Es klingt schon verrückt. Wie kann man eine Distribution, deren komplette Live-CD nur 78 MB im RAM einnimmt und selbst als slitaz-base in der Minimalinstallation gerade einmal 30 MB auf der Festplatte belegt, noch weiter optimieren? Stimmt, geht fast gar nicht. Folgende Optionen könnten dennoch interessant sein.
Framebuffer aktivieren
Für alle, die gerne auf der Konsole arbeiten oder sogar müssen, sollte zuerst der Framebuffer aktiviert werden. Slitaz nutzt noch Grub Legacy, weshalb man diese Einstellung leicht in der /boot/grub/menu.lst vornehmen kann. An die kernel Zeile muss noch vga=788 angehängt werden um eine Auflösung von 800x600x16 zu erreichen. Mehr ist leider mit dem Toshiba Satellite 220cs nicht drin. Slitaz lädt daraufhin automatisch den Kernel Treiber fbdev.
kernel /boot/vmlinuz-2.6.30.6-slitaz root=/dev/hda2 vga=788
Die folgende Tabelle verrät die weiteren Einstellungen für den Framebuffer.
Farbtiefe | 640x480 | 800x600 | 1024x768 | 1280x1024 | 1400x1050 | 1600x1200 |
8 (256) | 769 | 771 | 773 | 775 | ||
15 (32K) | 784 | 787 | 790 | 793 | ||
16 (65K) | 785 | 788 | 791 | 794 | 834 | 884 |
24 (16M) | 786 | 789 | 792 | 795 |
Für Grub2 lässt sich diese Methode auch in /etc/default/grub benutzen und an GRUB_CMDLINE_LINUX anhängen. Aber Vorsicht diese Option ist überholt und könnte irgendwann ganz abgeschafft werden. Deswegen sollte man auch die Alternative GRUB_GFXMODE ausprobieren.
GRUB_GFXMODE=800x600x16
GRUB_GFXPAYLOAD_LINUX=keep
Um die Änderungen dauerhaft zu machen, muss noch
grub-mkconfig -o /boot/grub/grub.cfg
ausgeführt werden. Mehr Infos hierzu gibt es auch im englischen ArchWiki.
Fast Boot
Slitaz bringt eine Option "Fast Boot" mit, welche sich in der zentralen Konfigurationsdatei /etc/rcS.conf einstellen lässt. Einfach editieren und
FAST_BOOT_X="yes"
eintragen und dbus, hald und slim in RUN_DAEMONS entfernen.
Für die meisten sollte das eine deutliche Verbesserung bei der Bootzeit bringen. Für meinen 220cs sind das immer noch 25 Sekunden, aber für einen 15 Jahre alten Laptop mit einer 4200rpm Festplatte immer noch ein guter Wert. Vollkommen ausreichend für meine Zwecke 😉
Systemuhr synchronisieren
Für Laptop Oldies nicht ganz unwichtig: Die Systemzeit muss angepasst werden. Meistens sind die Batterien hoffnungslos am Ende, weswegen der Zeitabgleich mit einem Server im Internet sinnvoll ist.
Slitaz bringt hier das superkleine Programm ntpclient mit. Um die Systemzeit zu aktualisieren einfach
ntpclient -s -h pool.ntp.org
im Terminal eingeben und danach eine ausführbare Datei der Wahl mit diesem Befehl anlegen und beim Booten ausführen lassen.
Für Debian heißt die Alternative ntpdate.
Virtuelle Terminals reduzieren
Um wertvollen RAM frei zu machen, lohnt es sich die Anzahl der virtuellen Terminals tty in /etc/inittab zu reduzieren.
tty1::respawn:/sbin/getty 38400 tty1
In solcher Form finden sich mehrere Zeilen in der inittab. Für die Arbeit mit der Konsole reichen mir tty1 und tty2 und screen. Den Rest einfach mit der # kommentieren.
Das gleiche gilt auch für Arbeitsflächen in einer grafischen Umgebung. Meistens sind zwei Arbeitsflächen ausreichend.
Die richtigen Programme installieren
Slitaz hat schon eine sehr gute Auswahl für leichtgewichtige Software getroffen. Ich bezweifle, dass man auf einem Rechner mit mehr als 256 MB RAM überhaupt in Verlegenheit kommt oft über Alternativen nachzudenken. 🙂
Für den Satellite 220cs und für wirkliche RAM-Krücken zählt aber oft noch jedes KB an Speicher. Es klingt vielleicht merkwürdig bei Konsolenprogrammen, aber bei mir hat schon der Wechsel des Textbrowsers von elinks zu retawq geholfen.
Es muss aber nicht immer nur eine einzelne Anwendung sein. Auch der Wechsel des Fenstermanagers kann schon entscheidende Verbesserungen bringen. Für alle, die X benutzen aber einen Rechner mit wenig RAM besitzen (<=64 MB), könnte schon der Wechsel von Openbox auf DWM einiges herausholen. Grafische Programme mit Konsolenprogrammen austauschen ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. Wie so oft, die Mischung machts.