WebM: Videos mit Mplayer und Debian Squeeze abspielen

Als ich mit dem Thinkpad 600 begann Youtube Videos gegen den Framebuffer abzuspielen und dabei mal wieder auf mein Elinks-Youtube-dl-Mplayer-Setup zurückgriff, stellte ich plötzlich fest, dass etwas mit Mplayer nicht stimmte.
Das Problem rückte erst jetzt in den Vordergrund, weil ich in den letzten Wochen diesen ressourcenschonenden Trick lediglich auf dem Inspiron 4000 mit Debian Sid angewendet hatte. Da der Thinkpad 600 aber mit Debian Stable angetrieben wird, nahm ich die Veränderung bei Youtube erst vor kurzem wahr. Die Rede ist von WebM.
Das WebM-Projekt ist ein von Mozilla, Opera, Adobe, Google und siebzig anderen Herstellern entwickeltes offenes Videoformat, welches zusammen mit Vorbis als Audio-Codec und dem VP8 Video-Codec der freie Webstandard zur Übertragung von Video- und Multimediaangeboten werden soll.
Das kleine Python-Skript youtube-dl lädt mittlerweile standardmäßig Youtube-Videos im WebM-Format herunter, das Mplayer in der aktuellen Version in Debian Stable aber nicht abspielen kann. Der entsprechende Patch erschien erst einige Wochen nach dem Freeze im Sommer 2010. Es gibt nun mehrere Möglichkeiten. Entweder man übersetzt Mplayer für seinen Computer selbst oder man greift auf bestehende Binärpakete von deb-multimedia.org zurück.
Die /etc/apt/sources.list muss um den folgenden Eintrag erweitert werden

deb http://www.deb-multimedia.org squeeze main non-free

Danach sollte zuerst der GPG-Schlüssel für das Archiv auf deb-multimedia.org heruntergeladen werden.

aptitude install deb-multimedia-keyring

Schließlich noch das alte Mplayer-Paket entfernen und das neue mplayer-nogui (empfehlenswert um Ressourcen zu sparen) oder Mplayer-Paket installieren. Danach lassen sich auch Videos im WebM-Format problemlos mit Debian Squeeze abspielen.
Update: Mittlerweile stehen auch aktuelle Backports von Mplayer in den offiziellen Repositorien von Debian zur Verfügung.

Probleme mit bash-completion und WebM lösen

Auch der Patch für die bash-completion, um WebM-Dateien per TAB-Taste zu vervollständigen, kam zu spät. Ich habe mich mal daran gewagt und das aktuelle Paket bash-completion in Debian Sid installiert. Entweder man schaltet Sid in der sources.list frei oder man lädt das Paket manuell von einem der Spiegelserver auf der zuletzt verlinkten Seite herunter. Nach der Installation lassen sich nun auch *.webm Dateien vervollständigen. Probleme habe ich durch den Mix mit Unstable noch nicht festgestellt. Wie immer auf eigene Gefahr anwenden. 😉

Surfraw: Eine gottgefällige Erweiterung zur Shell

Ungläubige brauchen erst gar nicht weiterzulesen, hier kommt Surfraw!

Was die Schöpfer über ihr Programm sagen

Surfraw - Shell Users' Revolutionary Front Rage Against the World Wide Web
Surfraw bietet eine schnelle Unix-Kommandozeile zum Zugriff auf eine Vielzahl von beliebten WWW Suchmaschinen und andere mächtige Werkzeuge. Es holt google, altavista, dejanews, freshmeat, research index, slashdot und viele andere aus dem pockeninfizierten Reich des falschen Propheten der HTML-Formulare zurück und platziert diese Wunder dort, wo sie hingehören: tief in das Herz von Unix, als gottgefällige Erweiterungen zur Shell.

Surfraw ist eine Anwendung, die ich nicht mit vielen Screenshots präsentieren kann, die mir aber seit ihrer Entdeckung jeden Tag besser gefällt. Abgesehen vom ausgeprägten Humor der Entwickler hat diese in Bash programmierte Schnittstelle ins World Wide Web einiges zu bieten.

Installation

aptitude install -R surfraw

Der -R Schalter ist sinnvoll, damit das zusätzliche Paket surfraw-extra nicht automatisch mitinstalliert wird. Die im Paket surfraw angebotenen elvis reichen in der Regel vollkommen aus.

Wie es funktioniert

Was sind elvis? Der Name elvi ist eine Eigenkreation der Macher und lässt sich wohl auf einen Fan von Elvis Presley unter ihnen zurückführen. Im Prinzip steht elvi nur als Oberbegriff für die verschiedenen Suchmaschinen, die surfraw ansprechen kann. Eine Übersicht liefert:

surfraw -elvi

Möchte man z.B. direkt vom Terminal aus nach einem Youtube-Video des omnipräsenten (zumindest für amerikanische Youtube-Nutzer) Justin Bieber suchen genügt ein

surfraw youtube Justin Bieber

oder kürzer

sr youtube Justin Bieber

Noch besser wäre es auf das vorangestellte surfraw oder sr ganz zu verzichten, indem die elvis in den $PATH des Benutzers installiert werden. Das geht mit dem mitgelieferten surfraw-update-path. Als normaler Benutzer einfach folgendes ausführen

surfraw-update-path -add

Danach scheint die Suche nach Youtube-Videos im Terminal das Natürlichste auf der Welt zu sein.

youtube Justin Bieber

Surfraw verwendet den voreingestellten Browser zum Öffnen der Suchergebnisse. Je nach dem ob ich mich in einer grafischen oder rein konsolenbasierten Umgebung aufhalte, startet entweder Iceweasel, Midori oder elinks. Dieses Verhalten lässt sich global für alle Benutzer eines Systems überschreiben oder separat für jeden einzelnen festlegen.
Neben Youtube benutze ich Google, Ixquick, Duckduckgo und Wikipedia am häufigsten. Hat man das Terminal sowieso immer offen, bietet surfraw eine schnelle Möglichkeit eine Suche zu starten, ohne dabei zuerst den Browser zu öffnen und den Begriff in ein Suchfeld eingeben zu müssen. Insbesondere kann ich mir damit auch die Suche mit einem Smart Prefix in elinks ersparen, um Youtube Videos mit Hilfe von youtube-dl und mplayer abspielen zu können. 😉
Übrigens der Schöpfer von Surfraw war ein gewisser Julian Assange.

Debian Squeeze: Installation auf dem Thinkpad 600

Die Frage nach der ersten Linuxdistribution auf dem T600 war schnell beantwortet - Debian Squeeze. Mit Debian habe ich die meiste Erfahrung und fühle mich damit einfach am wohlsten. Gleichzeitig dient mir Debian immer als Referenz. Was das Betriebssystem richtig erkennt und konfiguriert, erwarte ich auch von anderen Distributionen. Schneidet ein anderes Linux hier besser ab, gibt es Pluspunkte.
Die Installation war unkompliziert. Hier sind die wichtigsten Schritte, die man bei Debian beachten sollte.

  1. Netzinstallation. Mal wieder griff ich zu Debians Netzinstallation. Von einer minimalen Basisinstallation aus wollte ich später das ganze System erweitern. Kurzum die gesamte Installation verlief vollkommen reibungslos.
    Die einzig besondere Aktion war das Kopieren der Firmware meiner Linksys WLAN-Karte mit dem Broadcom Chipsatz nach /lib/firmware/. Ich griff dabei auf die schon entpackte und "zurecht geschnittene" Firmware meines Inspiron 4000 zurück. Da die Firmware des b43-Treibers unfrei ist, muss diese bei der Debian-Installation manuell dorthin kopiert werden. Danach konnte ich per WLAN alle weiteren Pakete aus dem Internet herunterladen.
  2. Den Framebuffer einrichten. Zuerst einmal wollte ich den Framebuffer auf dem Laptop aktivieren, da ich mir für später vorgenommen habe ein reines Konsolensystem mit Debian zu betreiben. Um herauszufinden welche Auflösungen das Framebuffer Device unterstützt, kann man beim Booten in Grub mit der Taste "c" in den Kommandomodus wechseln und mit dem Befehl vbeinfo diese Information ermitteln.
    Der Thinkpad 600 wurde mit einem Grafikchipsatz von Neomagic ausgestattet. Für dieses besondere Modell gibt es einen Framebuffer-Treiber namens neofb. Damit dieser automatisch beim Booten geladen wird, muss man in der Datei /etc/modprobe.d/fbdev-blacklist.conf zuerst einmal den auf der Schwarzen Liste stehenden neofb-Treiber kommentieren.
    Um eine Auflösung mit 1024x768 Pixel mit 16 Bit Farbtiefe zu erhalten, muss die Datei /etc/default/grub mit den folgenden Zeilen erweitert werden.

    GRUB_GFXMODE=1024x768x16
    GRUB_GFXPAYLOAD=keep

  3. Sound. Der T600 besitzt eine archaische ISA-Soundkarte, die vom System als CS4237B erkannt wird. Debian richtet sie vollautomatisch ein und lädt den entsprechenden Kerneltreiber snd_cs4236. Das einzige Hindernis war am Anfang das BIOS. Direkt nach der Installation hatte ich noch keinen Sound und sah beim Durchsehen der Bootnachrichten mit dmesg | most eine verdächtige Fehlermeldung:

    wss: can't grab control port

    Nach einer kurzen Googlesuche fand ich diesen Post bei linuxquestions.org, der mich auf die richtige Spur brachte. Übrigens ein Artikel von jemandem, der wie ich über K.Mandlas Blog gestolpert ist und nun auch auf dem "alten Laptop-Trip" ist.
    Im BIOS des Thinkpad, welches man mit der F1-Taste erreicht, musste ich zuerst das Bios neu initialisieren und danach die Option "Quick Boot" deaktivieren. Erst nach diesem kleinen Handgriff konnte Debian die alte ISA-Karte erkennen und sie automatisch konfigurieren. Nur am Rande bemerkt: Das Bios lässt sich wie in einer grafischen Umgebung mit dem Trackpoint bedienen mit einem Vogel als Mauszeiger. Witzig gemacht. 🙂

Das war es auch schon. Ab hier kann man nun nach Herzenslust sein Debian mit weiterer Software ausschmücken. Obwohl ich zwar vorhabe ein reines Konsolensystem aufzusetzen, habe ich als Beweis, dass eine grafische Desktopumgebung mit Debian kein Problem ist, X und Openbox installiert.
aptitude install xorg slim openbox tint2 conky feh alsa-base
Der X-Server konfiguriert sich automatisch. Ich musste lediglich meine Konfigurationsdateien für Openbox, Tint2, feh und conky vom Inspiron 4000 herüber kopieren. Der Rest war ein Selbstläufer.
Ich weiß, ich weiß "Screenshot oder es ist nie passiert!" Hier kommt er.

Vorhang auf für den Thinkpad 600

Darf ich vorstellen, der IBM Thinkpad 600.

Vor ein paar Tagen schon angekündigt habe ich nun wieder einen Laptop, den ich ausschließlich zum Testen neuer Distributionen und Software benutzen kann und der gleichzeitig noch über genügend Ressourcen verfügt um auch eine moderne grafische Desktopumgebung darstellen zu können.
Der Thinkpad 600 ist nicht mehr das allerneueste Modell. Wer vielleicht gehofft hat, dass IBM seine PC-Sparte von Lenovo zurückerworben hat und mein Blog nun exklusiv von vorderster Front von diesem Coup berichtet.. lag leider falsch. Gerne hätte ich über das Revival geschrieben, doch die Ära des PC ist vorbei.
Vielleicht leben Totgesagte aber auch einfach länger. Wenn ihr auch zu den Leuten gehört, die es unsinnig finden einen Rechner nach zwei Jahren wieder auf den Müll zu werfen, nur weil irgendein Programm darauf nicht mehr "richtig" liefe und er deswegen zu "langsam" sei, dann könnt ihr diesem alten Thinkpad Laptop eventuell noch etwas abgewinnen.
Zugegeben mit Baujahr 1998 gehört er selbst für mich zu den älteren Eisen. Auf der anderen Seite alles was hier drauf ordentlich läuft, funktioniert auf jedem neueren Rechner erst recht.

Was hat der Thinkpad 600 zu bieten?

lspci -vv sagt:

  • 00:00.0 Host bridge: Intel Corporation 440BX/ZX/DX - 82443BX/ZX/DX Host bridge (AGP disabled) (rev 02)
  • 00:02.0 CardBus bridge: Texas Instruments PCI1250 (rev 02)
    Subsystem: IBM ThinkPad 600
    Slot A
    Kernel driver in use: yenta_cardbus
  • 00:02.1 CardBus bridge: Texas Instruments PCI1250 (rev 02)
    Subsystem: IBM ThinkPad 600
    Slot B
    Kernel driver in use: yenta_cardbus
  • 00:03.0 VGA compatible controller: Neomagic Corporation NM2160 [MagicGraph 128XD] (rev 01) (prog-if 00 [VGA controller])
    Kernel driver in use: neofb
  • 00:07.0 Bridge: Intel Corporation 82371AB/EB/MB PIIX4 ISA (rev 01)
  • 00:07.1 IDE interface: Intel Corporation 82371AB/EB/MB PIIX4 IDE (rev 01) (prog-if 80 [Master])
    Kernel driver in use: ata_piix
  • 00:07.2 USB Controller: Intel Corporation 82371AB/EB/MB PIIX4 USB (rev 01) (prog-if 00 [UHCI])
    Kernel driver in use: uhci_hcd

Der Thinkpad 600 besitzt einen Pentium II Prozessor, der mit 266 MHz getaktet ist. Eingebaut sind 128 MB PC66 RAM. Die Festplatte fasst 4,1 GB. Neben den zwei Cardbus-Steckplätzen gibt es noch einmal USB 1.0, eine parallele, serielle und IrDA Infrarot-Schnittstelle, VGA-Anschluss für einen externen Monitor, Line IN und Line OUT und der obligatorische Modemanschluss, den keiner wirklich braucht. Die ISA-Soundkarte CS4237B wird durch den cs4236 Kerneltreiber angesprochen.
Der Laptop ist äußerst robust und stabil gebaut. Besonders gut gefällt mir die Tastatur, die sich sogar noch angenehmer als bei meinem Inspiron 4000 anfühlt. Der Druckpunkt der Tasten ist einfach perfekt. Die Kunststoffoberfläche der Handauflage besteht aus einem ziemlich weichen Material, weswegen man dort auch gebrauchsbedingt ein paar Abnutzungsspuren sieht.
Die Auflösung des Bildschirms ist mit 1024x768 für damalige Verhältnisse vollkommen ausreichend. Der Thinkpad 600 hat kein Trackpad dafür aber einen Trackpoint. Neben zwei Tasten, die die linke und rechte Maustaste ersetzen, gibt es eine größere dritte, die die Mitteltaste emuliert. Besonders auffallend sind die kleinen eingebauten Boxen, die ordentlich Krach machen können.

Gekauft habe ich das gute Stück bei ebay für 27,50 €, was knapp unter meinem Maximalgebot von 30 € lag. (Für denjenigen, den ich knapp überboten habe 😛 ) Würde der Akku noch funktionieren, hätte ich noch ein paar Euro drauf gelegt. Da es sich um einen reinen Testrechner handelt, kann ich mit dieser Einschränkung leben. 27,50 € ist zwar ein wenig mehr als K.Mandlas 10 $ Laptops, aber scheinbar gibt es in Japan mehr Möglichkeiten an günstige Laptops zu kommen als in Deutschland.
Allgemein fällt mir bei ebay auf, dass sehr viele gebrauchte Laptops dort täglich den Besitzer wechseln. Interessanterweise sind viele Einzelteile oft mehr wert als der gesamte Rechner. Bei den Preisen kann man aber nicht viel falsch machen. Selbst wenn die Kiste nach einem Jahr kaputt gehen sollte, wäre ein weiterer gebrauchter Laptop immer noch günstiger als ein neues Model (und umweltschonender!).
Übrigens bitte immer die Festplatte komplett shreddern. Es ist nett Windows 98 mit Monkey Island I vorinstalliert zu finden, eine sauber gelöschte (und nicht nur formatierte) Festplatte ist aber empfehlenswerter.
In der nächsten Zeit gibt es mehr Informationen, wie sich einzelne Linuxdistributionen auf diesem Modell geschlagen haben. Bis dahin möchte ich noch die offizielle Beschreibung des Herstellers zitieren, die ich so auf cnet.com gefunden habe. Nachdem ihr mit dem Lesen durch seid, ersetzt einfach den Namen des Prozessors und den Hersteller durch euer neugekauftes Modell und wartet 13 Jahre. Der Kreis hat sich erneut geschlossen. 🙂

A 'portable' computer shouldn't make you lean to the side as you carry it. But you shouldn't have to sacrifice computing power for portability, either. The solution? IBM's ThinkPad 600 series, which offers fast processing, large color displays and top-notch multimedia features in a notebook weighing only five pounds. This ThinkPad 600 contains a screaming fast mobile Pentium II processor. There's not a notebook application, business or multimedia, that this CPU can't handle with fluid ease. You might end up with a notebook that outperforms your office desktop system! Large amount of integrated L2 cache will keep the Pentium II running at peak performance. Your notebook's life expectancy might be lowered if it doesn't have sufficient room for memory expansion. The notebook's hard drive is large enough that you won't run short of storage space for a long time to come. Its active matrix color display that graces this ThinkPad is suitable not only for doing your own work, but for making multimedia presentations to others as well. Get more power with less bulk. Find out the meaning of 'mobile computing' with the IBM ThinkPad 600.

Auf der Suche nach den Käfern

In den letzten Tagen beschäftigten mich gleich zwei Bugs mit Debian Sid auf dem Inspiron 4000. Ein Nachteil einer topaktuellen Rolling-Release-Distribution sind von Zeit zu Zeit auftretende Regressionen. Was vor ein paar Stunden noch wunderbar funktionierte, stellt einem nach einem Systemupgrade nur noch vor Rätsel.
Ich war nicht ganz überrascht und hatte auch bewusst Unstable auf dem Laptop gewählt um Fehler zu finden.

Was war passiert? Nun ich wollte wie immer meine E-Mails mit Claws-Mail abrufen. Das Programm startete und begann auch die Konten abzufragen, doch als die POP3-Accounts dran waren, beendete es sich einfach lautlos und ohne Kommentar.
In so einer Situation ist es oft am besten, die Anwendung aus einem Terminalfenster heraus noch einmal neu zu starten und dabei Statusmeldungen oder ungewöhnliche Fehlermeldungen zu beobachten. Möchte man sich diese später noch einmal anschauen, kann man die Nachrichten auch von STDOUT in eine Datei umleiten, z.B.

claws-mail --debug > fehlerbericht.txt

Nach dem Crash sah ich folgendes:

claws-mail: /build/buildd-cairo_1.10.2-6.1-i386-UoYIV1/cairo-1.10.2/src/cairo-surface.c:1287: cairo_surface_set_device_offset: Assertion `status == CAIRO_STATUS_SUCCESS' failed.
Aborted

Bei einer Suche in Debians Fehlerdatenbank fand ich dann einen anderen Fehlerbericht, der mein Problem zu beschreiben schien. Mir fiel nur auf, dass wir beide POP3 mit SSL benutzten, weshalb ich auf die Idee kam und die Konfigurationsdatei von Claws-Mail in ~/.claws-mail/accountrc editierte und SSL für alle meine POP3-Accounts deaktivierte.
Tatsächlich startete Claws daraufhin wieder fehlerfrei und E-Mails ließen sich erneut empfangen und versenden.
Den zweiten Bug fand ich in meinem Webkit Browser Midori. Als ich HTTPS-Webseiten aufrufen wollte, beendete sich die Anwendung ebenfalls ohne Vorwarnung von selbst. Zwei verschiedene Fehler, die beide etwas mit SSL zu tun haben sollten? Das schien mehr als Zufall zu sein.
Um herauszufinden welches Paket sich hier quer gestellt hat, hilft oft ein Blick auf die Paketabhängigkeiten der betroffenen Programme. Als ich mir die Liste angeschaut und mit den erneuerten Paketen abgeglichen hatte, kam nur eine Bibliothek in Frage, die sowohl von Claws als auch von Midori benutzt wird - libgcrypt11. Welche Pakete durch ein Upgrade ersetzt wurden lässt sich übrigens nachträglich auch noch einmal in /var/log/aptitude nachlesen.

Lange Rede kurzer Sinn, ich machte nach einem Hinweis des Paketverwalters von Midori einen Downgrade von libgcrypt11. Am einfachsten geht das, indem man sich das Paket entweder manuell von der Debian Webseite herunterlädt oder wenn man wie ich noch ein Debian Testing hat, womit ein

aptitude download libgcrypt11 genügt.

Im Anschluss kopierte ich das Paket einfach auf den Laptop und installierte es mit dpkg -i. Tatsächlich lösten sich dadurch alle meine Probleme auf. Um nicht beim nächsten Upgrade erneut die neuere Version der Bibliothek herunterzuladen, kann man Debians Paketmanager dazu veranlassen, das Paket nicht mehr zu aktualisieren.

aptitude hold libgcrypt11

Im Moment scheinen meine Probleme damit gelöst zu sein. Die Frage bleibt aber, ob es tatsächlich nur an libgcrypt11 liegt. Die Eingangs erwähnte Fehlermeldung deutete z.B. auch auf libcairo2 hin.

Wie meldet man einen Bug bei Debian

Einen manuellen Fehlerbericht per E-Mail zu verschicken ist nur dann eine gute Idee, wenn man zu einem bestehenden Problem weitere Informationen liefern möchte. In allen anderen Fällen hat Debian schon ein Hilfsprogramm geschaffen, welches immer wiederkehrende Abläufe besser automatisiert.
Reportbug
Reportbug gibt es als Kommandozeilenprogramm und in einer GUI Version. Die Bedienung der Textversion ist simpel. Der Fehlerbericht muss aber in Englisch geschrieben werden, weswegen es auch keine deutsche Übersetzung dazu gibt.
Einen Fehler meldet man z.B. so:

reportbug midori

Danach wird die Fehlerdatenbank abgefragt und bestehende Fehlerberichte angezeigt. Befindet sich das Problem schon darunter, kann man durch Eingabe der entsprechenden Fehlernummer eine Ergänzung zu dem Bug schreiben. Ansonsten sind die Voreinstellungen sinnvoll. Man sollte lediglich dem Fehlerbericht einen aussagekräftigen Titel geben.
Wie man einen guten Fehlerbericht verfasst und viele weitere nützliche Informationen zum Thema Käfer finden, gibt es wie immer auf debian.org.

Die kleinen Dinge des Lebens

Das hier fällt vielleicht so ein bisschen unter Linuxtipps für Anfänger, dennoch stoße ich immer noch auf einige Kniffe, die ich nicht gekannt, nie gebraucht und nach denen ich zuerst auch nicht gesucht habe. Aber wie heißt es so schön: Wer suchet der findet.
Jeder kennt die praktische Fähigkeit einer guten Linux-Shell Befehle und Ausdrücke mit der TAB Taste zu vervollständigen. Außerdem möchte man sicher nicht die "History" Funktion vermissen. Mit den Pfeiltasten für hoch und runter, lassen sich die zuletzt eingetippten Kommandos wieder hervorholen.
Doch erst wenn man komplett auf grafische Werkzeuge beginnt zu verzichten und Kommandos im Terminal zu Dutzenden tippt, wird das Verlangen nach einer Suchfunktion immer größer.

Das gibt es natürlich schon lange für die Bash. Führt man die Tastenkombination STRG+R im Terminal aus, erscheint (reverse-i-search):
Nun genügt es die Anfangsbuchstaben des gesuchten Kommandos einzugeben und mit der Zeichenkette ssh erscheint dann der ssh oder sshfs Befehl, den man vor 100 Zeilen mal eingetippt hatte. Drückt man erneut STRG+R erscheinen weitere Befehle, auf die das eingegebene Muster passt. Mit der Enter Taste lässt sich das gefundene Kommando ausführen und mit ESC gelang man zur alten Eingabeaufforderung zurück. Wirklich simpel und äußerst nützlich.

Auch praktisch sind STRG+K, womit alles vom Cursor aus bis zum Ende der Zeile gelöscht wird oder STRG+U, womit alles in entgegengesetzter Richtung gelöscht wird. Mit STRG+A springt man zum Anfang und mit STRG+E zum Ende der Zeile und mit STRG+W werden einzelne Worte nach links gelöscht. Als Otto-Normal-Linuxbenutzer braucht man das meiste davon aber oft sowieso nicht. Doch wenn man erst einmal damit angefangen hat, möchte man es nicht mehr missen.

Apropos, mit Openbox wechsele ich mit STRG+ALT+Pfeiltaste links/rechts zwischen Arbeitsflächen hin und her. Das geht übrigens auch mit den schnöden TTY-Terminals. Mit STRG+ALT+F2 geht es auf die Konsole tty2 und mit ALT+Pfeiltaste links/rechts kann man ganz bequem und schnell, wie in einer grafischen Desktopumgebung, zwischen den Terminals wechseln.
Keine großen Neuigkeiten, aber die kleinen Dinge des Lebens machen es oft angenehm. 😉

cal: Ein Kalender für die Konsole

Mir ist aufgefallen, dass ich einige Programme, die standardmäßig bei Debian installiert sind oder als Standard gelten, selten bis gar nicht benutze. In den meisten Fällen brauche ich sie einfach nicht oder es gibt andere oder sogar bessere Alternativen.
Vielleicht könnte man dennoch eine Serie daraus machen und alten Stars wieder zu neuer Popularität verhelfen oder zumindest mehr über sie lernen. 😉

Cal

Cal befindet sich bei Debian im Paket bsdmainutils und ist scheinbar schon etwas angegraut. Das Paket enthält noch weitere Programme, die bei einem BSD ähnlichen Unix-System Standard sind.
Wirklich problematisch war die Datumssuche ja noch nie. In jeder Desktopumgebung gibt es ein Kalenderapplet, durch moderne Browser ist die Information nur einen Suchbegriff entfernt und mancher bekommt von seiner Apotheke heutzutage immer noch diese farbigen Kalender mit dem zum Monat passenden Spruch geschenkt.
Doch wer ein Linuxsystem sein eigen nennt hat cal und damit immer den perfekten Überblick in sekundenschnelle.

Schon gewusst? Weihnachten und Neujahr sind im Jahr 2200 an einem Mittwoch.

cal 2200

Wie sieht es dieses Jahr mit den Tagen im Dezember aus?

cal -m 12

Für eine alternative Darstellung gibt es auch ncal
Wann ist Ostern 2012? Antwort: Am 08. April 2012

ncal -e 2012

Ein Jahreskalender mit den Nummern der Woche

ncal 2012 -w

Und schließlich der vorangegangene Monat, der jetzige und zukünftige ausgegeben in einer Reihe

cal -3

Also nicht verzweifeln. Die Information ist eine Konsole entfernt. 😉

Wie man die Anschaffung alter Hardware begründet

In den letzten Wochen stand ich immer wieder vor der Frage, ob ich eine Distribution auch einmal länger testen und mir nicht nur einen Überblick in Virtualbox verschaffen sollte.
Ein gewisser Herr, den ich hier in beinahe jedem zweiten Post erwähne, brachte es in seinem Blog einmal so auf den Punkt: "Linuxdistributionen in einer virtuellen Maschine zu benutzen, ist wie Cola ohne Zucker." Einfach nicht das wirkliche Ding.
Natürlich wird es auch in Zukunft schon alleine aus Zeitgründen nicht anders gehen, eine neue Distribution oder manche Konfiguration zuerst in einer virtuellen Maschine auszuprobieren. Trotzdem möchte ich den faden Geschmack loswerden und auch mal einer anderen interessanten Distribution außer Debian oder Slitaz eine Chance mit echter Hardware geben.
Wenn es nicht das Wort "aber" gäbe. Testen, Neues entdecken und es ins Internet stellen ist eine Sache. Irgendwann kommt man aber auch zur Einsicht, das ein System einfach funktioniert und man mit dem Status Quo zufrieden ist. Da nützen die Beteuerungen anderer einfach nichts, dass Programm x, Fenstermanager y und Distribution z einfach viel, viel besser seien und man es unbedingt ausprobieren müsse.
Ich hatte schon darüber geschrieben, dass es mir schon vor einiger Zeit mit dem Toshiba Portégé 3110CT so gegangen ist, ein Geschenk, dass erst Testobjekt war und nun als Server dient. Der Toshiba Satellite 220cs ist mit 16 MB RAM hingegen nur für die spezialisiertesten Distributionen gedacht und man muss zu viele Kompromisse bei einer grafischen Oberfläche eingehen.
Bliebe noch der Inspiron 4000. Mit Abstand der Rechner, den ich am meisten benutze und mit dessen Konfiguration ich absolut zufrieden bin. Festplatten wechseln und eine neue Distribution aufspielen war eine Zeit lang interessant, doch ich brauche ihn zu häufig, als dass ich jedes mal Lust hätte Zeit unproduktiv damit verstreichen zu lassen. Die vorgestern zum ersten Mal aufgetretenen Alterserscheinungen haben den Wunsch nach Experimenten nicht größer werden lassen. Lediglich ein Dual-Bootsystem zum direkten Vergleich wäre noch eine Alternative.
Wohin führt das alles? Klar, ein neuer, alter Rechner zum Testen muss her. 😉 Dazu bald mehr.

Der Weg alles Irdischen

Man denkt an nichts Böses und dann passiert es einfach.

Wer spontan dachte: "Sieht nach einem Problem aus", lag nicht so falsch. Wer ohne auf den Dateinamen zu schauen wusste, dass das ein gebrochenes Scharnier eines Dell Inspiron 4000 ist, darf sich einen Keks schnappen und auf die Schulter klopfen. 😉
Gestern morgen gab es ein unschönes knackendes Geräusch als sich eines der Scharniere, welches den Bildschirm des Laptops mit dem Rest verbindet mit einem Ermüdungsbruch verabschiedete. Wahrscheinlich muss man so etwas einfach von einem zehn Jahre alten Laptop erwarten, auch wenn man ihn wie ein rohes Ei behandelt hat. Ich hätte nur vor kurzem noch schwören können, dass ein elektronisches Problem die wahrscheinlichste Ursache wäre um sich nach neuer Hardware umzuschauen.
Ganz so weit ist es aber noch nicht. Der Bildschirm lässt sich zwar nicht mehr richtig einklappen, aber der Rest des Laptops ist weiterhin in einem guten Zustand. Es wäre auch einfach schade, den meist genutzten Rechner des Haushalts nur wegen eines mechanischen Fehlers zu entsorgen. Eigentlich wäre das die perfekte Begründung für die kommenden Posts gewesen, so ist es nur eine Erinnerung, dass alle irdischen Dinge irgendwann einfach mal kaputt gehen.

Debian Stable mit Backports fit machen

In der c't Ausgabe 16/2011 gab es mal wieder einen interessanten Artikel zum Thema Linuxdistributionen, die auf den Prüfstand kamen. Testkandidaten waren Debian 6.0, Fedora 15, Linux Mint 11, Mageia 1, OpenSuSe 11.4 und Ubuntu 11.04.
Getestet wurden unter anderem die Installation, mitgelieferte Software und Hardwareunterstützung. Mir war total klar wie auch dieser Test ausgehen würde. Natürlich hatte Debian die älteste Software und die schlechteste Hardwareunterstützung. Die c't wäre aber nicht die c't, wenn sie nicht differenziert und darauf hingewiesen hätte, dass bei Debian Stabilität wichtiger als aktuelle Software sei und man Probleme mit der Hardware durch das Hinzufügen von Debian Backports beheben könne.

  1. Einfach diese Zeile in die /etc/apt/sources.list hinzufügen:

    deb http://backports.debian.org/debian-backports squeeze-backports main

  2. aptitude update

Um ein Paket aus den Backports-Archiven zu installieren lautet der Installationsbefehl:

aptitude -t squeeze-backports install "paketname"


Bei sehr neuen Rechnern wird man in der Regel einen aktualisierten Linuxkernel benötigen. Welche Version gerade aktuell ist, erfährt man mit

aptitude search linux-image


Allgemein lässt sich ein Paket auch einfach über das Webfrontend bei Debian.org finden. Einziger Nachteil der Backports ist, dass Sicherheitsupdates nicht durch das Debian Security Team bereitgestellt werden und diese zeitverzögert durch das Backports Team nachgeliefert werden.
Gerade für Anfänger oder den viel beschworenen Durchschnitts-User würde ich immer Debian Stable empfehlen, auch wenn die Software vielleicht nicht auf dem neuesten Stand sein sollte. Denn was macht das in der Regel auch schon aus? Ich konnte schon vor Jahren Musik mit Debian hören, Briefe schreiben, Drucken, Chatten, Emails schreiben und im Internet surfen. Otto-Normal User würde auch heute nichts vermissen. Das Debian Stable veraltet sei hört man meistens aus der Ecke der fortgeschrittenen Nutzer, die unbedingt bei jedem Softwaretrend vorne dabei sein wollen.
Nein, man sollte die Schuld nicht bei Debian abladen, wenn einem zwei Jahre bis zur nächsten stabilen Version als zu lange erscheinen. Wer es aktueller mag, wechselt zu Debian Testing oder gar zu Debian Unstable.
Was aber wirklich fehlt ist ein automatischer Hinweis, wenn Hardware mit Debian nicht funktioniert, dass hierzu ein Update auf einen aktuelleren Kernel vollzogen werden muss. Ein paar Informationen können sicher nicht schaden.