Jeder hat seine Lieblingsdistribution. Meine ist Debian. In den letzten zehn Jahren hat sich in dieser Hinsicht nicht viel getan. Lediglich Ubuntu konnte sich bisher dazwischen drängen und mich 2006 von ihren Zielen überzeugen.
Das bedeutet nicht, dass mich andere Ideen nicht interessieren oder ich fundamentalistisch an einer Distribution festhalten muss. Im Gegenteil: Ich kann zwar nicht versprechen Debian komplett zu vergessen, aber ich bin mir sicher, dass es da noch viele coole Ideen gibt und sei es nur eine Config Datei, die ich für ein Debian System nutzen kann.
Warum aber die Distribution wechseln?
Irgendeinen Grund muss es geben, dass es dort draußen so viele verschiedene Linuxdistributionen gibt, von denen laut distrowatch.com immerhin 129 Stück auf Debian basieren, mit großem Abstand folgen Fedora, Slackware oder Gentoo basierte.
Debian versucht seit neuestem mit einem Zensus mehr Feedback von diesen vielen Derivaten zu erhalten, um Änderungen und Verbesserungen besser in das Hauptprojekt einfließen lassen zu können.
Worin besteht nun der Unterschied zwischen einem Derivat, einer Linuxdistribution oder sogar einem Blend wie Debian Projekte wie Skolelinux, Debian Multimedia oder Debian Science bezeichnet.
Ein Blend oder Flavor ist nichts anderes als eine neue Mischung, eine Untermenge aus allen verfügbaren Softwarepaketen einer Distribution, nur zum Zweck geschaffen eine bestimmte Aufgabe für eine Nutzergruppe möglichst einfach "out-of-the-box" zu erfüllen. Oft sind sie als sogenanntes Metapaket verfügbar.
Derivate sind von einer Distribution abgeleitete Projekte, die im Kern immer noch auf einer wichtigen Komponente des Originals basieren, z.B. der Paketmanager. In anderen Bereichen unterscheiden sie sich aber mehr oder weniger stark von der Originaldistribution. Veröffentlichungen können regelmäßiger oder unregelmäßiger stattfinden, das Erscheinungsbild der Desktopoberfläche ist standardmäßig anders und besonders wichtig, neue Funktionen, Verbesserungen oder Programme, die im Original nicht existieren, wurden hinzugefügt.
Eine Linuxdistribution ist nach Wikipedia eine Zusammenstellung des Linux Kernels mit diverser Software, um hieraus ein Betriebssystem zu bilden.
Im Grunde genommen ist eine Distribution also auch der allgemeine Übergriff, unter dem sich alle anderen aufgezählten Begriffe summieren. Was macht nun aber eine gute Distribution aus?
Für mich persönlich stehen folgende Punkte im Vordergrund:
- Mehrwert: Eine gute Distribution sollte dem Anwender einen großen zusätzlichen Nutzen bieten. Die Software ließe sich zwar auch manuell Paket für Paket installieren oder kompilieren, doch ein Blend übernimmt diese Aufgabe mit einem Kommando oder Mausklick. Bessere Sprachunterstützung, barrierefreie Bedienung, ein Derivat bietet eine benutzerfreundlichere Installation, vereinfachte Konfiguration oder im Gegenteil eine weiter fortgeschrittene, detailliertere Justierung, kurzum mehr Kontrolle. Auch die Vorinstallation einer bestimmten Desktopumgebung mit darauf ausgerichteter Software und angepassten Einstellungen wäre ein gutes Argument für eine Distribution. Umso mehr Mehrwert desto besser.
- Klare Ausrichtung: Eine gute Distribution wurde mit einem bestimmten Ziel geschaffen. Linux bekannter und einsteigerfreundlicher machen (Ubuntu), ein universelles, stabiles, von einer Gemeinschaft entwickeltes Betriebssystem schaffen (Debian), eine extrem leichtgewichtige LiveCD kreieren (z.B. Slitaz) oder jede Kompilierungseinstellung selbst steuern können (Gentoo). Gibt es eine Philosophie, ein besonderes Merkmal oder CI um aus der Masse herauszustechen?
- Tue eine Sache, die aber richtig: Eine gute Distribution schließt eine bisherige Anwendungslücke, ist für einen bestimmten Zweck oder eine Plattform besonders geeignet oder genau das, wonach sich die Welt schon immer gesehnt hat. Egal ob Live Distribution, Server-, Desktop- oder Gaming-Version, wird die Distribution ihren eigenen Anforderungen gerecht und stellt alles andere bisher Dagewesene in den Schatten, führt kein Weg mehr daran vorbei. Kann sie darüber hinaus alles auf hohem Niveau gleichzeitig, dann nenne man sie ab sofort Deb...ähm hervorragende Distribution.
- Support und Community: Jede Distribution hat mal klein angefangen, meistens typisch in irgendeiner Garage 🙄 . Welche Möglichkeiten bietet sie aus diesem Anfangsstadium herauszukommen? Gibt es eine Website, ein Forum, ein Wiki, eine Newsgroup oder gar Handbücher? Wie verhält sich die Gemeinschaft gegenüber "Newbies", welche Maßnahmen wurden ergriffen um die Qualität und Weiterentwicklung positiv zu gewährleisten? Wie werden Entscheidungen über die Distribution getroffen und wie nachhaltig sind diese?
- Freie Software versus Proprietäre: Unfreie Software darf niemals freie Software einschränken. Eine gute Distribution überlässt dem Anwender die Entscheidung, welche Software er verwenden will und welche nicht und schafft dafür die Voraussetzungen. Freie, perfekte, fehlerlose Software für jeden Anwendungsfall ist das Ideal. Doch in der unvollkommenen, realen Welt müssen manche Menschen von Einnahmen leben. Kommerzielle Dienstleistungen, die auf freien Standards aufsetzen und dem Nutzer einen Mehrwert bieten, sollten nicht nur toleriert sondern auch gefördert werden.
In den nächsten Monaten werde ich einige neue Distributionen ausprobieren und schauen, wer Debian vom Thron stoßen kann.
Mal sehen, ob sich auch meine Prinzipien ändern werden. 😉
2 Replies to “Prinzipien, Ideale und was eine gute Distribution ausmacht”