 GB und 160 GB), eine "ATI Radeon 9600"-Grafikkarte, CD-Brenner, DVD-ROM und Diskettenlaufwerk und vier zusätzliche Gehäuselüfter für ausreichende Kühlung. Angetrieben wurde alles von einem Enermax-353-W-Netzteil. Alles in allem verwundern deshalb die hohen Watt Zahlen nicht.

Intel Celeron 1500 Mhz

Außer einem Gigabyte 8-SIMLFS Mainboard, einem CD-ROM Laufwerk und einer 40 GB Maxtor-Festplatte war nichts weiter verbaut worden. Grafik und Sound wurden onboard geliefert. Auch hier kam ein Enermax-353-W-Netzteil zum Einsatz.

Intel Core 2 Duo E7400

Der neueste Rechner im Bunde mit einem Asus-P5N73-CM-Mainboard, 500 GB Festplatte, Nvidia-9600-GT-GraKa, DVD-Brenner und 350-W-Netzteil von be quiet.

Alt gegen Neu

Seit einigen Jahren beteilige ich mich an wissenschaftlichen Projekten, die "Verteiltes Rechnen" unterstützen. Mit der Plattform BOINC stehen mittlerweile eine ganze Reihe von Anwendungen zur Verfügung. Betrachtet man nun die Verbrauchswerte des Athlon XP und des Intel-Celeron-Rechners, erkennt man schnell wie wenig energieeffizient diese Berechnungen im Vergleich mit dem neuesten Computer durchgeführt werden. Die Intel-CPU berechnet in der gleichen Zeit mehr als viermal soviel Einheiten als beide alten Computer zusammen, verbraucht aber "nur" 102 Watt unter Volllast im Vergleich zu den insgesamt ca. 240 Watt der beiden anderen Rechner.
Obwohl der Intel Celeron mit wenig Peripheriegeräten ausgestattet ist, erreicht er fast die gleichen Spitzenwerte wie ein moderner Dual-Core-Rechner, der in jeder Beziehung leistungsfähiger ist. Der Athlon XP schneidet am schlechtesten ab, vor allem durch zusätzliche Lüfter, Festplatten und CD-Brenner. Jede Standardfestplatte verbraucht heute weniger Strom, fasst aber bis zu fünf- bis zehnmal Mehr an Daten. Ein einzelner DVD-Brenner bietet heutzutage den gleichen Funktionsumfang wie früher zwei Geräte. Hinzu kommt die größere Leistungsfähigkeit neuerer Computer CPUs.

Fazit

Die älteren Laptops sind ungeschlagen in den Verbrauchswerten. Für 90% der Anwendungsfälle wie Browsen, Emails schreiben, Bilder betrachten, Musik hören und Chatten reicht selbst ein 10 Jahre alter Laptop noch problemlos aus. Wer hingegen regelmäßig mit Videobearbeitung, BOINC oder PC-Spielen zu tun hat und vielleicht sogar aus diesen Gründen Computer rund um die Uhr laufen lässt, sollte über den Umstieg auf einen neuen PC nachdenken. Ältere PCs sind insbesondere dann energieineffizient, wenn viel Peripherie zusätzlich eingebaut worden ist.
Während also durch verbesserte Chipsatztechnologie, Zusammenfassung von Funktionen und effizientere Peripheriegeräte Energie gespart wird, steigt gleichzeitig aber auch der Stromverbrauch der neuesten Desktop-CPU und Grafikkarten-Generation an. Eine Quad-Core-CPU verbraucht laut Intels Herstellerseite bis zu 30 Watt mehr als eine Dual-Core-CPU. Oft ist es aber so, dass schon nach wenigen Monaten eine neue Generation auf den Markt gebracht wird, die durch effizientes Design den Energieverbrauch wieder deutlich senken kann. Hier muss man sich also schon vor dem Kauf eines Gerätes über die Unterschiede informieren.
Übrigens ist es ebenfalls keine gute Idee mehr alte Röhrenmonitore weiterhin zu betreiben. Mein Samsung-Syncmaster-226BW-TFT-Monitor hat im Betrieb eine Leistungsaufnahme von 26 Watt, der 17 Zoll CRT-Monitor von Belinea kommt auf nahezu den doppelten Wert.
Auf der anderen Seite werden durch die Produktion, die Förderung der Rohstoffe, den Transport und die anschließende Verschrottung oder Wiederaufbereitung von Elektrogeräten enorme Mengen an Energie verbraucht. Um seriös ein Urteil treffen zu können, ab wann es sinnvoller ist einen alten PC ins Nirvana zu befördern und sich doch besser einen neuen Rechner zuzulegen, müsste man die aufgewendete Energiemenge für dieses Produkt kennen. Das ist aber weder trivial zu berechnen noch scheint es dafür eine freiwillige oder gesetzliche Verpflichtung zu geben, solche Informationen dem Kunden mitzuteilen.
Laut diesem Artikel auf netzwelt.de wird für die Herstellung eines einzigen Computers 3000 Kilowattstunden Energie benötigt, also ungefähr soviel wie ein Zwei-Personen-Haushalt in einem Jahr verbraucht. Das Umweltbundesamt kommt auf seiner Internetseite zu dem Schluss, dass die

"Verlängerung der Nutzungsdauer eines Computers, auch nach technischer Aufrüstung, in jedem Falle ökologischer als ein Neukauf [ist.]"

Wer es also ernst meint mit Umweltschutz, kann durch die längere Nutzungsdauer insbesondere älterer Laptops insgesamt eine Menge Energie und Kosten sparen und gleichzeitig auch die Umwelt schonen. Wer viel mit rechenintensiven Programmen zu tun hat oder auch gerne aktuelle PC-Spiele spielen möchte, kann zumindest schon bei der Auswahl der PC-Komponenten sinnvolle Einsparungen treffen und sollte die Nutzungsdauer des PCs so weit als möglich ausschöpfen.

5 Replies to “Der Energieverbrauch alter und neuer Computer”

  1. also ich finde Deine Seite echt hoch iinteressant und habe mir auch viele Anregungen geholt.
    Aber hier muss ich doch ein bisschen Kritik einwerfen:
    Die alten Schleppies mit neuen Desktop Rechnern zu vergleichen hinkt dann doch etwas.
    Ich werde mal schauen, ob cih Mutterns neues Vaio mal messen kann als Vergleich….

  2. Kein Problem. Konstruktive Kritik bringt einen oft weiter als jede Beschönigung. Nur inwiefern hinkt der Vergleich? Ich denke ich habe die Werte fair und exakt gemessen und ich stehe zu der Aussage, dass man insbesondere mit der Weiterbenutzung älterer Laptops Energie und damit auch Geld einsparen und gleichzeitig alle alltäglichen und normalen Computeraufgaben bewältigen kann.

  3. Ich meinte nur, daß ein neue Notebook in der Messung fehlt.
    Qusai die beantwortung der Frage „Soll ich ein altes Notebook benutzten oder ein neues kaufen, um Strom zu sparen?“.
    Nicht soll ich einen neuen desktoprechner kaufen statt mein altes Notebook weiter zu benutzten

  4. Die Messung konnte ich damals leider nicht beisteuern und auch heute habe ich noch immer kein neueres Notebook. 🙂 Die Antwort ist ganz einfach: Das alte Notebook immer weiter benutzen.
    Das Thema Desktop-PC habe ich nur angeschnitten, weil ich damals noch zwei Rechner hatte, die aber absolut ineffizient waren. Auch hier würde ich immer einen gebrauchten Laptop dem neuen Desktop-Rechner vorziehen.
    Wenn man aber unbedingt einen neuen Spielerechner oder reinen Server kaufen möchte, dann sollte man eben besser auf zusätzliche Peripherie verzichten um Strom zu sparen.

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