Genug mit dem Blogurlaub. Bevor ich das Schreiben ganz verlerne, mache ich meine Antwort zu einer E-Mail kurzerhand öffentlich und versuche ein paar nützliche Links und Hilfsmittel anzuschneiden, mit denen ihr erkennen könnt, ob etwas mit eurem Lieblingspaket nicht stimmt und wie ihr vielleicht sogar dabei helfen könnt, damit sich die Lage wieder etwas aufhellt.
Vor kurzem erhielt ich per Mail die Anfrage, wie ich es mit Xarchiver halten würde. Vor einigen Jahren, einige erinnern sich sicherlich noch, war das immerhin das Standardprogramm von Xfce, wenn es um das Archivieren bzw. Komprimieren von Dateien und Verzeichnissen ging, auch wenn es eine Zeitlang mit Squeeze konkurrierte.
Beide Programme sind ein wenig in der Versenkung verschwunden, weil sie schon seit längerem von Xfce nicht mehr beworben werden. Xarchiver steckt seit 2009 in einer Art Winterschlaf und solange niemand die Entwicklung erneut aufnimmt, wird dies auch weiterhin so bleiben. Jedoch ist es im Grunde genommen gar nicht so schlecht um dieses Programm bestellt und es erfreut sich nach wie vor einer großen Anzahl von Nutzern.
Die Diagnose
Wie bei den meisten Programmen gibt es auch bei Xarchiver ein paar Bugs. Das stellt sich z.B. so dar, dass man mitunter eine böse Überraschung erlebt, wenn man versucht 7z-Archive zu öffnen und das Programm dabei abstürzt. Die Bugs #665642 und #551468 erzählen davon und auch auf Launchpad sammeln sich die Fehlerberichte.
In Ubuntu liefert die Paketübersicht den ersten Hinweis darauf, wie es um das Paket bestellt ist. Neben dem Link zu den Fehlerberichten ist vor allem interessant zu wissen, dass Xarchiver von den Ubuntu MOTU (Master of the Universe ;)) Entwicklern betreut wird, jedoch wie die meisten Ubuntu-Pakete ursprünglich vom Debian-Projekt stammt und dort einen Maintainer besitzt, der sich in der Regel auch darum kümmert.
Für Debian gibt es eine ganz ähnliche Paketübersicht wie bei Ubuntu, jedoch mit einem besonderen Bonus, Debians Package Tracking System (PTS). In dieser Übersicht erkennt man oft schon mit einem Blick wie es um das Paket bestellt ist.
Bei Xarchiver fällt auf, dass der letzte Upload vor mehr als drei Jahren stattfand, was man unter der Rubrik News schnell erkennen kann. Auf der linken Seite befinden sich die allgemeinen Angaben zum Paket, den Versionen und wer der aktuelle Betreuer ist. Rechts wiederum ist die Kurzübersicht zu den Fehlern unterteilt nach Schweregrad. Viele nützliche Links befinden sich darunter. Insbesondere der Bericht von Lintian über festgestellte Paketfehler macht oft deutlich wie es um die inneren Werte des Pakets steht.
Als Indikator für die Popularität des Pakets dient hingegen der sogenannte Popcon-Wert. Debian bietet hier gegenüber der Ubuntu-Variante ein paar nette Graphen, die Aufschluss über die Benutzerentwicklung geben. Der Trend bei Xarchiver zeigt klar nach oben und mit mehr als 6000 installierten Anwendungen, das sind immerhin 5% aller eingereichten Berichte, ist Xarchiver für eine optionale Anwendung ziemlich begehrt.
Wäre das Paket "verwaist" oder würde der Betreuer nach einem Nachfolger suchen, gäbe es unter Todo einen weiteren Link, der auf den entsprechenden Fehlerbericht zeigen würde. Da dies nicht der Fall ist, kann man nur zum Schluss kommen, dass das Paket aktuell nicht betreut wird, jedoch auch kein Nachfolger gesucht wird, Fehler aufweist, von denen sich einige beseitigen lassen und das ganze Paket ziemlich populär ist. Auf der anderen Seite stagniert die Entwicklung seit mehr als drei Jahren, weswegen der Paketbetreuer auf jeden Fall auf Mithilfe angewiesen ist, wenn er nicht gleich selbst der neue Entwickler von Xarchiver werden möchte.
In so einem Fall würde ich also den Patch für den 7z-Bug, den es tatsächlich schon gibt, an den Fehlerbericht anhängen und freundlich anfragen, ob das Paket weiterhin noch betreut wird. In der Regel sollte man danach:
- Zwei Wochen warten, dann noch einmal nachfragen.
- Nach einem Monat einen Blick auf diese Seite werfen und den Links zur Debian-Mailingliste für Qualitätssicherung und dem hauseigenen IRC-Channel folgen und das Problem dort ansprechen.
In der Regel wird das Paket spätestens dann für neue interessierte Betreuer freigegeben. Der Vorgang könnte meiner Meinung nach etwas einfacher sein und zur Zeit gibt es tatsächlich eine aktive Diskussion darüber diesen Prozess durch einen Fehlerbericht einzuleiten. Dieser kann dann von jedem Nutzer eingereicht werden, jedoch nur von Debianentwicklern bestätigt werden, wonach das Paket für einen Nachfolger freigegeben wird. Das Ganze ist noch nicht spruchreif, wird aber mit etwas Glück in den nächsten Monaten vorgestellt werden.
Fazit
Oft spielen wie immer mehrere Faktoren zusammen. Die Entwicklung des Programms ist eingeschlafen, der Paketbetreuer scheint in Urlaub zu sein und am eigenen PC fragt man sich nur, woran hängt es eigentlich. Das Paketverfolgungssystem von Debian bietet die wichtigsten Infos auf einen Blick und danach kann man dann entscheiden, ob man Zeit in die Fehlerbeseitigung investieren möchte oder doch lieber zu einer Alternative greift.