Mehrere Pbuilder und Hooks: rxvt-unicode-256color von Debian Sid nach Squeeze backporten

Mit Pbuilder wollte ich noch den Terminalemulator rxvt-unicode-256color von Debian Sid nach Debian Squeeze zurückporten. Dabei sind ein paar Probleme aufgetreten und die Lösungen zum Nachschlagen habe ich hier verewigt.
Wie ich hierhin gekommen bin, habe ich in den Artikeln zum Paketbau mit Debian, Mplayer für den Framebuffer, einen Backportversuch mit Pbuilder und den Beitrag zum maßgeschneiderten DWM-Fenstermanager niedergeschrieben. Du kannst dich natürlich auch sofort in die Details stürzen.
Nachdem ich DWM und Surf erfolgreich mit pbuilder kompiliert und in ein Deb-Paket verschnürt hatte, machte ich guten Mutes mit rxvt-unicode-256color weiter. Das Paket ließ sich ebenfalls problemlos übersetzen, doch als ich es auf dem Thinkpad mit Debian Squeeze installieren wollte, fehlte mir eine aktuellere Abhängigkeit von ncurses-term.
Um aber ncurses-term erfolgreich zu bauen, brauchte ich wiederum die aktuelle Version von debhelper aus dem offiziellen Backports-Archiv.

Wie man einen Backport von rxvt-unicode-256color erstellt

apt-get source rxvt-unicode-256color
apt-get source ncurses-term

Randbemerkung: Beim Verändern meiner Tastaturbelegung mit xmodmap habe ich einen 5 Jahre alten Debian Bug ausgegraben. Scheinbar löst die Tastenkombination Strg+Shift ein ISO14755 Feature aus und ein nicht zu übersehendes Rechteck wird auf dem Bildschirm angezeigt. Der Bug ist wohl in rxvt-unicode-lite behoben, in 256color aber absichtlich nicht.
Das Verhalten lässt sich ausschalten, indem man die Option --enable-iso14755 in debian/rules auf --disable-iso14755 setzt. Quellpaket danach mit dpkg -b source aktualisieren!

Kopiert man dann die unten beschriebenen Skripte bzw. Konfigurationsdatei an die richtige Stelle lassen sich DEB-Pakete für i386 und Squeeze mit dem folgenden Befehl bauen. Beim ersten Mal noch --override-config anhängen, damit die geänderte config eingelesen wird!

ARCH=i386 DIST=squeeze pbuilder build ncurses_5.9-4.dsc
ARCH=i386 DIST=squeeze pbuilder build rxvt-unicode_9.12-1.dsc

Die fertigen Pakete befinden sich danach in /var/cache/pbuilder/squeeze-i386/result
Die folgenden Skripte und Konfigurationen wurden mit geringen Änderungen aus dem Pbuilder Howto auf ubuntu.com übernommen. Empfehlenswert zum Nachlesen! Außerdem hilft man pbuilder weiter.
Hat man Pbuilder einmal so eingerichtet, lassen sich damit auch von einem Debiansystem Pakete für Ubuntu und umgekehrt erstellen, womit man ab sofort Software für 2/3 aller Linuxdistributionen leicht selbst übersetzen kann. 😉

Hooks

apt-preferences

Mit sogenannten Hooks lässt sich Pbuilder dazu bewegen, gewisse Prozesse und Abläufe mit Hilfe von Skripten automatisch während des Paketbaus oder davor und danach auszuführen. Mein Hook-Verzeichnis ist /var/cache/pbuilder/hook.d
Mit dem folgenden ausführbaren Skript E01apt-preferences wird den Paketen debhelper und lintian aus dem offiziellen Backport-Archiv eine höhere Pin-Priorität zugewiesen als den regulären Squeeze-Paketen. Damit werden beide Pakete automatisch aus Backports installiert, falls diese angefordert werden. Apt-Pinning hatte ich schon einmal allgemein vorgestellt, diese Methode hier demonstriert das Anpinnen von zwei spezifischen Paketen in /etc/apt/preferences innerhalb der Build-Umgebung von Pbuilder.

#!/bin/sh
set -e
STABLE_VERSION_REGEX='^6.0.[0-9]+

Es wird empfohlen das Verwenden von Backports auf das absolut notwendige Minimum zu begrenzen und so weit es geht auf die reinen Squeeze-Pakete zurückzugreifen.

Eine Shell ausführen, wenn das Bauen fehlschlägt

Das Skript wird als C10Shell in /var/cache/pbuilder/hook.d abgespeichert. Laut Pbuilder-Howto soll es für alle ausführbar sein (a+x). Ich muss hier in Zukunft einmal genauer nachforschen, ob das tatsächlich immer notwendig ist und ob man Pbuilder auch problemlos im User Mode Linux (UML) betreiben kann.

#!/bin/sh
# Shell aufrufen, wenn das Bauen fehlschlägt
apt-get install -y --force-yes vim less bash
cd /tmp/buildd/*/debian/..
/bin/bash < /dev/tty > /dev/tty 2> /dev/tty

Multiple Pbuilder und Archive: Konfiguration für pbuilderrc

HOOKDIR="/var/cache/pbuilder/hook.d/"
OTHERMIRROR="deb http://backports.debian.org/debian-backports squeeze-backports main"
# Codenamen für die verschiedenen Debian Versionen.
# Einfach editieren, falls die Codenamen sich in Zukunft ändern
UNSTABLE_CODENAME="sid"
TESTING_CODENAME="wheezy"
STABLE_CODENAME="squeeze"
STABLE_BACKPORTS_SUITE="$STABLE_CODENAME-backports"
# Liste der Debian Versionen.
DEBIAN_SUITES=($UNSTABLE_CODENAME $TESTING_CODENAME $STABLE_CODENAME
    "unstable" "testing" "stable")
# Liste der Ubuntu Versionen.
UBUNTU_SUITES=("natty" "maverick" "lucid" "karmic" "jaunty" "intrepid" "oneiric")
# Debian-Spiegel
DEBIAN_MIRROR="ftp.de.debian.org"
UBUNTU_MIRROR="mirrors.kernel.org"
# Falls die Version nicht zu ermitteln ist, durchsuche das Changelog nach Hinweisen
if [ -z "${DIST}" ] && [ -r "debian/changelog" ]; then
    DIST=$(dpkg-parsechangelog | awk '/^Distribution: / {print $2}')
    # Benutze die Unstable Version für bestimmte Versions Werte
    if $(echo "experimental UNRELEASED" | grep -q $DIST); then
        DIST="$UNSTABLE_CODENAME"
    fi
    # Benutze die Stable Version für Backports.
    if $(echo "$STABLE_BACKPORTS_SUITE" | grep -q $DIST); then
        DIST="$STABLE"
    fi
fi
# Optional: Standard Distribution/Version angeben
# z.B (${DIST:="unstable"}).
: ${DIST:="$(lsb_release --short --codename)"}
# Optional: Debians generische Namen(stable, testing, unstable) in die jeweiligen Codenamen umändern
case "$DIST" in
    unstable)
        DIST="$UNSTABLE_CODENAME"
        ;;
    testing)
        DIST="$TESTING_CODENAME"
        ;;
    stable)
        DIST="$STABLE_CODENAME"
        ;;
esac
# Optional: Die Standardarchitektur angeben. Z.B. (${ARCH:="i386"}).
: ${ARCH:="$(dpkg --print-architecture)"}
NAME="$DIST"
if [ -n "${ARCH}" ]; then
    NAME="$NAME-$ARCH"
    DEBOOTSTRAPOPTS=("--arch" "$ARCH" "${DEBOOTSTRAPOPTS[@]}")
fi
BASETGZ="/var/cache/pbuilder/$NAME-base.tgz"
# Optional: BASEPATH (und nicht BASETGZ) setzen, wenn man cowbuilder benutzt
# BASEPATH="/var/cache/pbuilder/$NAME/base.cow/"
DISTRIBUTION="$DIST"
BUILDRESULT="/var/cache/pbuilder/$NAME/result/"
APTCACHE="/var/cache/pbuilder/$NAME/aptcache/"
BUILDPLACE="/var/cache/pbuilder/build/"
BINDMOUNTS="/var/cache/archive"
if $(echo ${DEBIAN_SUITES[@]} | grep -q $DIST); then
    # Debian configuration
    MIRRORSITE="http://$DEBIAN_MIRROR/debian/"
    COMPONENTS="main contrib non-free"
    DEBOOTSTRAPOPTS=("${DEBOOTSTRAPOPTS[@]}" "--keyring=/usr/share/keyrings/debian-archive-keyring.gpg")
    #OTHERMIRROR="deb file:///var/cache/archive $DIST/"
elif $(echo ${UBUNTU_SUITES[@]} | grep -q $DIST); then
    # Ubuntu configuration
    MIRRORSITE="http://$UBUNTU_MIRROR/ubuntu/"
    COMPONENTS="main restricted universe multiverse"
    DEBOOTSTRAPOPTS=("${DEBOOTSTRAPOPTS[@]}" "--keyring=/usr/share/keyrings/ubuntu-archive-keyring.gpg")
   #OTHERMIRROR="deb file:///var/cache/archive $DIST/"
else
    echo "Unknown distribution: $DIST"
    exit 1
fi
if $(cat "/etc/debian_version" | grep -q -e "$STABLE_VERSION_REGEX"); then cat > "/etc/apt/preferences" << EOF Package: debhelper Pin: release a=squeeze-backports Pin-Priority: 999 Package: lintian Pin: release a=squeeze-backports Pin-Priority: 999 EOF fi

Es wird empfohlen das Verwenden von Backports auf das absolut notwendige Minimum zu begrenzen und so weit es geht auf die reinen Squeeze-Pakete zurückzugreifen.

Eine Shell ausführen, wenn das Bauen fehlschlägt

Das Skript wird als C10Shell in /var/cache/pbuilder/hook.d abgespeichert. Laut Pbuilder-Howto soll es für alle ausführbar sein (a+x). Ich muss hier in Zukunft einmal genauer nachforschen, ob das tatsächlich immer notwendig ist und ob man Pbuilder auch problemlos im User Mode Linux (UML) betreiben kann.

Multiple Pbuilder und Archive: Konfiguration für pbuilderrc

Einen maßgeschneiderten dwm-Fenstermanager von sid nach squeeze backporten

Obwohl ich denke, dass der Fenstermanager dwm in der Standardkonfiguration schnell zu erlernen und außerdem schlicht und ressourcensparend ist, wollte ich dennoch 2-3 Dinge verändern. Da Veränderungen bei dwm nur durch eine Neukompilierung möglich sind, habe ich die Gelegenheit genutzt und mich wieder etwas mehr mit der Erstellung eigener Debianpakete beschäftigt.
Ich hatte in dem Beitrag "Wie man Debian Pakete aus den Quellen baut" mehrere Methoden vorgestellt, wie man eigene Software speziell für Debian kompilieren kann. Die Pbuilder-Methode gefiel mir davon am besten. Erfolgreich wurde damit ein Mplayer nur für den Framebuffer und auch schon ein paar kleinere Backports erstellt.
Bevor ich meinen Weg zum Kompilieren und Anpassen von dwm vorstelle, wollte ich noch auf eine Alternative hinweisen. Im englischen Forum auf forums.debian.net gibt es schon eine sehr ausführliche Anleitung zum Kompilieren und Konfigurieren von dwm, die den Standardweg mit make und den Debian-Weg mit dpkg-buildpackage zeigt. Wie auch immer, ich denke Pbuilder ist noch einfacher.

Der elegante Weg mit pbuilder

Vorbereitung

aptitude install pbuilder
pbuilder create --distribution squeeze

oder wenn man z.B. i386-Pakete mit seinem AMD64-System bauen möchte

pbuilder create --distribution squeeze --debootstrapopts --arch --debootstrapopts i386

Quellen freischalten

deb-src http://ftp.de.debian.org/debian/ sid main in /etc/apt/sources.list hinzufügen.
Als normaler Benutzer das Quellpaket herunterladen und in das Quellverzeichnis wechseln.

apt-get source dwm
cd dwm-5.9/

Zwei Möglichkeiten

Möglichkeit 1

cp config.def.h config.h
vim config.h

Möglichkeit 2

cp config.def.h debian/local/config.apo.h
vim config.apo.h

Das Debian-Quellpaket bietet zum einen die Möglichkeit die Konfigurationsdatei wie gewohnt im Hauptverzeichnis editieren zu können oder aber im Debian-Verzeichnis. Der Paketverwalter von dwm hat hierzu einige Regeln angepasst, so dass beim Kompilieren auch alle Dateien im Verzeichnis debian/local in der Form config.*.h berücksichtigt werden.
Das hat später den enormen Vorteil, dass man gleichzeitig verschiedene Versionen von dwm übersetzen und später mit Debians update-alternatives Mechanismus auswählen kann.

Konfiguration

Ich habe die zweite Möglichkeit gewählt und die config Datei in debian/local namens config.apo.h modifiziert und folgende Dinge geändert.

  1. Farbe von hellblau auf dunkelgrau ändern
    static const char selbordercolor[] = "#333333";
    static const char selbgcolor[] = "#333333";
  2. Anzahl der Tags von 9 auf 6 verringern
    static const char *tags[] = { "1", "2", "3", "4", "5", "6", };
    
  3. Anstelle der ALT-Taste die Super/Windows-Taste benutzen
    #define MODKEY Mod4Mask
  4. rxvt-unicode anstatt xterm benutzen
    static const char *termcmd[] = { "urxvtc", NULL };

Das war es auch schon. Mir war insbesondere der Wechsel von xterm zu rxvt-unicode und von ALT zu Mod4 wichtig, da es einige Programme gibt, bei denen die voreingestellte ALT-Taste zu Problemen führen kann.

Kompilieren

Das Quellpaket aktualisieren

dpkg-source -b dwm-5.9/

Als Benutzer root ausführen

pbuilder build dwm_5.9-1.dsc
Das fertige I386-Squeeze-Paket fällt in /var/cache/pbuilder/result heraus und muss danach nur noch auf dem Zielrechner mit dpkg -i dwm_5.9-1_i386.deb installiert werden.
Mit dem Befehl update-alternatives --config dwm lässt sich danach zwischen der Standardversion, der dwm.web und der dwm.apo Version umschalten.

Fazit

Ich denke die Pbuilder-Methode sollte man sich aus mehreren Gründen beim Bauen von Debianpaketen merken. Zum einen lässt sich damit in einer "Reinraum-Umgebung" ein Paket sauber kompilieren. Man kann auf einer AMD64-Maschine mit Debian Unstable I386-Pakete für Debian Stable bauen und darüber hinaus sogar mehrere Pbuilder-Umgebungen parallel installieren, in denen Pakete für Testing, Unstable oder auch Ubuntu gebaut werden können!
Beachten sollte man aber, dass dieser Backport noch nicht den offiziellen Ansprüchen genügt. Insbesondere wurde das Paket nicht richtig umbenannt, das Changelog nicht geändert oder persönlich mit GnuPG signiert. Aber für den privaten Hausgebrauch sollte es reichen. 😉
Als optionale Ziele hatte ich mir noch vorgenommen surf, den minimalistischen Webkit-Browser aus der Suckless-Familie, und rxvt-unicode-256color "backzuporten", da es für beide keine Version in Squeeze gibt.
Kurz gesagt: Surf lässt sich genauso einfach von Sid nach Squeeze backporten, er funktioniert auch, es gibt aber einen schweren Bug beim Aufruf von Https-Seiten, der so mit Debian Unstable nicht auftritt. Backports sind also unter Umständen gar nicht so schwierig, man sollte aber immer auch im Hinterkopf behalten, das Probleme nicht nur beim Übersetzen auftreten können. Mehr Details zu rxvt-unicode-256color und dwm demnächst auf diesem Kanal.

Linux Mint MGSE, MATE und Gnome-3-Shell-Erweiterungen per Mausklick installieren

In Sachen Gnome-3-Erweiterungen passiert in letzter Zeit einiges. Dieser Beitrag ist für alle Zweifler, Nörgler und Nostalgiker, die am liebsten bis an das Ende aller Tage Gnome 2 benutzen möchten, genauso wie für alle euphorischen Enthusiasten, die die Veränderungen um der Veränderung willen bejubeln. Ihr habt nun die Möglichkeit das Rad der Zeit zurückzudrehen oder selbst Teil eines neuen Zeitalters zu werden. *Pathos Schilder und epische Musik im Hintergrund*

Linux Mint Gnome Shell Extensions (MGSE)

Seit dem 26. November 2011 steht Linux Mint 12 "Lisa" in den Internetregalen. Wer dachte, dass Linux Mint Ubuntus Unity-Desktop hinterherhecheln würde, sah sich getäuscht. Mit der aktuellen Version führt das Mint-Team eine neue Erweiterung zu Gnome 3 ein, die schlicht Mint Gnome Shell Extensions genannt wird. Im Prinzip gelingt Linux Mint der Spagat, zum einen den traditionellen Mint-Desktop im Stil von Gnome 2 mit dem besonderen Mintmenü beizubehalten und zum anderen alle neuen Schmankerl von Gnome 3 hinüber zu retten. So wird Gnome 3 äußerlich und optisch wieder zu Gnome 2.

Ich denke Linux Mint hat hier gute Arbeit geleistet, den eigenen Markenkern aufpoliert und eine sehr gute Gnome-Shell-Erweiterung entwickelt. Idealerweise sollte MGSE aber bald Upstream, also vom Gnome 3 Projekt selbst, als Erweiterung aufgenommen werden und dann der gesamten Freien Software Welt zur Verfügung gestellt werden.
Im Moment lassen sich Mints Gnome Shell Extensions außerhalb von Linux Mint zum Beispiel als PPA bei Ubuntu installieren, was unter dem Stichwort "Gnome Shell Extensions" im Wiki von ubuntuusers.de wie immer gut erklärt wird.
Auf MGSE bin ich aufmerksam geworden, als ich die "debian-devel"-Mailingliste überflogen habe, wo es schon die erste Anfrage gab, ob nicht irgendjemand MGSE für Debian paketieren möchte. Für Debian gibt es zwar noch kein Paket, wer aber Sid benutzt kann die Erweiterung MGSE direkt aus GIT herunterladen und den dortigen Anweisungen zur manuellen Installation folgen.

MATE

MATE ist eine Abspaltung von Gnome 2, die sich zumindest bei Linux Mint 12 und bei Arch Linux aus AUR parallel zu Gnome 3 installieren lässt. Das MATE-Projekt scheint im Juni diesen Jahres im Arch-Linux-Forum entstanden oder zumindest angekündigt worden zu sein. Der dortige MATE-Thread wird bis heute fortgeführt.
Ohne Zweifel ein sehr ambitioniertes Projekt, das scheinbar im Moment nur von einigen Einzelpersonen aus Argentinien vorangetrieben wird. Viele zentrale Gnome-2-Anwendungen sind schon auf GTK3 portiert worden. An vielen Stellen wurde aber auch nur der Name umbenannt und aus Nautilus wurde Maja, aus Metacity Marco und aus gconf mate-conf. Ziel soll es sein Gnome 2 fortzuführen und den "klassischen" Desktop weiterzuentwickeln. Wie ein Debian-Entwickler im oben genannten Link auf der Mailingliste schon kritisch bemerkte, muss MATE zuerst einmal eine kritische Masse erreichen, damit überhaupt jemand daran denkt diese neue alte Desktopumgebung für Debian zu packen.
Ich denke, dass es nicht damit getan ist ein paar Anwendungen umzubenennen und für GTK3 zu kompilieren. Eine Weiterentwicklung kostet viel Zeit und Aufmerksamkeit, weshalb ich nicht daran glaube, dass MATE langfristig erfolgreich sein kann. Es ist deutlich einfacher den MGSE-Weg von Linux Mint zu gehen und die Gnome-Shell auf Grundlage von Gnome 3 neu zu designen, wobei gleichzeitig sicher gestellt ist, dass erfahrene Gnome-3-Entwickler diesen Weg für die Zukunft unterstützen werden. Trotzdem zeigt es aber auch den großen Vorteil Freier Software. Wenn man mit etwas unzufrieden ist, ist es ausdrücklich erlaubt es zu ändern und man muss nicht damit rechnen mit Patentklagen überzogen zu werden.
Wer wirklich an Gnome 2 hängt sollte die Installations-CD von Debian Squeeze mit Gnome-Desktop herunterladen und sich bis 2014 an einem äußerst zuverlässigen und stabilen System freuen oder trotz aller Nostalgie ernsthaft über eine reine Fenstermanager-Lösung wie Openbox plus Tint2 nachdenken (oder Enlightenment 😉 ), die ein vergleichbares Desktoperlebnis bieten können und wesentlich reaktionsfreudiger sind.

Gnome Shell Extensions per Mausklick installieren

Wer kennt nicht Minority Report, wo Tom Cruise spielend leicht mit ein paar Handbewegungen Bilder und Anwendungen seines gläsernen Computers bewegt. (Den uncoolen und nicht-drahtlosen Datenaustausch mit Hilfe einer Plexiglasscheibe vergessen wir besser).
Was spricht dagegen in nicht allzu ferner Zukunft seinen Desktop online einfach per Sprachsteuerung oder wilden Bewegungen zusammenzustellen? Warum nicht schon heute?
Mit extensions.gnome.org gibt es nun die brandneue Möglichkeit Gnome-3-Shell-Erweiterungen per Mausklick direkt im Browser zu installieren. Denkt an Firefox Addons und ihr ahnt wie das Ganze funktioniert. Im Moment ist die Anzahl zwar noch begrenzt, aber dort findet sich z.B. schon ein Anwendungsmenü im Stil von Gnome 2, ein Panel und die Möglichkeit Anwendungen aus dem Gnome Panel zu starten.
Einziger Haken bei der Sache: Man muss Gnome 3.2 installiert haben und auf Grund eines Bugs mit Webkit-Browsern vorerst besser Firefox/Iceweasel zum Installieren benutzen.

Moment...das bedeutet.
Gnome 2 ist zurück!
MGSE ist schön, MATE ist eine weitere Alternative, doch die Zukunft des modernen Linuxdesktops ist heute, hier und jetzt Gnome 3 mit seinen per Mausklick installierbaren Erweiterungen! (Nun, muss ich nur noch die versprochenen Millionen der Gnome-Entwickler für diese schamlose Werbung eintreiben. So geht das KDE :P)

Humblebundle Introversion Bundle

Es gibt neue Spiele für Linux aus dem Humblebundle Introversion Bundle. Im Rampenlicht stehen dieses Mal vier Spiele der englischen Spieleschmiede Introversion und die Klassiker Aquaria und Crayon Physics Deluxe.

  1. Darwinia
  2. Multiwinia
  3. DEFCON
  4. Uplink
  5. Aquaria
  6. Crayon Physics Deluxe

Dazu gibt es noch zwei Demospiele, die aber nur unter Windows spielbar sind, Subversion City Generator und Voxel Demo. Eventuell lassen sie sich mit Wine spielen.
Aquaria wurde schon im ersten Humblebundle verkauft und ist meiner Meinung nach den Kauf des Bundles alleine wert. Crayon Physics Deluxe wurde hingegen im Humble Indie Bundle #3 angeboten. Der einzige Nachteil im Moment, es fehlt einfach an Zeit alle Titel durchzuspielen. 😉
Wie immer bestimmt der Kunde den Preis, der sich zwischen Entwicklern, gemeinnützigen Projekten und dem Organisator aufteilen lässt.

Apt-Pinning für die Mutigen

Apt-Pinning. Ein oft genanntes Stichwort bei Debian und Co. Manchmal möchte man eine neuere Softwareversion installieren als diejenige, die in einer bestimmten Veröffentlichung von Debian- oder Ubuntu vorhanden ist. Die Gründe sind vielfältig. Vielleicht ist man lediglich an einem neuen Feature interessiert, andererseits kann man aber genauso gut auch auf ein neues Paket angewiesen sein oder es ausschließlich aus Neugier installieren.
Für Debian Stable gibt es genau aus diesem Grund das offizielle Backport-Projekt, mit dem sichergestellt ist, dass ausgewählte Pakete zwar aktueller sind als die bestehenden, aber immer noch stabil mit dem Gesamtsystem harmonieren.
Mit Apt-Pinning gibt es eine weitere Möglichkeit für erfahrene und fortgeschrittene Anwender aktuellere Software zu installieren. Insbesondere ist diese Methode für Debian Testing und Unstable interessant, wenn man z.B. Pakete aus dem Experimental Zweig zusätzlich installieren möchte und es kann unter Umständen auch für Debian Stable eine Option sein, wenn keine Backports vorhanden sind.
Meine Motivation für diesen Beitrag waren zwei Pakete in Debian Testing, die nicht aktualisiert wurden, obwohl in Unstable eine Version vorhanden war, die Bugs beseitigte.
Im Regelfall bin ich der typische, langweilige Debianbenutzer. Bei meinen Stable-Installationen läuft nur Stable, bei Testing nur Testing und bei Unstable...nur Unstable. Das ist zwar wenig aufregend, hat mich bisher aber immer vor instabilem Paket-Mischmasch bewahrt.
Manche ätzen, dass das Mischen von Paketen später nur mit der Suche nach Hilfe in irgendwelchen Foren oder IRC-Channels enden kann, wo die Methusalems dich erst einmal zu Abbitte und Buße auffordern. Du möchtest nicht wissen, was mit Leuten passiert, die eingestehen Ubuntu-PPAs mit Debianpaketen gemischt zu haben. Ihr seid also gewarnt! 😈
Apt-Pinning wird ausführlich und gut mit man apt_preferences erklärt. Hilfreich finde ich außerdem

Apt-Pinning anhand eines Beispiels

Bei meinem konkreten Problem ging es um Vim und Iceweasel. Vor einem Monat wurde ich durch Zufall auf #debian im IRC auf einen Bug in Vim aufmerksam gemacht, den ich zwei Stunden später dann per Reportbug gemeldet habe. Die Bearbeitung und Lösung des Problems war mustergültig. Der Paketverwalter bestätigte den Fehler und knapp zwei Wochen später war der Bug durch Upstream gefixt worden und das neue Paket in Debian Unstable. Doch auch Wochen danach kam davon nichts in Testing an. Mittlerweile hat es das Paket zwar nach Testing geschafft, doch gerade in so einem Fall kann Apt-Pinning weiterhelfen.
Mein anderer Favorit ist Iceweasel. In der Regel folge ich den Anweisungen auf mozilla.debian.net und habe zum gleichen Thema auch schon einen Beitrag geschrieben. Im Moment dauert es aber mal wieder mit dem Versionswechsel von 7 auf 8 und 9 ist nicht mehr weit entfernt.

Apt-Pinning Pin-Priorität

In einem solchen Fall ist Apt-Pinning sehr einfach global einzurichten. Standardmäßig wird jedem Paket, jeder Installation und Aktualisierung eine Priorität zugewiesen, von der man in der Regel gar nichts mitbekommt. Alle installierten Pakete haben Prioriät 100, alle anderen Pakete innerhalb einer Version wie z.B. Squeeze 500. Überprüfen lässt sich das mit

apt-cache policy

Die Zahlenwerte haben laut man apt_preferences eine unterschiedliche Gewichtung. Im Allgemeinen gilt umso höher der Zahlenwert, desto höher die Priorität ein Paket aus einer anderen Version zu installieren. Für mich funktioniert das Folgende ziemlich gut:
Erstellt euch in /etc/apt/apt.conf.d/ eine Datei mit beliebigem Namen. Ich habe hier 10default-release gewählt und editiert sie mit folgendem Inhalt. Z.B.:

APT::Default-Release "testing";

Das gilt natürlich nur für Debian Testing und sollte auf die entsprechende Debian Version geändert werden, die man gerade benutzt. Führt man danach ein aptitude update aus und anschließend apt-cache policy stellt man fest, dass sich die Priorität für die Pakete in Debian Testing auf 990 erhöht hat.
Zwar wäre das Folgende auch ohne diese Festlegung machbar gewesen, mir hilft es aber sicherzustellen, dass bei zukünftigen Updates immer Testing Pakete vor allen anderen bevorzugt werden.
Um nun Vim oder Iceweasel aus Debian Unstable zu installieren, muss man zuerst die Paketquellen in /etc/apt/sources.list aktualisieren und z.B. folgenden Eintrag für Unstable hinzufügen.

deb http://ftp.de.debian.org/debian unstable main

Danach lässt sich Iceweasel oder Vim aus Unstable mit

aptitude -t unstable install iceweasel vim

installieren. Bei zukünftigen Updates prüft Apt, ob die Version aus Unstable oder Testing neuer sein sollte. Da Testing bei mir eine höhere Priorität bekommen hat, wird im Zweifelsfall immer aus Testing installiert.
Das ist natürlich noch nicht alles. Apt kann mehr, viel mehr. Wenn ihr Ubuntu benutzt lässt sich z.B. explizit festlegen, ob ihr nur Pakete aus 10.04 bevorzugt oder doch besser 11.04. Wie wäre es, wenn man festlegen könnte, ob man nur bis Version X aus Debian Testing installiert und danach nur noch Pakete aus Experimental installiert? Wie schränke ich meine Prioritäten nur auf KDE-Pakete ein?
Apt ist ein wirklich sehr mächtiges und smartes Programm. Doch in der Regel kommt man wie oben beschrieben schon mit sehr wenig Aufwand aus und sollte beim Mischen von Paketen verschiedener Versionen immer skeptisch bleiben. Für alle, die sich eine maßgeschneiderte Preferences-Datei anlegen möchten, empfehle ich wie schon gesagt einen Blick in man apt_preferences zu werfen oder sich das folgende fortgeschrittene Beispiel anzuschauen.
Raphael Hertzog bezeichnete vor sieben Monaten die Installation von Gnome 3 aus Debian Experimental in Testing als "apt-pinning for the brave". Das zu bewerten, liegt wie immer bei euch. 😉

Humblebundle Voxatron Debut plus Zwei vielleicht auch mehr

Es ist schon wieder so weit und das Humblebundle-Team hat den nächsten Event gestartet. Dieses Mal dreht sich alles um Voxatron, ein Action- und Abenteuerspiel, dass in einer Welt voller bunter Würfel und Bausteine spielt. Wer jetzt ein wenig an Minecraft gedacht hat, erahnt sicherlich die Grafik des Spiels. Voxatron ist noch Alpha scheint aber schon spielbereit zu sein. Der Käufer erhält natürlich später auch das vollständige Spiel.
Als Bonus gibt es zur Zeit noch Blocks That Matter, eine Kombination aus einem levelbasierten Jump&Run und Puzzlespiel, und The Binding of Isaac, ein Mix aus zufällig generierten Dungeons, 2D-Comic-Grafik und einem Actionshooter. Natürlich sind das nur die Spiele für den Moment, nicht auszuschließen, dass im Laufe der Aktion weitere hinzugefügt werden.
Wie immer bestimmt ihr den Preis und alle Spiele gibt es für Linux und noch zwei andere exotische Plattformen. 😉

Apt-Cacher-NG: Ein Proxy-Server für Debian und Ubuntu

Es gibt Programme, die einem erst in den Sinn kommen, wenn man viele Linuxdistributionen gleichzeitig auf seinen Heimrechnern benutzt und das Hardwarearsenal von Jahr zu Jahr anwächst. Im Regelfall hat jedes Linux einen Paketmanager, der dafür sorgt, dass Softwarepakete zentral verwaltet werden und die Aktualisierung derselben oft nur ein kurzes Kommando oder Mausklick entfernt ist.
Wenn man wie ich zweimal Debian Squeeze, zweimal Debian Sid und einmal Debian Testing einsetzt, braucht man irgendwann einen zwischenspeichernden Proxy-Server wie Apt-Cacher-NG. Diese Anwendung sorgt dafür, dass ein zentraler Server im Netzwerk die Rolle des Proxys spielt und alle anderen Clients bei einem Update über ihn mit neuer Software versorgt werden. Das Praktische daran:

  1. Es wird deutlich Bandbreite gespart, da nun nicht mehr jeder einzelne Rechner separat die Pakete herunterladen muss, sondern diese ab sofort nur einmal vom Proxy aus dem Internet geladen werden müssen. Der Debian FTP Master wird es einem danken. 😉
  2. Die Verteilung der Updates erfolgt dann innerhalb des lokalen Netzwerks über den zentralen Proxy-Server, womit alle Clients von der maximalen Geschwindigkeit des LANs profitieren.

Für die spezielle Aufgabe nur Debianpakete zwischenzuspeichern, gibt es mehrere Alternativen, von denen mir Apt-Cacher-NG am besten gefallen hat. Die Konfiguration ist einfach und funktioniert wie folgt:

  1. aptitude install apt-cacher-ng
  2. /etc/apt-cacher-ng/acng.conf an die eigenen Vorstellungen anpassen. Im Regelfall können die Einstellugen für Debian oder Ubuntu beibehalten werden.Optional: Das Cache-Verzeichnis z.B. auf /mnt/backup/apt-cacher-ng ändern und eine externe Festplatte oder USB-Stick in diesem Verzeichnis mounten. Das Standardverzeichnis liegt auf /var/cache/apt-cacher-ng. Das neue Verzeichnis muss unbedingt Schreibrechte erhalten und dem Benutzer apt-cacher-ng gehören.
  3. chown -R apt-cacher-ng:apt-cacher-ng /mnt/backup/apt-cacher-ng
    chmod -R a+rX,g+rw,u+rw /mnt/backup/apt-cacher-ng

  4. Apt-Cacher-NG neustarten: /etc/init.d/apt-cacher-ng restart
  5. Clients konfigurieren:
    Möglichkeit 1: Apt in /etc/apt/apt.conf mitteilen, dass wir neue Pakete nur noch über den Proxy Server beziehen wollen.

    Acquire::http { Proxy "http://server:3142"; };

  6. Möglichkeit 2: Die /etc/apt/sources.list anpassen:

    deb http://ftp.de.debian.org/debian/ sid main contrib non-free

    wird zu

    deb http://server:3142/ftp.de.debian.org/debian/ sid main contrib non-free

    Alle weiteren Zeilen müssen bei Methode 2 dementsprechend in der sources.list angepasst werden.

Den Namen server kann man beliebig wählen, sofern man die lokale IP-Adresse in /etc/hosts diesem Namen zugewiesen hat. Anstatt server lässt sich natürlich auch die lokale IP wie z.B. 192.168.0.201 eintragen. Es spart einem aber Tipparbeit es einmal in /etc/hosts festzuhalten. Für andere Anwendung wie SSH ist das auch ziemlich praktisch: ssh server anstelle von ssh 192.168.0.201
Für die anderen Clients verfährt man entsprechend. Anschließend werden dann bei einem Update die Pakete über den Server heruntergeladen, der sie zur weiteren Verwendung zwischenspeichert. Apt-Cacher-NG erkennt dabei automatisch, welche Pakete veraltet sind und welche nicht und kommt auch mit den unterschiedlichen Versionen von Debian oder Ubuntu klar. Ein netter Bonus von apt-cacher-ng ist das Webfrontend, welches sich unter http://server:3142 erreichen lässt.
Der Proxy bleibt aber nicht nur auf debianbasierende Distributionen beschränkt, sondern lässt sich auch mit Arch Linux benutzen. Bei anderen Distributionen sollte man das Handbuch konsultieren. Eine gute Zusammenfassung zu apt-cacher-ng gibt es auch bei ubuntuusers.de.
Alternativen sind oder waren apt-proxy (wird nicht mehr gepflegt), approx und apt-cacher. Mir gefällt apt-cacher-ng am besten, weil es unkompliziert einzurichten ist und selbst auf dem Inspiron 4000 Laptop ohne Probleme läuft.

Gnome 3 ist nun in Debian Unstable

Gnome 3.0 ist da! Der 13. Oktober brachte nicht nur Ubuntu 11.10, sondern auch den Übergang der letzten und entscheidenden Pakete von Gnome 3 aus Debian Experimental nach Unstable. Was lange währt, wird endlich gut. Damit lag ich im letzten Beitrag zu diesem Thema mit der Vermutung nicht ganz falsch, dass Gnome 3.0 in Debian dann erscheinen wird, wenn offiziell 3.2 von den Gnome Entwicklern freigegeben wurde.
Hier sind vielleicht noch ein paar interessante Fakten zu Gnome 3 in Debian:

  • Tatsächlich fand der Übergang von Gnome 2 nach Gnome 3 bisher auf eine sanfte und unbemerkte Weise für alle Testing- oder Unstable-Nutzer statt. Von Zeit zu Zeit flossen Pakete von Gnome 3 schon ein und wurden parallel zu Gnome 2 installiert, ohne dass dies irgendeine gravierende Auswirkung gehabt hätte. Am ehesten fiel es noch bei Anwendungen wie "Eye of Gnome" auf, die plötzlich Versionsnummer 3 trugen und nicht mehr im alten GTK2-Gewand erschienen sind, da sie nun auf GTK3 basieren.
  • Seit dem 13. Oktober befinden sich nun die wirklich entscheidenden Pakete in Debian Unstable, Gnome Shell, Nautilus 3 und Gnome Panel und mit ihnen alles, was das neue Bedienungskonzept von Gnome 3 sichtbar werden lässt.
  • Der Status von Gnome 3.0 in Debian lässt sich weiterhin auf http://www.0d.be/debian/debian-gnome-3.0-status.html verfolgen. Fast alles grün mittlerweile. 🙂
  • Gnome 3.2 hat eine ähnliche Übersichtsseite bekommen. http://www.0d.be/debian/debian-gnome-3.2-status.html
  • Kompetente und aktuelle Informationen in Englisch zu Gnome 3 in Debian gibt es im IRC in #debian-gnome auf OFTC.
  • Gnome 3 Release Critical Bugs: http://deb.li/gnomercbugs
  • Gnome 3 Buildd Status. Wurde Gnome 3 Paket X erfolgreich für meine Architektur gebaut?: http://deb.li/pkggnome
  • Auf linuxundich.de wurde berichtet, dass die Erweiterung nautilus-open-terminal zu Abstürzen der Ubuntu Version von Nautilus führt. Im Debian-Bugtracker existiert seit August Fehlerbericht #637309 hierzu, der scheinbar in Zusammenhang mit dem Fehlerbericht #869131 auf Launchpad.net steht. Scheinbar lassen sich eine Reihe von Bugs auf den notwendigen Übergang von GTK2 auf GTK3 zurückführen. Zu den mehr als 100 Gnome 3 relevanten Paketen gesellen sich auch noch eine große Anzahl von Erweiterungen hinzu, die alle ebenso portiert werden müssen. Eine Übersicht über alle schwerwiegenden Bugs in Bezug auf den Übergang von Nautilus befindet sich hier.
    Mittlerweile stuft Debian diese Bugs alle als "Serious" und damit als veröffentlichungskritisch ein. Erste Warnungen an die Paketbetreuer gab es bereits im August. Diese müssen nun mit Hilfe von Upstream ihre Pakete wieder in einen stabilen Zustand bringen. Da Ubuntu direkt aus Debian Unstable Pakete entnimmt, ist die aktuelle Ubuntu Version Oneiric Ocelot direkt davon betroffen. Dieses kleine Beispiel zeigt nur, dass Gnome 3 ein sehr großes Projekt ist, welches von einer großen Anzahl von Einzelpersonen abhängt um perfekt zu funktionieren.
  • Ich habe in meinem Beitrag "Wie steht es um Gnome 3 in Debian?" geschrieben, dass Debian einen größeren Aufwand hat Gnome 3 für alle auf Debian unterstützten Architekturen zur Verfügung zu stellen und es damit oft etwas länger dauert. Das trifft im Allgemeinen sicher zu, doch hat Josselin Mouette am 02. Oktober 2011, einer der Gnome Paketverwalter, auf der debian-devel Mailingliste klargestellt, dass dies nicht das Kernproblem ist.
    Vielmehr finden große Veränderungen in Debian in Übergängen (Transitions) statt, aber erst wenn sichergestellt ist, dass dadurch nicht eine Reihe von bestehenden Paketen unbenutzbar wird. Er führt die lange Verzögerung in Debian vor allem auf das letzte Einfrieren der Pakete für die Veröffentlichung von Squeeze zurück. Dadurch entsteht sozusagen ein "Paketstau", der nur langsam abgebaut werden kann.

So viel zum aktuellen Stand von Gnome 3 in Debian. Mit etwas Glück könnte schon am 23. Oktober Gnome 3 in Testing ankommen. Selbst wenn es länger dauert, ich werde warten. 😉

Ubuntu 11.10 in der Nußschale

Ubuntu Oneiric Ocelot ist da, weswegen ich nicht gezögert und ein Update von 11.04 auf 11.10 vollzogen habe. Nach dem Einblick in das leichtere Lubuntu ist mir wieder einmal aufgefallen, welchen großen Unterschied schon der Austausch der Desktopumgebung und das Ersetzen von Standardanwendungen mit ihren leichtgewichtigen Pendants ausmacht. Möglicherweise bedeutet das für meinen angedachten Bild-, Audio- und Videoschnittplatz in Zukunft, dass ich allen Ballast über Bord werfe und nur noch das Notwendigste für diese Aufgaben installieren werde. Aber abwarten, im Moment komme ich nicht dazu die Gedankenspiele umzusetzen und nur theoretisch darüber zu philosophieren bringt auch nichts.
Außerdem ist es ja nicht gerade so als ob der Core-Duo-Rechner wegen Ubuntu am Stock gehen würde und mir ist es selbst mit 64bit noch nie gelungen den RAM komplett auszureizen. Deswegen erst einmal den Updatemanager aufrufen und gespannt Ubuntus Bemühungen verfolgen ein einsteiger- und benutzerfreundliches und vor allem freies Betriebssystem zu erschaffen. Nochmal einen Blick auf Natty Narwal werfen und los gehts.

Das Upgrade auf Oneiric Ocelot verlief vollkommen problemlos. Nur einmal war Interaktion erforderlich als ich aufgefordert wurde das Überschreiben einer Konfigurationsdatei zu bestätigen oder abzulehnen. Nach mehr als 900 MB Download und einer Stunde Installation, einem Neustart und dem obligatorischen
os-prober
update-grub
in meinem Debian Testing Hauptsystem, um das GRUB Menü anzupassen, war 11.04 passé und Oneiric Ocelot betriebsbereit.

Positives

  • Ubuntu 11.10 fühlt sich schneller an. Ich vermute das liegt an einigen Anpassungen am Unterbau wie dem Zurückwechseln zu gtk-window-decorator anstelle von unity-window-decorator. Anwendungen und der Arbeitsflächenumschalter verhalten sich flüssiger. Unity2D ersetzt das alte Gnome als Fallback Mechanimus, sollte die Hardware nicht mitspielen.
  • Unity sieht schöner aus. Augenschmaus ohne Ende. Die Shell hat nun Transparenzeffekte hinzu bekommen. Das durchgehend schwarze Layout ist verschwunden, ebenso wie das eher notdürftig hingepinselte Zusatzmenü, welches nun unter "Suchergebnisse filtern" mit einem übersichtlichen und zum transparenten Thema passenden ersetzt worden ist.
  • In der rechten Ecke des Panels hat man nun Zugriff auf die wichtigsten Einstellungsmöglichkeiten des Systems und kann von dort auch den Rechner ausschalten oder den Benutzer wechseln.
  • Neue Anwendungen: Thunderbird ist der standardmäßige E-Mail-Client, die Videosoftware Pitivi ist rausgeflogen, LightDM ersetzt GDM, déjà dup bietet nun eine integrierte Backuplösung und insbesondere Ubuntus Softwarecenter wurde rundherum erneuert. Es nimmt immer mehr die Gestalt eines AppStore an und wird in Zukunft weitere kostenpflichtige Angebote beinhalten. Prinzipiell finde ich die Idee gut, es gibt nichts gegen ein paar kommerzielle Angebote einzuwenden. Wichtig ist nur, dass die Angebote auch tatsächlich lohnenswert sind und das Softwarecenter klar zwischen Freier und Unfreier Software trennt.
  • OneConf ist ein im Softwarecenter integriertes Feature, mit dem sich speziell für Ubuntunutzer Einstellungen und die Liste der Anwendungen sichern und auf andere Computer mit Ubuntu intuitiv übertragen lässt. Ein Angebot für alle, die eine integrierte Lösung zum Backup ihres Systems suchen und für die Keep it simple, Clonezilla oder The Debian Way noch nicht das Wahre ist.
  • Die neuen Hintergrundbilder sind wieder einmal hervorragend gelungen.
  • Die Suche in der Dash mit Hilfe von Zeitgeist kommt gut voran. Man kann jetzt langsam erahnen wie die vollständige Funktion in der Zukunft aussehen wird, wenn man Dokumente, Musik, Kontakte und Soziale Netzwerke zentral mit Hilfe einer Zeitleiste durchsuchen kann.
  • Ubuntu 11.10 führt den im Debian-Projekt vorangetriebenen Multiarch-Support ein.

Negatives

  • Unity lässt sich immer noch nur begrenzt mit dem CompizConfig-Einstellungsmanager modifizieren. Optionsmöglichkeiten um Aussehen und Verhalten der Shell zu ändern sind nicht zu erkennen.
  • Achja, wie wäre es schön, wenn es eine offensichtlichere Möglichkeit gäbe die Icons auszutauschen. Wer vergebens unter Systemeinstellungen gesucht hat, kann das Iconthema mit Hilfe des dconf-editor verändern, was auch schon mit Ubuntu 11.04 funktioniert hat. Die Option ist dort versteckt unter org->gnome->desktop->interface, wo man nach icon-theme suchen muss. Welche Icons installiert sind, findet man durch einen Blick in /usr/share/icons heraus. Mehr Tipps und Tricks um Ubuntu 11.10 zu tweaken, gibt es bei webupd8.org.
  • Die Einträge zum globalen Menü erscheinen weiterhin erst, wenn man mit der Maus darüber fährt. Mir würde es besser gefallen, wenn es wie bei MacOS einfach permanent zu sehen wäre.

Die gesamten Veränderungen in 11.10 finden sich auch in den offiziellen Release Notes.
Oneiric Ocelot wirkt an vielen kleinen Stellen verbessert und runder, ohne dass es erneut einen großen Bruch wie bei 11.04 gegeben hätte. Ubuntus Marschrichtung ist klar. Nach jahrelangen Investitionen soll Ubuntu in Zukunft endlich Gewinne abwerfen, weswegen Dienste wie UbuntuOne, der MusicStore und das Software Center Schritt für Schritt ausgebaut werden. Kein wirklich überraschender Zug und sicherlich auch nicht der Untergang von Linux, wenn wie bisher die Wahlmöglichkeiten erhalten bleiben.

Lubuntu 11.10 Oneiric Ocelot ist das leichtere Ubuntu

Es stimmt etwas nachdenklich, aber schon wieder sind sechs Monate wie im Flug vorbei gezogen seit ich Ubuntu gegen ein Multi-Boot-System ausgetauscht und mir den schicken Narwal näher angeschaut habe.
Ubuntu 11.10 steht nun kurz vor der Veröffentlichung und im Hintergrund wird der letzte Feinschliff angesetzt. Mein Interesse hat sich in den letzten Monaten mehr zu leichtgewichtigen Distributionen hin verschoben, mit denen ich versucht habe die verschiedenen älteren Laptops des Haushalts wieder in Schuss zu bekommen. Ich versuche mich deshalb gar nicht erst an einem Bericht zu Ubuntu 11.10, dass ich in letzter Zeit nur selten genutzt habe.
Was ich aber gemacht habe, war einen Blick auf das neueste Mitglied in der Ubuntu-Familie zu werfen - Lubuntu 11.10 Oneiric Ocelot. Wie schon bei der Vorstellung von Version 11.04 angekündigt, hat es Lubuntu nun geschafft offiziell von Canonical als weitere Variante von Ubuntu anerkannt zu werden. Das bedeutet reibungslosere Integration mit der Infrastruktur der Hauptdistribution und gleichzeitig mehr Aufmerksamkeit und Support von Canonical und der Ubuntu-Gemeinschaft.
Leider begann das Testen des noch im Beta-Stadium befindlichen Lubuntu 11.10 mit einigen Rückschlägen. Zuerst hatte ich die alternative i386 ISO-Datei mit jigdo heruntergeladen und wollte sie bequem in Virtualbox ausprobieren. Nach der reibungslos verlaufenden Installation machte mir das Login einen Strich durch die Rechnung. Trotz Eingabe des richtigen Passworts blieb ich am grafischen Loginmanager Lxdm hängen. Schnell vermutete ich ein ähnliches Problem wie zuvor beim Testen von Chakra GNU/Linux, weswegen ich sowohl die Größe des RAMs auf 1 GB erweiterte und 3D-Beschleunigung aktivierte. Leider Fehlanzeige.
Ehrlich gesagt hätte es mich bei Lubuntu auch gewundert, wenn soviel mehr RAM zum Starten nötig gewesen wäre. Das Ganze bleibt vorerst ein Rätsel. Fakt ist nur, dass Lubuntu 11.04 vor einigen Monaten noch problemlos in Virtualbox funktionierte.
Anschließend machte ich den Härtetest und wollte Lubuntu auf dem IBM Thinkpad 600 mit 128 MB RAM installieren. Der Installer ließ sich ohne weiteres in Gang setzen, doch streikte er schließlich beim Installieren zusätzlicher Softwarepakete aus dem Internet. Möglicherweise liegt es auch einfach an einer schlecht gebrannten CD, weshalb ich den Test bis zur endgültigen Veröffentlichung nach hinten verschoben habe.
Blieb noch der leistungsfähigste Rechner im Haus, ein Intel Core Duo Rechner, wo ich einfach dem Multi-Boot-System eine weitere Distribution hinzufügte. Hier klappte alles problemlos.

Das Äußere

Lubuntu wirkt gegenüber 11.04 optisch seriöser und eleganter. Das gewählte grau metallische GTK-Thema ist schnörkellos und präzise und ergänzt sich gut mit den Blautönen der Icons und des standardmäßig eingerichteten Hintergrundbildes. Die deutsche Übersetzung der verschiedenen Anwendungsmenüs entspricht der guten Qualität von Ubuntu. Als Desktopumgebung benutzt Lubuntu weiterhin das namensgebende LXDE mit Openbox als Fenstermanager, dem LXpanel und LXappearance zum Ändern des grafischen Themas. Blinkende Extras wie Compiz oder eine transparente Unity-Shell wie bei Ubuntu sucht man vergebens.

Das Innere

Gegenüber den vorinstallierten Anwendungen zu 11.04 hat sich bei Lubuntu kaum etwas geändert. Lediglich XChat wurde entfernt. Das installierte Pidgin kann die gleiche Aufgabe übernehmen. Lubuntu bietet zu jeder Standardaufgabe genau eine Applikation an. Das Wer-ist-Wer der leichtgewichtigen X-Anwendungen liegt startbereit im Anwendungsmenü. Die vollständige Liste gibt es auch hier.

  • Büro: Abiword, Gnumeric, Osmo
  • Grafik: epdfview, mtpaint, Simple Scan
  • Internet: Chromium, Pidgin, Sylpheed, Transmission
  • Multimedia: Gnome Mplayer, Audacious, guvcview, XfBurn
  • Zubehör: PCManFM0.99, Leafpad, Xpad, LXTerminal


Insgesamt eine gute Auswahl wie ich finde, worunter Chromium vielleicht die einzige kontroverse Entscheidung ist. Auf älterer Hardware sind seine Startzeiten länger und der hohe Speicherverbrauch macht sich deutlich bemerkbar. Auf dem Core-Duo-Rechner mit 4 GB RAM war davon natürlich nichts zu spüren. Chromium ist ein exzellenter Webkit-Browser mit einem fortschrittlichen Sicherheitskonzept. Möglicherweise war diese technische Reife auch ein Grund Chromium gegenüber Midori zu bevorzugen, obwohl letzterer weniger fordernd an die Hardware ist und Webseiten gut darstellt.

Unterschiede zu Ubuntu

Lubuntu zielt auf den Einsatz auf älteren Rechnern, Laptops und Netbooks ab und empfiehlt sich als weniger hardwarefordernde Alternative zu Ubuntu. Dabei muss man auf die größten Stärken von Ubuntu aber nicht verzichten. Die Installation und Hardwareerkennung funktioniert genauso gut wie beim Original. Der Desktop lässt sich klassisch bedienen, dazu reagiert er schnell und polarisiert weniger stark als Ubuntus Unity.
Lediglich Ubuntus Software-Center werden vielleicht einige vermissen, da es einen schnellen Überblick über zahlreiche Linuxsoftware bietet und immer mehr zu einem AppStore ausgebaut wird. Eine vergleichbare Anwendung befindet sich aber für Lubuntu in Entwicklung. Diese soll später deutlich ressourcenschonender sein.

Fazit

Nach wie vor denke ich, dass Lubuntu eine gute Wahl ist, wenn man mit Ubuntu prinzipiell zufrieden ist aber auf eine leichtgewichtige Desktopumgebung wechseln möchte. Der klassische LXDE-Desktop fühlt sich fühlbar reaktionsfreudiger an als das parallel auf dem gleichen Rechner installierte Unity. Der Speicherverbrauch der frisch installierten i386-Version von Lubuntu liegt bei ca. 130 MB nach einem Neustart. Das ist zwar wesentlich weniger als bei Ubuntu, in Bezug zu Crunchbang, Debian, ArchLinux, Slitaz oder ConnochaetOS dennoch ein spürbarer Aufschlag. Für die ältesten Laptops sind die vorgenannten Distributionen besser geeignet. Lubuntu lässt sich mit Einschränkungen ab 128 MB benutzen, wobei mir 256 MB+ als die bessere Zielgruppe erscheint.
Für Besitzer moderner Laptops und Netbooks oder Mac Nutzer gibt es auch eine angepasste Lubuntu Version für die Amd64- und PowerPC-Architektur. Ich überlege ernsthaft in Zukunft Ubuntu durch Lubuntu 64bit auf dem Core Duo zu ersetzen, weil es tatsächlich das leichtere Ubuntu ist. Vorerst bleibt aber alles beim alten, da mich zur Zeit einfach die ganz alten Kisten mehr interessieren. 😉