Ein paar Tipps zum Leben auf der Konsole

Ich wurde vor kurzem gebeten ein paar Tipps zum Thema "Leben auf der Konsole" zu schreiben. Das ist gar nicht so einfach, denn mit der Kategorie versuche ich gleich mehrere Themen unterzubringen, ein Ziel, was ich mir Anfang des Jahres vorgenommen habe.
Zum einen ist es eine Möglichkeit Konsolenanwendungen, die ohne grafische Oberfläche auskommen oder nur auf ncurses basieren, auszuprobieren und dann hier darüber zu schreiben. Für einen wirklich alten Rechner sind solche Programme eine Notwendigkeit, viele davon benutze ich aber auch täglich auf den leistungsfähigeren Rechnern, weil ich sie für eine bestimmte Aufgabe schlicht für das beste Programm halte. Auf der anderen Seite soll "Leben auf der Konsole" auch zeigen, dass man mit einigen wenigen Kommandos ein bestimmtes Problem lösen kann und das praktisch auf jeder Art von Hardware auf der eine Linuxdistribution läuft. Kurz zusammengefasst landet in dieser Kategorie alles, was ich überwiegend in einem Terminalemulator oder direkt in der Konsole ausführe.
Hier einmal sechs allgemeine Punkte, die vielleicht am Anfang nützlich sind.

  1. Bücher. Als ich im Jahr 2001 mit Linux angefangen habe, war mir weder genau klar, welche Linuxdistribution ich verwenden sollte, noch wie ich am effektivsten an Informationen komme. Mir wurde damals als Einstieg Michael Koflers Buch "Linux. Installation, Konfiguration, Anwendung." empfohlen, was in der 6. Auflage noch heute in meinem Bücherregal steht. Ich kann es als Überblick über wichtige Linuxthemen und für die ersten Schritte mit Linux allgemein und auf der Konsole heute noch empfehlen. Am besten ihr schaut z.B. bei ebay nach einer aktuellen und kostengünstigen Version vorbei.
  2. Wikis. Heutzutage ist es nicht mehr weiter schwer an Wissen zu Linux zu gelangen. Man muss sich nur etwas Zeit nehmen und das Wiki bei ubuntuusers.de oder archlinux.org bzw. archlinux.de durchstöbern. Garantiert hat man danach sein Wissen über Linux vervielfacht.
  3. Blogs. Mein Interesse speziell für ältere Laptops kommt daher, dass ich mir 2008 einen Dell Inspiron 4000 gekauft habe und darauf zuerst Gnome und später Xfce ausprobiert habe. Mit Debian Etch war Xfce damals noch als Desktopumgebung in Ordnung, stellte mich aber später auf diesem Modell nicht mehr vollständig zufrieden. 2009 begann ich mich deshalb nach Alternativen umzuschauen und stieß auf Urukramas Weblog, wo ich viele neue Ideen zu Fenstermanagern und speziell zu Openbox fand. Dort erfuhr ich auch zum ersten Mal von K.Mandlas Blog.
    K.Mandla hat seit 2006 über 2000 Blogartikel zum Thema Linux auf älteren Rechnern geschrieben. Sein Blog ist eine echte Fundgrube, wenn es um Ideen zu Leichtgewichtigen Linuxdistributionen, Software und speziell älteren Rechnern geht. Dabei hat er auch über eine längere Zeit ein reines Konsolensetup auf seinen ältesten Laptops vorgestellt. Viele seiner Tipps habe ich schon ausprobiert, doch es gibt immer noch Neues zu entdecken. In vielen seiner Gedanken finde ich mich auf der gleichen Wellenlänge wieder. Kurzum ist es das Blog, was ich nicht nur wegen dem Fokus auf ältere Hardware, sondern auch wegen den wertvollen Informationen zu Linux im Allgemeinen jedem empfehlen kann, der sein Linuxsystem an die eigenen Vorstellungen anpassen möchte.
    Ich versuche mit manchen Blogartikeln, die Posts aus dem Englischen ins Deutsche zu bringen, die mich am meisten interessiert haben. Meine Laptops und Schwerpunkte unterscheiden sich dabei natürlich. Im Prinzip könnte ich jeden Tag einen Post zu einer bestimmten Konsolenanwendung schreiben, es ist aber besser, wenn man erst einmal schon auf bestehendes Wissen zurückgreift.
    Leider kenne ich kein deutsches Blog, welches den gleichen Fokus und auch die Qualität wie das von K.Mandla hat. Möglicherweise bin ich aber auch einfach nur ignorant. Wenn also jemand ein deutschsprachiges Blog kennt, welches die gleichen Themen abdeckt, dürft ihr mich gerne in den Kommentaren darauf stoßen.
  4. Leichtgewichtige Anwendungen. Unter diesem Schlagwort findet man im Internet tonnenweise Informationen. Leichtgewichtig wird heutzutage schon beinahe inflationär genutzt. Nicht jedes Programm ist wirklich so genügsam und gleichzeitig flexibel. Das erfährt man aber erst, wenn man den Realitätscheck auf einem älteren Computer macht. Wenn man auf der Suche nach leichtgewichtigen Programmen ist sollte man auf jeden Fall diesen Seiten einen Besuch abstatten.Gunnix
    K.Mandlas Software Seite
    K.Mandlas Wiki
    Archlinux Wiki Lightweight Apps
    Übersicht zu Konsolenprogrammen und ihren grafischen Entsprechungen
  5. Übung macht den Meister. Am besten ist es, man schnappt sich einen alten Computer/Laptop, den es bei ebay teilweise für wenig Geld gibt und versucht alle Anwendungen, die man auf seinem leistungsfähigen Computer nutzt in Konsolenanwendungen zu übersetzen. Das Ziel ist es den älteren Rechner genauso zu nutzen als sei er ein brandneues Modell. Als Distributionen kann ich Debian, Arch Linux oder Slitaz empfehlen und die vielen anderen leichtgewichtigen, die ich in der Kategorie Distributionen schon vorgestellt habe. Wer sich nicht extra einen neuen Rechner zulegen möchte, kann natürlich auch mit einer Virtuellen Maschine experimentieren, der z.B. nur 128 MB RAM oder weniger zugewiesen wurde. Natürlich wäre ein Multiboot-System ebenfalls eine gute Möglichkeit um verschiedene Distributionen oder Setups parallel auf einem Rechner zu vergleichen.
  6. Geduld. Linux ist sehr vielseitig. Man kann praktisch alles auf der Konsole machen, man muss es aber nicht tun. Niemand kann sich alle Befehle oder Programme merken, die es für Linux gibt. Deshalb hilft oft ein Blick in die Handbuchseite des Programms mit man weiter. Wenn etwas nicht auf Anhieb klappt, sollte man Linux nicht gleich verdammen, sondern schauen, ob es vielleicht ein Hardwareproblem, das falsche Programm oder schlicht falsche Handhabung ist. Wenn man sich genug Zeit nimmt, lösen sich viele Probleme oft von selbst.

Ich hoffe, ich konnte ein paar Denkanstöße geben.

6 Replies to “Ein paar Tipps zum Leben auf der Konsole”

  1. Hallo apo,
    ich wollte dir danken, dass du diesen Beitrag mit Tipps erstellt hast.
    Nun hätte ich noch eine Frage, die hier zwar ein wenig fehl am Platz ist, aber mir hat leider keiner helfen können (auch Google nicht^^) und ich habe gedacht du weißt zufällig Rat.
    Ich habe mittlerweile ein Notebook mit 64 MB RAM und einer 300 Mhz K6 AMD CPU (dazu noch eine Grafikkarte mit 2 MB V-Ram wobei ich mir aber unsicher bin ob die erkannt wurde) und wollte mir dort Debian mit Openbox und Slim als Login-Manager installieren, aber leider hast Slim massive Darstellungsfehler und ich kann mich nicht einloggen (oben ist nur eine hell strahlende Fläche und der Rest ist hellblau. Kannst du mir eventuell sagen woran das liegt, denn eigentlich sollte mein RAM ja ausreichen.

  2. Hi Marlon
    Ja, der RAM reicht aus. Vermutlich ist das ein Problem mit dem X Server, der deine Grafikkarte nicht automatisch erkennt und deshalb die Einstellungen falsch konfiguriert.
    Hast du eine Netzinstallation mit Debian gemacht und die Pakete xorg, slim und openbox installiert? Was für ein Notebook ist das genau? Wer ist der Hersteller der Grafikkarte? Probier mal lspci. Das Kommando teilt dir diese Information mit.
    Die beste Vorgehensweise ist du findest heraus wie der Treiber für deine Grafikkarte unter Linux heißt oder googelst speziell nach deinem Laptop Modell und xorg.conf. Diese Datei musst du wahrscheinlich manuell in /etc/X11/ anlegen.
    Für meinen Dell Inspiron 4000 musste ich es auch machen. In diesem Artikel habe ich das etwas näher beschrieben. Dort befindet sich auch meine xorg.conf für dieses Modell.
    Kopiere sie einfach mal nach /etc/X11/ und starte den X-Server neu oder mache einen Reboot. Vielleicht funktioniert das sogar schon. Die Bildschirmauflösung solltest du anpassen. Meine Maximalauflösung ist 1400×1050, deine wird vielleicht niedriger sein. Du musst die Modes Zeilen in der xorg.conf dementsprechend anpassen.

  3. Hi,
    also das Kommando lspci hat leider nichts gebracht, da er sagte das Kommando sei unbekannt. Das Modell ist ein IPC TopNote K6II-300 (mit normalerweise nur 32 MB SD-RAM), allerdings konnte ihc dazu keine wirklich brauchbaren Informationen im Internet finden.
    Ich hätte noch eine Frage am Rande, da ich mir einen Lan2Usb Adapter geholt habe und diesen installieren muss. Er fragt mich immer nach Parametern wenn ich auf die Makefile klicke (im Midnight Commander) und wenn ich keine eingebe passiert nichts. Welche Parameter muss ich denn da eingeben? (x und -x für executable brachten leider nichts)

    1. Das Programm lspci befindet sich im Paket pciutils. Wenn du das Paket installierst, sollte lspci zur Verfügung stehen. Hier habe ich auch was zu dem TopNote gefunden. Link. Möglicherweise hast du auch eine Trident Grafikkarte.
      Das mit dem Lan2Usb Adapter solltest du vielleicht anders angehen. Normalerweise gibt es im Linuxkernel einen Treiber, der im besten Fall automatisch aktiviert wird, wenn du den Adapter anschließt. Falls nicht solltest du im Internet zuerst einmal herausfinden, welcher Linuxtreiber dem Adapter zugeordnet ist. Das Modul manuell zu kompilieren sollte der letzte Ausweg sein. 😉 Falls du wirklich kompilieren musst, genügt in der Regel einfach nur make in einem Terminal auszuführen. Die Datei solltest du also nicht noch extra ausführbar machen müssen.

  4. Hallo,
    erstmal danke dass du mir so viel hilfst und ich habe mittlerweile herausgefunden, dass es sich um eine Trident Microsystems Tgui 9660/938x/968x (rev d3) handelt. Ich habe mal geschaut, ob es ein Treibermodul für trident gibt, allerdings war das Paket xserver-xorg-video-trident bereits installiert (und der Grafikfehler kommt bei Slim mittlerweile nicht mehr, aber er startet auch nicht (zumindest sehe ich nichts aber die Konsole zeigt mir an, dass er startet)).
    Und was den Adapter angeht so kam das hier bei lsusb:
    Bus 002 Device 002: ID 0fe6:9700 Kontron (Industrial Computer Source / ICS Advent)
    dazu habe ich auch einen Thread im Ubuntuusersforum gefunden, aber der hat mir nicht so viel gebracht (http://forum.ubuntuusers.de/topic/treiber-fuer-usb-stick-mit-rj-buchse-kein-wlan/#post-3221257).
    Die Angaben von elektronenblitz63 habe ich an meinem Ubuntu-Netbook mit Maverick getestet, was aber nichts brachte (vermutlich weil ich vorher kein Modul geladen habe, aber ich weiß leider auch nicht wie genau ich das machen soll).

    1. Hallo
      kein Problem. Rechne nur damit, dass ich dich für allgemeine Fragen an ein Forum oder an eine ausgedehnte Google Suche verweise. Die Chancen, dass du dort schnell eine Antwort findest sind weitaus höher als in einem Blog.
      Unter dem Suchbegriff: Trident Microsystems Tgui 9660/938x/968x gibt es als sechster Treffer bei google eine xorg.conf, die du zum Testen mal nach /etc/X11/ kopieren solltest. Vielleicht löst das deine Probleme. Wenn du später einmal auf der Konsole arbeiten möchtest empfehle ich noch den Treiber tridentfb zu laden. Um einen Treiber manuell zu laden musst du z.B. modprobe tridentfb als root ausführen. Um ihn zu entfernen genügt ein rmmod tridentfb. Schau auch mal nach ob der tridentfb Treiber nicht in /etc/modprobe.d/fbdev-blacklist.conf eingetragen worden ist. Falls ja einfach aus dieser Datei entfernen und du solltest automatisch Unterstützung für den Framebuffer bekommen. Wie du die Auflösung einrichtest steht z.B. im Artikel Slitaz tunen.
      Zum Lan2Usb Adapter: Der Link zum Forum von ubuntuusers.de scheint auf den richtigen Weg zu zeigen. Du aktivierst das Modul, den Treiber, mit modprobe dm9601. Wenn du dir dann die letzten Zeilen der Systemnachrichten mit dmesg | tail anschaust, solltest du so etwas wie registered new interface driver dm9601 sehen. Der ganze Thread scheint sehr hilfreich zu sein. Du solltest die Befehle, die elektronenblitz63 eingebracht hat, nach dem Laden des Kerneltreibers ausführen. Falls Probleme auftreten würde ich direkt dort im Forum nachfragen.

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