Auf der Mailingliste der Debian-Entwickler, debian-devel, wurde vorgestern ein interessantes Thema in Gang gesetzt: "Wheezy release: CDs are not big enough any more"
Irgendwann hat es die Floppies erwischt, nun scheint es so, als ob CDs das gleiche Schicksal ereilen würde. Der Platz geht aus. Debian und Ubuntu unterstützen bisher die Installation einer kompletten Desktopumgebung mit Gnome, KDE, Xfce und LXDE mit jeweils einer separaten CD. Zusätzlich existieren noch Live-CDs, die ich schon scherzhaft in Kebian, Lebian und Xebian umbenennen wollte. Für die restlichen mehr als 30000 Pakete werden weitere CD-Abbilder vorgehalten, die in der Regel nicht gebraucht werden, sofern man über einen Internetanschluss verfügt.
Da der Freeze für Wheezy immer näher rückt, angepeilt ist die zweite Hälfte des Juni, hat Steve McIntyre auf debian-devel die Frage gestellt, wie man nun alle notwendigen Daten auf nur eine CD unterbringen will.
XZ-Kompression
Tatsache ist, dass auch schon in der Vergangenheit nicht jede Komponente des Gnome-Desktops auf der ersten CD Platz fand und deswegen die fehlende Software über das Internet nachgeladen werden mussten. Ein möglicher Lösungsansatz ist die Verwendung von XZ-Kompression anstatt von gzip oder bzip2, das Aufgeben von CDs zu Gunsten von DVDs oder gar die Abkehr von Gnome als Standardinstallation hin zu leichtgewichtigeren Desktopumgebungen wie z.B. LXDE.
XZ-Kompression, auch bekannt unter dem Namen des verwendeten Algorithmus LZMA, bietet hier einige Vorteile. Wer die xz-utils installiert hat und z.B. mit tar und der Option "-J" Daten komprimiert, stellt schon bald die deutlich verbesserte Kompressionsrate fest. XZ scheint bei mir Daten förmlich zu "verdampfen". Große Abbilder von Festplatten oder Partitionen, die ich mit Partimage oder Partclone sichere, werden regelmäßig mit xz komprimiert und auch die ein oder andere SQL-Datei schrumpfte schon von 109 MB auf lediglich 15 MB zusammen. Gerade für Backupzwecke und zum Platzsparen, wenn Daten Monate oder gar Jahre unangetastet bleiben, ist das äußerst nützlich.
Der Nachteil liegt jedoch in der speicher- und zeitintensiveren Erzeugung der Kompression gegenüber den etablierten Formaten gz und bz2. Im Gegensatz dazu erfolgt die Dekompression der Daten nur unwesentlich langsamer als bei gzip und ist ungefähr doppelt so schnell als bei bzip2. Das macht XZ gerade für das Komprimieren von Binärdateien und Softwarepaketen interessant. Arch Linux hat hier schon vor zwei Jahren umgestellt.
Da die Rechenleistung auf den Build-Daemons zur Erzeugung von Binärdateien anfallen, bekommt der Endanwender von der Veränderung nichts mit, sieht man mal von der geringeren Dateigröße ab. Im gleichen Entwickler-Thread wurde aber auch ein Problem eines universellen Betriebssystem angesprochen, denn Debian lässt sich auch mit Hilfe von Debootstrap von fremden Systemen aus installieren. Da ältere Versionen von Debootstrap XZ noch nicht unterstützen, könnte das auch auf Android-Smartphones mit Debian zum Problem werden.
Was macht Ubuntu?
Wie geht Ubuntu mit der selben Herausforderung um? Steve Langasek, Debian-Entwickler, ehemaliger Release Manager und jetzt Angestellter von Canonical, kündigte hier schon mal für Ubuntu 12.10 an, dass es keine CDs mehr geben und die Größe des Installationsabbildes auf 800 MB anwachsen wird. In Zukunft werden also nur noch DVDs, USB-Sticks und natürlich die Netzinstallation unterstützt.
In Anbetracht des bevorstehenden Freeze bei Debian kann ich mir vorstellen, dass die Umstellung auf XZ-Kompression bei den Binärpaketen noch etwas aufgeschoben wird, die das eigentliche Problem leider auch nur verlangsamen können. Für eher wahrscheinlich halte ich da das Szenario "Keine CDs mehr" oder "CD1 + CD2" für eine Desktopinstallation.
Für mich steht aber schon heute fest, ich bleibe weiterhin bei der Netzinstallation bzw. alternativen Installation von Ubuntu. Wie seht ihr das? Sind CDs Geschichte?
zugegeben, wenn ich Scheiben brenne, dann auf DVD. allerdings muss ich sagen, dass ich die kleine Grösse von Ubuntu doch schätze. Meine USB-Sticks sind alle noch 2 oder 4GB gross. und mit dem Kleinen Ubuntu reichen sie noch für eine persistente Datei. der 2GB Stick, den ich nur für Installationen verwende, dürfte allerdings bei einem grösseren Image bald zu klein werden.
Hallo,
ich denke, dass die CDs in diesem speziellen Fall noch etwas überleben werden. (Variante CD1, CD2 etc.)
Im Großen und Ganzen werden sie mMn aber eher kurz- denn mittelfristig Geschichte sein.
Im Alltag begegegnen mir CDS eigentlich fast nur noch bei Hörbüchern. 🙂
Grüße,
Ralf
Ich nutze regelmäßig die CD-Abbilder, weil ich sonst nicht weiß, wohin mit den ganzen Rohlingen 😉
Ich bemühe mich fleißig, meine 50er-Spindel leer zu kriegen, wobei ich vermute, dass mir das nicht mehr gelingen wird.
Sollte die CD wegfallen, werde ich jedenfalls auf die DVD umsteigen. Dann aber nicht die 800MB-Version, sondern die 4,7GB-Version. Mag es nicht, Rohlinge nur zu einem Bruchteil zu beschreiben.
Da ich auch eine 50er-Spindel DVDs habe, werde ich wohl auch das Ende der DVD mit Resten an Rohlingen erleben. Und damit vermutlich die Abkehr von Scheibenmedien in Gänze. (Jedenfalls werde ich mir keine 50er-Spindel BluRays zulegen. Man hat ja gelernt :).
Ich würde es mal so sagen:
Nicht CDs sind Geschichte, sondern optische Medien im allgemeinen. Außer als Film-Medium (egal ob DVD oder BluRay) benötigt doch heute niemand mehr dieses Zeug.
Bei mir im Rechner befindet sich bereits seit über 4 Jahren kein optisches Laufwerk mehr. Für was gibt es USB-Sticks und extreme HDDs? Über diese Medien gestaltet sich der Datenaustausch sowieso wesentlich angenehmer, besonders ohne die leidliche R- und RW-Rohling Problematik. Ebenso sind Installationen über USB-Stick deutlich schneller und bequemer.
Ich sehe nicht nur den Tot der CD, sondern vielmehr das Ende aller optische Datenträger, zumindest mittel- und langfristig.
Also ich sehe das Ende der CD nur in Teilbereichen zB. wird es noch Ewigkeiten Musik auf CDs geben, da viele etwas in der Hand haben wollen mit Cover (btw einer der Hauptgründe warum Vinyl im Metal so begehrt ist), Texten und so weiter.
In anderen Bereichen ist es aber wohl leider vorbei mit dem netten kleinen Silberling, was natürlich hauptsächlich der Datenmenge geschuldet ist die mittlerweile so anfällt, wobei dieser Datenberg und seine Notwendigkeit wieder ein anderes Thema ist.
Sehe ich auch so.
Wenn es den Entwicklern Zeit spart, weg damit.
Ich würde bevorzugen, dass sie von GNOME weggehen hin zu XFCE oder meinetwegen auch LXDE. Ich mag Debian als leichtgewichtiges System, und GNOME wurde in letzter Zeit auch ziemlich bloated. Ansonsten installiere ich grundsätzlich vom Netzwerk, die Installation per CDs fand ich schon immer zu nervtötend. Ständig CDs auswechseln.
Ich wäre dafür, dass man bei Ubuntu dann zwei Versionen herausgibt. Eine komplette mit allen Programmen auf DVD und eine etwas abgespecktere. Dann sollte man bei der CD-Version das fehlende nachträglich installieren können.
Das wird bei Linux Mint schon lange so gemacht.
Grund dafür ist, das ich es irgendwie nicht gut finde, dass man eine DVD nur mit 800 MB beschreibt, wenn 4,7 GB möglich wären. Das wäre verschwendung!
Bei Debian würde diese Taktik wohl nicht funktionieren, aber bei Cannonical solltem man sich das definitiv mal überlegen!
hi ihr lieben Leute,
also ich habe auch kein Problem damit, dass es keine CDs mehr von Ubuntu geben wird sondern nur noch DVDs. Ich benutze schon lange nur noch hochwertige DVDs, die ich zum geilen Preis von 8 € beim Netto (25 Stück auf einer Spindel) einkaufe und dann brenne.
Bin gespannt, wie die neue Ubuntu-Version sein wird, denn derzeit hat LinuxMint 8mein absoluter Favorit) leider größere Probleme mit der Systemstabilität, seit sie die Gnome-Shell mit der 13ner Release aus der Distro rausgehauen und nun nur noch auf Cinnamon machen. Und deswegen – weil ich die Gnome-Shell liebe – möchte ich mir mal die aktuelle Version von Ubuntu angucken.
Dann habe ich gehört, soll bald Wayland als Window-Manager kommen. Nur das Problem ist: viele Leute haben entweder AMD-Radeon-Grafikkarten oder aber Nvidia-Grafikkarten in ihren Laptops verbaut. Und Nvidia hat ja angeblich – wenn meine bisherigen Nachforschungen richtig sind – nicht vor, Wayland zu unterstützen. Zumindest gibt es noch keine Schnittstellen zu diesen Treibern. Und da könnte es noch zu einem ganz großen Knall kommen. Schade eigentlich.
Gruß
Mintkatze
Ich denke Wayland wird frühestens nächstes Jahr ein Thema werden und den X-Server in naher Zukunft nicht so schnell ersetzen. Alles was ich darüber weiß deutet vielmehr daraufhin, dass es wohl erst einmal eine Koexistenz geben wird. Dabei soll Wayland weder ein Ersatz für den X-Server noch ein Fenstermanager sein. Es scheint einfach viel Overhead wegzufallen und die Art wie Fenster und deren Inhalte gerendert werden unterscheidet sich vollkommen vom alten Modell.
Ich denke Ubuntu hat mit Unity im Moment genug Arbeit, da werden die nicht noch versuchen Wayland alleine zu schultern und wegen den Treibern würde ich mir keine Gedanken machen. Wenn es erst einmal so weit ist, werden die auch funktionieren. 🙂
Es gibt viele alte Rechner die von nichts anderem booten, als von optischen Medien.
Und für die gibt es dann die alten Linux Versionen.
Das neuste Ubuntu macht vermutlich wenig Spass auf einem PII oder ähnlichem.
Und von DVD dürfte so gut wie alles booten können.