Drei Openbox-Distributionen kurz vorgestellt

Die Zeit fliegt im Moment, weswegen ich auf eine ausführlichere Vorstellung verzichten muss. Hier sind drei Linuxdistributionen, die sich älterer Hardware und einem ressourcensparenden Setup verschrieben haben, ohne dabei aber auf notwendige und sinnvolle Anwendungen verzichten zu wollen. CTKArch und Madbox habe ich seit Mai diesen Jahres auf meiner Liste als ich zum ersten Mal bei Kmandla über beide gelesen habe. WattOS geisterte als Name sogar noch länger umher, weswegen ich die Gelegenheit ergriffen habe das Ubuntu-Derivat mit den anderen beiden gemeinsam vorzustellen.

Was mir sofort an CTKArch gefallen hat, war die ehrliche und bescheidene Äußerung des Machers, dass CTKArch ein Setup von ArchLinux sei und keine Distribution, obwohl das kleine Projekt mittlerweile sogar schon auf distrowatch.com auftaucht. Viele andere fangen gerne damit an jeden Klon mit ein paar geänderten vorinstallierten Softwarepaketen als eigenständige Distribution zu bejubeln. Auf der anderen Seite entstehen viele neue Linuxideen genau auf diese Art und Weise. Man möchte selbst herausfinden wie eine Live-CD erstellt wird und nimmt sich eine andere Distribution als Vorlage. Bei CTKArch war es ähnlich und nach und nach entstand so seit 2009 eine eigenständige Live-CD auf Basis von ArchLinux und dem flexibel konfigurierbaren Openbox-Fenstermanager. Standardmäßig werden aber nur Französisch und Englisch als Systemsprache unterstützt.
Mir gefällt das ansprechende Design des Desktops und das man mit einem simplen Mausklick zwischen dunklem und hellem Thema wechseln kann. Ob es das FBPanel oder Tint2 als Panel sein soll, lässt sich ebenso leicht mit einem Mausklick festlegen. Für die wichtigsten Anwendungsfälle gibt es jeweils genau ein mitgeliefertes Programm und das Ganze lässt sich mit einem Textinstaller auch auf eine Festplatte installieren. Alles in allem macht CTKArch mit nur 50 MB Speicherauslastung nach dem Booten einen guten Eindruck und scheint mir der richtige Startpunkt zu sein, wenn man sich Zeit und Mühe ersparen möchte eine Openbox-Desktopumgebung auf Basis von Arch Linux selbst zusammenzustellen.

Madbox ist ebenfalls eine mit dem Fenstermanager Openbox vorkonfigurierte Distribution, die aber Ubuntu als Unterbau gewählt hat. Deutsch sucht man beim Start von der Live-CD ebenfalls vergeblich, auch hier ist Französisch und Englisch Trumpf und selbst die deutsche qwertz Tastatur muss man manuell einrichten. Was mir wirklich gut gefällt ist das ansprechende Design und das AdeskBar Panel am oberen Bildschirmrand. Scheinbar gibt es noch kein eigenständiges Debianpaket hierfür, aber zumindest auf Launchpad gibt es schon ein Repo. Gegenüber CTKArch vermisse ich ein paar interessante Ideen für das Openbox-Menü und ebenso einige vorinstallierte Programme. Vom reinen Speicherverbrauch her liegt Madbox mit ca. 100 MB zwischen CTKArch und WattOS nach dem Login.
Scheinbar gibt es bisher noch keine neuere Version von Madbox als die auf Ubuntu 10.10 basierende. Was mir aber auf jeden Fall fehlt ist ein wenig mehr Dokumentation und Information zu diesem schicken Ubuntu-Setup. Selbst die Links auf der offiziellen Homepage führen leider nicht zum Ziel.

WattOS ist eine auf Ubuntu basierende Distribution, deren Ziel es ist auf älteren Rechnern reaktionsfreudig und ressourcensparend zu bleiben und damit konsequenterweise auch weniger Strom zu verbrauchen, weshalb der amerikanische Hauptentwickler sich James Watt als Namensgeber augesucht hat.
In vielen Aspekten erinnert mich WattOS an Lubuntu. Gleicher Systemkern, LXDE als Desktopumgebung mit Openbox als Fenstermanager und klassisches LXPanel am unteren Bildschirmrand. Die größten Unterschiede: Anderes Standarddesign und Änderungen bei der Softwarevorauswahl. Insbesondere fielen mir fotoxx, ein Foto- und Bildeditor, rednotebook, eine Art Notizheft mit Kalenderfunktion ähnlich wie Tomboy und foobnix, ein Programm zum Musikhören, auf.
WattOS hat einen ähnlichen Ressourcenverbrauch wie Lubuntu, womit selbst ältere Computer problemlos funktionieren sollten. In Sachen Effizienz existieren aber noch bessere Alternativen. Das Projekt ist relativ klein und durch die Fokussierung auf ältere Rechner wird auch nur i386 als Architektur unterstützt. Etwas enttäuschend fand ich, dass es keine Auswahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Sprachen und Lokalisierungen beim Systemstart gegeben hat und man auch in der Live-Umgebung vergeblich nach offensichtlichen Einstellungsmöglichkeiten sucht.
Die Softwareauswahl war im Großen und Ganzen angemessen und ein paar unbekannte und interessante Alternativen waren dabei. Ob Firefox wirklich die sinnvollste Voreinstellung für Rechner mit weniger als 256 MB RAM ist sei dahingestellt.
Nach wie vor gefällt mir Crunchbang mit seinem ausgefeilten Openbox-Menü und den vielen sinnvollen und guten Voreinstellungen am besten. Auch wenn die hier vorgestellten Linuxdistributionen teilweise wirklich gute Ideen mitbringen, schätze ich Crunchbang als Gesamtpaket weiterhin höher ein. Auf jeden Fall zeigen alle, dass es kein Hexenwerk ist sein eigenes Linux zu erstellen und führen noch einmal vor Augen, dass die Kombination von Basisapplikationen und einem ausgefeilten Fenstermanager jeden noch so alten Rechner weiterhin produktiv sein lassen.

3 Replies to “Drei Openbox-Distributionen kurz vorgestellt”

  1. Auch toll ist natürlich Crunchbang Linux.
    Die einzige OpenBox-Distri die ich mir mal etwas länger angeschaut habe ist ArchBang. Nicht viel mehr als ein Arch mit einem Crunchbang-ähnlichen Design, dazu ein paar schlanke Anwendungen. Ich hätte es auch behalten, wenn es auf meiner Hardware nicht so viele Probleme gemacht hätte.
    Ansonsten bietet auch Salix OS eine Fluxbox-Variante an. Da weiß ich aber nicht wie weit dies mit Openbox vergleichbar ist. Auf jedenfall macht diese Distri Spaß und ist leicht zu bedienen (für ein Slackware ;-)), nur ist es etwas gewöhnungsbedürftig, das Abhängigkeiten dem gewünschten Programm gleichberechtigt sind und sich nicht automatisch deinstallieren lassen. Soll wohl nach dem KISS-Prinzip sein und gehört bei Slackware halt einfach dazu. 😀

  2. Crunchbang habe ich schon beleuchtet. 🙂
    Zu Slackware und Salix kann ich im Moment noch nichts sagen, verspreche aber sie mir anzusehen, genauso wie Semplice Linux und die anderen Vorschläge, die Ikem gemacht hat. Ich werde wohl aber die Texte dazu in Zukunft etwas kürzer halten, es sei denn die Distributionen sind wirklich herausragend.
    Danke für den Kommentar. 🙂

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