Wer keine Lust hat eine vollständige Entwicklungsumgebung aufzusetzen, aber dennoch gerne eigene Softwarepakete erstellen möchte, kann auf einen Dienst der Linuxdistribution OpenSUSE zurückgreifen. Mit diesem ist es möglich Pakete für verschiedene RPM-basierte Distributionen und auch für Debian oder Ubuntu zu erstellen.
Es genügt, wenn man sich auf https://build.opensuse.org mit Nick und E-Mail registriert. Anschließend hat man Zugriff auf ein eigenes Konto, mit welchem sich eigene Projekte realisieren lassen. Das webgestützte Interface hat mir auf Anhieb gut gefallen. Nachdem man sich für sein neues Paket einen Namen und eine Beschreibung ausgedacht hat, kommt man auch schon sofort zum wesentlichen Teil.
Auf der "Sources"-Seite müssen alle notwendigen Dateien zum Bauen eines eigenen Debianpakets hochgeladen werden. Im Grunde genommen sind das die wichtigen Steuerungs- und Kontrolldateien aus dem mit dh-make erstellten Debian-Ordner innerhalb des Quellpakets. Diese müssen, um vom Buildservice verarbeitet werden zu können, zuerst wie folgt umbenannt werden.
debian.changelog
debian.compat
debian.control
debian.rules
debian.install
Ebenfalls möglich ist es, Dateien direkt aus dem Internet herunterladen zu lassen oder ein Tar-Paket in ein anderes Format zu komprimieren. Sind diese Vorbereitungen getroffen, fehlt nur noch die DSC-Datei und das eigentliche Quellpaket im gepackten Tar-Format. Als Alternative lässt sich auch das komplette Paket-Version-debian.tar.gz mit Quellverzeichnis und der DSC-Datei laut der offiziellen Anleitung hochladen. Letztere Methode hat den Vorteil, dass man auf ein debianisiertes Quellpaket zurückgreifen kann und somit nur noch diese Dateien zum Buildservice hinzufügen muss, was ziemlich praktisch ist.
Wie der Screenshot zeigt, habe ich mich an dem kleinen Texteditor Nano wieder einmal probiert. Eine gute Wahl, wenn man sich in die Materie vortasten will. Nachdem die drei Dateien hochgeladen waren, begann die Virtuelle Maschine, eine XEN Lösung übrigens, automatisch mit der Erstellung der Build-Umgebung, Auflösen der Abhängigkeiten und dem anschließenden Kompilieren. Ich musste danach nur noch die fertigen Deb-Pakete herunterladen.
Praktisch an dem Build Service ist, dass man parallel für unterschiedliche Distributionen und Architekturen Pakete bauen kann. Außer Webzugang und einem Konto gibt es keine weiteren Voraussetzungen. Das gesamte Angebot eignet sich besonders für Entwickler, die ihre Software auf mehreren Plattformen testen wollen, ohne dabei privat mehrere verschiedene Entwicklungsumgebungen installieren zu wollen. Für mich als Nicht-Entwickler ist es dagegen einfach eine bequeme Möglichkeit zum Experimentieren und Dazulernen. Abgesehen davon, dass das zugrundeliegende Rahmenwerk für den Build Service Freie Software ist, zeigt es auch, dass sich verschiedene Linuxdistributionen mit ihrer Infrastruktur gegenseitig ergänzen können.
Von wegen immer: Mein Linux ist besser als deins. 😛