Alpine Linux ist eine weitere Linuxdistribution, die man sich merken kann, wenn man ältere PCs wieder in Betrieb nehmen möchte. Sie wurde ursprünglich als Betriebssystem für Router, Firewalls und Server entwickelt und begnügt sich zumindest in Qemu mit gerade einmal 32 MB RAM um in ein Konsolensystem zu booten.
Von dort lässt sich mit dem Befehl setup-alpine
ein textbasiertes Installationsprogramm aufrufen. Die Schritte sind zwar sehr einfach und selbsterklärend, doch leider gibt es keine Möglichkeit auf die Partitionierung Einfluss zu nehmen und es wird standardmäßig die komplette Festplatte in /boot, / und swap Partition aufgeteilt.
Vermutlich liegt diese Vorgabe hauptsächlich daran, dass Alpine Linux als RAM-Distribution konzipiert wurde. Im Regelfall dient die Festplatte nur dazu um Konfigurationsdateien zu speichern. Nach der Festplatteninstallation zeigte htop 12 MB RAM Speicherauslastung an, davor waren es gar nur 9 MB.
Alpine Linux hat einen Paketverwalter dessen Kommandos denen von Debians Apt ähneln. Bezeichnenderweise nennt er sich Apk und für den Anfang muss man sich nur die Optionen add zum Installieren von Software oder search zum Suchen merken.
apk add alpine-desktop
Mit diesem Befehl lässt sich ein grafisches Desktopsystem installieren. Leider funktionierte bei mir das Einloggen nicht, da mir scheinbar ein wichtiges Xorg-Modul für Virtualbox fehlte. Trotz ausgedehnter Suche konnte ich den Fehler bisher nicht finden.
Die Dokumentation zu Alpine Linux konzentriert sich hauptsächlich auf den Servereinsatz und genau hier sehe ich auch den bevorzugten Einsatzzweck. Neben uClibc und Busybox wird vor allem mit den hervorragenden Sicherheitsfeatures geworben. So verfolgen die Entwickler einen präventiven Ansatz, indem Techniken wie PaX und SSP verwendet werden.
Nimmt man alles zusammen wirkt Alpine Linux auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Slitaz, Debian und Arch Linux, wobei es von letzterem wohl die APKBUILDS geerbt hat. Die große Vielzahl an vorkompilierten Paketen wie bei Debian gibt es bei Alpine Linux zwar nicht, dafür lässt sich mit den bestehenden aber schon alles vom Serversystem bis zur kompletten Desktopumgebung wie Gnome oder Xfce einrichten.
Nach dem ersten Überblick und der Installation in Virtualbox denke ich, dass man Alpine Linux als eine Alternative für einen Heimserver in Betracht ziehen kann, müsste mir aber die Distribution noch genauer ansehen, um etwas über die Tauglichkeit als Desktopsystem sagen zu können. Die Community scheint relativ klein zu sein, denn ein Forum habe ich bisher noch nicht gefunden. Dafür gibt es einen IRC-Channel und Mailinglisten. Die Dokumentation ist zwar nicht riesig, dafür aber recht übersichtlich, so dass man am Anfang zumindest schon mal eine Idee hat wie die Dinge bei Alpine Linux angepackt werden.
Kurzum, wer ein Linux sucht, dass sich schon ab 32 MB RAM installieren lässt und dessen Schwerpunkt auf Servern liegt, kann Alpine Linux zu seiner Testliste hinzufügen.