Hier ist ein weiterer Artikel zum Thema Aufräumen mit Debian und Ubuntu, der sich an den letzten Artikel nahtlos anschließt. Raphaël Hertzog hat in seinem englischen Blog daraus eine kleine Serie gemacht, die ich so interessant fand, dass ich sie in Deutsch hier festhalten wollte.
In diesem Fall geht es um automatisch installierte Pakete und wie man sie wieder loswerden kann.
Jeder kennt das sicherlich bei Debian und Ubuntu, wenn man apt-get oder aptitude benutzt und folgende Ausgabe im Terminal zu sehen ist.
apt-get install claws-mail
Paketlisten werden gelesen... Fertig
Abhängigkeitsbaum wird aufgebaut
Statusinformationen werden eingelesen... Fertig
Die folgenden zusätzlichen Pakete werden installiert:
claws-mail-i18n libcompfaceg1 libetpan15 libpisock9
Vorgeschlagene Pakete:
claws-mail-doc gedit kwrite mousepad nedit claws-mail-tools jpilot pilot-link kpilot gnome-pilot evolution sylpheed
Die folgenden NEUEN Pakete werden installiert:
claws-mail claws-mail-i18n libcompfaceg1 libetpan15 libpisock9
0 aktualisiert, 5 neu installiert, 0 zu entfernen und 2 nicht aktualisiert.
Es müssen 4.356 kB an Archiven heruntergeladen werden.
Nach dieser Operation werden 11,3 MB Plattenplatz zusätzlich benutzt.
Möchten Sie fortfahren [J/n]?
Die "folgenden zusätzlichen Pakete" sind die automatisch installierten Pakete, die man zwar nicht explizit installieren wollte, die aber notwendig sind, damit das ursprüngliche Programm, claws-mail, reibungslos funktioniert.
Aptitude stellt für diese Pakete ein Extrafeld zur Verfügung.
Mit aptitude show claws-mail-i18n
findet man z.B.
Automatically installed: yes
Je nachdem welches Frontend man bevorzugt, kann man entweder mit
apt-mark showauto
oder
aptitude search ~M
automatisch installierte Pakete finden. Während aptitude diese zusätzlich installierten Pakete mit aptitude remove claws-mail
oder aptitude purge claws-mail
entfernen würde, benachrichtigt apt-get einem nur über diese Möglichkeit. Tatsächlich muss man noch apt-get autoremove
ausführen, damit apt-get diese automatisch installierten Pakete wieder entfernt.
Der Trick mit diesem Feature ist der folgende. Man kann zum einen Software als automatisch installiert markieren.
apt-mark markauto cmus
oder
aptitude markauto cmus
Damit erkennt der Paketmanager, dass diese Pakete nicht mehr gebraucht werden, sofern kein weiteres Paket mehr davon abhängt. Auf meinem System würde der letzte Befehl z.B. sofort zur Deinstallation von cmus führen.
Häufiger hingegen kommt es vor, dass plötzlich ganze Desktopumgebungen deinstalliert werden sollen, wenn man nur daran interessiert ist Teile der Gnome-Desktopumgebung zu entfernen.
Der "Trick" besteht auch hier darin, dem Paketmanager zu signalisieren, was man behalten möchte und was nicht. Stellt man fest, dass Metapakete oder wichtige Software wie gnome-session oder gnome-shell entfernt werden sollen, kann man mit
apt-mark unmarkauto gnome-session gnome-shell
oder
aptitude unmarkauto gnome-session gnome-shell
dem System deutlich machen, dass man diese Pakete behalten möchte. Mit dieser Methode lässt sich gezielt automatisch installierte Software entfernen, ohne dass die ganze Distribution dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird.
Zusammen mit den weiteren Hilfsmittel ist das eine gute Ausgangsbasis sein Debian minimal und sauber zu halten.
Danke, nach genau diesen Tipps habe ich schon lange gesucht :-)!
Gern geschehen. 🙂