Mich erreichte vor drei Wochen eine nette E-Mail und schnell kamen wir auf das Thema Freie Software und Spiele bei Debian zu sprechen. Unter anderem erhielt ich auch ein paar Vorschläge, welche Spiele es in die nächste Veröffentlichung von Debian schaffen sollten, was mich zu der Idee brachte diesen Artikel zu schreiben.
Du willst ein Spiel in Debian und Ubuntu sehen? So gehts!
- Gehe auf die Suche. Es gibt tatsächlich viele Spiele, die als Freie Software entwickelt werden, aber von denen noch kaum jemand gehört hat. Berusky2 in der Linuxversion gibt es zwar schon mehr als ein Jahr, von einem Paket in Ubuntu oder Debian fehlt jedoch noch jede Spur. FreeOrion ist ein rundenbasiertes, intergalaktisches Weltraumeroberungsspiel in der Tradition der Master-of-Orion-Serie. Lips of Suna ist ein ironisch gemeintes Action-Rollenspiel. Leider existiert für all diese Spiele noch kein Debianpaket. Weitere Ideen zu Linuxspielen findest du z.B. bei holarse-linuxgaming.de, der Linux Game Database, Penguspy, Linuxgames.com und bei vielen weiteren Links.
- Mache sie bekannt. Es nützt nichts, wenn du die Einzige bist, die all diese Spiele kennt. Mache sie bekannt! Das Games Team von Debian pflegt ein paar Seiten im Debian-Wiki. Unter anderem sind das Games/Suggested und Games/Unsuitable. Erstellt euch einen Account für das Wiki und tragt eure Ideen unter "Suggested" ein. Haltet euch an die alphabetische Sortierung und beschreibt, um was es bei dem Spiel geht, unter welcher Lizenz man es verbreiten darf, in welcher Programmiersprache es geschrieben wurde und was euch ansonsten noch für Besonderheiten aufgefallen sind.
- Erstellt einen RFP- oder ITP-Fehlerbericht. RFP steht für request for package und ITP für intent to package. Falls ihr das Spiel selbst nach Debian bringen wollt, ist ITP natürlich die erste Wahl, in den meisten Fällen genügt es jedoch schon Aufmerksamkeit zu erzeugen, indem ihr einen RFP-Fehlerbericht verfasst.
Am einfachsten benutzt ihr reportbug.
reportbug wnpp
Mit diesem Befehl erstellt ihr einen Fehlerbericht gegen das sogenannte Pseudo-Paket "wnpp", Work-Needing-and-Prospective-Packages. Folgt ihr den Menüoptionen zum Thema RFP, könnt ihr ein Paket vorschlagen, welches ihr für geeignet haltet, um irgendwann in Debian oder Ubuntu zu erscheinen. - Nutzt das richtige Forum. Spieleentwicklung geschieht häufig auf bestimmten Mailinglisten, im IRC, aber auch Foren und jede andere Kommunikationsform sind denkbar. Debian hat eine eigene Mailingliste für die Entwicklung von Spielen, bei Ubuntu gibt es ebenfalls ein eigenes GamingTeam! Wenn ihr eine gute Idee habt, sprecht sie an, stellt sie vor, verwirklicht sie! Umso mehr Informationen ihr zur Verfügung stellt, desto besser können sich Interessierte eine Meinung darüber bilden, ob sie das Spiel als Paket einbringen wollen. Lasst euch jedoch auch von Rückschlägen nicht entmutigen.
- Tu es selbst. Ihr habt euch die Mühe gemacht und alle Informationen zusammengetragen, sie öffentlich gemacht, aber so richtig will keiner anbeißen. Warum? Freie Software zu entwickeln ist für viele nur ein Nebenjob. Ihr erntet also nur Missmut und gar Unverständnis, wenn ihr erwartet, dass irgendjemand ein Spiel für euch paketieren soll. Macht es einfach selbst. Die Chancen steigen exponentiell, wenn ihr euch selbst als zukünftiger Paketverwalter anbietet.
Wenn gute Gründe gegen die Karriere als Paketverwalterin sprechen, macht euch den Spaß und tragt so viele Informationen zusammen wie nur möglich, haltet sie am besten auf einer eigenen Wiki-Seite fest und stellt sie vor. Die meiste Arbeit bei der Erstellung eines Pakets ist nicht selten nur die reine Technik, sondern oft das Sichten der Lizenzen. Stimmt es tatsächlich, wenn die Entwickler ein reines "Open-Source-Spiel" versprechen? Oft offenbart z.B.
grep -ri "All rights reserved" /Pfad-zum-Spiel
die ein oder andere Überraschung. Ihr helft der zukünftigen Aufnahme des Spiels in Debian und Ubuntu ungemein, wenn ihr solche "Show-stopper" frühzeitig erkennt und problematische Dateien und Code öffentlich dokumentiert.
Ich erwähnte es sicherlich schon an der ein oder anderen Stelle. Freie Software bietet einem alle Freiheiten, ist manchmal auch anstrengend, macht jedoch auch immer wieder Spaß.
Mach mit!
Soweit ich weiß ist „All rights reserved“ zwar nicht schön, aber kein Showstopper. Das was diese Worte nach der obsoleten Buenos Aires Convention von 1910 bedeuten gilt nach der Berne Convention automatisch und das heißt nicht, dass man etwas nicht explizit unter eine freie Lizenz stellen kann.
Wenn man beim Paketieren helfen will, ist die richtige Addresse das Debian Games Team. Dort findet man Sponsoren, sodass man Spiele-Pakete betreuen kann ohne Debian-Entwickler sein zu müssen.
Das Ubuntu Gaming Team macht nach deren Wiki-Seite Marketing, d.h. nicht die richtige Addresse, wenn man ein Spiel in Ubuntu sehen will.
Es stimmt, dass du den Wortlaut „All rights reserved“ z.B. auch bei der BSD-Lizenz und anderswo finden kannst. Der String kann aber auch zu ganz anderen Lizenzen führen, die das Verbreiten des Quellcodes verbieten und das ist dann schon ein „Showstopper“.
Deine Links sind etwas durcheinander geraten, weshalb du zuerst auch unter Spam gelandet bist. 😉 Hoffe das stimmt nun so. Ich denke jedoch schon, dass das Ubuntu Gaming Team dabei helfen kann, Spiele nach Ubuntu zu bringen und sei es nur Beratung.
Die Linux Spiele sind fast alle scheiße, ich schreib mich lieber in den Steam-Betatest ein.
@Daria:
Auch mit „Scheiße“ läßt sich spielen.
Milliarden Schmeißfliegen können nicht irren.
Auch Kleinkinder spielen mit Scheiße, bis es von den Eltern verboten wird.
Es steckt sicherlich Potential in „Scheißspiele“, wenn mann sich nur einmal ernsthaft damit beschäftigen würde…
In diesem Sinne: Happy Tux-Gaming
@Fusin, ja natürlich sind 99% Spiele für Linux scheiße. Spiele sind schon kommerzielle Produkte, und die Industrie sieht Linux nicht als Absatzplattform. Ich erhoffe, dass es sich mit der neuen Valve Entwicklung auch ändern könnte.
https://launchpad.net/~mterry/+archive/ppa2
hier ist doch schon mal nen 64bit quantal ppa für freeorion.
Hi zeroc,
die Sache mit den PPA’s. Ich persönlich halte sie genau wie das AUR von Archlinux für eine gute Sache, da sie die Hürde senken selbst zu Linux in Form von Paketen beizutragen. Oft stimmt aber das Innere des Pakets nicht. An FreeOrion hängt auch noch Bullet, eine professionelle 3D-Bibliothek dran und libgigi. Man muss also drei Quellpakete in mehrere Binärpakete aufspalten. Außerdem muss bullet als sogenannte shared library verpackt werden, d.h. systemweit verfügbar sein, damit in Zukunft Sicherheitsprobleme an einer Stelle beseitigt werden können.
Kurzum die „offizielle“ Variante erfordert bei diesem speziellen Spiel mehr Aufwand als sonst. Aber wenn das PPA gut funktioniert und man dem Ersteller vertrauen kann, warum nicht?
in der tat muss man vom selben ppa auch libgigi0d libgigiogre0d libgigisdl0d und diverse -dev pakete installieren, aber es läuft prima. ob man dem ersteller vertrauen kann, weiß ich natürlich nicht.