Es war einmal ein Browser, der war schnell und sehr leicht. Er basierte auf GTK1, startete augenblicklich und war in vielen Distributionen zu finden, die sich auf ältere Hardware spezialisiert hatten.
Der Nachfolger mit der Versionsnummer 2 stieg danach auf die FLTK2 Bibliothek um, welche aber einige Lizenzprobleme hatte, so dass der Browser in vielen bekannteren Linuxdistributionen nicht aufgenommen werden konnte.
Wir schreiben das Jahr 2011 und Dillo 3 hat das Licht der Welt erblickt. Mittlerweile sind die Entwickler wieder auf FLTK1.3 umgeschwenkt, obwohl die Lizenzprobleme für die FLTK2-Bibliothek gelöst sind. Wie auch immer, Debian hat sich entschieden Dillo 3 aufzunehmen, weswegen ich mir den Browser kurzerhand mit Apt installiert habe.
Bei den Systemanforderungen ist Dillo 3 nach wie vor äußerst anspruchslos. Er belegt ca. 2 MB auf der Festplatte und laut ps_mem.py Skript ca. 11 MB RAM auf meinem Inspiron 4000. Die Startzeit um diese Seite zu laden liegt bei ca. 2 Sekunden.
Dillo hat sich offensichtlich seit meinen Versuchen Dillo 2 vergangenes Jahr zu kompilieren weiterentwickelt und bietet nun bessere CSS-Unterstützung. Mein WordPress-Blog ist lesbar und alle wichtigen Navigationslinks sind auch dort wo sie sein sollen.
Natürlich hat Dillo 3 auch ein paar Schwächen. HTTPS-Seiten würde ich weiterhin mit ihm nicht besuchen, da er außer rudimentärsten Kommandos SSL/TLS-Verschlüsselung nicht unterstützt.
Die CSS-Fähigkeiten sind sichtbar besser geworden, aber an die Qualität eines modernen Webkit-, Gecko- oder Presto- Browsers kommt er nicht heran.
Für alle, die immer auf der Suche nach dem besten Kompromiss zwischen Leichtigkeit und Funktionalität sind, kommt Dillo als Webbrowser als eine Möglichkeit in Frage. Mittlerweile bieten aber Webkit-Browser wie Surf deutlich bessere Rendereigenschaften bei vergleichsweise geringen Hardwareanforderungen.
Für reine HTML-Seiten ist Dillo ideal, obwohl links2 mit der -g Option ähnliche Ergebnisse bietet. Für Textseiten ohne Javascript und alles andere gibt es ja auch noch elinks. Interessant für Webentwickler ist auch Dillos Buganzeige am unteren rechten Bildschirmrand.
Am Ende muss man einfach abwägen, was man tatsächlich zum Browsen braucht. Standardmäßig ist Dillo sehr sicherheitsbewusst eingestellt. Cookies werden immer abgelehnt. Normalerweise lässt sich dieses Verhalten in ~./dillo/cookiesrc wieder ändern.
DEFAULT DENY
fltk.org ACCEPT
.host.com ACCEPT_SESSION
Hiermit werden alle Cookies abgelehnt, bis auf fltk.org, welches immer akzeptiert wird und host.com, wofür Dillo aber nur für die Dauer der Sitzung Cookies entgegennimmt. Leider gelang es mir trotzdem bis jetzt nicht, mich in das WordPress-Backend oder Google-Mail einzuloggen. Bei letzterem könnte auch die Beschränkung auf "Standardbrowser" eine Rolle spielen.
Häufig gestellte Fragen beantwortet die Dillo FAQ.
Wie immer gilt, Dillo am besten selbst einmal ausprobieren.