...oder wie meine Backup Strategie aussieht. Ich hatte vor wenigen Wochen ein Erlebnis, was mich einerseits den vor Jahren vollzogenen Umstieg auf Linux nicht bereuen ließ und andererseits daran erinnerte, dass scheinbar unkomplizierte Lösungen proprietärer Anbieter manchmal auch das Gegenteil bewirken können.
Mein Vater ist das, was man wohl einen vorbildlichen Windows-Nutzer nennen würde. Er informiert sich regelmäßig über nützliche Shareware, kümmert sich um Antivirenprogramme und den Schutz seines PCs und kauft Programme, die ihm gefallen. Natürlich hat mein Vater auch seine eigene Philosophie was ein Betriebssystem leisten soll und für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit, dass er Hilfe von den Firmen und Personen erhält deren Produkte er kauft.
Bei Backups geht er keine Kompromisse ein. Die Systemfestplatte wird durch eine externe Lösung komplett gespiegelt und das Image auf einer weiteren USB Festplatte sicher verwahrt.
Als er mir irgendwann erzählte, er musste wieder einmal ein paar Einträge in der Registry löschen, wurde ich hellhörig. Sein Backup Programm, Acronis True Image Home, ließ sich unter Windows 7 nicht wieder vollständig entfernen. Die native Fähigkeit von Windows ein Systembackup zu machen wurde nicht wiederhergestellt.
Kurze Zeit später schickte er mir eine Email des Supports, der in Deutsch antwortete, aber auf eine englische Seite von Acronis verlinkte, auf der die Lösung des Problems erklärt wurde.
Acronis forderte seine Kunden auf ein weiteres Hilfsprogramm herunterzuladen und auszuführen, das natürlich ebenfalls komplett in Englisch war. Natürlich darf man annehmen, dass damit das Problem gelöst worden wäre, aber der Ursprungszustand war immer noch nicht hergestellt, denn diverse Einträge in der Registry waren weiterhin vorhanden.
Auch im Jahr 2011 haben es Windows-Nutzer weiterhin schwer Herr über das eigene Betriebssystem zu sein. Man ist vollkommen auf das Wohlwollen von Windows und der externen Softwarehersteller angewiesen. Gerade elementare Prozesse wie Deinstallation sind hinter einem Schleier versteckt.
Wozu Registryeintrag xy auch nach der Deinstallation noch gut sein sollte, erfährt man nicht. Vielmehr entstehen deswegen Programme wie Revo Uninstaller, so lässt sich natürlich auch Umsatz generieren.
Ich habe mir deshalb angewöhnt gerade bei so wichtigen Aufgaben wie Backups, es so einfach wie möglich zu handhaben. Ich unterteile die Daten in verschiedene Klassen von "Wichtigkeit".
- Daten, auf die ich nicht verzichten kann oder will
Diese sichere ich regelmäßig, wenn sich etwas geändert hat, mit Dropbox oder Ubuntu One. Entweder ich speichere sie direkt in den entsprechenden Ordner und sie werden automatisch mit der "Cloud" synchronisiert oder ich komprimiere alles und verschiebe in regelmäßigen Abständen alles manuell. - Daten, die wichtig sind, aber nicht täglich gesichert werden müssen
Alles andere, was wichtig ist aber nicht unersetzlich, landet bei mir auf externen Festplatten oder einem Online Datenspeicher wie z.B Strato HiDrive. Hier bevorzuge ich ebenfalls die händische Methode.
Damit ich mir nicht merken muss, welche Daten erneuert wurden oder nicht, benutze ich Programme wie Unison oder rsync. Damit lassen sich komplette Backup-Verzeichnisse spielend leicht aktuell halten.
Mein Lieblingsbefehl:
rsync -avze ssh --delete 192.168.0.200:/home/apo/wichtig /home/apo/backup
Hier wird das Verzeichnis wichtig auf 192.168.0.200 mit dem lokalen Backup-Verzeichnis über SSH synchronisiert und nicht mehr entfernt existierende Dateien auf der lokalen Seite gelöscht.
Um nicht zu riskieren ungewollt Daten lokal zu löschen, hänge ich immer vorher noch einmal --dry-run an den Befehl und entscheide mich dann, ob ich mit dem Löschen fortfahren will oder nicht. - Daten, die ich gebrauchen kann, aber die nicht kritisch sind
Zum Testen und Ausprobieren sichere ich ganze Installationen komplett mit der hervorragenden Backuplösung Clonezilla. Sie ist vollständig Open Source, bringt aber die gleichen Fähigkeiten wie bekannte proprietäre und kostenpflichtige Lösungen wie Norton Ghost oder Acronis True Image mit.
Ich denke, für die meisten Sterblichen genügt es die Daten regelmäßig per Hand mit einer der vorgestellten Lösungen zu sichern. Natürlich lässt sich das ein oder andere auch mit einem Cron Job automatisieren. Besser ist jedoch ein Backup bewusst und regelmäßig manuell vorzunehmen. Dabei helfen diverse Clouddienste schon heute ungemein.
Hallo,
erstmal danke für den tollen Block! Les schon den halben Tag 🙂
Kurze Frage zu den Backups. Hast Du keine Bedenken deine Daten in einer Cloud zu speichern oder verschlüßelst Du diese?
Gruß
Hallo, sei mein Gast. 🙂
Ich verschlüssele grundsätzlich wichtige Daten, die ich einem Cloud-Dienst anvertraue. Ich sichere z.B. meine Dokumente, Briefe, etc. als komprimierte tar Datei und verschlüssele diese mit GnuPG. Meistens landen die Daten bei Dropbox, worüber ich auch schon ein paar Worte verloren habe.
Also kurz zusammengefasst: Für mich wichtige Dateien lade ich nur verschlüsselt zu einem Cloud-Dienst hoch. Alles andere ist Vertrauenssache. Bei normalen Configdateien oder Daten, die sowieso öffentlich im Internet verfügbar sind, zerbreche ich mir keinen Kopf.