Peppermint OS in den Wolken

Heute ein kurzer Überblick und Kommentar zu Peppermint OS, einer auf Ubuntu basierenden Linuxdistribution. Der Hauptentwickler von Peppermint OS ist auch gleichzeitig der Verantwortliche für den LXDE-Ableger von LinuxMint, weswegen weder der Name noch die Wahl von LXDE als Desktopumgebung verwundern. Technisch gesehen ist Peppermint sogar ein Fork von Lubuntu, einem weiteren Ubuntu Derivat.


Im Grunde genommen unterscheidet sich das optische Auftreten gar nicht so sehr von meiner Debian-Sid-Installation auf dem Dell Laptop mit Openbox und Lxpanel. LXDE ist auf jeden Fall eine gute Wahl, um die Distribution schnell und ansprechbar zu machen.
Wo liegt nun der Vorteil von Peppermint gegenüber Ubuntu, LinuxMint und jeder anderen Distribution, die auf LXDE setzt?
Peppermints Motto ist die Cloud oder anders ausgedrückt, der Schwerpunkt liegt bei Anwendungen, die nicht auf dem Rechner des Nutzers ausgeführt werden, sondern irgendwo auf einem Internetserver.
Interessant finde ich, dass Peppermint hier gezielt Prism, eine Technologie von Mozilla, einsetzt. Damit lassen sich webbasierte Anwendungen vom Browser trennen und separat auf dem Desktop ausführen. Das macht die Anwendung unabhängiger von bestimmten Browserbugs, ermöglicht aber auch, dass z.B. die mailto: Funktion innerhalb des Browsers nun auch bei webbasierten Diensten wie Google Mail genauso behandelt wird wie bei herkömmlichen Desktopprogrammen.
Es verwundert nicht, dass bekannte Clouddienste oder anders genannt SaaS (Software as a Service) von Google bei Peppermint auftauchen. Google Docs, Google Calendar irgendwann stolpert wohl jeder Mal darüber.
Ein paar weitere Highlights sind Hulu, Fernsehprogramme im Internet, aber leider nur auf Amerika beschränkt. Ebenfalls einen Blick wert ist Seesmic, ein Werkzeug um verschiedenste Soziale Netzwerke direkt vom Desktop oder Mobiltelefonen steuern zu können.
Peppermint bezeichnet sich selbst als leichtgewichtige Distribution und nennt als Mindestvoraussetzung 192 MB RAM. Damit lässt sich tatsächlich die meiste Hardware in Betrieb nehmen, für die wirklich alten Rechner gibt es aber noch genügsamere Alternativen.
Ich persönlich halte die Idee, Cloudanwendungen in den Vordergrund zu stellen, für sehr gut, auch wenn ich persönlich noch nicht jede existierende Anwendung dafür gebrauchen kann.
Ich denke in Zukunft wird Internet-TV eine immer größere Rolle spielen und es wird nur eine Frage der Zeit sein bis Internetverbindung und Angebot so weit fortgeschritten sind, dass klassische Fernseher praktisch überflüssig werden.
Es ist einfach bequemer seine Daten immer und überall verfügbar zu haben. Deswegen werden Dienste für Kalenderapplikationen, Büro, Musik, Video und Onlinespeicherung immer gefragter werden und irgendwann selbstverständlich sein.
Ich glaube, die Frage nach Datenschutzproblemen könnte in Zukunft dadurch behoben werden, dass der einzelne Nutzer irgendwann so mächtig sein wird wie heute ein ganzes Rechenzentrum. Was spricht dagegen, dass irgendwann Speicherkapazität und Internetgeschwindigkeit so groß sein werden, dass private Haushalte ihre Daten spielend leicht selbst global synchron halten können?
Doch bis zu diesem dezentralen Informationszeitalter werden noch ein paar Jahre vergehen. Ich persönlich möchte Dienste wie Dropbox heute nicht mehr missen. Solange es die Möglichkeit gibt sensible Daten zu verschlüsseln, habe ich auch kein Problem damit.
Mein Fazit zu Peppermint OS: Wer Ubuntu oder Lubuntu gut findet und schon heute praktisch alles nur noch in den Wolken macht, sollte sich auf jeden Fall Peppermint OS ansehen.
Wer hier und da nur seine Daten im Internet synchronisiert und auch kein Problem hat, das über den Browser zu machen, wird wahrscheinlich nichts verpassen.
Es bleibt auf jeden Fall spannend welche Technologien in Zukunft Internet und Desktop eins werden lassen.