Ich wollte meinem Lubuntu einen neuen Anstrich verpassen und die standardmäßige LXDE-Desktopumgebung gegen meinen Openbox-Arbeitsplatz austauschen. Ziel war es aber nicht wie üblich von einer minimalen Installation das System aufzubauen, sondern so wenig wie möglich an den vorinstallierten Einstellungen von Lubuntu zu ändern. Ich habe die einzelnen Schritte hier noch einmal dokumentiert, nützliche Quellen angegeben und meine eigene Konfiguration vorgestellt. Ich hoffe, es ist für diejenigen nützlich, die eine schnelle Lubuntu-Installation schätzen, aber anschließend gerne mit wenig Aufwand den Desktop an die eigenen Vorstellungen anpassen möchten.
Vorher und Nachher
Lubuntu benutzt von Haus aus das LXPanel am unteren Bildschirmrand und den Dateimanager PCManFM zum Verwalten des Desktops und der darauf befindlichen Icons. Damit entsteht das klassische Desktopgefühl, wodurch Lubuntu sich in der Standardeinstellung als perfekter Ersatz für all diejenigen eignet, die Gnome 3 und den zahlreichen Gnome-Shell-Varianten nichts abgewinnen können.
Mit ein paar Handgriffen lässt sich aus Lubuntu aber auch ein typischer Openbox-Desktop machen mit Rechsklickmenü, Tint2-Panel und Conky. Zusätzlich habe ich noch Ubuntu One installiert, in das PCManFM-Menü integriert und mir die Alpha des Lubuntu-Software-Centers angeschaut.
Konfiguration
Die folgenden Abschnitte sollen nur kurz erklären, was installiert und konfiguriert wurde ohne dabei zu sehr jedes Detail auszuschmücken. Im Idealfall könnt ihr meine Konfigurationsdateien an den entsprechenden Ort kopieren und die Textdateien bearbeiten, wonach sich das entsprechende Ergebnis einstellen sollte.
Wer mehr Informationen zu LXDE und Openbox haben möchte, sollte einen Blick auf die Artikel im Wiki von ubuntuusers.de oder meine kurze Übersicht "Erste Schritte mit Openbox" werfen.
Diese Pakete haben ich insgesamt entfernt oder zusätzlich installiert.
- Entfernte Pakete: lxpanel
- Installierte Pakete: tint2, conky, menu, obmenu, nitrogen, ubuntuone-client, ubuntuone-control-panel, lubuntu-software-center
Hintergrundbild
Der einfachste Teil des Ganzen. Damit nicht mehr PCManFM das Hintergrundbild zeichnet, bietet sich dafür z.B. das Programm Nitrogen an, das leicht zu bedienen ist. Programm aufrufen, Bilderverzeichnis mit dem gewünschten Hintergrundbild auswählen, fertig. Eine gute Alternative dazu bleibt weiterhin feh. Das Bild habe ich auf wallbase.cc gefunden.
Openbox- und GTK-Thema
Das Thema des Fenstermanagers lässt sich mit obconf, die Themen der GTK-Anwendungen bequem mit LXAppearance ändern. Ich habe mich erneut für Alghattas entschieden, da es mir schon als Thema für meinen Openbox-Desktop mit Arch Linux gefiel. Ein Problem scheint derzeit zu sein, dass Alghattas nicht für GTK3-Applikationen geeignet ist oder LXAppearance hier einfach schlapp macht.
Lösungen: Wählt ein anderes Thema, tauscht die GTK3-Anwendungen aus oder ignoriert das Ganze. 😉
Entpackt Alghattas nach ~/.themes/ und ihr solltet keine Probleme haben das neue Thema mit obconf und LXAppearance auszuwählen.
Conky
Normalerweise bevorzuge ich eher schlichte Conky-Themen. Mir genügen die wichtigsten Systeminformationen in Textform. Das wars. Langweilig, ich weiß. Für den Showeffekt habe ich deswegen mal nach etwas anderem gesucht und bin bei webupd8.org fündig geworden. Ihr könnt euch das Original des Benutzers despot77 von gnome-look.org herunterladen.
Ich habe die Version leicht angepasst, die Farben geändert und das Lubuntu-Logo verwendet. Mit diesem Conky-Beispiel sieht man recht gut die Möglichkeiten von Lua, womit die Kreise und die Uhr dynamisch gezeichnet werden.
Damit Conky sauber beim Abmelden beendet wird, ist es derzeit noch notwendig in der Datei /etc/lxdm/PostLogout
pkill -9 conky
einzutragen.
Download: Mein Conky
Kopieren nach: ~
Tint2
Ich weiß auch nicht genau, was mich an Tint2 so begeistert. Ich denke, es ist dieser schlichte, aber trotzdem so effektive Ansatz. Aufmerksame Leser erkennen auch hier wieder die Vorlage von Crunchbang Linux. Dieses Mal habe ich mich für einen transparenten Hintergrund und vier Arbeitsflächen entschieden. Da ich mit Conky schon Datum und Uhrzeit darstelle, entfiel der entsprechende Konfigurationsteil bei Tint2. Die Anzahl der Desktops lässt sich mit obconf unter dem Reiter "Arbeitsfläche" ändern.
Download: Meine tint2rc
Kopieren nach: ~/.config/tint2/
Autostart
Es ist ziemlich umständlich bei jedem Neustart das neue Panel, Conky und Nitrogen manuell auszuführen. Damit dies automatisch geschieht, gibt es eine Autostartfunktion, die man bei Lubuntu meiner Meinung nach an zu vielen Stellen suchen muss.
LXDE greift auf die freedesktop.org Standards zurück, was ungewohnt erscheint, wenn man es bisher lediglich mit der Datei autostart im Ordner ~/.config/openbox/ zu tun hatte.
Anwendungen lassen sich bei Lubuntu global in /etc/xdg/lxsession/Lubuntu/autostart automatisch ausführen. Diese Datei sieht bei mir so aus.
@nitrogen --restore @xscreensaver -no-splash @xfce4-power-manager @/usr/lib/policykit-1-gnome/polkit-gnome-authentication-agent-1
Wo sind Tint2 und Conky geblieben? Aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen konnte, wurden beide trotz des Eintrags nicht gestartet. Die Alternative ist eine .desktop Datei, z.B. tint2.desktop, anzulegen, sie gemäß dem folgenden Muster zu editieren und dann nach ~/.config/autostart/ zu kopieren.
[Desktop Entry] Encoding=UTF-8 Name=Tint2 Comment=Panel GenericName=Tint2 Categories=GTK;Utility; Exec=tint2 Icon=/usr/share/pixmaps/gksu.png Terminal=false Type=Application NoDisplay=false StartupNotify=true
Mehr Informationen dazu gibt es im Wiki von ubuntuusers.de unter dem Stichwort Menue.
Rootmenü
Mir gefällt das Openbox-Menü, weil ich hiermit schnellen Zugriff auf alle Anwendungen an jedem Punkt der Arbeitsfläche haben kann, indem ich nur die rechte Maustaste drücke. Im Zusammenspiel mit Tastenkürzeln ist das eine große Zeitersparnis. Zuerst muss man das Menü wie folgt aktivieren.
Rechsklick auf den Desktop -> Einstellungen der Arbeitsfläche -> Fortgeschritten -> Option "Menü mit Fenstermanager anzeigen" aktivieren.
Um den Vorgang rückgängig zu machen, kann man pcmanfm --desktop-pref
in einem Terminal ausführen.
Ein Nachteil ist aber am Anfang, dass man dieses Menü zum einen mit obmenu manuell an seine Vorstellungen anpassen muss. In der Regel ändere ich aber nur einige wenige Einträge von Hand, der Rest wird automatisch mit Hilfe des Debian-Menüs generiert. Nach der Installation von menu, trägt man noch folgende Zeilen an die passende Stelle in ~./config/openbox/lubuntu-rc.xml ein.
<!-- You can specify more than one menu file in here and they are all loaded, just don't make menu ids clash or, well, it'll be kind of pointless --> <file>debian-menu.xml</file> <file>menu.xml</file>
Die beiden Namen zwischen den tags verweisen auf die gleichlautenden Dateinamen in ~/.config/openbox/. Mit dem Befehl update-menus
als normaler Benutzer wird das spezielle Debian-Menü neu generiert. Einziger Nachteil, wenn man es nicht global benutzt: Man muss nach dem Entfernen oder einer Neuinstallation von Software update-menus
erneut ausführen, damit das Menü angepasst wird.
Download: Meine Openbox-Konfiguration
Kopieren nach:~/.config/openbox/
Ubuntu One und Software-Center
Ubuntu One und das Software-Center werden beide standardmäßig bei Lubuntu nicht vorinstalliert. Sie lassen sich aber schnell mit
aptitude install ubuntuone-client ubuntuone-control-panel software-center
nachinstallieren. Möchte man mit PCManFM Ordner zur Synchronisation freigeben, kann man sich einen zusätzlichen Menüeintrag im Dateimanager erstellen.
Rechtsklick auf einen Ordner -> Öffnen mit -> Befehlszeile ->
u1sdtool --create-folder %f
Das Kommandozeilenprogramm u1sdtool lässt sich dann auch genauso zum Auflisten und Entfernen von Ordnern aus UbuntuOne benutzen.
u1sdtool --list-folder
u1sdtool --delete-folder "ID"
Lubuntu entwickelt zusätzlich zum normalen Software-Center noch eine leichtgewichtige Version, die schlicht Lubuntu-Software-Center heißt. Es lässt sich aus dem Lubuntu-Desktop PPA einbinden. Da es sich um eine Entwicklungsversion handelt, sollte man dementsprechend mit dem Paket umgehen. Zur Zeit bemerkt man deutlich das reaktionsfreudige Verhalten, einige der Funktionen des normalen Software-Centers wurden aber noch nicht integriert.
Fazit
Ich denke die größte Hürde bei der Umstellung auf einen klassischen Openbox-Desktop ist zum einen das Finden der passenden Stelle für den Autostart und das Anpassen des Rechtsklickmenüs. Der Rest ist Geschmackssache und schnell erledigt. Zum Schluss noch der Desktop ohne geöffnete Fenster.