An guten Linuxdistributionen fehlt es nicht. Nur wenige haben sich aber explizit ältere Rechner und gleichzeitig Bedienungsfreundlichkeit auf die Fahnen geschrieben.
Puppy Linux, dessen Namensgeber der kleine Hund des Gründers und Hauptentwicklers Barry Kauler war, gehört mit Sicherheit dazu. Puppy lässt sich als iso auf CD/DVD und USB schreiben und wurde von Anfang an als Live-Betriebssystem konzipiert.
Gerade für Computer ohne Festplatte, aber mit CD-ROM Laufwerk oder USB-Port, erschließen sich hier schnell neue Verwendungsmöglichkeiten.
In gerade einmal 129 MB passen alle Anwendungen, die man sich von einem Betriebssystem als durchschnittlicher Benutzer erwarten kann. Schon beim Booten wird Puppy in den RAM kopiert, womit selbst altersschwache Hardware schnell auf Eingaben reagiert.
Als vergleichbar ähnlich kompakte Distribution mit ebenso guter Reaktionsfähigkeit fällt mir hierzu nur Slitaz ein.
Die Hardwareanforderungen sind gering. Mindestens 128 MB RAM sollten es aber für den Live-Betrieb schon sein. Mit angepassten Puppy Versionen lassen sich auch Rechner mit weniger RAM in Betrieb nehmen. In meiner getesteten Version Puppy 5.2.5 mit Openbox und dem fbpanel gab es mit 256 RAM und einer PIII CPU keine Probleme.
Auffallend waren die zahlreichen Wizards, mit denen sich menügesteuert X-Server, Sound, Drucker, Internetverbindung und weitere Dienste einrichten lassen. Mit dem bekannten Grafikproblem meines Inspiron 4000 hatte auch Puppy Linux zu kämpfen. Doch mit dem XorgWizard und der manuellen Einstellung der Auflösung auf 1400x1050 war auch das schnell gelöst.
Auch ansonsten fällt auf, dass für jeden Verwendungszweck mindestens ein bekanntes Programm wie Abiword, Gnumeric oder Mplayer vorhanden ist oder Dateimanager wie Rox. Dazu gesellen sich ein paar ungewohnt klingende Alternativen und Eigenkreationen wie z.B. PMusic.
Eine Stärke von Puppy Linux ist sicherlich die Möglichkeit seine eigene Distribution zu "remastern" und sogenannte Pupplets zu erstellen. Durch Beiträge aus der Community entstehen so angepasste Varianten mit KDE als Desktopumgebung oder schlanke Umgebungen nur zum Surfen im Internet. Des weiteren gibt es mit Woof die interessante Möglichkeit für Entwickler und Bastler ein Puppy Linux aus anderen Linuxdistributionen wie Ubuntu, Debian, Arch oder Slackware zusammenzubauen, indem deren Binärpakete mit Hilfe von Woof auf ein Puppy Format zurechtgestutzt werden.
Als längerfristig unterstützte Veröffentlichung bietet sich der Download von WaryPuppy an. Die letzte stabile Version gibt es hier.
Puppy gibt es auch in verschiedenen Sprachen, doch müssen die Pakete scheinbar mit dem Paketmanager nachinstalliert werden. Ein einfaches Umstellen der Spracheinstellungen bewirkte bei mir jedenfalls nichts.
Für Tipps und Tricks und Unterstützung empfiehlt sich das deutschsprachige Forum.
Der Systemaccount für Benutzer ist bei Puppy Linux standardmäßig root, was bei anderen Linuxnutzern schon mal die Alarmglocken läuten lässt. Inwiefern sich das tatsächlich negativ bei einer RAM-Distribution auswirkt, konnte ich beim Ausprobieren noch nicht feststellen.
Bemerkenswert und ein besonderes Merkmal von Puppy ist die Option veränderte Dateien und Systemeinstellungen direkt auf einer Multisession-CD abzuspeichern sofern die passende Hardware vorhanden ist. Ansonsten fragt Puppy beim Herunterfahren ausdrücklich, ob man auf einen Datenträger wie z.B. USB-Sticks speichern möchte.
Insgesamt bietet Puppy viele interessante Ideen und ein umfangreiches Arsenal an Software und lässt sich schmerzfrei auf den meisten älteren Rechnern um die Jahrtausendwende benutzen und nach dem ersten Test, denke ich, gehörte es zu Recht auf die Liste der leichtgewichtigen Linuxdistributionen.
3 Replies to “Puppy Linux: Eine Distribution mit dem Namen eines Hundes”