Vor ein paar Wochen war es endlich soweit und ich betätigte mich zum ersten Mal als Spieleentwickler oder besser Ersetzer-von-unfreien-Spieleinhalten. Mein Ansporn war ein rundenbasiertes Strategiespiel namens LGeneral, dessen Vorbild die "ältere" Generation vielleicht noch als Panzer General kennt. Das Spiel hat mich dazu gebracht diverse Leute zu kontaktieren, eine Reise in die Vergangenheit anzutreten und LGeneral für Debian schließlich wiederzubeleben.
Das Spiel ist sicher einen Extraartikel wert, deswegen wollte ich heute nur zeigen wie man ein häufig auftretendes Problem bei freien Spielen lösen kann. Das Ersetzen von unfreien Inhalten durch eben freie.
LGenerals Spielengine ist in C programmiert und unter der GPL-2 lizenziert, der Spielinhalt selbst wird jedoch aus dem kommerziellen Spiel "Panzer General" in das native Format von LGeneral mittels eines Konverters umgewandelt, so dass die alten Kampagnen und Szenarios spielbar bleiben. Die Community geht davon aus, dass der Publisher von Panzer General mittlerweile das Interesse an dem Spiel verloren hat und es nun als "Abandonware" verfügbar ist, also ungefähr so wie vom Laster gefallen.
Wie ihr euch sicher denken könnt, sieht das Debian etwas anders, weswegen das Spiel bis heute nur in der contrib-Sektion verfügbar ist und der Spielinhalt es nicht einmal nach non-free schafft. Als ich mich dem Spiel angenommen habe, schwor ich mir zumindest die Spielengine zukunftssicher zu machen und die dort verwendeten Sounds und Bilder aus Panzer General zu ersetzen und zu verändern.
Eine mögliche Quelle für freie Klänge und Geräusche findet sich z.B. bei freesound.org.
Ich musste eine Reihe von Geräuschen ersetzen, die alle selten länger als 2-3 Sekunden andauerten. Darunter waren die Propeller- und Turbinengeräusche eines Flugzeugs, ein fahrendes Auto und das typische Heranschwappen von Wellen.
Wenn man bei freesound.org z.B. den Suchbegriff "sea" eingibt, findet man als ersten Treffer eine hervorragende und kristallklare Aufnahme von Wellengeräuschen, oceanwavecrushing.wav, die an einem dänischen Fjord aufgenommen worden ist. Es brach mir fast das Herz diese Aufnahme zu zerstückeln und in die gleiche Soundqualität wie bei LGeneral zu überführen, aber das Ergebnis kam dem Original sehr nahe und war dennoch eigenständig und verschieden.
Audacity
Für eine solche Aufgabe bietet sich das freie Audiobearbeitungsprogramm Audacity an. Damit lassen sich nicht nur Teile einer Musikaufnahme "ausschneiden", sondern auch diverse Effekte auf diese Probe anwenden und schließlich in ein eigenständiges Stück abspeichern. Nachdem man die verlustfreie .wav-Datei mit Audacity geöffnet hat, kann man mit Hilfe der gedrückten linken Maustaste und der Entf-Taste das passende Stück aus dem Sample ausschneiden und dann weiterbearbeiten. Mit Strg+1 oder mit der Option "Einzoomen" unter Ansicht könnt ihr den Ausschnitt auf die Millisekunde genau bearbeiten.
Hat man die richtige Stelle gefunden, kann man nun diverse Effekte darauf anwenden. Damit der Klang nicht zu abrupt beginnt und endet gibt es z.B. die Effekte Ein- und Ausblenden. Dreht noch etwas an der Tonhöhe und dem Tempo und schon habt ihr den Sound für ein Spiel. Der ganze Rest ist Ausprobieren und Experimentieren. Die fertige Datei lässt sich in alle populären Musikformate exportieren, darunter *.mp3, *.ogg und *.flac.
Das fertige Stück klang dann so:
sea.wav
Weitere Beispiele
air.wav
Original: http://www.freesound.org/people/daveincamas/sounds/43807/
air2.wav
Original: http://www.freesound.org/people/digifishmusic/sounds/47347/
battle.wav
Original: http://www.freesound.org/people/Omar%20Alvarado/sounds/93741/