ttylinux: Sehr klein und minimal doch nur etwas für Experten

Wer dachte das vorgestern vorgestellte AntiX wäre ein Linux für Konsolenliebhaber, der kannte ttylinux noch nicht. Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte ttylinux ist eine Linuxdistribution für Experten, Fortgeschrittene und Bastler.
Es fällt mir ehrlich gesagt schwer hier in die Tiefe zu gehen, denn mit wenigen Worten ist viel gesagt. Ich versuche seit einiger Zeit meinen Horizont in Sachen Linuxdistributionen zu erweitern. Insbesondere interessieren mich Distributionen, denen es gelingt mit moderner Software ältere Rechner genauso produktiv wie früher zu betreiben, ohne sie dabei in die Knie zu zwingen.
Bei ttylinux bin ich mir bei einer Sache sehr sicher. Es handelt sich um eine reine Konsolendistribution. Auch in Zukunft wird es hierfür keine Unterstützung für grafische X Programme geben. Der Fokus liegt ganz klar auf sehr geringen Hardwareanforderungen und minimaler Ausstattung, die sich mit eigenem Einsatz aber erweitern lässt.

Ziele der Distribution sind eingebettete Systeme oder ältere Rechner mit sehr wenig Arbeitsspeicher. Als Empfehlung sollten es mindestens 28 MB RAM sein. Zusätzlich begnügt sich ttylinux bei einer Festplatteninstallation mit gerade einmal 12 MB Speicher und lässt sich nicht nur für i386 und x86_64 installieren sondern auch für die PowerPC, ARM und MIPS Architektur. Das Booten funktioniert dabei außerordentlich schnell.
Die geringe Größe der Distribution lässt sich leicht durch die sehr geringe Anzahl an vorinstallierter Software erklären und auch weitere installierbare Softwarepakete sind Mangelware. Um den Pool zu erweitern sind auf jeden Fall Extraarbeit und die Bedienung des ttylinux eigenen Build-Systems von Nöten. Problematisch wird es auch mit der Unterstützung von Hardwarefunktionen. Sollte man keine Ethernet Schnittstelle besitzen, was bei älteren Laptops nicht unüblich ist, wird man schnell vor Probleme gestellt. In der Dokumentation, die nur in Englisch vorliegt, konnte ich zumindest nichts zu PCMCIA und einer Konfiguration von WLAN-Karten mit WPA entdecken.
Installierte Pakete

Größe und Speicherverbrauch sind zwar beeindruckend, doch immer dann, wenn ich mich dabei ertappe Veränderungen am Linuxkernel vornehmen zu müssen und zusätzliche Software selbst kompilieren muss, gibt es mit großer Sicherheit meist eine einfachere Möglichkeit das Problem zu lösen. Als Gegenbeispiel lässt sich Slitaz in der Minimalinstallation schon mit 8 MB RAM zum Laufen bewegen und nach der erfolgreichen Installation auf dem Toshiba 220 CS standen mir danach mehr als 2500 vorgefertigte Softwarepakete zur Verfügung.
Man kann es drehen und wenden wie man will, aber ttylinux eignet sich am ehesten für Leute, die Linux from scratch langweilt und die eine neue Herausforderung suchen. Wer sich vor Bastelarbeit nicht scheut, ein absolut minimales Linux mit SSH und dem retawq-Textbrowser betreiben oder eine Linuxfirewall aufsetzen möchte, wird an ttylinux sicherlich Gefallen finden.

4 Replies to “ttylinux: Sehr klein und minimal doch nur etwas für Experten”

  1. finde es immer wieder toll wenn man ein Linux als „nur Experten“ bezeichnet, es damit als nicht beherrbar in eine Schublade legt.
    Im Grunde ist die Steuerung über die Konsole doch bei allen leicht erlernbar und möglich. Grafische Oberflächen leicht zu übersetzen und damit alles möglich.

  2. Ich denke im Vergleich zu anderen Distributionen, die ich schon ausprobiert habe, erfordert ttylinux von seinen Benutzern schon viel Eigeninitiative. Wenn man also ältere Rechner weiterhin produktiv nutzen möchte, gibt es umfangreichere und gleichzeitig einfacher zu bedienende Linuxdistributionen. Mit „für Experten“ wollte ich nicht sagen, dass es nicht beherrschbar wäre. Für Experten heißt nur, dass der Nutzer eine sehr genaue Vorstellung haben muss, was er sich von ttylinux erwartet. Wie der Name schon andeutet ist sie für die Konsole konzipiert und eine komplette grafische Oberfläche einzurichten, ist bei ttylinux auf jeden Fall eine Aufgabe für Fortgeschrittene. 😉

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