Anonymität, Vertrauen und Sicherheit: Wörter, die immer wieder Emotionen im Zusammenhang mit dem Internet hervorrufen. Ich möchte auf SSH, https oder GnuPG nicht mehr verzichten, wobei letzteres nicht nur Dropbox sicherer macht.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch übertriebene Reaktionen, wenn in Zusammenhang mit jedem neuen Internetangebot gleich das Ende der informationellen Selbstbestimmung und des Datenschutzes herbeigeredet wird.
Ich habe kein Problem damit, dass Suchbegriffe gespeichert und analysiert werden, damit informativere Seiteninhalte generiert werden und man einen besseren Überblick darüber erhält, was die Leute eigentlich interessiert und was nicht - solange dies anonym geschieht.
Das Problem ist die Verknüpfung der IP des Nutzers mit diesen Informationen, die für das obige Beispiel irrelevant sind, mit dem sich aber leicht persönliche Profile anlegen und letztendlich auch über den ISP zurückverfolgen lassen.
Am anderen Ende wird die Ansicht vertreten, dass man als anständiger Bürger nichts im Internet zu befürchten habe. Leider schert das den "Mann in der Mitte" oder etwas wie Echelon wenig. Unverschlüsselte Daten können mit entsprechendem technischen Know-How und Aufwand immer und überall eingesehen werden.
Jeder würde sofort Sturm laufen, wenn die Post jeden Brief öffnen und kopieren würde, doch niemand stört sich daran, dass jede Email offen einsehbar verschickt wird.
Was kann man also tun? Auf jeden Fall ein gesundes Maß an Misstrauen entwickeln, ohne dabei in Hysterie zu geraten, in die manche Medien gerne verfallen. Gerade zur Thematik von Anonymität und Sicherheit im Netz gibt es spezielle Linuxdistributionen, die sich mit dem Thema beschäftigen.
Eine davon heißt Tails, The Amnesic Incognito Live System, welches auf Debians Live-Projekt basiert. Tails bringt einem vor allem das Tor Netzwerk näher, mit dem es möglich ist anonym im Internet zu surfen und i2p. Während i2p ein Projekt ist, welches versucht ein komplett anonymes und sicheres Netzwerk zu erschaffen, welches unabhängig vom heutigen Internet ist, konzentriert sich Tor darauf Anonymität im Internet zu erzeugen, indem Informationen zwischen Client und Server durch das Tor-Netzwerk geleitet werden und dadurch am Ende nicht mehr feststellbar ist, wer der ursprüngliche Absender war.
Tails lässt sich als Live-CD, per USB oder in Virtualbox ausprobieren. Nach dem Einloggen startet sofort Iceweasel (Firefox) mit dem installierten Addon Torbutton, mit dem das Aktivieren von Tor ein 1-Klick-Erlebnis ist.
Anwendungen in Tails sind schon so konfiguriert, dass Daten durch das Tor Netzwerk geleitet werden. So lässt sich zum Beispiel anonym im IRC mit Pidgin chatten. Sowohl die Tor als auch Tails Webseite weisen darauf hin, dass es keine perfekte Anonymität gibt und vieles davon abhängt, welche Anwendungen man nutzt bzw. besser nicht nutzen sollte.
Zum Sensibilisieren für das Thema Sicherheit und Anonymität im Internet und als Denkanstoß, ist Tails auf jeden Fall einen Blick wert.
2 Replies to “Anonymität im Netz mit Tails”