Ein K.I.S.S. für Arch Linux

Kontraste. Nach Ubuntu 11.04 nun Arch Linux als OS Nr. 3 für das Multi-Boot Projekt. Warum gerade Arch? Nun zum einen stand es auf der Liste der leichtgewichtigen Distributionen ganz oben ;), zum anderen wollte ich die erste Begegnung mit Arch Linux vor zwei Jahren etwas vertiefen.
Arch hat den Ruf eine Distribution für fortgeschrittene und erfahrene Linuxnutzer zu sein, welche sich vielfältig an die eigenen Bedürfnisse anpassen lässt und auch für ältere Rechner geeignet ist. Archs Philosophie heißt dementsprechend auch K.I.S.S..
Ich wollte für mich persönlich mal ausprobieren wie schwierig es ist Arch Linux zu installieren und zu einer funktionierenden, grafischen Desktopumgebung zu kommen. Dazu habe ich mir das aktuelle Netinstall Dual Image heruntergeladen und auf CD gebrannt.
Archs Motto lautet nicht umsonst "Keep it simple", was aber eher von der technischen Seite so gesehen wird. Auf Mehrsprachigkeit legt die Installation keinen besonderen Wert. Wer keinen Aufwand beim Installieren möchte, ist bei Ubuntu deshalb besser aufgehoben.
Der Installationsvorgang ist textbasiert und ähnelt der alternativen Installation von Ubuntu mit dem debian-installer. Wer diese Installationsmethode scheut, sollte von Arch besser die Finger lassen.
Die eigentliche Arch Installation ist meiner Meinung nach nicht unbedingt schwieriger als eine Debian Installation. Sie erfordert aber an manchen Stellen mehr Detailwissen. Automatisierte Installationsprofile gibt es zwar, worauf aber während der Installation nicht hingewiesen wird.
Was Arch meiner Meinung nach so besonders macht, ist die hervorragende Dokumentation im Internet.

Im Prinzip muss man nur den ausführlichen Anweisungen folgen und ist damit auf der sicheren Seite. Nachdem ich die Tastaturbelegung mit dem Kommando km auf de-latin1-nodeadkeys eingestellt hatte, genügte ein /arch/setup auf der Konsole um die Installation in Gang zu setzen.
Danach muss man sich durch die acht Schritte auf dem folgenden Screenshot arbeiten und hat danach ein funktionierendes Arch Linux Grundsystem.

Vorsichtig musste ich lediglich bei Schritt Nr. 2, der Partitionierung, sein und vermeiden, dass ich meine ursprünglich mit dem debian-installer erstellte Einteilung ins Nirvana befördere.
Arch befindet sich nun auf /dev/sda8. Als Swap Partition konnte ich /dev/sda7 wählen, die selbe, die auch Ubuntu 11.04 (/dev/sda6) schon benutzt.
Kritisch wurde es dann noch einmal bei der Abfrage, wohin GRUB installiert werden sollte. Für eine Arch Linux Einzelinstallation wäre das der MBR auf /dev/sda gewesen. Bei meiner Einteilung musste ich ihn auf /dev/sda8 installieren. Damit GRUB im MBR der ursprünglichen Debian Testing Installation das dritte Betriebssystem erkennt, muss wiederum
os-prober
update-grub
mit Debian ausgeführt werden.
Der Download und die restliche Installation der Pakete aus dem Internet verlief problemlos. Während ich bei Debian nun aber lediglich noch aptitude install gdm gnome hätte eingeben müssen, um ein funktionierendes Gnome zu installieren, musste ich vorher noch die Unterschiede von Arch Linux kennenlernen, wofür es aber schließlich als Belohnung das brandneue Gnome 3 gab. Mehr zu Gnome 3 mit Arch Linux im nächsten Beitrag.

Ubuntu 11.04: Eindrücke vom schicken Narwal

Vorgestern erschien Ubuntu 11.04. Zeit ein wenig alle Eindrücke aus den letzten beiden Wochen zusammenzufassen.
Ich denke man kann jede Distribution aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Entscheidend bleibt aber, welchen Maßstab man selbst anlegt und was für Prinzipien und Ideale einem selbst wichtig sind.
Fest steht für mich, dass ich weiterhin Ubuntu als Zweitinstallation des Multi-Boot Projekts für Video-, Audio- und Bildbearbeitung nutzen werde und dazu auch beim neuen Unity bleibe. Ich kann aber auch nicht verhehlen, dass ich nicht rundum begeistert von der neusten Ausgabe bin. Insbesondere fehlt mir für eine Einsteigerdistribution eine intuitivere Konfigurationsmöglichkeit für alle neuen Elemente des Unity Desktops. Hingegen bleibt die einfache Installation ein großer Pluspunkt von Ubuntu.

Licht und Schatten

Das Startmenü

Docks sind generell eine praktische Sache. Man erhält schnellen Zugriff auf wichtige Programme, diese sind übersichtlich angeordnet und lassen sich leicht verschieben. Das ist intuitiv und macht Spass.
Beim Starten wird die Schaltfläche animiert, Dreiecke symbolisieren wie viele Instanzen der Anwendung gerade gleichzeitig laufen.
Mit einem Linksklick auf den dazugehörigen Starter, erscheinen diese übersichtlich angeordnet durch den Effekt "Skalieren" von Compiz auf der momentanen Arbeitsfläche. Dabei spielt es keine Rolle auf welchen Arbeitsflächen sich die Fenster zuvor befunden haben.
Besondere Programme beherrschen schon die Fähigkeit, spezielle Optionen direkt aus dem Startmenü heraus auszuführen, sobald man die rechte Maustaste auf einer Schaltfläche drückt. Ein gutes und hoffentlich ausbaufähiges Feature.
Die Einstellungsmöglichkeiten des Compiz Unity Plugins sind noch arg begrenzt. Hätte man hier einfach mehr Funktionen, Gestaltungsmöglichkeiten und vielleicht sogar ein paar Applets wie beim AWN Dock eingebaut, gäbe es nicht viel auszusetzen.

Die Dash

Mit der Super/Linux/Windows-Taste oder einem Klick auf das Ubuntu Logo in der linken oberen Ecke öffnet sich das neue Dashboard, kurz die Dash.
Es gibt ein praktisches Suchfeld, mit welchem sich schnell nach Anwendungen oder Dateien suchen lässt. Hat man sich für Multimedia, Internet oder andere Anwendungen entschieden, öffnet sich die eigentliche Anwendungsansicht.
Als langjähriger Gnome Nutzer empfinde ich die Aufteilung der Programme eher als unintuitiv. Benutzt man nicht das Suchfeld, dauert es deutlich länger als früher eine Anwendung zu finden.
Die Favoriten sind bei den meisten höchstwahrscheinlich sowieso schon in das Startmenü gewandert. Die Empfehlungen für neu zu installierende Programme sind bestenfalls verwirrend und willkürlich. Ich glaube kaum, dass ein Anfänger mit der vorgeschlagenen Auswahl etwas anfangen kann.
Wenn ich etwas suche, nutze ich meist das zusätzliche nach Kategorien sortierte Anwendungsmenü am oberen rechten Rand der Dash. Das passt optisch zwar nicht zur Dash, spart mir aber Zeit beim Suchen.
Am besten ist noch die Suche nach bearbeiteten Dateien und Dokumenten, wofür das Zeigeist Rahmenwerk verantwortlich zeichnet. Leider gibt es auch in der Dash keinen Hinweis, wie man einzelne Elemente oder Verhaltensweisen konfigurieren könnte.
Eines der interessantesten Feature, Lenses genannt, ist noch experimentell und hat es leider noch nicht vollständig in die Dash und Ubuntu 11.04 geschafft. Nicht nur Programme und Dokumente sollen durchsuchbar sein.
Später ist es auch möglich Youtube, den Ubuntu Music Store und vielleicht auch andere Clouddienste direkt vom Desktop aus zu durchsuchen und Anwendungen direkt zu starten. Wie gesagt mehr als ein paar Entwicklungen als PPA zu dieser vielversprechenden Fähigkeit gibt es noch nicht.

Die Arbeitsflächen

Im Startmenü befindet sich nun ein Schalter, mit dem sich schnell zwischen dem momentan genutzten Desktop und den virtuellen Arbeitsflächen umschalten lässt. Auch die Tastenkombination Super+s führt zum gleichen Ziel.
Was beim Mac als "Spaces" bezeichnet wird, ist bei Ubuntu mit Compiz das "Expo" Plugin. Das gab es schon länger und wurde nicht durch Ubuntu erfunden. Gut finde ich, dass es jetzt standardmäßig Verwendung findet.
Ebenfalls bemerkenswert sind die neuen Scrollbars, die nur dann erscheinen, wenn sie wirklich gebraucht werden und damit zum Platzsparen beitragen.

Das neue Panel

Ebenfalls beim Mac abgeschaut ist das neue globale Menu im Panel. Die meisten Programme passen sich daran automatisch an, bei anderen befindet sich das Menü noch innerhalb der Anwendung. Wer das neue Menü nicht braucht, kann das indicator-appmenu deinstallieren.
Zwar ist dieses Verhalten erst einmal gewöhnungsbedürftig, ist aber nichts mit dem man sich nicht mittelfristig anfreunden könnte. Richtig störend sind nur zwei Sachen. Platzsparen hin und her, das globale Menü sollte den Programmnamen nicht überdecken, sondern schlicht und einfach rechts davon beginnen.
Wenn es 100 % Mac sein soll, dann müsste das Menü auch beim Auswählen der Anwendung schon erscheinen und nicht erst, wenn die Maus über das Panel streift. So sieht man nicht einmal, welche Menüeinträge überhaupt existieren und navigiert ins Blaue.

Fazit

Nach wie vor gehört Ubuntu zu den am einfachsten zu installierenden Linuxdistributionen auf aktuellen Rechnern und mit ihr lässt sich direkt nach dem Neustart schon produktiv arbeiten. Wer komplett neu bei Ubuntu oder Gnome ist, wird sich weniger an den Neuerungen stören als alteingessesene Gnome-Nutzer.
Im Gegensatz zu früheren Versionen fehlt mir aber mittlerweile der Mehrwert gegenüber einer reinen Debian-Installation. Das neue Standarddesign erinnert mich persönlich zu sehr an ein Smartphone, was mich nicht weiter stören würde, wenn es einfacher wäre Unity zu gestalten.
Auf der anderen Seite ist Natty Narwhal auch für Netbooks und Touchpads vorgesehen und muss gerade auch auf diesen bedienbar bleiben. Je nach dem auf welcher Art von Hardware also Ubuntu 11.04 eingesetzt wird, wird auch das individuelle Fazit anders ausfallen.
Es ist schade, dass gerade die vielversprechendsten Neuerungen wie Ubuntus Lenses noch nicht fertig sind. So scheint es, dass 11.04 erst mit 11.10 wirklich fertig sein wird.
Wer gar nicht mit Unity leben kann, hat immer noch die Option auf das klassische Gnome bei der Anmeldung umzusteigen oder Xubuntu eine Chance zu geben.
Spätestens mit Ubuntu 11.10 wird das klassische Gnome 2 nicht mehr standardmäßig zur Auswahl stehen. Es wird durch Unity 2D ersetzt, was weniger performanten Rechnern sicher zu Gute kommt.
Warum Ubuntu 11.04 sich dennoch gut für mich als Video- und Audioschnittplatz eignet, dazu demnächst mehr.

Lesenswertes

Der Compiz Config Einstellungsmanager
Unity Startmenü bei ubuntuusers.de
Unity Desktop bei ubuntuusers.de
Bewertung von Ubuntu 11.04 auf derstandard.at

Leichtgewichtige Distributionen zum Ausprobieren

Kurz notiert, ein paar Distributionen, die ich im Laufe der nächsten Wochen und Monate näher kennenlernen möchte. Einige davon haben sich schon auf den alten Laptops bewährt, der Rest setzt sich aus Distributionen zusammen, die immer wieder genannt werden, wenn es um sogenannte leichtgewichtige Software geht. Debian bietet mir schon heute hervorragende Möglichkeiten wirklich jeden noch so alten Rechner zum Laufen zu bringen.
Trotzdem sollte der Blick immer mal wieder über den Tellerrand schweifen. Leichtgewichtig ist für mich nicht alles. Die ideale Distribution läuft nicht nur auf jedem Rechner, sondern lässt sich auch von Menschen bedienen, die nicht schon seit Jahrzehnten in Assembler programmieren und das ISO/OSI Referenzmodell herunter beten können.
Update: Hier gibt es einen Zwischenstand zu meinen favorisierten und leichtgewichtigen Freien Betriebssystemen

Archlinux

Arch gehört seit mehr als zwei Jahren immer wieder zu den Linuxdistributionen, die meinen Weg kreuzen, wenn es darum geht ein möglichst leichtes i686 System aufzusetzen. Schon oft bin ich im ArchLinux Wiki gelandet oder auf Foreneinträge gestoßen, die Arch als die leichtgewichtige Linuxdistribution preisen. In der Tat konzentriert sich ArchLinux darauf nach dem K.I.S.S. Prinzip zu agieren, verschwendet keine Ressourcen an zusätzliche grafische Konfigurationswerkzeuge und zeichnet sich seit langem durch eine Gemeinschaft aus, die Wert auf effiziente Software legt.

ArchBang

ArchBang basiert auf ArchLinux und nutzt in der Standardkonfiguration Openbox als Fenstermanger. Meine Hoffnung ist, dass ArchBang die Installation und Konfiguration einfacher macht. Inwiefern sie sich gegenüber dem Original auszeichnet und hier Akzente setzt bleibt abzuwarten.

ConnochaetOS

Basiert auf ArchLinux, hat aber den großen Vorteil auch auf Rechnern mit i586, sprich Pentium I, und älterer Hardware zu funktionieren.

CrunchBang

Ein anderes Bang. Im Gegensatz zu Archbang setzt Crunchbang auf Debian als Unterbau, konzentriert sich aber ebenfalls auf den Openbox Fenstermanager. Da ich auf meinem Dell Inspiron 4000 schon Debian Sid mit Openbox einsetze, bin ich gespannt wie sich Crunchbang auf dem gleichen Rechner anfühlen wird.

Crux

K.Mandla vergleicht den Performancegewinn zwischen ArchLinux und Crux mit dem Umstieg von Ubuntu auf ArchLinux. Er selbst setzt Crux auf den ältesten Pentium I Rechnern ein. Crux ist sicher nichts für Linuxeinsteiger, aber auch eine gute Möglichkeit tiefer in Linux einzusteigen.

Lubuntu

Lubuntu ist meines Wissens zur Zeit das leichtgewichtigste Derivat der Ubuntu Distribution. Als Desktopumgebung kommt LXDE zum Einsatz, welches bekanntermaßen auf Openbox als Fenstermanger zurückgreift. Lubuntu verspricht die Bedienungsvorteile von Ubuntu mit den Vorteilen des ressourcenschonenden LXDE.

PuppyLinux

Eine Distribution mit dem Ziel alten Computern neues Leben einzuhauchen. Ziel von PuppyLinux ist es, leicht zu installieren zu sein, komplett im RAM zu laufen und ohne Wenn und Aber ältere Rechner produktiv nutzen zu können.

Slitaz

Zur Zeit definitiv eine meiner Lieblingsdistributionen. Slitaz schafft es nachweislich selbst einen 15 Jahre alten Toshiba Satellite 220 CS mit nur 16 MB RAM anzutreiben. Darüber hinaus bietet Slitaz aber auch eine sehr effiziente 30 MB große Live CD und gehört sicherlich zu den Top Distributionen, wenn es um alte Hardware, leichtgewichtige Software und Maximalismus geht. Ich warte gespannt auf die kommende Veröffentlichung Slitaz 4.0.
Das soll nicht alles gewesen sein. Gentoo oder Slackware basierte Distributionen gehören sicherlich mittelfristig noch auf den Merkzettel. Prinzipiell lässt sich jede Distribution auf die Liste setzen, welche einen sparsamen Fenstermanger wie Fluxbox, IceWM, Openbox, Awesome oder ähnliches einsetzt. Für den Anfang muss das aber erst einmal reichen. 🙂

Gnome 3: neu, modern und nur noch etwas ungewohnt

Am 6. April wurde Gnome 3.0 von den Entwicklern freigegeben, was aber nicht gleichzeitig bedeutet, dass Gnome 3 schon vollständig in meinem frisch installierten wheezy angekommen wäre. Zumindest im experimentellen Zweig von Debian tauchen schon die ersten Pakete mit Versionsnummer 3 auf.
Momentan habe ich kein Interesse Debian Testing mit experimentellen Paketen zu mischen. Es gibt andere Möglichkeiten Gnome 3 vorab zu testen. Wer dennoch die neue Desktopumgebung mit Debian ausprobieren möchte, sollte einen Blick auf das englische Blog von Raphaël Hertzog werfen, der seine Erfahrungen als Paketersteller für Gnome 3 beschreibt und gleichzeitig erklärt wie sich die Pakete von Experimental installieren lassen. Stichwort: Apt-Pinning und man apt_preferences
Ich habe den anderen Weg gewählt ohne das bestehende System zu ändern und mir die OpenSuSe und Fedora Live CD von gnome.org angeschaut.
Als Einstimmung sind auch die Videos auf gnome.org hilfreich. Absolut lesenswert sind die Beiträge zu Gnome 3 auf den bekannten Nachrichtenportalen heise.de und vor allem der hervorragende Artikel von Andreas Proschofsky auf derStandard.at.
Die 64 bit Variante von OpenSuse hat sich aus unerklärlichen Gründen nicht bereit erklärt auf meinem Dual Core Rechner ohne Fehler zu booten und mit dem abgesicherten Modus konnte ich die Fähigkeiten von Gnome 3 leider nicht testen, worauf ich zur Fedora 32 bit CD gegriffen habe.
Gnome 3 ist neu, Gnome 3 ist modern, Gnome 3 ist anders, so weit nicht überraschend. An der gewohnten Philosophie von Gnome, sinnvolle Voreinstellungen zu verwenden und den Nutzer nicht mit unnötigen Details zu verwirren, hat sich nichts geändert.

Vielleicht haben es die Entwickler aber an manchen Stellen zu weit getrieben. Wo ist die Einstellung, mit der ich die Schnellstartleiste "Dash" anders positionieren kann? Ausschalten fehlt leider standardmäßig und kann nur durch Drücken von ALT angezeigt werden. Immerhin gibt es schon das GnomeTweakTool, ein erstes Werkzeug zum Anpassen.
Das Konzept der neuen Gnome Shell hingegen ist faszinierend. Anfangs versuchte ich noch gewohnheitsmäßig mit der Maus an der oberen Activities Leiste ein Anwendungsmenü zu öffnen und erwischte dabei nur den Punkt in der linken oberen Ecke, der die Favoriten aufklappen lässt.
Doch alle Anwendungen und Informationen befinden sich nun sozusagen direkt auf dem Desktop und können mit der Maus durchsucht werden.
Das fühlte sich aber noch nicht "richtig" an. Spass machte es erst als ich die Linuxtaste nutzte, mit der sich zwischen der Fenster- und Anwendungsansicht wechseln lässt.
Erst ein Druck auf diese Super-Taste und dann die ersten zwei bis drei Anfangsbuchstaben der Anwendung eingeben und die Auswahl wird auf ähnlich Programme eingeschränkt. Mit den Pfeiltasten für Hoch und Runter und einem abschließenden Enter ist eine Anwendung im Handumdrehen gestartet und lässt sich auch bequem mit der Maus in der Dash ablegen.
Dass Compiz nicht mehr mit dem neuen Gnome funktionieren würde, hatte ich anfangs immer für einen großen Nachteil von Gnome 3 gehalten. Mittlerweile sehe ich es differenzierter.
Es gibt nur wenige Compiz Effekte, die für mich tatsächlich das Desktoperlebnis verbessern. Dazu gehört mit Sicherheit der Skalieren-Effekt, welcher mehrere Fenster übersichtlich darstellt und diesen hat die neue Gnome Shell schon integriert.
Ansonsten sind die Effekte eher dezent, funktionieren aber schon problemlos mit Nouveau, dem Open-Source-Treiber für Nvidia-Grafikkarten. Optische Spielereien wie wackelnde oder brennende Fenster brauche ich nicht. Wer den Desktopwürfel zum absoluten Muss erklärt hat, hat vielleicht ein Problem.
Ich mag die grundlegenden Ideen, die hinter Gnome 3 stecken und finde das Gesamtkonzept stimmig. Das Minimieren und Maximieren nun fehlen stört mich nicht im geringsten. Es ist einfach nicht mehr notwendig. Cool ist auch die integrierte Fähigkeit Desktopvideos mit der Kombination Ctrl+Shift+Alt+R zu erstellen, einer der vielen Tipps aus dem CheatSheet.
Trotzdem fühlt man sich an mancher Stelle zu eingeschränkt und wünscht sich mehr Gestaltungs- und Auswahlmöglichkeiten. Die ersten Themen für Gnome 3 sehen auf jeden Fall schon vielversprechend aus.
Zeitgeist wird sicher in Zukunft eine starke Rolle in Gnome spielen, da die Idee ereignisorientiert zu suchen viel natürlicher ist als die reine Suche nach Dateinamen. Momentan scheint es jedoch als ob sich die Geschichte mal wieder wiederholen würde.
Auch in der Übergangsphase von Gnome 1 zu 2 war noch nicht alles perfekt und nach und nach wurden die alten GTK1 Anwendungen auf GTK2 portiert und weitere Verbesserungen implementiert. Ich bin mir deshalb ziemlich sicher, dass es noch 1 bis 2 Jahre dauern wird, bis die richtige Balance zwischen Einfachheit und Konfigurierbarkeit gefunden wurde, die Mehrzahl der GTK2 Anwendungen angepasst und die ersten Vorbehalte verschwunden sind.
Fürs Erste freue ich mich auf Gnome 3 in Debian. Auch wenn es keinen meiner älteren Laptops antreiben wird, fügt es dennoch erneut ein Stück Vielfalt und Auswahl zu Linux hinzu.

Linux Mint Debian versus Debian Testing

Nach der kleinen Partitionierungsorgie war die restliche Installation von LMDE sehr kurzweilig. Im Gegensatz zur normalen Live-Installation von DVD, setzte ich bei der Netzinstallation wie gehabt auf das minimale gnome-core mit gdm3 als Loginmanager und Linux Mints mint-meta-debian Paket.

Einen guten Überblick wie LMDE direkt nach der Installation aussieht findet sich in Form von Screenshots auf thecodingstudio.com. Der optische Hauptunterschied besteht bei meiner verschlüsselten Debian-Netzinstallation plus LMDE lediglich darin, dass sowohl ein Panel oben als auch unten vorhanden ist.
Linux Mint macht einen optisch soliden Eindruck. Grau, metallisch und natürlich mint ist die vorherrschende Farbe. Auf jeden Fall allemal besser als die Standardauswahl von Gnome/Debian mit Crux, Glider oder Industriell. Dazu ist es spürbar reaktionsfreudiger als Ubuntu und ressourcenschonender, was aber hauptsächlich an dem reinen Debian-Unterbau liegt.

Am interessantesten ist das Mint Menu, welches unter anderem die Möglichkeit bietet nach installierten Programmen suchen zu lassen und diese mit Hilfe eines Rechtsklick-Menüs deinstallieren kann. Des weiteren ist die optische Aufteilung der Anwendungen gut gelungen und es bietet sich die Möglichkeit Favoriten extra zu gruppieren.
Danach entfernte ich zunächst einmal Epiphany und Evolution und installierte dafür Mints Firefox- und Thunderbird-Paket. Während ich noch dabei war LibreOffice nach zu installieren, stellte ich mir die Frage, welchen wirklichen Vorteil ich gegenüber einer reinen Debian Testing Installation gewonnen hatte.
Gut da waren Firefox und Thunderbird, doch außer den Namen unterscheiden sich diese gegenüber Iceweasel und Icedove kaum. Es gab extra Pakete für Dropbox und das Flashplugin, welche sich aber ebenfalls mühelos über Debians non-free Repos installieren lassen.

Ein Blick auf die Liste der Mint Debian Pakete offenbart auch schnell, dass sich die wesentlichen Veränderungen auf das Aussehen, proprietäre Software und Codecs und ein paar spezielle Mint Kreationen beschränken.
Am besten gefiel mir von letzterem noch MintUpdate und MintInstall, welches wie bei Ubuntu gewohnt eine optische Rückmeldung bietet, wenn es etwas Neues zu installieren gibt. Linux Mints Bemühungen hier gegenüber Synaptic oder Ubuntus Softwarecenter etwas Eigenes zu schaffen fördern auf jeden Fall die Auswahl.
Wer MintUpdate nicht braucht hat als Alternative z.B. apt-watch, update-notifier oder kann das System täglich mit zwei einfachen Befehlen aktualisieren.

aptitude update
aptitude safe-upgrade

MintWifi war für den Dual Core Rechner nicht notwendig, hilft aber den Frust beim in Betrieb nehmen des WLAN zu mindern.
Dann gab es aber Pakete wie MintNanny, ein kleines Werkzeug für die elterliche Kontrolle, mit dem sich Internetadressen sperren lassen. Für meinen Geschmack ist es noch zu rudimentär und für strenge Eltern kommt sowieso nur das Sperren aller Internetseiten und eine Whitelist in Frage. 😈
MintWelcome und MintUpload sind geschenkt. Hinter letzterem vermutete ich einen Clouddienst oder etwas ähnliches, was sich aber nicht bestätigte. MintBackup ist ebenfalls bestenfalls ein Basisprogramm zum Sichern seiner Daten, wobei schon lange die Möglichkeiten von Keep it simple, über the Debian way bis hin zum vollständigen Festplattenbackup reichen.

Was man wirklich vermisst ist ein Tool wie Ubuntus Jockey, mit dem sich leicht die passenden Treiber für 3D-Beschleunigung installieren lassen. Daran wird aber laut den Mint Entwicklern noch gearbeitet. Die Installation proprietärer Codecs verdankt Mint weniger eigenem Schaffen, sondern deb-multimedia.org, welches seit nun mehr zehn Jahren entsprechende Pakete bereitstellt.
Alles in allem kam ich schließlich zu dem Fazit, dass ich gegenüber einer reinen Debian Testing Installation kaum etwas gewonnen hatte. Wer es bequem mag bleibt bei Ubuntu und wer ein Rolling Release haben möchte nimmt Debian Testing. Findet man Gefallen an einzelnen Mint Paketen lässt man den Verweis auf Linux Mints Repos in der /etc/apt/sources.list einfach stehen, ansonsten kann dieser auch einfach gelöscht werden.
Meiner Meinung nach ist LMDE ein Paradebeispiel dafür, dass Debians Derivate sich besser austauschen müssen, damit Eigenkreationen wie das MintMenu irgendwann auch Eingang in Debian finden, gleichzeitig aber nicht permanent das Rad neu erfunden wird. Ich bleibe daher fürs Erste auch bei meinem reinen Debian Testing.

Linuxdistributionen für Datenrettung und Backup

Glücklich dürfen sich diejenigen schätzen, die niemals einen Hardwaredefekt erlebt haben und plötzlich um ihre Daten bangen mussten. Bei mir ist das zum Glück auch schon Jahre her und auch nur auf einem Testrechner passiert, aber komplett ausschließen lässt es sich leider nie.
Für mich funktioniert bei Backups meine "Keep it simple"-Strategie, doch natürlich gibt es unter Linux auch die Möglichkeit seine gesamte Festplatte oder eine Partition zu klonen und als Image auf einen externen Datenträger zu sichern und noch weitere nützliche Werkzeuge.

Clonezilla


Clonezilla ist eine auf Debian oder Ubuntu basierende Linuxdistribution, deren Zweck es ist Festplattenabbilder zu erzeugen und wiederherzustellen. Darüber hinaus beherrscht Clonezilla die Fähigkeit die Images auf mehrere Rechner gleichzeitig per Multicasting zu übertragen. Für Normalnutzer sicher nicht so wichtig, für große Netzwerke aber sehr effizient und zeitsparend.
Es gibt zwei Versionen. Die auf Debian basierende ist vollständig Open Source inklusive aller im Linuxkernel enthaltenen Firmwaretreiber. Die Ubuntu-Version bietet dafür Unterstützung auch für nicht freie Firmware. 192 MB RAM sind die Mindestvoraussetzung.
Es werden alle wichtigen Dateisysteme für Linux, Windows, MacOS und BSD unterstützt und auch verschlüsselte Festplatten lassen sich mit dem universellen Backup Programm dd klonen.
Die Bedienung ist menügesteuert oder kann zwecks Automatisierung auch kommandozeilenorientiert erfolgen. Auf der offiziellen Seite finden sich Screenshots, die die einzelnen Menüs von Clonezilla zeigen.


Ein schönes Feature ist die Möglichkeit das Backup über SSH, Samba oder NFS zu übertragen. Die Geschwindigkeit beim Backup/Wiederherstellen empfinde ich als sehr hoch, dank Clonezillas Fähigkeit nur tatsächlich belegte Sektoren auszulesen.
Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass mit LUKS verschlüsselte Partitionen nur mit dd gesichert werden können, was viel Zeit in Anspruch nimmt.
Die Sprachunterstützung nimmt weiter zu, Deutsch ist aber noch nicht darunter. Wer sich nicht vor Englisch und ein paar Menüs scheut, findet hier eine hervorragende Open Source Lösung zum Sichern seiner Festplatten.

PartedMagic


PartedMagic ist eine Systemrettungs-CD, deren Schwerpunkt bei Partitionierung, Wiederherstellung und Sicherung von Daten liegt. Um vollständig im RAM zu laufen, werden mindestens 312 MB RAM vorausgesetzt. Der Live Modus mit CD lässt sich aber auch schon mit weniger als 175 MB RAM direkt in eine LXDE Desktopumgebung starten.
Läuft PartedMagic im Hauptspeicher ist die Reaktionszeit aller Programme naturgemäß hervorragend. Dabei bietet PM eine Plethora an Freier Software, die Systeminformationen und Sensordaten ausliest, Daten versucht wiederherzustellen oder dauerhaft zu löschen, die Festplatte zu partitionieren und mit Hilfe des integrierten und weiter oben vorgestellten Clonezilla auch die Möglichkeit hat ganze Festplatten zu klonen.
Des weiteren existiert noch Truecrypt, ein Programm zum Verschlüsseln von Ordnern und Festplatten, welches zwar Freie Software ist, auf Grund der besonderen Lizenz aber nicht bei Debian und Ubuntu integriert ist.
Ebenfalls interessant: Im Bootmenü der Live CD findet sich unter Extras auch SuperGrubDisk oder PlopBootManager.


Dabei bietet PartedMagic noch eine komplette grafische Desktopumgebung mit Browser, Dateimanager, Musikprogramm, Bildbetrachter, Konfigurationswerkzeuge, eine deutsche Sprachumgebung und noch viel mehr.

SystemRescueCD


Ebenfalls als Rettungs-CD konzipiert basiert SystemRescueCD auf Gentoo Linux. Diese stellt ebenso wie PartedMagic eine Reihe von Systemwerkzeugen zur Verfügung um seine Daten bei einem eventuell Schaden zu sichern, die Festplatte neu zu partitionieren oder mittels clamav nach Viren zu durchsuchen.
Eine Übersicht über alle Programme gibt es hier.
Hervorzuheben ist, dass die Dokumentation von SystemRescueCD in Deutsch ist. Gegenüber der PartedMagic CD fehlen aber Clonezilla, SuperGrubDisk oder PlopBootManager, auf die ich für eine Rettungs-CD nicht verzichten mag.


Optisch gefällt mir PartedMagic besser als die SystemRescueCD, aber das soll nicht wirklich ein ausschlaggebendes Kriterium für eine Rettungs-CD sein.

Fazit

Clonezilla ist eine hervorragende Anwendung, wenn es um das Klonen der eigenen Daten geht. Wer gerne sein Linux komplett sichert, auf externen Festplatten abspeichert und jederzeit genauso einfach wiederherstellen möchte, greift zu Clonezilla.

Soll es mehr sein und benötigt man weitere Linuxwerkzeuge zum Modifizieren, Löschen, Wiederherstellen seiner Daten, empfehle ich PartedMagic, das idealerweise schon Clonezilla integriert hat.
Ich konnte die SystemRescueCD zu wenig Testen um ein Urteil fällen zu können. Auf den ersten Blick habe ich keinen Grund gesehen, warum man nicht auch PartedMagic nehmen könnte, vor allem weil hier schon Clonezilla integriert wurde.
Nicht zu vergessen, es gibt natürlich auch noch Grml, dass sich ebenfalls dem Ziel der Datensicherung verschrieben hat.

Peppermint OS in den Wolken

Heute ein kurzer Überblick und Kommentar zu Peppermint OS, einer auf Ubuntu basierenden Linuxdistribution. Der Hauptentwickler von Peppermint OS ist auch gleichzeitig der Verantwortliche für den LXDE-Ableger von LinuxMint, weswegen weder der Name noch die Wahl von LXDE als Desktopumgebung verwundern. Technisch gesehen ist Peppermint sogar ein Fork von Lubuntu, einem weiteren Ubuntu Derivat.


Im Grunde genommen unterscheidet sich das optische Auftreten gar nicht so sehr von meiner Debian-Sid-Installation auf dem Dell Laptop mit Openbox und Lxpanel. LXDE ist auf jeden Fall eine gute Wahl, um die Distribution schnell und ansprechbar zu machen.
Wo liegt nun der Vorteil von Peppermint gegenüber Ubuntu, LinuxMint und jeder anderen Distribution, die auf LXDE setzt?
Peppermints Motto ist die Cloud oder anders ausgedrückt, der Schwerpunkt liegt bei Anwendungen, die nicht auf dem Rechner des Nutzers ausgeführt werden, sondern irgendwo auf einem Internetserver.
Interessant finde ich, dass Peppermint hier gezielt Prism, eine Technologie von Mozilla, einsetzt. Damit lassen sich webbasierte Anwendungen vom Browser trennen und separat auf dem Desktop ausführen. Das macht die Anwendung unabhängiger von bestimmten Browserbugs, ermöglicht aber auch, dass z.B. die mailto: Funktion innerhalb des Browsers nun auch bei webbasierten Diensten wie Google Mail genauso behandelt wird wie bei herkömmlichen Desktopprogrammen.
Es verwundert nicht, dass bekannte Clouddienste oder anders genannt SaaS (Software as a Service) von Google bei Peppermint auftauchen. Google Docs, Google Calendar irgendwann stolpert wohl jeder Mal darüber.
Ein paar weitere Highlights sind Hulu, Fernsehprogramme im Internet, aber leider nur auf Amerika beschränkt. Ebenfalls einen Blick wert ist Seesmic, ein Werkzeug um verschiedenste Soziale Netzwerke direkt vom Desktop oder Mobiltelefonen steuern zu können.
Peppermint bezeichnet sich selbst als leichtgewichtige Distribution und nennt als Mindestvoraussetzung 192 MB RAM. Damit lässt sich tatsächlich die meiste Hardware in Betrieb nehmen, für die wirklich alten Rechner gibt es aber noch genügsamere Alternativen.
Ich persönlich halte die Idee, Cloudanwendungen in den Vordergrund zu stellen, für sehr gut, auch wenn ich persönlich noch nicht jede existierende Anwendung dafür gebrauchen kann.
Ich denke in Zukunft wird Internet-TV eine immer größere Rolle spielen und es wird nur eine Frage der Zeit sein bis Internetverbindung und Angebot so weit fortgeschritten sind, dass klassische Fernseher praktisch überflüssig werden.
Es ist einfach bequemer seine Daten immer und überall verfügbar zu haben. Deswegen werden Dienste für Kalenderapplikationen, Büro, Musik, Video und Onlinespeicherung immer gefragter werden und irgendwann selbstverständlich sein.
Ich glaube, die Frage nach Datenschutzproblemen könnte in Zukunft dadurch behoben werden, dass der einzelne Nutzer irgendwann so mächtig sein wird wie heute ein ganzes Rechenzentrum. Was spricht dagegen, dass irgendwann Speicherkapazität und Internetgeschwindigkeit so groß sein werden, dass private Haushalte ihre Daten spielend leicht selbst global synchron halten können?
Doch bis zu diesem dezentralen Informationszeitalter werden noch ein paar Jahre vergehen. Ich persönlich möchte Dienste wie Dropbox heute nicht mehr missen. Solange es die Möglichkeit gibt sensible Daten zu verschlüsseln, habe ich auch kein Problem damit.
Mein Fazit zu Peppermint OS: Wer Ubuntu oder Lubuntu gut findet und schon heute praktisch alles nur noch in den Wolken macht, sollte sich auf jeden Fall Peppermint OS ansehen.
Wer hier und da nur seine Daten im Internet synchronisiert und auch kein Problem hat, das über den Browser zu machen, wird wahrscheinlich nichts verpassen.
Es bleibt auf jeden Fall spannend welche Technologien in Zukunft Internet und Desktop eins werden lassen.

Ubuntustudio für angehende Videoproduzenten

Auf meiner Suche nach neuen und anderen Linuxdistributionen, musste ich gar nicht so weit in die Ferne schweifen, sondern schaute mir ein paar naheliegende an. Darunter war auch Ubuntustudio, ein Flavor der bekannten Ubuntu-Distribution.
Schon seit längerem interessiere ich mich für Open-Source-Programme für Videoschnitt und -bearbeitung und alle anderen Dinge, die man wohl unter "post production" zusammenfassen kann.
Gerade zu diesem Themenfeld würde ich mir gerne noch mehr Anwendungen und Features für Linux wünschen. Für den Profi, der Final Cut Pro oder ähnliches gewohnt ist, sicher noch kein Grund mit wehenden Fahnen zu wechseln und sein Geschäft auf dieser Software aufzubauen.
Nun würde mir schon ein alltägliches Schnittprogramm mit einigen Optionen für zusätzliche Effekte ausreichen. Pitivi ist als Standardprogramm für solche Zwecke mit GNOME schon nicht schlecht. Ihm fehlt es aber noch an fortgeschrittenen Effekten und Features.
Von Ubuntustudio erwartete ich mir deshalb einen Überblick über das "Wer-ist-Wer" der Linuxprogramme zu diesem Thema.
Ubuntustudio ist nur als alternative Installations-DVD erhältlich. Leider gab es deswegen keine Livevorschau, die ich gerade für ein Ubuntu-Flavor für sinnvoll gehalten hätte. Die Installation unterscheidet sich nur in einem Punkt von der gewohnten, der debian-installer lässt grüßen. Man hat bei der Softwareauswahl die Möglichkeit aus vier Optionen zu wählen, um eine vordefinierte Softwareauswahl für Video- oder Audiobearbeitung zu installieren.


Der Rest der Installation läuft wie gewohnt ab. Das Standardthema für Ubuntu wurde für Ubuntustudio abgewandelt, Hintergrundbild, Icons, Farben und Fensterrahmen sehen anders aus, für meinen Geschmack nicht unbedingt besser.
Da ich mich mehr für Video- als für Audiobearbeitung interessierte, hatte ich auch nur die Pakete hierfür heruntergeladen. Die beiden Screenshots zeigen, was Ubuntustudio bei dieser Auswahl installiert hatte.

Ubuntustudio bringt also die wichtigsten Werkzeuge für die Bildbearbeitung und Veröffentlichung wie GIMP, Inkscape oder Scribus mit, dazu mit Blender ein Vorzeigeprogramm freier Software zum Erstellen und Rendern von 3D-Objekten.
Weniger umfangreich war die Software zur Videobearbeitung. Kino, Stopmotion und Freemix fielen mir da ins Auge. Insgesamt zwar schon ausreichend um seinen eigenen Webfilm nachzubearbeiten, ein Hinweis oder sogar ein kleines Tutorial innerhalb der Distribution, welches Programm für welchen Einsatzzweck sinnvoll ist, hätte Ubuntustudio sicherlich hervorgehoben.
Ich denke Ubuntustudio ist für denjenigen zu empfehlen, der noch nie von den oben aufgezählten Programmen gehört hat und sich erst einmal einen Überblick verschaffen will. Alle anderen könnten auch direkt mit der normalen Ubuntu-Distribution anfangen und sich Schritt für Schritt alle benötigten Programme nachinstallieren.
Gerade für ein Blend oder Flavor halte ich eine Live-DVD für das Sinnvollste. Eine Alternative bietet sicherlich eine Suche nach Linux-Software zum Thema Videobearbeitung, wo man schnell auf Seiten wie List of video editing software bei wikipedia stößt und schließlich auch ein Programm namens Cinelerra entdeckt.
Aufgrund möglicherweise nicht eindeutiger Open-Source-Lizenzen und Urheberschaft befindet sich dieser Videoeditor nicht in den Repositorien von Debian und Ubuntu.
Ich werde mein Glück zuerst einmal mit einigen der Programme versuchen, die auch schon Ubuntustudio ausgewählt hat, sehr wahrscheinlich aber auf das Flavor verzichten und mir mein Ubuntu selbst zusammenstellen.

Drei Live-Distributionen für native Linuxspiele

Auch genervt von dem ewigen Vorurteil "mit Linux kann man nicht spielen"? Lust allen das Gegenteil zu beweisen oder immer eine Handvoll nativer Linuxspiele überall griffbereit zu haben?
Hier sind drei sehr verschiedene Linux-Live-DVDs, die, ohne ein bestehendes Betriebssystem zu beeinflussen, eine einfache Möglichkeit bieten native Linuxspiele auszuprobieren. Alle lassen sich frei und kostenlos mit Bittorrent bei linuxtracker.org herunterladen oder auf den verlinkten Seiten der Macher.

live.linuX-gamers.net

linux-gamers.net ist eine bekannte Größe, wenn es um Spielen mit Linux geht. Meine Erinnerungen bringen einige gute Howtos und viele gute Informationen zu Linuxspielen zu Tage. Scheinbar hat es den eigenen Server irgendwann vergangenen Jahres zerissen und so hat man hat sich entschieden zukünftig in Blogform weiter zu machen.
Der ehemalige Linux-Clan hat sich auch die Mühe gemacht einige der besten nativen Linuxspiele auf einer DVD und einer CD zu veröffentlichen. Mittlerweile ist man bei Version 0.9.6 angekommen.
Die Live-Distribution setzt auf Arch Linux als Basis und wird mit Kernel 2.6.33 ausgeliefert. Die Hardwareerkennung war auf meinem Dual-Core-Rechner hervorragend und nach dem Bootvorgang waren sowohl Netzwerk und Sound als auch die Nvidia-Grafiktreiber eingerichtet.
Sehr gut gefiel mir der Hinweis, dass man die Möglichkeit hat die unfreien Nvidia-Treiber zu installieren und aus welchem Grund die Entwickler denken, dass es wichtig sei diese auf der Live-DVD mitzuführen. Ich denke auch, dass es neue Linuxnutzer abschrecken würde, wenn man im Spielebereich das Installieren der proprietären Treiber nicht unterstützen würde. Insofern hoffe ich aber, dass auch bei 3D-Grafiktreibern irgendwann ein Umdenken bei Nvidia und ATI einsetzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, steigt eher mit der Anzahl zufriedener Linuxnutzer.
Nach dem Start von X begrüßt ein aufgeräumter Desktop mit Blackbox als Fenstermanager und wbar als Schnellstartleisten. In der DVD-Version befinden sich Spiele, die mehr Speicherplatz benötigen, am oberen Rand. Konsequenterweise fehlt deswegen diese Leiste mitsamt den Spielen auf der CD.
Die rechte Leiste bietet schnellen Zugriff auf die wichtigsten "Sekundärprogramme" jedes Gamers. Xchat für den IRC, Mumble für VoIP, Netzwerk- und Soundeinstellungen, ein schlanker Webkit-Browser (Arora) und natürlich der Terminalemulator.
Da alles schon out-of-the-box funktioniert, kann man sofort mit seinen Lieblingsspielen loslegen. Die Palette reicht vom 3D-Actionspiel, über Strategie- und Arcade- bis hin zu Geschicklichkeitsspielen. Die vollständige Liste gibt es hier.
Es werden mindestens 512 MB RAM und eine 3D-Grafikkarte empfohlen. Die lite Version als CD enthält außerdem nur jugendfreie Spiele.

Supreme Super Gamer 2

Wer fühlt sich bei diesem Namen nicht sofort ein bisschen elitär? 🙄 supergamer.org hat nicht nur eine, sondern Anwendungen für zwei DVDs auf seine 7,8 GB große Dual-Layer-DVD-Distribution gepackt.
Als Basis für die Live-DVD wird Vector Linux mit dem Kernel 2.6.27 verwendet. Nach der Hardwareerkennung musste ich als root zuerst einmal das Programm vasm ausführen, welches mit einer Autokonfiguration dann alle notwendigen Einstellungen vorgenommen hat. Danach genügt es zum Standardnutzer zurück zu wechseln und startx in die Konsole einzugeben.
Die Supergamer-DVD bietet in etwa den gleichen Spieleumfang wie die linux-gamers.net DVD, darüber hinaus aber noch einige proprietäre 3D-Shooter oder Demos mit nativem Linuxclient.
Als Desktopumgebung wurde Xfce gewählt. Zusätzlich hat man noch viele zusätzliche Programme wie Gimp, Audacity, Openoffice, Azureus oder das Brennprogramm k3b mit auf die DVD gepackt, die ich ehrlich gesagt bei einer Live-Distribution für Linuxspiele für überflüssig halte. Eine Liste mit allen Spielen gibt es hier.

Sabayon Linux 5.4 Xmas Gaming Edition


Sabayon ist eine auf Gentoo basierende Linuxdistribution. Pünktlich zu Weihnachten 2010 erschien eine Gaming Edition mit Gnome Desktopumgebung.
Die Live-DVD lässt sich in einer 32 und 64 bit Version herunterladen. Von Haus aus läuft der 2.6.36 Linux Kernel. Die Hardwareerkennung verlief problemlos. Für einen reibungslosen Spielebetrieb sollte man mindestens 512 MB besser 1 GB und eine 3D Graka mitbringen.
An der Sabayon-DVD gefällt mir das ansprechende Design und das im Gegensatz zu der Supergamer-DVD nicht mit der Installation von zusätzlichen Anwendungen übertrieben wurde.
Die Spiele-Icons sind deutlich sichtbar auf dem Desktop platziert. Zusätzlich dazu gibt es alle Komfortprogramme und Einstellungen der Gnome-Desktopumgebung. Wenn einem Sabayon gefällt, ist es auch möglich die gesamte Gaming Edition auf die Festplatte zu installieren.

Fazit

Wie man schon unschwer am Text erkennen kann, hat mich am meisten die linux-gamers.net Live-CD/DVD begeistert. Als einzige bietet sie auch die Möglichkeit auf etwas betagteren Rechnern mit CD-Laufwerk ausgeführt zu werden. Die Entscheidung nur die wichtigsten Hilfsprogramme zu installieren, eine schlanke Desktopumgebung einzusetzen und sich dabei voll auf das Wesentliche, gute Spiele, zu konzentrieren, ist meiner Meinung nach der richtige Ansatz für eine gute Live-Distribution für Linuxspiele.
Die Sabayon 5.4 Gaming Edition macht einen schicken Eindruck und lässt sich zusätzlich auch gleich sofort auf die Festplatte installieren, wobei ich das für eine Spiele-Live-DVD nicht für so wichtig halte. Es hätten meiner Meinung nach noch mehr gute Spiele installiert sein können, Gnome Games ist sicher nicht schlecht, aber auch in dieser Beziehung hat die linux-gamers-DVD die bessere Auswahl getroffen. Die Gaming Edition scheint mir daher eher ein normales Sabayon Release + ein paar bekannte Linuxspiele zu sein.
Die Supreme-Super-Gamer-2-Dual-Layer-DVD (uff) hat bei bei weitem die meisten Anwendungen, ist aber nicht unbedingt mein Linux-Gaming-Ideal. Sie schleppt eindeutig zu viel Ballast mit herum, den eine Spiele-DVD nicht braucht. Dafür bietet sie im Gegensatz zu den anderen beiden noch ein paar zusätzliche Spiele wie z.B. die Quake4 Demo, die bei den anderen beiden nicht zu finden sind.
Leider hat es bei allen für mehr als einen kurzen Blick nicht gereicht. Hervorzuheben ist die live.linux-gamers.net-CD/DVD. Danach würde ich mit der Gaming Edition von Sabayon 5.4 weitermachen und schließlich, wenn noch Zeit ist, der Supreme Super Gamers 2 eine Chance geben.
Bleibt noch zu sagen: hf & gl 🙂

Noch ein paar Bilder zu KolibriOS

Das Erstellen einer Fat32-Partition war zwar schwieriger als gedacht, aber nach etwas resize2fs-Magie nicht unmöglich. KolibriOS lässt sich auf meinem Toshiba220cs nun über GRUB starten und das Abspeichern der Konfiguration oder Sichern von Screenshots ist mit der neuen Fat32-Partition auch kein Problem mehr.

KolibriOS bringt einige Systemprogramme mit, die wertvolle Informationen über Speicherverbrauch, CPU und Mainboard herauslesen können. Für manche Infos sollte man aber zumindest grundlegende Kenntnisse in Binärsprache und Hex-Schreibweise haben. 🙂
Bei den insgesamt nur 16 MB RAM des Toshiba Satellite ist es nicht möglich jedes Programm gleichzeitig auszuführen, vor allem da das gesamte Betriebssystem im RAM läuft (dies aber schon ab 8 MB). KolibriOS verweigert dann einfach das Starten. Da einige der mitgelieferten Spiele mehr RAM benötigen, lässt sich nur die Hälfte von ihnen auf dem alten Laptop spielen.

Einige der Programme imitieren das Aussehen von bekannten Anwendungen aus der Windows- oder Linuxwelt. Augenscheinlich haben es Winamp und der Midnight Commander geschafft in Assembler portiert zu werden. 😉 Mit dem CD-Player hatte ich bisher noch keinen Erfolg, da das Device nicht erkannt wird.
Es handelt sich übrigens um einen DVD-Brenner, den der Vorbesitzer anstelle des ursprünglichen CD-Laufwerks eingebaut hatte. Zumindest unter Slitaz hat eine Audio-CD schon Töne von sich gegeben.
Eine schicke Besonderheit sind die vielen Demos von KolibriOS, die verschiedene Grafikfeatures oder bekannte Gimmicks wie die "rollenden Augen" repräsentieren. Ohne Scherz, es gibt sogar die Möglichkeit Quake mit KolibriOS zu spielen.
Was gut funktioniert ist auf jeden Fall das Screenshot-Programm und der ImageViewer, mit dem sich die Schnappschüsse auch sofort anschauen lassen.
Zumindest mit dem Inspiron 4000 ist es mir gelungen auch eine Netzwerkverbindung herzustellen, da die Netzwerkkarte von KolibriOS unterstützt wird. Der Versuch, mit dem IRC Client sich zum Kolibri-Server zu verbinden, wurde leider abgelehnt und auch irc.debian.org wies die Anfrage zurück.
Der HTML-Viewer ist tatsächlich nur ein Betrachter und kein vollwertiger Firefox-Ersatz. Zumindest www.kolibrios.org lässt sich damit problemlos darstellen. 🙂
In Sachen Benutzerfreundlichkeit könnte das ein oder andere Programm sicher noch optimiert werden, obwohl so etwas einfach nur das Sahnehäubchen in einem komplett in Assembler programmierten Betriebssystem wäre. Vielleicht muss sich der ein oder andere Thunderbird-Benutzer bei der Bedienung des POP-Mail Clients aber umstellen. 😛

KolibriOS hat noch mehr Programme zu bieten und ich kann immer noch nicht behaupten, wirklich jeden Aspekt vollkommen getestet zu haben. Für ein Betriebssystem, dass auf eine 1,44 MB Floppy passt, ist KolibriOS schon jetzt unglaublich.
Wer sich soviel Festplattenspeicher leisten kann und sich nicht scheut, entweder Qemu oder einen Booteintrag in GRUB vorzunehmen, der hat ab sofort ein neues in Assembler programmiertes Zweitsystem, dass es in dieser kompakten Form sicher kaum ein zweites Mal gibt.